Vier Herzen unterm Weihnachtsbaum (eBook)
224 Seiten
Piper Verlag
978-3-377-90095-1 (ISBN)
In Alexandria im Bundesstaat Louisiana in den USA geboren, kam Elizabeth Horn mit ihrer Familie vor der Einschulung nach Deutschland. Nach dem Abitur in Darmstadt machte sie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, wo sie auch ihren Mann kennenlernte, Staatsexamen in Germanistik, Anglistik/Amerikanistik und unterrichtete dann überwiegend Englisch. 2016 erschien ihr erster Roman. Seither hat sie weitere Wohlfühlromane und Krimis, die dem Untergenre Cosy Crime zugerechnet werden können, veröffentlicht. Mit ihrer Familie lebt sie in Hessen.
Elizabeth Horn wurde in Alexandria im Bundesstaat Louisiana, USA geboren. Vor der Einschulung übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Nach dem Abitur studierte sie in Mainz Germanistik, Anglistik und Amerikanistik und unterrichtete dann überwiegend Englisch, verfasste aber auch immer wieder Texte unterschiedlichster Art. Als sie 16 Jahre alt war, wurde ihre erste Geschichte in einer Frauenzeitschrift veröffentlicht. Auch darin ging es schon um die Liebe. 2016 erschien ihr erster Roman. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Ort in Hessen.
1
Schwarz.
Absolute Dunkelheit!
Tims rechter Arm tat höllisch weh, und er konnte ihn keinen Millimeter bewegen, so verkeilt war er. Der linke hingegen hatte zumindest etwas Spiel. Tim war sich im Moment aber gar nicht sicher, ob es eine gute Idee gewesen wäre, sich zu rühren. Seine Beine schwebten über dem Abgrund, und diese undurchdringliche Schwärze um ihn herum machte ihm eine Heidenangst. Es war so dunkel, dass er bewusst blinzeln musste, um sich zu überzeugen, ob seine Augen offen oder geschlossen waren. Wenn er den Kopf ganz behutsam in dem Nacken legte, sah er über sich einen quadratischen Ausschnitt von etwas weniger schwarzem Schwarz und einen einzelnen kleinen Stern. Diese Position konnte er aber nur sekundenlang durchhalten.
Als er sich das nächste Mal in diese unbequeme Haltung begab, sah er fedrige weiße Flocken aus der Schwärze rieseln. Eine setzte sich auf seinen Wimpern fest. Er war nicht einmal in der Lage, sie wegzuwischen.
Was nun?
Wenn es ihm gelänge, sein Handy herauszuholen, könnte er vielleicht um Hilfe rufen. Vorausgesetzt natürlich, es gab an diesem Schreckensort ein Netz. Die Frage erübrigte sich allerdings. Sein Handy befand sich in seinem blauen Jackett, das zu Hause über dem Küchenstuhl hing.
Wie, zum Teufel, war er nur in diese ausweglose Situation geraten?
Eine sehr berechtigte Frage.
Wie kam ein Mann mit dem Lebensmotto »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste« in eine Situation, die nicht nur seinen guten Ruf, sondern durchaus auch Leib und Leben gefährdete? Der Franzose würde antworten: Cherchez la femme! Frei übersetzt: Wenn ein überdurchschnittlich intelligenter Mitteleuropäer, der einen vernünftigen, eher risikoarmen und recht gut bezahlten Job hatte, etwas absolut Hirnrissiges tat, dann steckte in der Regel eine Frau dahinter.
Da Tim und damit auch die Geschichte im Moment feststecken, ist das eine gute Gelegenheit zurückzublicken, wie es zu diesem Schlamassel kommen konnte.
Also, ganz von vorn:
Als Tim die Ergebnisse seiner Abiturprüfung in Händen hielt und tatsächlich den Notenschnitt geschafft hatte, den er brauchte, um Jura zu studieren, war er … Nein, das würde zu weit führen!
An dem Tag, als Tim zum zweiten und damit zum letztmöglichen Mal durch das zweite Staatsexamen fiel, schien ihm die Welt … Nein, das war auch nicht der eigentliche Ausgangspunkt.
Also gut – zurück zum Freitagmorgen vor zwei Wochen:
Die Weihnachtsdekorationen in der ganzen Stadt waren in Position, das Radio spielte jede Stunde mindestens einmal »Last Christmas«, und jedes Geschäft lockte mit X-mas-Specials und Ähnlichem. Aus dem Himmel fiel etwas, das sich nicht entscheiden konnte, ob es Schnee oder Regen sein wollte, und alle wirkten gehetzt, wie es sich für die Vorweihnachtszeit gehörte.
Als Tim seine Nische im Großraumbüro der Superior-Versicherung erreichte, saß sein Kollege Gabriel schon am Platz und war in den Anblick seines Bildschirms vertieft. Auf der Stirnseite des Schreibtischs blinkte der Weihnachtsstern aus Leuchtdioden unverdrossen vor sich hin.
Gabriel hatte das Ding vor einer Woche mitgebracht. Seitdem leuchtete es von der ersten bis zur letzten Büro-Minute im rhythmischen Wechsel: grün, gelb, rot, rot, gelb, grün. Der Stern war ziemlich schrill und kitschig und ganz und gar nicht Gabriels Stil, und das Geblinke konnte wirklich nerven. Tim spürte aber, dass dieses Teil eine besondere Bedeutung für seinen Kollegen hatte und dass Gabriel es ihm vielleicht irgendwann erklären würde … oder auch nicht. Jedenfalls betrachtete Gabriel den Stern in unbeobachteten Momenten mit geradezu verklärtem Blick. Tim und seinen Kollegen – oder eher Freund – verband eine Beziehung, die nicht vieler Worte bedurfte. Man wusste, der andere war da, wenn man über etwas sprechen wollte, was aber nicht bedeutete, dass man es auch tun musste.
Wenn also Gabriel seinen Stern liebte, sollte er ihn haben. Er war so ein anspruchsloser Kerl, dass Tim gern bereit war, diese Neuerung klaglos zu ertragen.
Wie so oft lag Tim mit seiner Einschätzung ganz richtig. Was Tim nicht wusste, war, dass Gabriels Nachbarin Emilia, die vor drei Monaten neben ihm eingezogen war, ihm diesen Stern geschenkt hatte – als kleines Dankeschön dafür, dass er während ihrer Abwesenheit ihre Katze drei Tage lang gefüttert hatte.
Diese Aufgabe übernahm Gabriel nur zu gern, da Emilia vom ersten Moment an sein Herz ein bisschen schneller hatte schlagen lassen, jedes Mal, wenn er ihr im Haus begegnet war. Gabriel plante, Emilia auf einen Kaffee einzuladen, wenn sie ihre Katze wieder übernahm. Er stellte sich vor, über das lange Wochenende Freundschaft mit dem Tier zu schließen, in der Hoffnung, dass Emilia sich auf den Instinkt ihres Kätzchens verlassen und sich auch für ihn interessieren würde.
Das klappte nicht. Kein einziges Mal kam die Mieze unter dem Sofa hervor, solange er in der Nähe war. Zum Glück war wenigstens das Futter immer gefressen, wenn er das nächste Mal die Wohnung betrat. Selbst als Emilia zurückkehrte, blieb die Katze unter der Couch hocken. Zu seiner großen Erleichterung irritierte das seine Angebetete aber nicht übermäßig. Er fürchtete schon, sie würde ihm vorwerfen, er hätte ihr Haustier traumatisiert.
Was Gabriel nicht ahnen konnte – was aber das merkwürdige Verhalten des Stubentigers völlig einleuchtend erklärte –, war, dass die Katze gar nicht Emilia gehörte. Sie hatte sie sich vielmehr für das Wochenende geliehen, um Gabriel bitten zu können, sich um sie zu kümmern, in der Hoffnung, dass das zu einer unkomplizierten Kontaktaufnahme führen würde.
Daraus, dass Gabriels Briefkastenschild eine dicke rot getigerte Comic-Katze zierte, hatte sie messerscharf geschlossen, dass er Katzen liebte, und sich eine besorgt, die er für sie hüten konnte. Emilia, die in vielem etwas weltfremd war, hatte nicht gewusst, dass es sich bei der Briefkastenkatze um Garfield handelte. Gabriel war kein Katzen-, sondern eher ein Lasagne-Fan, was erklärte, dass er figurmäßig durchaus etwas an den dicken Kater erinnerte.
Diese Informationen wären natürlich ungemein hilfreich für die weitere Entwicklung ihrer Beziehung gewesen, aber wie so oft im Leben hatten sie beide nicht die leiseste Ahnung gehabt, was der andere dachte.
Schade eigentlich!
Hätte Emilia gewusst, was Gabriel dachte oder fühlte, hätte sie auch die qualvollen Bemühungen, sich an Kontaktlinsen zu gewöhnen, einstellen können. Aber sie hatte ja nicht wissen können, dass der Anblick der Brille, die sie trug, bei Gabriel wunderbare Fantasien auslöste – davon, wie er sie ihr behutsam absetzte, um ihr ganz exklusiv direkt in die Augen sehen und sie dann hingebungsvoll und leidenschaftlich küssen zu können.
Gerade eben gab er sich wieder dieser wunderbaren Vorstellung hin, als er aufs Grausamste in die Realität der Arbeitswelt zurückgerissen wurde: Merlin Großkreuz stand neben seinem Schreibtisch.
»Na, Gabi! Hat der Weihnachtspuff schon wieder geöffnet. Wie läuft es für euch Mädels denn so?«
Sein dreckiges Grinsen schloss Tim in das charmante Geplänkel mit ein. Wie so oft dankte der seinem Schicksal, dass er seine Nische mit Gabriel und nicht mit dem »Kreuz« teilen musste. Wenn Gabriel wollte, durfte er noch beliebig viele blinkende Sterne, singende Weihnachtsmänner, Rentiere und was sonst noch anschleppen. Nichts konnte nur annähernd so schlimm sein wie Merlin Großkreuz.
Der von dem Kerl selbst propagierte Spitzname »der Magier« hatte sich nicht so recht durchgesetzt. Mit dem gängigen Spitznamen das »Kreuz« konnte Merlin Großkreuz aber offensichtlich leben, zumal er ihn völlig falsch interpretierte. Natürlich war der Ursprung der Nachname, aber der Träger vermutete einen Bezug zu seinem breiten, durch Bodybuilding gestählten Rücken. Eigentlich meinten die Kollegen aber, er sei das Kreuz, das eben jeder, der mit ihm arbeiten musste, zu tragen hatte. Eine weitere beliebte Bezeichnung, die auch mit einem Körperteil zu tun hatte, nämlich mit dem, das sich direkt unterhalb des Rückens anschloss, kam ihm so nie direkt zu Ohren.
»Ich hab einen Termin bei der Neuen! Wart ihr schon...
Erscheint lt. Verlag | 28.9.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Andrea Sawatzki • Bürokonflikte • familienkatastrophen • Feiertage • Frauenunterhaltung • Humor • Katze • Liebe • Liebeschaos • Luka Goldwasser • lustige Familiengeschichte • lustige Romane • Missverständnisse • Sippe • Versicherungsvertreter • Weihnachten • Weihnachtsmann • Weihnachtsroman • Winter • Wohlfühlbuch |
ISBN-10 | 3-377-90095-0 / 3377900950 |
ISBN-13 | 978-3-377-90095-1 / 9783377900951 |
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