: Unheimlicher Thriller
von Jonas Herlin
Der Privatdetektiv Frank Willard wird in Hamburg entführt. Die Reporterin Sandra Düpree forscht nach.
Ewiges Leben durch die Übertragung des Bewusstseins in einen anderen Körper? Eine verrückte Idee, aber genau darum scheint es bei der Entführung zu gehen. Sandra macht sich auf die Suche, aber außer einer absurden Theorie scheint es keine Spuren zu geben.
Alles scheint mit Geschehnissen im Jahr 1912 zu tun zu haben…
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
Jonas Herlin ist ein Pseudonym von Alfred Bekker
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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1
Es war ein regengrauer Tag im Jahre 1912. Ein Tag, an dem es in den Straßen Hamburgs überhaupt nicht richtig hell geworden zu sein schien. Nebel hing über der Elbe und quoll in den Hafen und die Stadt hinein. Kommissar Feldmann klopfte zum dritten Mal an die schwere, mit Eisen beschlagene Holztür, an der sich ein seltsames Symbol aus Messing befand. Es hatte die Form eines Sechsecks, auf dem eine Art Januskopf abgebildet war, dessen eine Hälfte ein menschliches Gesicht darstellte.
Die andere Hälfte zeigte einen Totenkopf.
Das Haus eines wahnsinnigen Mörders!, ging es Feldmann schaudernd durch den Kopf. In seinem Beruf war er einiges gewöhnt und mit den Jahren ziemlich abgestumpft.
Aber dieser Fall hatte ihn bis den Schlaf verfolgt!
„Machen Sie auf, Herr Halver!“, rief Kommissar Feldmann mit heiserer Stimme.
Dann wandte er sich an die hinter ihm stehenden uniformierten Polizeibeamten und nickte ihnen zu. „Brechen Sie die Tür auf, meine Herren!“
Feldmann trat zur Seite.
Die Männer ließen sich nicht lange bitten. Das entsprechende Werkzeug hatten sie dabei, und schon wenige Augenblicke später war das Schloss mit einer Brechstange ausgehebelt. Die Tür öffnete sich mit einem Knarren, und als Feldmann eintreten wollte, gellte ihm der völlig hysterische Schrei einer Frau entgegen. Ein Hausmädchen stand mit offenem Mund und schreckgeweiteten Augen da.
„Wo ist Herr Dirk Halver?“, fragte Feldmann kühl.
„Was wollen Sie? Bleiben Sie, wo Sie sind!“
„Herr Halver ist des Mordes so gut wie überführt! Ich habe hier einen Haftbefehl … Wo ist er?“
Feldmann machte einen Schritt nach vorn, aber das Hausmädchen trat ihm entgegen.
„Nein!“
Der Kommissar schob sie zur Seite und ging an ihr vorbei.
Ein ächzender Laut ließ Feldmann und seine Leute erstarren. Es hörte sich an wie ein schmerzerfülltes Stöhnen.
„Los, nach oben!“, rief der Kommissar und deutete auf die Treppe. Mit schnellen, raumgreifenden Schritten lief Feldmann die Stufen hinauf. Immer zwei bis drei nahm er auf einmal.
Seine Leute folgten ihm so schnell sie konnten.
Oben angekommen, riss Feldmann die Tür des erstbesten Zimmers auf. Es war ein Salon. Es war niemand dort. Das nächste Zimmer war abgeschlossen, und erneut drang jetzt jener schaurige Schmerzenslaut an sein Ohr. Nur war es jetzt viel lauter als beim ersten Mal.
Feldmann rüttelte am Türknauf.
Irgendetwas ging da drinnen vor sich … Feldmann hatte die dunkle Ahnung, dass es etwas Furchtbares sein musste.
„Herr Halver?“, rief er und rüttelte ein letztes Mal am Türgriff. Dann nahm Feldmann Anlauf und rannte die Tür ein.
Sie sprang aus dem Schloss. Holz splitterte. Mit einem furchtbaren Knarren öffnete sie sich, und der Kommissar stürzte in ein eigentümliches Halbdunkel hinein.
Er blieb abrupt stehen.
Kerzenlicht flackerte, eigentümliche Gerüche und Dämpfe stiegen Feldmann in die Nase. Der Kommissar kannte den Geruch aus seiner Zeit als Kolonialoffizier in Aden.
Weihrauch.
In der Mitte des Raumes befand sich ein offener Sarg, in dem sich ein Toter befand. Sein Gesicht wirkte wie aus Wachs und war ebenso wie die Hände mit sechseckigen Symbolen bemalt.
Die Haut wies einen eigentümlichen, bläulichen Schimmer auf.
