Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Emily Wildes Atlas der Anderswelten (eBook)

Das zweite Abenteuer der Feenforscherin
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
448 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491935-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Emily Wildes Atlas der Anderswelten -  Heather Fawcett
Systemvoraussetzungen
16,99 inkl. MwSt
(CHF 16,60)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Eine Reise in die mysteriöse Welt der Feen. Der zweite Band von Heather Fawcetts Cozy-Fantasy-Sensation. Emily Wilde ist die führende Expertin in Sachen Feen in Cambridge, und ihr neues Forschungsprojekt ist revolutionär: Sie möchte eine Karte der Anderswelten zeichnen, um die verschlungenen Wege dieser zauberhaften Wesen besser zu verstehen.    Ihr Freund und akademischer Rivale Wendell Bambleby unterstützt sie, wo er nur kann, zumal er als exilierter Feenprinz darauf hofft, eines Tages in sein Reich zurückkehren zu können. Eilig hat er es eigentlich nicht damit, doch als magisch begabte Attentäter seiner Mutter in Cambridge auftauchen, die auf ihn und Emily einen Anschlag verüben, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Flucht nach vorne anzutreten: Emily und Wendell reisen nach Österreich, wo sie eine Tür zur Anderswelt vermuten, hinter der das Reich der Feenkönigin beginnt.  Für Fans von Neil Gaiman, Mary Brennan und Holly Black

Heather Fawcett hat bereits zahlreiche Kinder- und Jugendbücher geschrieben. »Emily Wilde« ist ihre erste Fantasyserie für Erwachsene. Sie hat einen Master in englischer Literatur und arbeitete als Archäologin, Fotografin, technische Redakteurin und Backstage-Assistentin für ein Shakespeare-Theaterfestival. Sie lebt auf Vancouver Island, Kanada.

Heather Fawcett hat bereits zahlreiche Kinder- und Jugendbücher geschrieben. »Emily Wilde« ist ihre erste Fantasyserie für Erwachsene. Sie hat einen Master in englischer Literatur und arbeitete als Archäologin, Fotografin, technische Redakteurin und Backstage-Assistentin für ein Shakespeare-Theaterfestival. Sie lebt auf Vancouver Island, Kanada. Eva Kemper, geboren 1972 in Bochum, studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen. Neben Junot Díaz' ›Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao‹ übersetzte sie aus dem Englischen u. a. Werke von Peter Carey, Louis de Bernières, Tom Rob Smith, Martin Millar und Penny Hancock.

14. September – Abend


Tja.

Ich weiß nicht recht, womit ich anfangen soll.

Das Naheliegendste wäre wohl der scheußliche Vorfall im Vorlesungssaal, aber meine Gedanken huschen vor ihm davon wie Fische vor einem Schatten, der aufs Wasser fällt. Ich begreife nicht, wie Wendell nach so etwas schlafen kann, und doch liegt er nebenan und schnarcht friedlich. Andererseits passt es zu ihm, dass er seinem Kater mehr Aufmerksamkeit widmet als einem Mordversuch.

Als ich nach dem Frühstück in mein Büro zurückkehrte, wartete Ariadne schon auf mich. Ich hatte einen Umweg über das Museum für Dryadologie und Ethnofolklore gemacht, um mir einige Präpariernadeln zu leihen und sie in den verflixten Fuß zu stecken, der mittlerweile alle paar Sekunden zuckte. Die Nadeln waren aus Eisen gefertigt und ihre Köpfe aus alten Pennys – viele Feen verabscheuen sowohl Metall als auch menschliches Geld, deshalb können die Nadeln einen etwaigen Nachhall von Verzauberungen in Feenartefakten unterdrücken. Aber die Kuratorin – eine Dr. Hensley – bedachte mich nur mit einem unheilvollen Blick und ließ mich wissen, die Nadeln seien fast ausgegangen. Wir sind uns nicht gerade freundschaftlich verbunden, Dr. Hensley und ich. Sie hat es mir schwer verübelt, dass ich kürzlich ein bestimmtes Artefakt für Shadow ausleihen wollte, und erklärt, das Museum sei keine »Bibliothek, die gelangweilten Wissenschaftlern zum Zeitvertreib dient«. Nichts stellt meine Geduld so sehr auf die Probe wie jemand, der Bibliotheken beleidigt, und so waren wir nach einem knappen Wortgefecht im Bösen auseinandergegangen. Wahrscheinlich sollte ich mich glücklich schätzen, dass ich nicht mit einer Salve aus Staubtüchern aus dem Museum gejagt wurde.

»Geht es dir gut?«, erkundigte sich meine Nichte, als ich in gründlich verhagelter Stimmung in mein Büro stürmte. Ich bejahte, trotzdem lief sie los, um mir einen Tee aus dem Aufenthaltsraum zu holen, obwohl ich ihr nachrief, das sei nicht nötig.

