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John Sinclair 2355 (eBook)

Der Ruf der Wölfe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5254-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 2355 - Rafael Marques
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Um sich ihr Medizinstudium zu finanzieren, jobbte Elfie Brogdalen als Fahrerin eines Limousinen-Services. Ihr jüngster Auftrag führte sie von der Hauptstadt Oslo bis zu dem ganz im Westen des Landes gelegenen Örtchen Bremnes. Ihr Fahrgast war eine hochgewachsene, attraktive Südafrikanerin. Brooke Jansen sprach während der mehrstündigen Fahrt kein einziges Wort, doch jedes Mal, wenn der Wagen in das volle Licht des Mondes geriet, lehnte sie sich gegen das Fenster und streckte sehnsuchtsvoll eine Hand in Richtung des Erdtrabanten.
Während Elfie den Wagen durch den Bømlafjord-Tunnel lenkte, begann ihr Fahrgast, schmerzerfüllt zu stöhnen, sich von einer Seite zur anderen zu winden und sich die Kleider vom Leib zu reißen. Als der Tunnel endlich endete und Elfie den Wagen wieder ins Licht des vollen Mondes lenkte, nahm sie den dünnen schwarzen Flaum wahr, der sich wie eine zweite Haut auf die Gestalt der Südafrikanerin gelegt hatte. Nein, das war kein Flaum - das war Fell!


Der Ruf der Wölfe

Von Rafael Marques

Um sich ihr Medizinstudium zu finanzieren, jobbte Elfie Brogdalen als Fahrerin eines Limousinen-Services. Ihr jüngster Auftrag führte sie von der Hauptstadt Oslo bis zu dem ganz im Westen des Landes gelegenen Örtchen Bremnes. Ihr Fahrgast war eine hochgewachsene, attraktive Südafrikanerin. Brooke Jansen sprach während der mehrstündigen Fahrt kein einziges Wort, doch jedes Mal, wenn der Wagen in das volle Licht des Mondes geriet, lehnte sie sich gegen das Fenster und streckte sehnsuchtsvoll eine Hand in Richtung des Erdtrabanten.

Während Elfie den Wagen durch den Bømlafjord-Tunnel lenkte, begann ihr Fahrgast, schmerzerfüllt zu stöhnen, sich von einer Seite zur anderen zu winden und sich die Kleider vom Leib zu reißen. Als der Tunnel endlich endete und Elfie den Wagen wieder ins Licht des vollen Mondes lenkte, nahm sie den dünnen schwarzen Flaum wahr, der sich wie eine zweite Haut auf die Gestalt der Südafrikanerin gelegt hatte. Nein, das war kein Flaum – das war Fell!

»Du bist verrückt, Elfie!«

Nicht zum ersten Mal musste die junge Studentin an die Worte ihrer besten Freundin Tirill denken, die von ihrer Idee, ihr teures Medizinstudium als Fahrerin in einem noblen Limousinen-Service zu verdienen, alles andere als begeistert war. Gerade sie, die Tochter eines Managers eines der größten Ski-Produzenten des Landes, hätte es nicht nötig gehabt, sich als bessere Taxifahrerin zu verdingen. Aber wenn sie nach diesem Credo ging, müsste sie auch gar nicht erst studieren, sondern sich gleich ihr ganzes Leben lang auf dem Vermögen ihrer Familie ausruhen. Ihrem Vater wäre das sogar sehr recht gewesen.

Elfies Dickkopf gewann jedoch wie immer die Oberhand. Sie wollte selbst über ihr Schicksal bestimmen, von ihrem eigenen Geld leben, und dafür war es nötig, etwas gegen die Abhängigkeit von ihrer Familie zu unternehmen. Dass sie dabei noch etwas erlebte und interessante Leute kennenlernte, empfand sie als weitere Motivation, diesen Job auszuüben.

Ihr inzwischen dritter Auftrag erwies sich in vielerlei Hinsicht als außergewöhnlich. Zum einen, weil sich die Fahrt von der Hauptstadt Oslo bis hin zu dem ganz im Westen des Landes gelegenen Örtchen Bremnes zog, zum anderen auch aufgrund der seltsamen Umstände und des noch seltsameren Fahrgastes.

