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Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
Kommissar Jörgensen und die Vergeltung
von Alfred Bekker
1
In der Fabrikhalle herrschte Halbdunkel. Nur durch eine hohe Fensterreihe fiel etwas Licht herein. Der Geruch von Altöl hing in der Luft.
Es war kühl.
John Dahlheim fröstelte in seinem dünnen Cool-Wool-Anzug.
Er blickte sich um. Mit der Linken trug er einen Diplomatenkoffer, die Rechte war immer in der Nähe der Beretta, die in seinem Quick-Draw-Holster steckte.
»Hey, Manwitz, wo steckst du?«, rief er.
In einer vom Licht beschienen Zone bemerkte er einen dunkelroten Fleck auf dem Betonboden. Frisches Blut ...
Ein surrendes Geräusch ließ Dahlheim zusammenzucken. Er riss die Waffe hervor. Jemand hatte einen Hebekran aktiviert.
Ein nur als Schattenriss sichtbares Bündel hing am Haken. Langsam wurde es herabgelassen.
Als das Licht darauf fiel, erstarrte Dahlheims Gesicht zur Maske.
»Manwitz!«
2
Die Leiche war blutüberströmt. Dutzende von Einschüssen hatten Manwitz' Kleidung zerfetzt. Das Gesicht war jedoch unverletzt. Aus diesem Grund hatte Dahlheim es auch sofort erkannt.
»Scheiße«, flüsterte er, wich einen Schritt zurück.
»Die Waffe weg!«, brüllte eine Stimme von hinten.
Dahlheim wirbelte herum, blickte in die Schattenzone auf der anderen Seite der Halle. Panik keimte in ihm auf. Dahlheim schoss seine Waffe ab, zog immer wieder den Stecher durch. Er feuerte blindlings drauflos und hielt dabei in die Schattenzone oben auf der Balustrade.
Der Puls schlug ihm bis zum Hals.
Sekundenbruchteile später wurde von der anderen Seite auf ihn gefeuert.
Auch dort gab es eine Zone, die im Schatten lag.
Eine MPi ratterte los. Das Mündungsfeuer blitzte in der Dunkelheit auf.
Die Kugeln schlugen dicht rechts und links neben Dahlheim in den Betonboden, sprengten kleine Stücke heraus.
Dahlheim dachte einen Augenblick lang daran, zurück bis zum Eingangstor zu laufen. Aber seine Angst war zu groß. Etwa zwanzig Meter lagen zwischen ihm und dem Tor. Zwanzig Meter, auf denen er eine leicht zu treffende Zielscheibe gewesen wäre.
Dahlheim ließ die Waffe fallen.
»Nicht schießen!«, kreischte er.
»Stell den Koffer hin!«, wies ihn eine andere Stimme an. Eine weibliche Stimme.
Dahlheim schluckte, ließ den Blick schweifen und versuchte in den dunklen Schatten etwas zu sehen.
Vergebens.
»Ihr seid scharf auf das Geld, ja?«, rief er und hielt den Koffer empor. »Hier ist es! Nehmt es euch! Ich habe nichts dagegen! Aber lasst mich ...«
Eine weitere MPi-Salve wurde abgefeuert. Die Projektile zischten über Dahlheims Kopf hinweg und perforierten das Hallentor. Dahlheim zitterte. Er stellte den Koffer auf den Boden und hob die Hände.
Eine halbe Million Euro, ging es ihm durch den Kopf. Wenn ich diese Schweinehunde mal in die Finger kriege, haben die nichts zu lachen!
Erneut ertönte jetzt ein surrendes Geräusch. Ein zweiter Hebekran war aktiviert worden. Er bewegte sich auf den unter der Decke befestigten Schienen und positionierte sich so, dass er ziemlich genau über Dahlheims Kopf zum Stillstand kam. Der Haken wurde herabgelassen. Es hing etwas daran. Dahlheim sah im Licht kurz etwas Metallisches funkeln.
Handschellen!
Der Haken senkte sich etwa bis auf Dahlheims Augenhöhe.
»Nimm die Handschellen!«, kam die Anweisung, diesmal wieder von der männlichen Stimme.
Dahlheim gehorchte. Er dachte an Manwitz, der tot an dem anderen Haken baumelte. Panik lähmte ihn.
Du hast keine Chance, durchzuckte es ihn.
Er zermarterte sich das Hirn darüber, wem er in letzter Zeit wohl dermaßen auf die Füße getreten war, dass er sich eine so grausame Rache ausgedacht hatte. Dahlheim ließ die Handschellen einrasten.
