Französische Verschwörung (eBook)
330 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-6440-8 (ISBN)
Anna-Irene Spindler wurde im Baby-Boomer-Jahr 1962 geboren. Sie lebt mit ihrem Mann in der bayerischen Provinz, genießt gerne guten Wein zu selbst kreiertem Essen. Sie ist ein wahrer Natur-Junkie und liebt ihren total verwilderten Garten heiß und innig. Beim Aufenthalt in der Natur hat sie auch die besten Ideen für ihre Geschichten.
Anna-Irene Spindler wurde im Baby-Boomer-Jahr 1962 geboren. Sie lebt mit ihrem Mann in der bayerischen Provinz, genießt gerne guten Wein zu selbst kreiertem Essen. Sie ist ein wahrer Natur-Junkie und liebt ihren total verwilderten Garten heiß und innig. Beim Aufenthalt in der Natur hat sie auch die besten Ideen für ihre Geschichten.
Kapitel 2
Am nächsten Morgen wurde Luise vom lauten Gezeter der Elstern geweckt. Genüsslich räkelte sie sich in den weichen Kissen. Den aufwühlenden Ereignissen der vergangenen Tage zum Trotz hatte sie herrlich geschlafen. Die leichten Vorhänge bauschten sich in der kühlen Brise des sonnigen Sommermorgens. Schwungvoll und tatendurstig warf sie die Zudecke zur Seite.
„Guten Morgen, Frau Gräfin. Wünsche wohl geruht zu haben, Erlaucht“, ließ sich eine kräftige, aber durchaus angenehme Stimme vernehmen. Eine dralle Person mit roten Wangen stand neben der Frisierkommode. Als Luises Blick auf sie fiel, knickste die junge Frau eifrig.
„Mein Name ist Magdalena. Aber alle nennen mich nur Leni. Der Franzl, ich meine natürlich Hofmeister Franz Waldmoser, sagte, ich solle der Gnädigen Frau Gräfin als Zofe zur Verfügung stehen. Natürlich nur, wenn es der Erlauchten Frau Gräfin recht ist.“
So viel devote Ergebenheit am frühen Morgen entlockte Luise ein helles Lachen.
„Guten Morgen, Leni. Mir ist das sehr recht. Allerdings nur, wenn du aufhörst mit diesem affektierten Gerede. Ich bin Gräfin Luise. Nicht mehr und nicht weniger.“
„Sehr wohl, Gnäd… ich meine Gräfin Luise“, antwortete Leni eifrig und knickste wieder.
„Dann werden wir uns ganz bestimmt gut verstehen, Leni. Sind denn irgendwelche Kleider für mich vorhanden?“
„Aber selbstverständlich. Wenn Sie mir bitte in das Ankleidezimmer folgen würden, dann zeige ich Ihnen die Garderobe.“
Das Ankleidezimmer entpuppte sich als beinahe ebenso geräumig wie das Schlafzimmer. Die breiten Flügel eines französischen Fensters reichten vom Boden bis fast zur Decke. Sonnenlicht flutete in den Raum. Kleiderschränke und Kommoden bedeckten die Wände des Zimmers. Vor den Schränken, die bis unter die Zimmerdecke reichten, standen Schiebeleitern wie in einer Bibliothek. Luise blieb der Mund offen stehen, als ihre frisch gebackene Zofe einen Schrank nach dem anderen öffnete. Nicht einmal im Modesalon ihrer Schneiderin in München hatte es so eine Auswahl gegeben. Kleider, Blusen und Röcke, Mäntel und Jacken, Hüte und Hauben, Unterröcke, Hemdchen und Spitzenhöschen, Strümpfe und Strumpfbänder, Schuhe in allen Formen, Materialien und Farben. Alles nach der allerneuesten Mode. Der Minister hatte es sich wahrlich etwas kosten lassen, sie los zu werden. Und es war, so wie es aussah, von langer Hand vorbereitet worden.