Ariadne sieht meinem Bruder recht ähnlich, sie hat ein rundes Gesicht mit einer langen, von Sommersprossen übersäten Nase und dazu die haselnussbraunen Augen und den hellbraunen Teint ihrer Mutter. Im Gegensatz zu meinem wortkargen Bruder strotzt Ariadne allerdings auf ermüdende Art vor Energie. Das wäre nicht weiter schlimm, würde sie nicht ständig um mich herumwieseln, weil sie sich selbst zu meiner Assistentin ernannt hat, was ich nie erbeten oder gewollt habe.

»Haben nicht alle Wissenschaftler deines Rangs Assistenten?«, fragte sie mich einmal mit einem Blick voll treuherziger Bewunderung. Ich konnte zur Antwort nur etwas stammeln und wünschte mir, mein Ego ließe sich nicht so leicht einwickeln. Ehrlich gesagt gibt es Momente, in denen mich ihre Anwesenheit doch nicht stört.

»Hast du die Spengler’schen Landkarten gefunden?«, fragte ich sie, als sie zurückkehrte, und ignorierte den Tee, zu dem sie mir einen Teller meiner Lieblingskekse mitgebracht hatte. Mein schroffes Benehmen konnte ihrem scheinbar unerschöpflichen Frohsinn nichts anhaben, und so holte sie ihre Aktentasche und zog eine Mappe mit zwei sorgfältig zusammengefalteten Bögen Pergamentpapier heraus.

»Danke«, sagte ich widerwillig. Ich hatte nicht erwartet, dass sie die Karten so schnell finden würde. »Dann lagen sie wirklich in einem der Stapel im Keller versteckt?«

Sie schüttelte den Kopf. »Sie waren in die Geschichtsbibliothek gebracht worden – auf die Etage für germanische Kulturen. Ich musste mit einem halben Dutzend Bibliothekare sprechen, aber als ich es erst einmal herausgefunden hatte, waren die Karten leicht zu finden.«

»Ah.« Insgeheim war ich beeindruckt. Ariadne könnte die fähigste Studentin sein, die ich je unterrichtet habe. Was schon an sich ein Ärgernis ist – wäre sie offensichtlich unfähig, hätte ich eine Ausrede, um sie loszuwerden.

»Möchtest du sie sehen?«, fragte sie. Vor Aufregung wippte sie leicht auf und ab, wie ein Kind, und ich musste mich zusammenreißen, um ihr nicht auf den Fuß zu treten, damit sie sich zügelte.

»Leg sie hierhin.«

Sie breitete die Karten auf dem Schreibtisch aus und beschwerte die Ecken mit einigen meiner Feensteine. Ich strich mit beiden Händen über das alte Pergament – die Karten waren nicht die Originale, sondern Kopien, die Klaus Spengler in den 1880er Jahren angefertigt hatte. Die Originale, mittlerweile verschwunden oder in den Untiefen irgendeines Universitätsarchivs verlegt, waren vor über fünfzig Jahren von Danielle de Grey angefertigt und nach ihrem Verschwinden 1861 bei ihren persönlichen Dingen entdeckt worden.

Als ich die Karten berührte, blieb mein Blick wie so häufig am fehlenden Finger meiner linken Hand hängen. Wendell hatte angeboten, einen Blendzauber zu wirken, der so lebensecht war, dass mir kaum ein Unterschied zu vorher auffallen würde, aber ich hatte abgelehnt. Ich weiß nicht genau, warum. Vielleicht, damit mir die leere Stelle als Erinnerung – und Warnung – dienen kann. Wendell behauptet, ich würde sie als makabres Andenken an meine Zeit am Hof eines Feenkönigs behalten wollen, eine Erfahrung, derer sich nur wenige Wissenschaftler rühmen können. Dem widerspreche ich nachdrücklich, auch wenn eine leise Stimme in mir fragt, ob er nicht recht haben könnte.

Die erste Karte zeigte eine Bergregion aus der Vogelperspektive. Als einzige Siedlung war ein kleines Dorf mit der Beschriftung St. Liesl eingezeichnet, das auf einer Hochebene zwischen den Gipfeln lag. Auf der zweiten Karte sah man die Umgebung des Dorfs mit vielen weiteren beschrifteten Einzelheiten wie Pfaden, Flüssen, Seen und vermutlich geographischen Besonderheiten – mein Deutsch ist eingerostet.

