Die besten 4 Science Fiction Romane Juni 2023 (eBook)
600 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8002-8 (ISBN)
1. Kapitel
Auf dem Weg in die Leere
Scobee erwachte aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Sie atmete tief durch und öffnete die Lider, blinzelte erst einen Augenblick lang gegen das schwache Licht und machte die Augen dann wieder zu.
Du bist eine Gestrandete, herausgerissen aus deiner angestammten Zeit – durch Mächte, auf die du nicht den geringsten Einfluss hattest. Aber hat es dir geschadet? Vielleicht wärst du gar nicht mehr am Leben, wenn du in deiner eigentlichen Epoche geblieben wärst …
Scobee zögerte, die Augen erneut zu öffnen. Wirre Erinnerungen an noch verworrenere Träume beherrschten ihr Denken. So manches an Bildern und Szenen ging dabei wild durcheinander. Wie in einem Kaleidoskop hatte Scobee das Gefühl, alles auf einmal zu sehen. Zwanzig Überblendungen gleichzeitig und doch schienen einige von ihnen klar identifizierbar.
Du bist eine GenTec. Ein weiblicher Klon, geschaffen mit einem genetischen Programm, das dich einst zum Gehorsam zwang. Du warst Teil eines militärischen Projekts – aber das alles ist jetzt so unwichtig geworden. Nicht erst, seit du hier in Andromeda bist. Was spielt deine Vergangenheit noch für eine Rolle?
Einen Lidschlag hatte der Flug an Bord der RUBIKON nach Andromeda gedauert – zumindest in der subjektiven Empfindung der Besatzungsmitglieder. In Wahrheit waren zwei Jahrhunderte vergangen, wie man später erfahren hatte. Die RUBIKON war bei der fehlgeschlagenen Transition nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit katapultiert worden.
Erst im Zentrum von Andromeda hatte die Besatzung der RUBIKON vom Ausmaß dieser Zeitreise erfahren. Du hast etwas Ähnliches schon einmal erlebt, als dich der Einfluss eines Schwarzen Lochs ebenfalls zweihundert Jahre in die Zukunft riss. Eine Zukunft, in der die Menschen unter dem Namen Erinjij Angst und Schrecken in der Galaxie verbreiteten und unter der Herrschaft der Keelon-Master standen. Aber das erscheint dir jetzt bereits wie ein Traum, der verblasst, sobald man erwacht …
Kaum, dass sie überhaupt Gelegenheit gehabt hatte, die Zeit, in die sie das Schicksal schleuderte, wirklich zu verstehen, war sie nun erneut in einer Zukunft gelandet, in der sich vieles, wenn nicht alles verändert haben würde.
Die gegenwärtige Lage in der Milchstraße zu erkunden, das war der Grund dafür gewesen, an Bord von Ovayrans Schiff zu gehen, denn die Heimatgalaxie der Menschheit war das erklärte Ziel des Gloriden – genau wie das ihre.
Was werde ich dort vorfinden? , ging es ihr durch den Kopf. Das Erwachen in der Welt der Erinjij und Keelon-Master glich einem Albtraum – aber vielleicht war das nichts weiter als eine liebliche Ouvertüre im Vergleich zu dem, was noch kommen wird!
Der Gedanke daran ließ sie manchmal nicht ruhen. Hin und wieder fiel sie dafür dann in einen umso tieferen, traumlosen und ihrer Empfindung nach beinahe todesähnlichen Schlaf.
Mindestens zwei irdische Wochen war es bereits her, dass sie die RUBIKON II verlassen hatte und an Bord des unter dem Kommando des Gloriden Ovayran stehenden Raumschiffs gegangen war. Aber auch diese Zeitbegriffe schienen hier draußen in der Unendlichkeit nicht dieselbe Rolle zu spielen. Könnte es sein, dass du jeglichen Maßstab verloren hast? Du bist wahrscheinlich der einzige Mensch in einem Umkreis von hunderttausend Lichtjahren oder mehr. Vielleicht ist es das Wissen um diese Tatsache, die dafür sorgt, dass alles, was deiner Existenz eine feste Größe geben könnte, zu verschwimmen scheint. Jeder Maßstab, jede Vergleichsgröße, jeder Parameter, jeder Wert … Kein Mensch hat das je vor dir erlebt!
