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Dorian Hunter 133 (eBook)

Der Wahnsinnige

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5694-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 133 - Earl Warren
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Chakravartins leere, tiefschwarze Augenhöhlen starrten Croyd an. Immer größer wurden sie vor den Augen des Dämons, wurden zu schwarzen, unergründlichen Schächten. Eine eherne Stimme hallte, und eine eisige Kälte ließ Croyd am ganzen Körper zittern.
»Sei mein Sklave, Croyd Breydur! Unterwirf dich!«
Der Dämon ächzte und bot seine ganze Willenskraft auf, um sich gegen den fremden Einfluss zu wehren. Als seine Zunge ihm endlich wieder gehorchte, brüllte er vor Schmerzen und Wut. Ihm war, als würde das Gehirn aus seinem Schädel gerissen.
Croyd wurde wahnsinnig ...
Der mächtige Januskopf Chakravartin setzt alles daran, einen Weg zurück in seine Heimat zu finden - und eine Spur führt ihn direkt zum Tempel des Hermes Trismegistos!


1. Kapitel


Das Gesicht des Dämons verzerrte sich zu einer teuflischen Grimasse. Ein lautloses Lachen erschütterte seinen kräftigen Körper.

Die furchtbaren Schreie und das Stöhnen des verstümmelten Mannes auf der Straße riefen Leute aus den Häusern. Wie der auf dem Boden Liegende dick mit Pelzen vermummt, eilten sie in den Eissturm hinaus.

Kalt war es, eisig kalt; dreißig Grad unter null. Vom Nordpol war die eisige Sturmzone übers Meer gezogen und tobte jetzt über Island. Man konnte nur ein paar Meter weit sehen. Die ersten Menschen erreichten den im Schnee Liegenden. Sie umringten ihn, starrten auf seinen Arm, der zwei Meter von ihm entfernt lag.

Einer von den Männern schaute nach oben. Sein Schrei alarmierte die anderen. »Da!«, schrie er. »Es ist Croyd – dieser Satan.«

Der Dämon brüllte vor Lachen. »Ja, ich bin Croyd. Croyd mit dem Messer. Ich hacke euch die Köpfe ab, die Arme und die Beine, wenn ihr mir in die Quere kommt. Zittert vor Croyd Breydur!«

Die Menschen duckten sich, und ein paar flüchteten in die Häuser an der Hauptstraße des Dorfes Burdhadalur.

Lachend, zufrieden mit dieser Demonstration seiner Macht, flog Croyd davon. Das Schneetreiben verschluckte ihn, und sein brüllendes Gelächter verklang.

Die Männer und Frauen bei dem Verletzten bekreuzigten sich, bevor sie es wagten, dem Stöhnenden Erste Hilfe zu leisten. Eilig wurde er ins nächste Haus getragen, und im Nu war die Straße wie leer gefegt.

Alle fürchteten, dass er wiederkommen würde, um noch einmal sein Spiel zu treiben – Croyd, der Sturmdämon, den jeder auf Island fürchtete. Er liebte es, mit dem Sturm zu fliegen, und wenn er einen Menschen im Freien sah oder witterte, dann flog er manchmal an ihn heran und schlug ihm mit seinem großen Messer einen Arm, ein Bein oder sogar den Kopf ab.

Aber diesmal kam der Dämon nicht zurück. Sein Mütchen war gekühlt. Er wollte zurückkehren zu den anderen Breydurs, von denen er bei Weitem der wildeste und furchtbarste war.

Croyd verachtete die Sippe, zu der er zählte, zumindest dem Namen nach. Es gab Gerüchte, nach denen Asmodi selbst ihn gezeugt haben sollte bei einem Sabbat. Croyds Mutter konnte sich dazu nicht mehr äußern. Sie war kurz nach der Geburt gestorben. Eingeweihte wollten wissen, dass die Breydurs sie wegen des Fehltritts ermordet hatten. Den Knaben Croyd wagten sie nicht zu beseitigen, denn Asmodi behielt ihn im Auge. Später konnte Croyd auf sich selbst aufpassen. Er blieb bei der Breydur-Sippe, denn er fühlte sich wohl auf Island. Er sah die Insel als sein Königreich an – von ein paar Punkten abgesehen, die er lieber mied. Schmerzliche Erfahrungen hatten es ihn gelehrt.

