Die magischen Buchhändler von London - Die geheime Karte (eBook)
384 Seiten
Penhaligon (Verlag)
978-3-641-30538-3 (ISBN)
Noch nie war es so wichtig, dass die Gemeinschaft der Buchhändler zusammenhält! Denn Merlin, der vielleicht beste magische Buchhändler (von der kämpfenden Sorte), ist verschwunden. Schuld daran ist die magische Karte eines geheimen Gartens, die ihn gemeinsam mit seiner Schwester Vivien und seiner Freundin Susan an einen von unserer Welt getrennten Ort entführt, an dem tödliche Magie und lebende Statuen wachen. So geraten die Buchhändler auf die Spur der mörderischen Lady of Stone, einer Serienmörderin mit unglaublichen Fähigkeiten. Wenn Merlin und seine Gefährtinnen sie nicht aufhalten können, wird sie wieder töten - und dieses Mal wird ihr Opfer kein gewöhnlicher Sterblicher sein.
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1. Die magischen Buchhändler von London
2. Die magischen Buchhändler von London - Die geheime Karte
Garth Nix wurde in Melbourne, Australien, geboren. Er studierte an der University of Canberra und machte dort 1986 seinen Abschluss. Danach arbeitete er unter anderem als Buchhändler und Verleger. Seine Bücher wurden weltweit mehr als fünf Millionen Mal verkauft und in 42 Sprachen übersetzt. Auch wurden ihm bereits zahlreiche Auszeichnungen verliehen, darunter der Aurealis Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres für sein Debüt bei Penhaligon »Die magischen Buchhändler von London«. Garth Nix lebt heute mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in einem Vorort von Sydney.
Prolog
Bath, Wintersonnenwende 1977
Der junge Mann rannte panisch durch die Dunkelheit und näherte sich instinktiv der Abtei. Vor einer Minute waren die Straßenlaternen erloschen, und er war angegriffen worden. Etwas unglaublich Starkes hatte ihn gepackt und hochgehoben – er hatte gerade auf dem Boden des Musikpavillons gelegen und darüber sinniert, wie betrunken er war und wo er noch einen Drink herbekommen sollte, denn die Mittwochnacht schlug bereits in den Donnerstagmorgen um, und alle Lokale waren entweder geschlossen oder ließen ihn nicht mehr ein.
Er war dem Angreifer nur entronnen, weil er seinen Mantel eher wie einen Umhang trug und die Arme nicht in den Ärmeln gesteckt hatten. Was auch immer ihn gepackt hatte, es war kurz verwirrt gewesen, als er den billigen Oxfam-Wollmantel abgeworfen hatte wie eine Eidechse ihren Schwanz, der im Maul eines Raubtiers steckte.
Er verließ den Park über die Treppe, sprang über das verschlossene Gatter, ohne an Tempo zu verlieren, und rannte der Abtei entgegen, gänzlich davon überzeugt, dass sein Angreifer nicht menschlich war. Obwohl er sich nie für religiös gehalten hatte und seit seinem zwölften Lebensjahr nicht mehr mit seiner Mutter in die Kirche gegangen war, lebte sein Glaube nun schlagartig wieder auf. Allein die Abtei schien ihm Schutz bieten zu können vor dem, was ihn so schnell verfolgte. So flink und in ungewöhnlicher Gangart: Von seinem Verfolger war lediglich ein durchdringendes Schaben zu hören. Es erinnerte nur allzu sehr an ein Fleischermesser, das mit einem Wetzstahl geschärft wurde.
Vor ihm in der Dunkelheit zeichnete das fahle Licht des Sichelmonds silbrige Linien auf die Umrisse der Abtei. Die Pflastersteine waren mit Raureif bedeckt, und als er um die Ecke des mittelalterlichen Bauwerks bog und der Südseite folgte, wäre er fast gestürzt. Er kam sich erstaunlich nüchtern vor und hatte unfassbare Angst.
»Hilfe!«, schrie er in die Dunkelheit. »Hilfe! So hilf mir doch jemand!«
Wie typisch, dass keiner in der Nähe war, der ihm hätte helfen können.
Vor einer Stunde hatten zwei Bullen ihren Streifenwagen angehalten und ihn von der Pierrepont Street aus gemustert, doch sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, aus dem warmen Wagen zu steigen und sich dem kalten Nieselregen auszusetzen. Sie hatten ihn beäugt, weil er ein Punk mit orangefarbenem Irokesenschnitt und einer Sicherheitsnadel im Nasenflügel war, einen einst ordentlichen schwarzen Mantel trug, bemalt mit weißer Farbe, die im Regen verlief und seines Wissens anarchistische Symbole zeigte, die in Wahrheit jedoch etwas völlig anderes bedeuteten. Aber ein einzelner betrunkener Punk im Musikpavillon in Parade Gardens war für niemanden ein Ärgernis. Er war froh gewesen, dass sie ihn in Ruhe gelassen hatten. Unter normalen Umständen würde er nie die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich lenken, aber wo war sie jetzt?
Tief in seinem Herzen wusste er, dass sie ihm ohnehin keine Hilfe wäre. Trotzdem rief er erneut, während er an der Fassade der Abtei entlanglief. Vage erinnerte er sich daran, dass der Haupteingang gleich auf der anderen Seite lag. Die Tür war vermutlich verschlossen, aber falls er es hinschaffte, bot ihm die Kirche sicher Schutz, vielleicht sogar schon die Eingangstreppe. Doch das Ding, das ihn verfolgte, war bereits viel zu nah. Das schreckliche Schaben wurde immer lauter.
Eine kalte Hand ergriff ihn und riss ihn zurück. Eine Hand, eisiger als die Winterluft. Diesmal packte sie ihn am Hals, nicht an einem Kleidungsstück, das er hätte abstreifen können. In der Absicht, sich zu befreien, streckte er den Arm nach hinten aus, um den Griff des Wesens zu lösen, und schüttelte sich mit aller Kraft. Doch das reichte bei Weitem nicht. Weder kam er frei, noch bekam er Luft. Mit der Ferse trat er nach den Beinen des Dings, tat sich dabei jedoch nur weh. Es war, als hätte er statt der Kreatur gegen die Steinmauer der Abtei getreten, doch er wusste es besser.
Der Griff um seine Kehle lockerte sich ein wenig, und er schnappte nach Luft. Der Angreifer zerrte ihn fort von der Abtei, hob ihn hoch, als wöge er kaum mehr als ein Stück Holz, und trug ihn über den Kirchhof. Jeder Schritt war begleitet von dem schrecklichen Schaben. Schr, schr, schr, schr.
Sie traten aus dem Schatten der Abtei ins Mondlicht. Der Punk wandte den Kopf, sodass er seinen Peiniger sehen konnte, und wünschte sich, er hätte es nicht getan. Das Ding, das ihn mit unnachgiebigem Griff am Hals gepackt hielt, sah aus wie eine Frau. Sie war zwei Meter groß, hatte glatte graue Haut, die seltsam gesprenkelt war, als hätten sich Tausende versteinerter Muscheln zu dunklem Marmor verbunden. Lebendiger Stein, sofern so etwas überhaupt möglich war. Ihre farblosen Augen blickten grimmig, ihr Mund zuckte verärgert. Ihr schlichtes kariertes Kleid mit hoher Taille und Puffärmeln schien wie der Rest aus unfassbar flexiblem Gestein zu bestehen.
Sie hatte keine Füße. Ihre Beine endeten auf Höhe der Knöchel in rauen Stümpfen – der Grund für das schreckliche Schaben bei jedem Schritt auf dem Pflaster.
Die graue Steinfrau blieb im Licht des Mondes stehen und schüttelte das Papier, das sie in der rechten Hand hielt, um es zu entfalten. Es handelte sich um ein altes, vergilbtes Pergament, das Einzige an ihr, was nicht aus Stein bestand. Offenbar war es eine Art Karte.
Einen Moment lang hoffte der Punk, sie würde ihn loslassen, um die Karte ordentlich aufzufalten, doch das tat sie nicht. Sie schüttelte die Karte ein-, zweimal und hielt sie ins Mondlicht, woraufhin das Papier von innen heraus zu leuchten begann.
Der Punk nahm einen metallischen, schwefelartigen Geruch wahr. Für einen Moment war ihm, als käme er von der leuchtenden Karte. Dann hörte er Wasser plätschern und sah Dampfschwaden aus den engen Ritzen zwischen den Pflastersteinen aufsteigen. Die Steinfrau öffnete den Mund und stieß ein Knurren aus – der erste auch nur annähernd menschliche Laut, den sie von sich gab.
»Du betrittst meinen Grund und Boden«, sagte eine andere Frau, die der Punk nicht sehen konnte. Viel Dampf erfüllte die Luft, und es roch stark nach Eisen. Heißes orangerotes Wasser stieg zwischen den Pflastersteinen empor, eine plötzliche Flut, die die rauen Stümpfe der Marmorfrau umwallte.
Alles war in Dampf gehüllt, und der Punk verzog blinzelnd das Gesicht in dem Versuch, etwas zu erkennen. Doch ihm bot sich nur ein noch seltsamerer Anblick: eine Gestalt mit einem Gesicht aus gehämmertem Gold und einem undefinierten Körper aus Dampf und rostrotem Wasser. Das goldene Antlitz kam ihm merkwürdig vertraut vor. Er hatte es schon einmal irgendwo gesehen.
»Ich habe meine Beute und werde jetzt gehen«, sagte die Steinfrau. Ihre Stimme klang seltsam hallend und fern, als dränge sie aus einem Loch in der Erde.
»Ich habe dir nicht erlaubt, hier zu jagen. Du wurdest verwarnt und bestraft, als du zuletzt meinen Grund und Boden betreten hast«, sagte das goldene Gesicht. Das Haar der Gestalt war zu einer Art Krone geflochten, und anders als bei der Marmorfrau blieb der Mund reglos, wenn sie sprach, als trüge das wässrige Wesen lediglich eine goldene Maske. »Außerdem gehört er mir.«
Die Marmorfrau antwortete nicht.
»Ernsthaft?«, fragte der Punk.
»Travis Zelley«, sagte die dampfumhüllte Erscheinung. »Deine Mutter gab dir einen Sixpence, den du in mein Wasser warfst, als du mich an deinem siebten Geburtstag angebetet hast.«
»Äh, hab ich das?«, krächzte Travis. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er nur einmal Geld in Wasser geworfen, und zwar bei einem Ausflug zur römischen Therme ganz in der Nähe. Ihm fiel wieder ein, dass seine Mutter ihm tatsächlich einen Sixpence gegeben hatte. Er wollte ihn für Lollis ausgeben, doch sie hatte ihn gezwungen, die Münze in einen Brunnen der Therme zu werfen. Einen echten silbernen Sixpence, ein paar Jahre vor der Umstellung auf die Dezimalwährung mit den langweiligen Fünf-Pence-Münzen. Danach hatten sie ihren Nachmittagstee im Restaurant getrunken. Er hatte die Münze nicht ins Wasser geworfen, um jemanden anzubeten. Doch ihm fiel wieder ein, woher er das goldene Gesicht kannte. Es war eine Maske, ausgestellt im Museumsteil der römischen Therme.
Unvermittelt schwang die steinerne Frau den Arm und schleuderte Travis zur Karte, als wäre die ein Fenster. Sie ließ ihn los, und kurz freute er sich, dass er doch noch entkommen konnte – bis er feststellte, dass er nicht auf das Kopfsteinpflaster, sondern auf Gras fiel, an einem völlig anderen Ort. Plötzlich war es so hell, dass er kurz die Augen schließen musste. Als er sie blinzelnd wieder öffnete, erkannte er, dass er sich irgendwo im Freien befand, jedoch umgeben von hohen Mauern. Es war heiß, unerträglich heiß nach der kalten Winternacht, in der er noch einen Moment zuvor gewesen war.
Er wollte aufstehen, doch unversehens tauchte die Steinfrau vor ihm auf und zwang ihn wieder zu Boden. Sie zischte vor Wut. Die Karte, die sie nach wie vor in der rechten Hand hielt, spannte sich in der Luft, als hielte eine unsichtbare Person das andere Ende fest, und schließlich riss sie entlang des Falzes. Ein Viertel der Karte verschwand, und rostrotes Wasser spritzte auf den Arm der Steinfrau.
Sie drehte sich zu ihm um und krümmte die Finger der Hand zu einer furchterregenden Klaue. Als sie ihn aufhob, durchdrangen ihre steinernen Fingernägel seine Haut bis auf die Knochen. Die Frau schüttelte ihn wie ein Terrier eine Ratte.
»Du hast mich mehr gekostet, als ich zu zahlen bereit war«, erklang ihre unheimlich hallende Stimme. »Das Ritual...
Erscheint lt. Verlag | 29.11.2023 |
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Reihe/Serie | Die linkshändigen Buchhändler von London | Die linkshändigen Buchhändler von London |
Übersetzer | Ruggero Leò |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The sinister booksellers of Bath (Buchhändler 2) |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | 2023 • 80er • Achtziger • Achtziger Jahre • Alex Verus • Bath • Ben Aaronovitch • Buchempfehlung • Buchhändler • Die Flüsse von London • Die magischen Buchhändler von London • Die Schlüssel zum Königreich • eBooks • Fantasy • fantasybooktok • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Neuerscheinung 2023 • Geheimbund • Kupferkessel • London • Merlin • mr. parnassus' heim für magisch begabte • Mythologie • Neuerscheinung • Peter Grant • Spiegel-Bestseller-Autor • The Left-handed Bookseller of London • the sinister booksellers of bath • TJ Klune • Urban Fantasy |
ISBN-10 | 3-641-30538-1 / 3641305381 |
ISBN-13 | 978-3-641-30538-3 / 9783641305383 |
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