„Das sieht ja sehr vielversprechend aus, meinst du nicht auch Leni?“
Neugierig ging Luise an den Schränken entlang, holte verschiedene Kleider aus dem Schrank, prüfte den Stoff und die Verarbeitung und hängte sie wieder über die Kleiderstangen. Dann breitete sie die Arme aus, drehte sich im Kreis herum und rief gut gelaunt: „Da werde ich aber die Füchse und Hasen in den fränkischen Wäldern mächtig beeindrucken.“
Sie wollte an diesem ersten Morgen die frisch gebackene Zofe nicht überfordern. Deshalb beschränkte sie sich auf eine Gesichtswäsche mit kaltem Wasser und bestellte erst für den kommenden Morgen ein heißes Bad. Dann wählte sie ein leichtes Sommerkleid aus gelbem Musselin. Leni kämmte ihr die langen dunkelbraunen Haare und steckte sie am Hinterkopf zu einem lockeren Knoten zusammen.
„Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Sie sehen wunderschön aus Frau Gräfin“, sagte Leni andächtig als sie ihr Werk im Spiegel betrachtete.
Luise drehte den Kopf hin und her. „Das hast du sehr gut gemacht, Leni.“
„Bei so schönen Haaren ist das ja auch nicht schwer“, antwortete Leni bescheiden. Aber man sah ihr an, wie glücklich sie über das Lob ihrer neuen Herrin war.
Als Luise in Lenis Begleitung die Treppe ins Erdgeschoss hinunter stieg, wartete der Hofmeister schon auf sie. Franz Waldmoser sah mit sehr gemischten Gefühlen der Begegnung mit seiner neuen Herrin entgegen. Der Fauxpas, den er sich in der Nacht erlaubt hatte, lag ihm bleischwer im Magen.
„Guten Morgen Frau Gräfin“, begrüßte er sie mit einer tiefen Verbeugung. „Ich hoffe Sie haben wohl geruht. War alles zu Ihrer Zufriedenheit? Sind Sie mit der Auswahl Ihrer Zofe zufrieden?“
Ohne Pause stieß er die Fragen hervor. Die Ängstlichkeit war seiner zitternden Stimme deutlich anzuhören.
„Guten Morgen Franz. Danke der Nachfrage. Ich habe hervorragend geschlafen. Die Bettwäsche duftet herrlich frisch. Leni hat ihre Sache wirklich sehr gut gemacht. Und jetzt freue ich mich auf ein schönes Frühstück.“
Als Franz das freundliche Lächeln der Gräfin sah, stieß er erleichtert die Luft aus, die er vor ängstlicher Anspannung angehalten hatte.
„Wenn Sie mir bitte folgen wollen“, sagte er und ging voraus zum Morgensalon. Als er die Tür öffnete, stieß Luise einen entzückten Schrei aus.
„Wie herrlich!“
Das kleine Frühstückszimmer wurde von hellem Sonnenlicht durchflutet. So schnell, dass Franz kaum hinterher kam, eilte sie quer durch den Raum und riss die beiden Flügeltüren auf, die auf die Terrasse hinaus führten. Mit strahlendem Gesicht drehte sie sich um.
„Ich würde gerne draußen frühstücken“, verkündete sie. „Kaffee, Spiegelei mit Speck, Butter und frisches Brot. Und vielleicht noch ein wenig Marmelade. Ist das wohl machbar, Franz?“
Der Hofmeister, der als Lakai in Schloss Dachau bei diversen Lustbarkeiten die ausgefallensten Wünsche der hochwohlgeborenen Gäste erfüllt hatte, war überrascht ob der Einfachheit der georderten Speisen.
Während des Frühstücks lernte sie auch den Lakaien Josef kennen. Er stellte sich sehr jovial ‚I bin der Sepp‘ vor. Das trug ihm einen bösen Blick des Hofmeisters ein. Verlegen entschuldigte sich dieser für das ungebührliche Verhalten des Dieners. Luise bedachte den verlegenen Lakai mit einem amüsierten Schmunzeln.
„Ich freue mich sehr, dich kennen zu lernen. Wenn es dein Wunsch ist nenne ich dich natürlich gerne Sepp. Aber ich glaube unserem lieben Franz hier würde es besser gefallen, wenn wir bei Josef bleiben. Ich bin Gräfin Luise.“
Josef warf dem Hofmeister einen fragenden Blick zu. Dieser schüttelte energisch den Kopf.
„Josef ist schon in Ordnung“, beeilte sich der Lakai zu sagen. Dann erinnerte er sich seiner neuerworbenen Pflichten.
„Darf ich der Frau Gräfin noch Kaffee nachschenken? Oder vielleicht no a bisserl Speck auftun?“, fragte er leutselig.
