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Friesenradio. Ostfrieslandkrimi -  Sina Jorritsma

Friesenradio. Ostfrieslandkrimi (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
180 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-832-8 (ISBN)
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Tod eines Sensationsreporters auf Borkum! Finn Remmers, der Star-Moderator und Chefreporter von Radio Sandbank, lädt die Borkumer Kommissarin Mona Sander zum Interview in seine Sendung ein. Etwas widerwillig und nicht zuletzt, um ihrem Chef einen Gefallen zu tun, sagt die Kommissarin zu. Beim Vorgespräch im Radiosender nimmt Mona wahr, dass Remmers offenbar massiv telefonisch bedroht wird. Der Moderator bittet Mona daraufhin um ein Treffen, um ihr angeblich brisante Informationen zu übermitteln. Was könnte der Reporter, der eher für unseriöse Sensationsgeschichten bekannt ist, ihr geben wollen? Und warum sollte er der Polizei die Unterlagen überreichen, anstatt selbst eine explosive Geschichte daraus zu machen? Doch all dies werden die Borkumer Kommissare zunächst nicht erfahren. Denn als Mona und ihr Kollege Enno Moll am vereinbarten Treffpunkt erscheinen, liegt der Radiomoderator erschossen am Boden...

Kapitel 2


 

Die Kommissarin hatte in ihrem Beruf einen sechsten Sinn für Gefahrenlagen entwickelt. Sie war sicher, dass Remmers in diesem Moment massiv telefonisch bedroht wurde. Noch vor wenigen Sekunden hatte er sich betont locker und selbstsicher gegeben. Jetzt hingegen wirkte er höchst beunruhigt.

»Alles klar.«

Mit diesen Worten beendete er das Gespräch und schaltete sein Smartphone aus, bevor er es wieder in die Tasche steckte. Wollte der Radiomann verhindern, dass er gleich wieder kontaktiert werden konnte?

»Wer hat Sie angerufen, Herr Remmers?«, fragte Mona eindringlich. Ihr Widerwillen gegen den Journalisten war jetzt vergessen. Sie betrachtete ihn als ein mögliches Opfer eines Verbrechens. Und für die Polizistin gab es nichts Besseres, als eine Straftat schon im Vorfeld zu verhindern. Oft genug trafen sie und ihre Kollegen erst am Tatort ein, wenn es zu spät und ein Leben bereits ausgelöscht worden war. Remmers antwortete nicht. Sein Brustkorb hob und senkte sich, weil er tief durchatmete – eine bewährte Methode gegen Panikattacken. Die Kommissarin gab ihm etwas Zeit. Als sie ihren Satz schon wiederholen wollte, wandte er sich mit einem verkrampften Lächeln an sie: »Ich kann Ihnen wichtige Informationen liefern, Frau Sander – aber nicht in diesem Moment. Wahrscheinlich werde ich im Lauf des Tages schlauer sein.«

Plötzlich siezte er sie, sprach sie mit ihrem Nachnamen an. Für Mona war das ein gutes Zeichen. Es bewies ihr, dass er den Ernst seiner Lage erkannt hatte. Oder war das nur Wunschdenken?

»Ich hatte gerade den Eindruck, dass Sie jemand einschüchtern will«, stellte sie klar und fuhr fort: »Die Polizei kann Sie beschützen, wenn Sie uns die Wahrheit sagen.«

»Wenn diese Leute merken, dass ich mit Ihnen über die Sache gesprochen habe, kann man denen gar nichts mehr beweisen«, behauptete der Radiomann. »Ich werde das Material beschaffen, da müssen Sie mir vertrauen.«

Klar, wo du doch so seriös wirkst, dachte Mona spöttisch. Sie sagte: »Sie kündigen ein Interview mit mir sogar per Flyer an. Da ist es doch logisch, dass Sie mit der Polizei reden.«

»Ja, aber nur über bereits abgeschlossene und gelöste Fälle. Die Leute, auf die ich gestoßen bin, fühlen sich unangreifbar. Aber meine Beweise werden ihnen das Genick brechen.«

»Und dieses Material haben Sie noch nicht?«

»Richtig, Frau Sander. Aber bis heute Abend werde ich es bekommen. – Könnten Sie um Mitternacht in meine Wohnung kommen? Dann übergebe ich Ihnen die Unterlagen und erzähle Ihnen alles, was ich über die Sache weiß.«

Ein Rendezvous um Mitternacht? Noch vor wenigen Minuten hätte Mona vermutet, dass diese Verabredung einen plumpen Versuch Remmers’ darstellte, sie ins Bett zu bekommen. Doch sein panischer Gesichtsausdruck während des Telefonats sprach gegen diese Annahme. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich dieses Gefühl so perfekt schauspielern ließ. Wie auch immer – Mona würde sich nicht leichtfertig in eine Falle locken lassen. Die Kommissarin ärgerte sich regelmäßig über TV-Krimis, in denen Ermittlerinnen allein und ohne Rückendeckung einen gefährlichen Ort betraten. Sie sagte: »Ich werde meinen Kollegen mitnehmen, wenn es Ihnen recht ist.«

»Ja, natürlich«, murmelte der Radiomann. Er gab ihr seine Visitenkarte, auf der auch seine Privatadresse stand. Dann wechselte er das Thema und gab ihr noch ein paar allgemeine Informationen über den Ablauf des Interviews, wobei er wieder zu seiner früheren schnoddrigen Art zurückkehrte: »Du musst dir einfach vorstellen, dass du deiner besten Freundin von deinen wildesten Abenteuern erzählen würdest – und zwar nach dem fünften Drink, hähä.«

Mona verließ den Sender mit gemischten Gefühlen. Vor dem Interview graute ihr nun noch mehr. Sie war eigentlich ein spontaner Mensch, der sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen ließ. Und bei Verhören konnte sie aus dem Stegreif auf die Äußerungen des Verdächtigen eingehen. Aber es war schon ein gewaltiger Unterschied, weil diesmal sie diejenige war, die befragt werden sollte. Und was für Informationen wollte Remmers ihr zukommen lassen? Sie hatte nicht die geringste Ahnung, worum es konkret gehen sollte. Es musste sich offenbar um kriminelle Machenschaften handeln, andernfalls wäre die Polizei nicht zuständig gewesen.

Offenbar war ihr ihre Verwirrung anzumerken, als sie wenig später wieder ihr Büro betrat. Der Oberkommissar warf ihr einen besorgt wirkenden Blick zu: »War es bei dem Radiofritzen so schlimm?«

»Wie man es nimmt«, gab sie zurück und berichtete, was sich bei Radio Sandbank ereignet hatte. Der Ostfriese nickte: »Ich finde, wir sollten die Angelegenheit durchaus ernst nehmen. Du weißt so gut wie ich, dass manche Menschen der Polizei gegenüber äußerst schweigsam sind. Wenn dieser Remmers über Kontakte verfügt, die uns bei der Aufklärung oder Verhinderung von Straftaten helfen können – umso besser.«

»Ja, das habe ich auch gedacht … aber du müsstest deinen Feierabend dafür opfern, Enno. Und außerdem wird Oltbeck garantiert wieder wegen der Überstunden meckern.«

»Der Chef soll sich hüten – erst verlangt er von dir, dass du Imagepflege für die Polizei Borkum betreibst, und wenn du quasi nebenbei noch eine Ermittlung anstoßen kannst, bremst er dich aus? Nee, das soll Oltbeck bloß nicht wagen. Und falls doch, dann bekommt er es mit mir zu tun!«, versicherte ihr Kollege. Enno war ein Mensch, der von Außenstehenden wegen seiner Körperfülle und seiner behäbigen Art oft unterschätzt wurde. Generell verfügte er über ein tiefenentspanntes Wesen, mit dem er riskante Situationen oft entschärfen konnte. Doch wenn es hart auf hart kam, konnte er bemerkenswert willensstark sein. Das Wort des Oberkommissars hatte bei Oltbeck Gewicht – nicht zuletzt deshalb, weil er sein Stellvertreter war.