Scobee schalt sich schon gleich darauf eine Närrin.
Was sollte diese Grübelei?
Warum sich melancholischen Stimmungen hingeben, die sie nur dabei behindern konnten, das zu tun, was sie sich als ihre Aufgabe gestellt hatte.
Sie atmete tief durch. Ihr wohlgeformter, durchtrainierter Körper straffte sich dabei. Noch hatte sie die Augen nur für einen kurzen Moment geöffnet, aber sie war zweifellos wach.
Scobee versuchte sich an das zu erinnern, was sie geträumt hatte. Und damit die Schatten der Imagination festzuhalten. Vergeblich. Es muss vergeblich sein , überlegte sie. Sie hatte keine Ahnung, weshalb ihr diese Dinge auf einmal so unwahrscheinlich wichtig waren. Übertrieben wichtig, wie sie selbst erkannte, sobald ihr messerscharfer Verstand die Oberhand über das Gefühl gewann.
Irgendetwas hatte sich grundlegend verändert. Das spürte Scobee, je länger dieser Flug dauerte. Jede Faser ihres Körpers schien mit immer sensibler werdenden Sensoren für dieses Phänomen ausgestattet zu sein.
Jetzt erst öffnete Scobee die Augen dauerhaft.
Ovayran, der gloridische Kommandant des Schiffes mit dem für Scobee recht seltsam klingenden Namen AUGE DES PERIGOR, hatte diesen Raum nach ihren Wünschen herrichten lassen, wobei sich ihre und die Vorstellungen eines Wesens, das nur einen Teil seines Lebens in körperlich greifbarer Form zubrachte und die restliche Zeit dafür als körperloses Energiewesen existierte, zweifellos voneinander unterschieden. So hatte man natürlich auf ihre Bedürfnisse nur in dem Maß Rücksicht nehmen können, wie diese von den Gloriden überhaupt verstanden worden waren.
Du hast geschlafen und spürst dennoch Müdigkeit! , erkannte Scobee plötzlich. So etwas sollte eigentlich nicht sein. Vielleicht stimmt etwas mit dir nicht, aber du wirst, was dies betrifft, von Ovayran wohl auch keine kompetente ärztliche Hilfe erwarten dürfen…
Scobee musste bei diesem Gedanken unwillkürlich schmunzeln.
Na, also! Es geht doch!
Scobee erhob sich von ihrem Bett und überlegte, wie sie den Nahrungsmittelspender so programmieren sollte, dass er auch etwas Genießbares ausspuckte. Mit der puren Energie, die die Gloriden in ihre Körper zu leiten pflegten, konnte die GenTec jedenfalls nicht das Geringste anfangen. Ganz im Gegenteil! Selbst ihre recht widerstandsfähige Physis wäre durch einen derartigen Energietransfer, wie er für Gloriden geradezu lebensnotwendig war, zerstört worden.
Der Bordrechner der AUGE DES PERIGOR war so programmiert worden, dass er in der Lage war, Nahrung zu produzieren, die den physiologischen und biochemischen Erfordernissen von Scobees Metabolismus entsprachen.
Das bedeutete allerdings nicht, dass alles, was sie dann am Ende vorgesetzt bekam, auch tatsächlich schmackhaft war.
Irgendwann wirst du dich sogar an diesen Fraß gewöhnen , war Scobee jedoch überzeugt.
Durch die Berührung eines Sensorpunktes an der Wand wurde das System aufgerufen. Ein Holoquader erschien wie aus dem Nichts und zeigte ihr eine Auswahl verschiedener Gerichte, die der Bordrechner im Angebot hatte.
Das schmeckt ohnehin alles gleich fade , dachte Scobee. Da sollte dir die Wahl doch nun wirklich nicht so wahnsinnig schwer fallen! Genüsse kannst du hier nicht erwarten…
Ehe sie schließlich eine Entscheidung getroffen hatte, wurde sie abgelenkt und das Knurren ihres Magens war zumindest für die nächsten Augenblicke in den Hintergrund gedrängt.
Eine Lichterscheinung blendete sie plötzlich.
...
Erscheint lt. Verlag | 22.6.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
ISBN-10 | 3-7389-8002-4 / 3738980024 |
ISBN-13 | 978-3-7389-8002-8 / 9783738980028 |
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