Elfie hatte auf einen kleinen Privatflughafen landen müssen, wo ein Jet mit einem einzigen Passagier an Bord gelandet war – eine hochgewachsene Frau mit schulterlangen, dunkelblonden Lockenhaaren und einem derart betörenden Blick, dass sie den Rest ihres anmutigen Gesichts kaum zu beschreiben wusste. Sie trug eine dünne Lederjacke, darunter eine Bluse mit weit geöffnetem Dekolleté, in dem sich deutlich die für ihre schlanke Gestalt äußerst üppigen Brüste abzeichneten. Die eng geschnittene Jeanshose und die absatzfreien Lederstiefel trugen ihr Übriges zu dem Eindruck bei, dass es sich bei dieser Frau um ein Topmodel handeln musste. Allein der mysteriöse Glanz in ihren Augen ließen Elfies Mutmaßungen in eine völlig andere Richtung gehen.

Brooke Jansen hieß ihr Fahrgast, zumindest war ihr dieser Name von der Agentur genannt worden, für die sie arbeitete. Ebenso, dass sie aus Südafrika stammen sollte. Seitdem die Frau die Limousine betreten hatte, war nicht ein einziger Ton über ihre Lippen gekommen, und Elfie wagte es auch nicht, etwas daran zu ändern. Zu sehr fürchtete sie sich vor der Aura, die Brooke Jansen umgab.

Oder handelte es sich dabei vielmehr um eine gewisse Faszination, eine unausgesprochene Sehnsucht, derer sich Elfies Seele bemächtigt hatte und die dafür sorgte, dass sich in der nun schon knapp sieben Stunden währenden Fahrt ihre Gedanken allein um die vielen Geheimnisse dieser Frau drehten?

Sie hatte sich nie von Frauen besonders angezogen gefühlt, doch diese Brooke Jansen war anders. Anders als jeder Mensch, der ihr in ihrem bisherigen Leben begegnet war. Dazu trug auch ihr bemerkenswertes Verhalten bei, sich jedes Mal, wenn der Wagen in das Licht des vollen Mondes geriet, gegen das Seitenfenster zu lehnen und sehnsuchtsvoll eine Hand in Richtung des nur scheinbar so nahen Erdtrabanten auszustrecken. Als glaubte sie, etwas von seiner Macht in sich aufsaugen zu können, die mancher Esoteriker dem Mond nachsagte.

In den letzten Stunden waren sie durch endlose Wälder gefahren, vorbei an spektakulären Fjorden und Stauseen, hatten malerische Flussniederungen durchquert und waren sogar in die schneebedeckten Höhen des Folgefonna-Nationalparks gelangt, ohne dass etwas davon das Interesse dieser Frau geweckt hätte. Nur der Mond schien diese schwer zu beschreibende Sehnsucht in ihr auszulösen, die Elfie zu gern ergründet hätte.

Nicht einmal an den Tankstellen oder während der Toilettenpausen war es zu einem Gespräch zwischen ihnen gekommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben überkam Elfie das Gefühl, dass jemand, den sie begehrte, in einer völlig anderen Liga spielte als sie selbst und deshalb unerreichbar bleiben würde. Seltsamerweise verspürte sie keinerlei Enttäuschung, sondern zeigte sich viel eher beeindruckt von dem Auftreten dieser Person.

Während Elfie den Wagen durch den Bømlafjord-Tunnel lenkte, der von Valestrand aus bis nach Føyno unter diversen Inseln und den Küstengewässern entlanglief, bemerkte sie zum ersten Mal eine Veränderung bei ihrem Fahrgast. Die Südafrikanerin zeigte sich sichtbar unruhig, als fühlte sie sich in dieser Umgebung zunehmend unwohl. Selbst der Studentin wurde es schon ein wenig mulmig, wenn sie daran dachte, welch fragiles Konstrukt dieser Milliardenbau darstellte und wie gering ihre Überlebenschancen waren, wenn die Decke einmal einbrach und endlose Wassermassen durch den beleuchteten Tunnel schossen.