Croyd flog mit dem Sturm nach Südosten. Sein Mantel trug ihn. Der Dämon konnte das zerklüftete, verschneite, bergige Land unter sich nicht sehen, aber er wusste genau, wo er sich befand. Wie tausend hungrige Wölfe heulte der Sturm, doch in Croyds Ohren war das Musik.

Mit rauer, misstönender Stimme sang er. Der Sturmwind zauste an seinem Haupt- und Barthaar, in dem sich Eisgraupeln verfangen hatten, und Schneeflocken umwehten ihn.

Croyd spürte die Kälte kaum. Sein schwarzes Blut war nicht empfindlich. Er freute sich schon auf den Blutmet, jenes berauschende, vergorene Getränk, das außer der Inzucht der Hauptgrund für den Untergang der Breydurs war.

Bald wusste der Dämon den Berg Skjaldbreidur und das Anwesen seiner Sippe unter sich. Jäh stieß er herab. In einer unzugänglichen Kesselschlucht lag das Gehöft. Der Zugang ließ sich leicht mit Eis- und Felslawinen sperren und war für normale Menschen durch magische Sperren abgesichert.

Der Sturm pfiff und heulte um die Felsklippen, während Croyd zu Boden schwebte. Er stand auf dem Hof des verwahrlosten Anwesens, das aus einem Haupthaus, einem Nebengebäude und Scheunen und Ställen bestand. Vom Blut allein konnten die Breydurs nicht leben; sie brauchten auch andere Nahrungsmittel. Sie hielten sich Sklaven, Menschen, die sie unterjocht hatten. Diese mussten für sie die Arbeiten auf dem Hof verrichten, und zudem wurde ihnen noch das Blut abgezapft. Nicht so viel, dass sie sofort starben. Aber nach ein, zwei Jahren war so ein Breydur-Sklave am Ende und gab den letzten Rest seines Blutes für die Dämonensippe.

Croyd merkte sofort, dass etwas nicht stimmte, als er zum Haupthaus ging – einem wuchtigen Holzgebäude. Bei dem Sturm und der Kälte hielt sich keiner im Freien auf. Selbst am hellen Tag war es düster durch das Schneetreiben und die tief hängenden Wolken. Die Atmosphäre war es, die Croyd störte.

Er spürte eine starke, fremdartige Ausstrahlung, aber noch dachte sich Croyd nichts dabei. Ein fremder Dämon konnte zu Besuch gekommen sein, obwohl das bei den Breydurs nicht eben häufig vorkam.

Croyd Breydur trat sich die Schuhe ab und ging ins Haupthaus. Er lief durch den kurzen, düsteren Flur zur Halle und riss die Tür auf.

Da saßen sie alle. Skjald Breydur, der Sabberer, der Mann, mit dem Croyds Mutter die Dämonenehe eingegangen war. Die langnasige Vigdis, seine zweite Frau, ihr buckliger Sohn Höglund und der fette Kare, der so degeneriert war, dass er einem Freak ähnelte. Seine Ärmchen waren winzig. Vajhall Gafner, Vigdis scheeläugiger Bruder, saß mit auf der Bank; und Snorri, Skjalds Bruder, den keiner für voll nahm, hockte auf dem Boden. Snorri war ein Werwolf, aber ein Exemplar, an dem nichts stimmte. Er hatte in Wolfsgestalt die Räude und andere Gebrechen, und um einen gesunden, starken Menschen zu reißen, konnte man ihn nicht losschicken. Höchstens einen Kranken oder einen Betrunkenen schaffte er.

Im gemauerten Kamin prasselte ein großes Feuer von Buchenscheiten. Der Sturm heulte und tobte um das Haus. Groß und dämmrig war die Halle mit der niedrigen, von Stützbalken durchzogenen Decke. Die Einrichtung war primitiv, und blakende Ölfunzeln warfen ein spärliches Licht.

Die Breydurs schwiegen. Ein Krug mit schäumendem Blutmet stand vor ihnen auf dem Tisch, aber sie waren nicht sinnlos betrunken wie sonst so oft; sie glotzten vor sich hin.

Aus Skjalds halb geöffnetem Mund troff Speichel. Kare bewegte seinen Wasserkopf hin und her wie ein Pendel. Croyd räusperte sich. Wie immer beim Anblick seiner Sippe überkamen ihn Abscheu und ein ungeheures Überlegenheitsgefühl.

»Was ist denn hier los?«, röhrte Croyd. »Was sitzt ihr herum wie die Ölgötzen? Los, redet! Ich wittere einen starken Dämon. Wo ist er, ihr Kretins?«

Ein Knall, und das Feuer im Kamin loderte auf, und der Schein erfüllte für Augenblicke die ganze große Halle.

Schreiend sprangen die Breydurs von der Bank am langen Tisch auf. Croyd wich zurück und schlug die Hände vor die Augen. Als er wieder sehen konnte, stand er da, beim Kamin, die Rechte auf den Sims gestützt, in herrischer Pose. Er war groß und trug einfache dunkle Kleidung. Schwarze Handschuhe bedeckten seine Hände. Sein Gesicht war das eines Inders – schwarzes Haar und mandelförmige Augen. Es ging eine starke fremdartige Ausstrahlung, wie Croyd sie noch bei keinem Dämon gespürt hatte, von ihm aus.

»Wer bist du?«, fragte Croyd.

»Du wirst mir gehorchen«, sagte der Fremde. »Deine Sippe habe ich bereits unterjocht.« Er deutete auf die Breydurs, die zitternd bei dem langen Tisch standen. »Du bist Croyd, ja?«

Croyd verstand den Fremden, der die Sprache der Dämonen sprach, jene Sprache, in der sie sich zu verständigen pflegten.

Der graubärtige Dämon mit dem schwarzen Umhang riss sein Messer aus der Scheide am Gürtel. Seine Augen blitzten. »Einen Dreck werde ich dir gehorchen«, sagte er. »Und wenn du Luguri selbst wärest. Die Breydurs sind eine freie, unabhängige Sippe. Mit den anderen magst du fertig werden, aber ich werde es dir zeigen.«

Drohend näherte er sich dem fremden Dämon. Da drehte sich dessen Kopf um hundertachtzig Grad herum. Das Haar am Hinterkopf teilte sich, und ein zweites Gesicht kam zum Vorschein. Knöchern und furchtbar war es, mit einem Stich ins Grünliche. Die Augenhöhlen waren leer, und eine unergründliche Schwärze lauerte in ihnen. Die hohe Stirn trug ein V-Zeichen und wurde von einem lila Schein begrenzt, der gewiss kein Heiligenschein war. Schlohweißes Haar umkränzte den Kopf.

Croyd hatte noch nie etwas von einem Januskopf gehört, geschweige denn einen gesehen in seinem abgelegenen Winkel der Welt. Er blieb stehen, als die unergründlichen schwarzen Augen sich auf ihn richteten, denn er spürte die Kraft und die Macht, die in ihnen wohnten.

»Ich bin Chakravartin«, sagte der Januskopf mit herrischer Stimme. »Wirf dein Messer weg, dreckiger Kretin!«

Croyds Hand zitterte, aber er ließ die schwere Klinge nicht fallen. Er fixierte den Januskopf und stürzte sich mit einem Aufschrei auf ihn. Das Messer zischte auf das stilisierte Totenkopfgesicht zu. Der Januskopf packte Croyds Handgelenk. Die beiden rangen miteinander und stürzten zu Boden.

Die Breydurs griffen nicht ein; sie befanden sich bereits im Bann des Januskopfes. Diese Zerrbilder von...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2023
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-5694-9 / 3751756949
ISBN-13 978-3-7517-5694-5 / 9783751756945
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