Nur mit Mühe konnte sich die Gräfin das Lachen verbeißen.
„Gerne noch Kaffee, Josef. Keinen Speck mehr, danke. Aber wenn du mir noch eine Scheibe Brot bringen könntest.“
Mit einer energischen Handbewegung scheuchte Franz den gutmütigen Lakai zurück in den Salon um das Gewünschte zu holen.
„Sie müssen den Josef entschuldigen. Ehe man uns hierher beordert hat, war er nur einfacher Laufbursche. Ich habe mich zwar wirklich bemüht, ihm anständige Manieren beizubringen, aber die Zeit war einfach zu kurz.“
„Dafür macht er seine Sache aber doch schon sehr gut. Das zeugt wohl von einem sehr guten Lehrmeister“, beruhigte ihn Luise. „Mir ist ein offener, burschikoser Lakai, bei dem nicht Alles reibungslos klappt, tausend Mal lieber als ein stummer, perfekter Duckmäuser, der hinter meinem Rücken intrigiert. Von denen hatte ich in der Vergangenheit wahrlich hinreichend.“
Sie sah ihren Hofmeister ernst an. „Ich wünsche mir von Herzen, dass das Personal hier in Schloss Oberberglohe nicht zu dieser Sorte gehört.“
Franz, der die Gräfin in der kurzen Zeit ob ihres freundlichen Wesens schon fest ins Herz geschlossen hatte, legte seine rechte Hand auf die Brust und verbeugte sich.
„Für die Leute lege ich meine Hand ins Feuer. Sie werden sehen, Frau Gräfin, ergebenere Diener werden Sie nirgends finden.“
Von der Wahrheit dieser Worte konnte sich Luise nach dem Frühstück selbst ein Bild machen. Zum Kennenlernen wurde das Personal nicht, wie in Adelskreisen üblich, in das Arbeitszimmer beordert. Stattdessen begab sich die Gräfin höchstselbst in die Küche. Neben den vier Bediensteten, die sie bereits kannte, traf sie dort auch noch die Köchin Walburga Hinterleitner, die Frau des Kutschers Xaver. Die Wirtschafterin Marie Winkelmann komplettierte das Schlosspersonal. Luise begrüßte die Leute unglaublich herzlich und stellte sich dann den beiden Frauen, die sie bisher noch nicht getroffen hatte, auf die gleiche unkomplizierte Weise vor, wie sie es bei ihren anderen Bediensteten bereits getan hatte. Während der eineinhalb Jahre in Schloss Blutenburg hatte sie schmerzlich erfahren müssen, wie wichtig treues, wohlgesonnenes Personal war. Außer ihrer lieben, alten Zofe Elsbeth hatte sie Keinem trauen können. Stets hatte sie das Gefühl gehabt, sie würde auf Schritt und Tritt überwacht. Im Nachhinein betrachtet war das wahrscheinlich auch der Fall gewesen. Vermutlich hatten alle Angestellten im Dienst des Ministers gestanden und ihm täglich über jeden ihrer Schritte Bericht erstattet. Darum war es ihr so wichtig, sich die Loyalität der Dienstboten von Beginn an zu sichern. So fand sie an diesem Morgen für jeden Einzelnen ein freundliches Wort. Die Köchin Walburga lobte sie für den knusprigen Speck und den aromatischen Kaffee. Marie, die Wirtschafterin, erhielt ein Lob für die frisch duftende Bettwäsche und die gut gestärkte Tischdecke und Serviette. Lenis Geschick beim Frisieren wurde ebenso hervor gehoben, wie Josefs gekonntes Servieren und die zuvorkommende, unauffällige Freundlichkeit des Hofmeisters Franz. Beim Kutscher Xaver erkundigte sie sich, ob er die Strapazen der gestrigen Reise gut überstanden hatte. Allenthalben strahlende Gesichter...
Erscheint lt. Verlag | 22.9.2023 |
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Reihe/Serie | Die Gräfin und der Söldner |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Historische Kriminalromane | |
Schlagworte | Bayern • Degen • Franken • historisch • Königreich • Krimi • Mantel • Napoleon • Spannung • Verschwörung |
ISBN-10 | 3-7565-6440-1 / 3756564401 |
ISBN-13 | 978-3-7565-6440-8 / 9783756564408 |
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Größe: 956 KB
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