»Ich kann es immer noch kaum glauben.« Ariadnes Worte ließen mich zusammenzucken – ich hatte nicht bemerkt, dass sie sich so nah heruntergebeugt hatte. »Danielle de Grey hat diese Karten gezeichnet. Danielle de Grey!«

Meine Mundwinkel zuckten. Bei der crème de la crème der Dryadologie mochte de Grey nicht in hohem Ansehen stehen, aber bei den jüngeren Wissenschaftlern war sie durch ihr ehrfurchtsloses Wesen und das Rätsel um ihr Verschwinden zu einer Volksheldin geworden.[1]

»Werden wir herausfinden, was mit ihr geschehen ist?«, fragte Ariadne mit gedämpfter Stimme.

»Das ist durchaus möglich«, antwortete ich ausweichend und faltete die Karten zusammen.

»Wann brechen wir auf?«

»Sobald Wendell und ich alles vorbereiten können. Hoffentlich noch in diesem Monat.«

Shadow schnaubte leise. Er saß im Eingang und fixierte mit dem Blick eine Stelle den Flur hinunter – die Tür zu Wendells Büro. Ich dachte daran, wie er während des gesamten Frühstücks an Wendells Bein gelehnt und sich nicht einmal gerührt hatte, um zu betteln. Dabei verbanden sich mehrere Momente und halbfertige Gedanken zu einem beunruhigenden Muster.

»Ariadne«, sagte ich, »wann hast du gestern Abend das Pub verlassen?«

Sie verzog das Gesicht. »Spät, fürchte ich. Beim Aufwachen hatte ich ziemliche Kopfschmerzen, aber zum Glück habe ich meine morgendlichen Exerzitien. Davon werde ich immer munter, egal, wie der Abend war. Zuerst drehe ich eine schnelle Runde ums Tenant’s Green. Danach mache ich meine Atemübungen, die –«

»Warst du den ganzen Abend in Wendells Nähe? Dr. Bamblebys, meine ich.«

»Den größten Teil.« Sie überlegte. »Allerdings war es an unserem Tisch recht voll. Nach einer Weile habe ich mich zu seinen Doktoranden gesetzt, um den Professoren Platz zu machen.«

»Und kanntest du jeden in der Gruppe? Waren nur Dozenten und Studenten da, oder hat ihm auch jemand gratuliert, der nicht zur Universität gehörte?«

»Na ja – das weiß ich nicht genau. Die meisten waren aus der Dryadologischen Fakultät, und es waren einige Bibliothekare und Professoren für Kunstgeschichte da, mit denen Dr. Bambleby befreundet ist. Aber am späteren Abend sind einige aufgetaucht, die ich nicht kannte.«

»Kannte Dr. Bambleby sie?«, fragte ich.

Sie lachte. »Ich bin nicht sicher, dass er mich am Ende des Abends noch gekannt hat. Die meisten von uns waren in einem ähnlichen Zustand. Es war eine großartige Geburtstagsfeier.«

Ich trommelte mit den Fingern auf den Tisch und überlegte, Wendell zu Hause einen Besuch abzustatten – aber warum sollte das nötig sein? Um bei ihm nach dem Rechten zu sehen? Bei einem Feenkönig?

Bevor ich mich dafür oder dagegen entscheiden konnte, erklangen Schritte auf dem Flur. Äußerst energische Schritte, begleitet von ebenso energischen, leicht schnaubenden Atemzügen. Shadow knurrte, und ich rechnete fast damit, dass gleich eine schauderhafte Fee in mein Büro stürmen würde, aber Ariadne raunte schnell: »Das wird der Dekan sein – er hat dich vorhin schon gesucht. Ihm brennt was auf den Nägeln –« Sekunden später platzte tatsächlich der Dekan in mein Büro.

Dr. Farris Rose dient seit mehr als zehn Jahren als Dekan. Er hat den Posten von Letitia Barrister übernommen, die auf den Hebriden von einem Bogle entführt worden und mehrere Wochen später auf etwa neunzig Jahre gealtert zurückgekehrt war (bei ihrem Verschwinden war sie achtundvierzig gewesen). Rose ist ein korpulenter Mann mit einem mähnenhaften weißen Haarkranz um die Halbglatze und von unbestimmbarem Alter – unter Dryadologen eine verbreitete Eigenschaft –, was in diesem Fall irgendwo zwischen fünfzig und Ende siebzig...

Erscheint lt. Verlag 26.6.2024
Reihe/Serie Emily Wilde
Emily Wilde
Übersetzer Eva Kemper
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte cozy fantasy • Cozy Fantasy Serie • dark academia • fairy fantasy • Fantasy Neuheit 2024 • Fantasy Roman • Fantasyserie für Erwachsene • Fantasy über Feen und Magie • Feen Fantasy • historische Fantasy • Legenden Fantasy • Light Academia • Mythen und Sagen • Romance Fantasy
ISBN-10 3-10-491935-6 / 3104919356
ISBN-13 978-3-10-491935-5 / 9783104919355
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich