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Tod in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi -  Thorsten Siemens

Tod in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
180 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-809-0 (ISBN)
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„Es war der Buchstabenkiller! Er hat wieder zugeschlagen!“ In Carolinensiel wird ein junger Mann ermordet aufgefunden, der Täter hat ihm den Buchstaben „M“ auf die Stirn geritzt. In kurzem Abstand folgen drei weitere Mordfälle nach dem gleichen Muster. Treibt ein Serientäter sein Unwesen in Ostfriesland? Dagegen spricht, dass es zwischen den vier Toten Verbindungen gibt. Das erste Opfer wurde erst kürzlich wegen Körperverletzung verurteilt, das zweite war Mitglied eines dubiosen ostfriesischen Motorradclubs. Ist der Täter auf Rachefeldzug? Aber auf wen genau könnte er es abgesehen haben? Zudem ergibt die Kombination der vier auf den Opfern eingeritzten Buchstaben einen Namen, der sich einer markanten Persönlichkeit Carolinensiels zuordnen lässt. Liegt hier die entscheidende Spur? Die ostfriesischen Ermittler Hedda und Enno Böttcher haben keine Zeit zu verlieren, denn sie müssen befürchten, dass der Buchstabenkiller seine Mission noch nicht beendet hat...

2. Kapitel


 

›M‹ wie Mord

 

07. Juni

 

»Tut mir wirklich leid«, entschuldigte Jörg sich. Seinem Tonfall war anzuhören, dass ihm die Situation total unangenehm war. »Ich habe die Information auch gerade erst bekommen.«

»Sag ihm, dass wir gleich zurückrufen«, mischte Enno, der längst mitbekommen hatte, dass irgendetwas nicht stimmte, sich ein. »In ein paar Minuten sind wir auf dem Parkplatz am Hafen. Dann können wir beide ganz in Ruhe mit ihm telefonieren.«

Nachdem sie ihren Wagen etwas abseits der übrigen Autos geparkt hatten, riefen sie ihren Vorgesetzten zurück und aktivierten die Freisprechfunktion.

»Moin Jörg«, begrüßte Enno ihn zunächst, um dann aber auch direkt auf den Punkt zu kommen. »Unsere Fähre legt in fünfundvierzig Minuten ab. Also raus mit der Sprache, was ist passiert?«

»Vor gerade einmal einer Stunde wurde eine Leiche in der Nähe der ›Historischen Rettungsstation‹ gefunden.«

Hedda schaute ihren Mann fragend an. »Wo ist das?«, wollte sie wissen. Sie konnte sich nicht erinnern, je zuvor von einer ›Historischen Rettungsstation‹ gehört zu haben.

»Tut mir leid«, entschuldigte Jörg sich. »Da ihr gerade vor Ort seid, habe ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, euch den genauen Fundort zu nennen.«

»Willst du damit andeuten, die Leiche wurde hier in Harlesiel gefunden?« Ungläubig schaute Enno seine Frau an.

»Nicht ganz. Die ›Historische Rettungsstation‹ befindet sich in der Nähe der ›Friedrichsschleuse‹, die wiederum auf halbem Wege zwischen Carolinensiel und Harlesiel liegt. Einem jungen Mann wurde mit einem schweren, scharfkantigen Gegenstand der Schädel gespalten. Dem ersten Augenschein nach könnte es sich um eine Axt gehandelt haben.«

Bei der Vorstellung, sich zufälligerweise ganz in der Nähe eines frischen Tatortes zu befinden, an dem zudem noch ein derart kaltblütiges Verbrechen verübt worden war, stellten sich bei Hedda die Nackenhaare auf. Neun Monate lang hatten sie keinen Mordfall zu lösen gehabt und ausgerechnet heute befanden sie sich genau in dem Ort, in dessen unmittelbarer Nähe ein Kapitalverbrechen verübt worden war. Konnte das Zufall sein?

Während seine Frau mit ihren Gedanken schon mitten im Fall steckte, wollte Enno den Urlaub, auf den er sich schon seit Monaten freute, nicht ohne Weiteres aufgeben. »Wenn die Leiche erst vor einer Stunde gefunden wurde, wird die Polizei ja gerade erst am Anfang ihrer Ermittlungen stehen. Vielleicht finden sie den Täter ja schnell und unsere Unterstützung wird überhaupt nicht benötigt.«

Jörg seufzte. »Ich will euch wirklich nicht den Urlaub verderben und ich verspreche, ich mache das wieder gut. Aber die Botschaft, die ich von meinem Kontaktmann aus dem Innenministerium bekommen habe, war ebenso eindringlich wie eindeutig. Wir sollen sofort mit den Ermittlungen beginnen.«

»Aber wieso? Wir werden ja beileibe nicht zu jedem Tötungsdelikt hinzugerufen, wie die letzten neun Monate bewiesen haben. Was ist denn an dieser Tat bitte so außergewöhnlich, dass wir unbedingt von Anfang an ermitteln müssen?«

»Die bisherigen Erkenntnisse lassen befürchten, dass es sich eventuell um einen Serientäter handeln könnte. Die Sommersaison hat gerade so richtig begonnen. Man befürchtet, der Mord könne Urlauber abschrecken und zur Stornierung ihrer bereits gebuchten Reisen veranlassen. Selbstverständlich macht man sich aber auch Sorgen um die Sicherheit der Touristen. Darum soll der Täter so schnell wie möglich gefasst werden.«

»Weshalb gehen die Behörden denn von einem potentiellen Serientäter aus?«, wollte Hedda wissen.

»Dem Opfer wurde ein Buchstabe auf die Stirn geritzt«, antwortete Jörg. »Eine Affekttat erscheint daher sehr unwahrscheinlich. Selbstverständlich könnte auch ein Einmaltäter einen Grund für die Markierung seines Opfers gehabt haben, aber bei einer derart auffälligen Kennzeichnung dürfen die Beamten einfach nicht ausschließen, dass es weitere Morde nach demselben Schema geben könnte.«

»Ein Buchstabe?«, wiederholte Enno, der sich sofort an einen früheren Fall erinnert fühlte. Er musste an das Brandmal denken, das auf der Stirn der Toten von Aurich prangte. Ihr war ein Pentagramm direkt in die Haut gebrannt worden.

»Ja«, bestätigte Jörg. »Mit einem scharfkantigen Gegenstand wurde ihm der Buchstabe ›M‹ in die Haut geritzt.«

»Hat die Polizei schon eine Ahnung, warum es gerade dieser Buchstabe gewesen sein könnte?«, fragte Hedda.

»Es gibt einen ersten Verdacht«, antwortete Jörg. »Der Tote hat sich der Körperverletzung schuldig gemacht. Er hat vor einem halben Jahr einer jungen Frau so heftig ins Gesicht geschlagen, dass ihre Nase gebrochen ist. Das Opfer seines Gewaltexzesses hieß Mia Ehmen.«

»M wie Mia«, sprach Enno seine Gedanken laut aus. »Man könnte es als Zeichen der Rache verstehen. Aber für wen hat der Mörder es hinterlassen? Der Gewalttäter ist tot. Demnach würde es nur Sinn ergeben, wenn der Killer Mia zeigen wollte, dass er ihn für sie umgebracht hat.«

»Oder Mia war es selber«, warf Hedda eine weitere Variante ein. »Vielleicht wollte sie mit dem Buchstaben ja nur von sich ablenken.«

»Aber durch den Buchstaben hat sie die Kriminalbeamten doch erst auf ihre Spur gebracht. Als Ablenkungsmanöver scheint mir die Aktion da eher kontraproduktiv«, gab Jörg zu bedenken. »Die Körperverletzung liegt schließlich schon Monate zurück und war, auch wenn ich die Tat keinesfalls verharmlosen will, nun auch nicht so schwerwiegend, dass ein Mord die naheliegendste Rachereaktion wäre.«

Enno entfuhr ein bitteres Lachen. »Wir hatten es schon mit weitaus harmloseren Motiven zu tun. Außerdem wissen wir ja nicht, ob zwischenzeitlich noch weitere Dinge zwischen Mia und unserem Opfer vorgefallen sind. Wenn er derart gewaltvoll gegen Frauen vorgeht, scheint er gegenüber dem weiblichen Geschlecht wenig Respekt zu empfinden. Ich würde daher auch eine spätere Vergewaltigung nicht ausschließen. Vielleicht ist die gerade erst passiert und war bis auf Täter und Opfer niemandem bekannt.«

»Und eben genau das sollt ihr herausfinden«, sagte Jörg.

»Aber das könnte doch auch die Polizei machen. Wenn die in drei Tagen nicht einen Schritt weiter sein sollte, können wir ja immer noch unterstützend tätig werden«, maulte Enno, der seinen Urlaub auf Wangerooge einfach nicht aufgeben wollte.

Dem Geheimdienstleiter entfuhr ein bedauernder Seufzer. »Wie gesagt, ich mache es wieder gut. Versprochen!«

Nach einigen weiteren Minuten beendeten sie das Telefonat. Enno würde sich damit abfinden müssen, dass er die kommenden Tage eben nicht auf einer Ostfriesischen Insel, sondern stattdessen auf dem küstennahen Festland verbringen würde. »Wenigstens muss ich bei der Arbeit dieses Mal niemanden anlügen«, versuchte er sich die Situation schönzureden.

»Dann müssen wir den Fall aber auch innerhalb der nächsten zwei Wochen aufklären«, entgegnete Hedda.

»Das wird für uns ja wohl kein Problem«, grinste Enno. »Am besten, wir fangen gleich an. Schließlich befinden wir uns ohnehin ganz in der Nähe des Tatortes.« Er stieg aus, öffnete die Kofferraumklappe und befreite Rocky, der zwischen den gepackten Koffern nicht ganz so viel Platz hatte, wie er es zuletzt gewohnt war.

Gemeinsam mit dem treuen Vierbeiner spazierten sie an der Harle entlang. Nach etwa zehn Minuten entdeckten sie bereits die rot-weißen Absperrbänder der Polizei, die im Küstenwind hin und her schwankten. Einige uniformierte Beamte sorgten dafür, dass die zahlreichen Schaulustigen, die sich an der Absperrung stauten, diese nicht durchbrechen konnten.

Schon lange bevor der Tatort in das Sichtfeld des Ermittlerehepaares geraten war, hatte Rocky bereits wie wild an seiner Leine gezerrt. Der pensionierte Leichenspürhund schien die Witterung des Todes bereits am Hafen aufgenommen zu haben. Auf den letzten Metern hatte er dann auch noch zu bellen begonnen und konnte letztendlich nur durch eine leckere Belohnung beruhigt werden.

»Lass uns mal unter die Leute mischen. Vielleicht können wir so einige Informationen aufschnappen, die uns bei den Ermittlungen nützlich sein können«, schlug Enno vor und verkürzte die Leine, um ihren hektischen Begleiter unter Kontrolle halten zu können.

Hedda stimmte ihm stillschweigend zu. Doch mit jedem Schritt, den sie näher an die Menschentraube herankamen, wurde ihr schwindeliger. Sie kannte dieses unerklärliche Phänomen bereits aus anderen Fällen, an deren Aufklärung sie mitgewirkt hatten. Neu war jedoch eine bisher unbekannte Übelkeit, die ihr ungemein zu schaffen machte.

 

...

Erscheint lt. Verlag 14.7.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-96586-809-8 / 3965868098
ISBN-13 978-3-96586-809-0 / 9783965868090
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