»Ich möchte zu gern wissen, worum es sich bei dem mitternächtlichen Termin drehen könnte«, gestand Mona. »Leider habe ich keine Ahnung, wovon die Wortbeiträge dieses Senders normalerweise handeln. Wie du weißt, bin ich kein Fan von Radio Sandbank

»Das geht mir genauso, aber wir sind schließlich Kriminalisten. – Lass es uns herausfinden, während wir unseren üblichen Dienst versehen.«

Mit diesen Worten stand Enno auf und zog seine uralte Lederjacke an, die er während der kälteren Jahreszeit stets trug. Ansonsten bestand seine Montur aus Jeans und einem Karohemd, das über seinem imposanten Bauch spannte. Wenn die beiden Zivilfahnder nicht gerade eine Mordermittlung hatten, befassten sie sich hauptsächlich mit der Bekämpfung des Taschendiebstahls. Die einheimischen Ganoven kannten Mona und Enno natürlich – da nützte es auch nichts, dass sie keine Uniformen trugen. Aber bei vielen Langfingern handelte es sich um reisende Banden, die eine Urlaubsinsel nach der anderen abgrasten. Und diese Täter gingen den Polizisten durchaus ins Netz.

Die Ermittler verließen die Wache und schlenderten langsam durch die Franz-Habich-Straße, die am Inselbahnhof begann und in der sich beliebte Geschäfte und Gastrobetriebe aneinanderreihten. Mona bemerkte einige verdächtig wirkende Gestalten, die aber keinen Diebstahlversuch unternahmen. Enno deutete auf einen Softeisverkäufer mit einem mobilen Stand: »Mati wird uns weiterhelfen können, wenn wir uns bei ihm ein Eis gönnen.«

Das war eine gute Idee, wie Mona fand. Mati war ein junger blonder Este, der als Saisonarbeiter im vorigen Jahr auf die Insel gekommen war und sich inzwischen mit dem Softeis selbstständig gemacht hatte. Sein Deutsch war noch nicht hundertprozentig perfekt; er versuchte seine Sprachkenntnisse aufzumöbeln, indem er pausenlos nebenbei Radio Sandbank hörte.

»Moin, Mati«, sagte Enno freundlich, »zwei Eis mit Schokostreuseln, bitte.«

»Kommt sofort, Herr Polizei.«

Dass die beiden Zivilfahnder waren, wusste der Eisverkäufer, seit sie im Sommer einen Dieb auf frischer Tat dabei erwischt hatten, als er einen seiner Kunden beklaute. Neben dem Esten stand ein Solarradio auf dem Gehweg, das ihn mit dem Programm des Privatsenders versorgte. Momentan lief gerade Musik, doch nun kam ein Wortbeitrag: »Und morgen wird es ganz schön kriminell bei uns, denn dann spricht unser Chefreporter Finn Remmers mit Borkums härtester Mörderjägerin – Hauptkommissarin Mara Sanders!«

Mona traute ihren Ohren nicht. Sie hätte am liebsten die Moderatorin vom Mikrofon weggezerrt. Mati war hellhörig geworden: »Moment mal – das sind doch Sie, Fräulein Polizei!«

»Nee, ich heiße nicht Mara Sanders«, erwiderte sie wahrheitsgemäß, »und heutzutage sagt man nicht mehr Fräulein zu einer unverheirateten Frau, Mati. Das ist altmodisch.«

Der Este nickte ernsthaft. Er überreichte ihr das Eis so feierlich, als ob es...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-832-2 / 3965868322
ISBN-13 978-3-96586-832-8 / 9783965868328
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