Ein grauhaariger Mann stand am Kopfende des Sarges. Seiner Kleidung nach handelte sich um den Hausdiener. Er hielt ein urnenartiges Tongefäß in der Hand, das er jetzt vorsichtig auf eine Kommode stellte, während er Feldmann mit einem misstrauischen Blick bedachte.
„Was fällt Ihnen ein, hier einfach so einzudringen und diese spirituelle Totenzeremonie zu stören?“, fauchte der Grauhaarige ärgerlich.
„Ich bin hier, um Dirk Halver wegen Mordes zu verhaften“, erklärte Feldmann. Sein Blick hing an dem Gesicht des Toten, und nachdem er Luft geholt hatte, setzte er noch hinzu: „Aber, wie es scheint, bin ich wohl zu spät gekommen.“
„Herr Halver hat es vorgezogen, freiwillig aus dem Leben zu scheiden“, sagte der Hausangestellte. „Ich habe hier seinen Abschiedsbrief, und jeder Gutachter wird bestätigen, dass er in seiner Handschrift verfasst wurde.“ Er griff in seine Jackettinnentasche und überreichte Feldmann ein Couvert.
Der Kommissar nahm es mit skeptischem Blick entgegen und meinte dann: „So ist er dem Henker nur zuvorgekommen! Es ist schon eine Ironie.“
„Was meinen Sie damit?“, fragte der Hausdiener und zog eine Augenbraue hoch.
Feldmann trat auf den Sarg zu und deutete auf das Gesicht des toten Halver. „Ich bin kein Experte für so etwas, aber wie es scheint, haben Sie ihn auf dieselbe Art und Weise einbalsamiert, die wir auch bei den Ermordeten festgestellt haben.“
„Es war sein Wunsch“, erklärte der Hausdiener. „Ich habe streng nach den Anweisungen gehandelt, die Herr Halver vor seinem Tod schriftlich niederlegte.“
Feldmann umrundete den Sarg. Erst jetzt war der Blick auf eine Liege frei, die mit einem weißen Laken überdeckt war.
Darunter hoben sich die Umrisse eines Menschen ab.
Ehe der Hausangestellte einschreiten konnte, hatte der Kommissar das Laken ein Stück heruntergezogen. Das Gesicht eines jungen Mannes war zu sehen. Er hatte die Augen geschlossen. Auf der Stirn waren ebenso wie auf Halvers Leichnam Sechsecke aufgemalt.
„Was …“, begann Feldmann, brach dann aber abrupt ab, als der junge Mann die Augen öffnete. In seinen Augen war ein triumphierendes Leuchten, als er den Kommissar erblickte.
Der junge Mann lächelte.
Ein teuflisches, zynisches Lächeln, das Feldmann unwillkürlich zurückschrecken ließ.
2
85 Jahre später
In Hamburg…
„Es war ein schöner Abend, Frank“, sagte ich und strich mir dabei eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus meiner Frisur herausgestohlen hatte.
„Er ist noch nicht zu Ende, Sandra!“, erwiderte der gutaussehende Mann mit den dunklen Haaren, der mir gegenübersaß.
„Nein, sicher nicht.“
„Du bist eine faszinierende Frau, Sandra.“
„Und du ein unverbesserlicher Süßholzraspler!“
Er lächelte.
„Sag nicht, dass es dir nicht gefällt, Sandra!“
Ich hob die Augenbrauen.
„Soll ich dir die Wahrheit sagen?“, fragte ich.
„Ich bitte darum!“
„Ich kann gar nicht genug davon bekommen!“
„Das weiß ich, Sandra!“
Wir lachten beide.
Ein romantisches Essen zu zweit bei Kerzenschein, das war genau nach meinem Geschmack gewesen. Und Frank Willard hatte genau gewusst, wonach mir an diesem Abend war und das Restaurant entsprechend ausgesucht.
Ein Mann mit großem Einfühlungsvermögen, aber voller Geheimnisse. Zur Zeit war er Privatdetektiv, aber in seiner dunklen Vergangenheit schien er alles mögliche gewesen zu sein, vom Schmuggler bis zum Geheimagenten. Und aus dieser Zeit musste auch sein nicht unbeträchtliches Vermögen stammen, das ihn relativ unabhängig machte. Genaueres wusste ich darüber nicht, obwohl ich mich immer wieder bemüht hatte, mehr über diesen Mann herauszufinden. Vergeblich. Es waren nur Bruchstücke, die ich ans Tageslicht hatte fördern können.
Ich wusste noch nicht einmal seinen wirklichen Namen, denn Frank Willard hieß er erst, seitdem er in Hamburg aufgetaucht war. Aber ich liebte ihn dennoch, auch wenn ich nichts über seine wahre Identität wusste und damit rechnen musste, dass er ebenso plötzlich wie er...