Bei Brooke Jansen ging dieses Gefühl der Enge offenbar noch einen Schritt weiter. Sie schwitzte und stöhnte, schnallte sich ab und räkelte sich beinahe lasziv auf der Rückbank. Das Stöhnen, das dabei aus ihrem Mund drang, klang allerdings weniger angeregt, sondern vielmehr schmerzerfüllt. So sehnsüchtig sie in den vergangenen Stunden zum Mond heraufgeschaut hatte, so sehr wünschte sie ihn sich wohl jetzt herbei. Nur war Elfie noch nie ein Mensch begegnet, der so extrem auf die Düsternis dieser unterirdischen Welt reagierte.

Beinahe hätte sie das Lenkrad verrissen, als sie im Innenspiegel sah, wie sich die Blonde nach und nach die Kleider abstreifte. Die Lederjacke glitt wie von selbst von ihren Schultern, die Bluse riss sie dagegen beinahe wütend von ihrem Oberkörper herunter. Schließlich folgten noch die Jeans und die Stiefel, darunter trug sie nichts, sodass sie nun völlig nackt auf der Rückbank lag. Stöhnend strich die Südafrikanerin über ihren Körper und wand sich dabei wie unter Krämpfen von einer Seite zur anderen.

Elfie schluckte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es fiel ihr sehr schwer, ihren Blick von der nackten Frau abzuwenden, die sie schon zuvor so fasziniert hatte. Obwohl sie gar nicht an Frauen und auch sonst nicht besonders an sexuellen Kontakten interessiert war, sehnte sie sich danach, den Wagen zu stoppen und sich in die Arme ihres Fahrgastes zu begeben. Ein Gefühl, dass ihr ebenso fremd war wie ihr Drang, diese andere Person ununterbrochen zu beobachten.

Seltsamerweise atmete sie sogar tief durch, als der Tunnel endlich endete und sie den Wagen wieder in das Licht des vollen Mondes lenkte. Von Føyno aus führten mehrere Brücken von Insel zu Insel, und wäre es nicht mitten in der Nacht gewesen, hätte sie ihren Blick über die gewaltigen Fjorde dieser auf der Welt einmaligen Landschaft schweifen lassen können. Stattdessen starrte sie wie gebannt auf die Frau mit dem dunkelblonden Lockenhaar, die sich nach und nach merklich beruhigte und bald regungslos und mit geschlossenen Augen dalag.

Erst nach einigen Minuten bemerkte Elfie, dass sich am Körper der Frau tatsächlich noch etwas bewegte. Wieder krampften sich ihre Finger um das Leder des Lenkrads, als sie den dünnen, schwarzen Flaum bemerkte, der sich wie eine zweite Haut auf die Gestalt der Südafrikanerin gelegt hatte.

Nein, das war kein Flaum – das war Fell!

Der Anblick ließ die Studentin an ihrem Verstand zweifeln. Dichte, schwarze Haare sprossen immer stärker aus dem Körper hervor, der zugleich auch ein wenig mehr zusammenschrumpfte, als würde Brooke Jansen innerhalb kürzester Zeit mumifizieren. Das geschah nicht, dafür verwandelten sich Arme und Beine, Hände und Füße in die Glieder eines Tiers. Sogar krallenbewährte Pfoten fielen Elfie ins Auge, und als ihr Blick wieder zum Gesicht der Frau glitt, starrte sie plötzlich auf das Haupt eines Wolfes, aus dessen Augen ein gelblicher Schein drang.

»Mein Gott, oh mein Gott«, flüsterte Elfie immer wieder und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Ein wenig wunderte sie sich sogar über sich selbst, weil sie sich nicht so sehr fürchtete, wie sie es eigentlich von sich erwartet hätte. Im Gegenteil, die Faszination hatte so sehr von ihr Besitz ergriffen, dass sie sich immer noch nach der Nähe dieses weiblichen Geschöpfes sehnte.

Der Wolf drehte sich so weit um, dass die Pfoten über das Polster strichen und es dabei...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2023
Reihe/Serie John Sinclair
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-5254-4 / 3751752544
ISBN-13 978-3-7517-5254-1 / 9783751752541
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