Die Stimmen - hast du sie schon einmal gehört?, fragte Dahlheim sich. An die der Frau konnte er sich nicht erinnern, aber an die Männliche.
Verdammt, wenn ich nur wüsste, wo und in welchem Zusammenhang, durchzuckte es ihn. Muss wohl schon länger her sein ...
Die nächste Anweisung folgte. Wieder von der männlichen Stimme.
»Leg … das … Zwischenstück … der Handschellen … in den Haken!«
Die abgehackte Sprechweise fiel Dahlheim auf.
»Verdammt, was soll das denn?«, zeterte er. »Im Koffer ist eine halbe Million! Ihr könnt das Geld haben!«
Die MPi knatterte wieder los. Dahlheim zuckte zusammen. Haarscharf neben ihm schlugen die Projektile ein. Keines hatte ihn jedoch getroffen.
Offenbar wollen sie mich nicht töten, ging es ihm durch den Kopf. Noch nicht ...
Er gehorchte, legte das Zwischenstück der Handschellen in den Haken. Mit einem Surren wurde der Haken empor gezogen.
»Was soll das denn? Was habt ihr vor?«, rief er.
Sekunden später hatte er den festen Boden unter den Füßen verloren und hing mit zusammengeketteten Händen am Haken. Er schrie. Die Handschellen schnitten sich in seine Arme hinein. Es tat höllisch weh.
Als Dahlheim etwa zwei Meter über dem Boden hing, stoppte der Kran die Aufwärtsfahrt.
Einige Augenblicke lang geschah nichts.
»Hey, ihr wollt mich doch so nicht hängen lassen, oder?«, kreischte Dahlheim.
Keine Antwort. Er hörte Schritte.
Eine Frau mit weißblonden Haaren trat aus dem Schatten heraus. Sie näherte sich Dahlheim.
Ihre Schritte hallten auf dem kahlen Betonboden wider. Sie trug einen knappen Ledermantel, der so gut wie alles von den langen, wohlgeformten Beinen freiließ. Mit der Linken hielt sie eine kurzläufige MPi vom Typ Uzi.
Sie trat ins Licht, so dass John Dahlheim sie sehr genau sehen konnte. Mit einem kalten Lächeln musterte sie ihn.
»Erkennst du mich nicht?«, fragte sie.
Schweißperlen standen auf Dahlheims Stirn.
»Nein, keine Ahnung, wer du bist!«
»Ich bin Cindy! Und jetzt behaupte nicht, dass du dich nicht an mehr an mich erinnerst ...«
»Verdammt, lass mich hier runter! Meine Hände sterben ab!«
»Hat man dir nie erzählt, dass man für seine Sünden ins Fegefeuer kommt, John Dahlheim?«
»Hey, woher kennst du meinen Namen?«
»Du bist jetzt schon in der Hölle angekommen, John!«
»Was?«
»Du weißt es nur noch nicht. Ich habe dir übrigens in dieser Beziehung etwas voraus. Ich war nämlich schon dort ...«
»Scheiße, wovon redest du eigentlich?«
»Von der Hölle!«
Die Frau, die sich Cindy genannt hatte, riss ihre MPi empor und feuerte.
Sie hielt in Dahlheims Richtung.
Dutzende von Kugeln ließen seinen Körper zucken und sich winden. Sein Todesschrei erstarb rasch.
Cindys hübsches Gesicht wurde zu einer hassverzerrten Maske. Sie feuerte, bis die letzte Kugel ihres Magazins verschossen war.
Dann herrschte Stille.
John Dahlheims Leiche baumelte leicht hin und her.
3
Roy blickte auf die Uhr. Ich wurde auch langsam ungeduldig.
»John Dahlheim scheint es sich anders überlegt zu haben«, meinte mein Kollege.
Ich zuckte die Achseln, ließ dabei den Blick schweifen.
Wir saßen in einem Straßencafé in Altona. Dahlheim hatte diesen Treffpunkt vorgeschlagen.
Er war Teilhaber einer Hamburger Nobeldiskothek mit dem Namen »Bailando». Trotz seines für viele süddeutsche Ohren englisch klingenden Vornamens war Dahlheim gebürtiger Deutscher. Davon abgesehen war der Name John in Norddeutschland durchaus geläufig. Allerdings stammt seine Mutter aus Puerto Rico, sein Vater aus Deutschland, dessen Vater ebenfalls gebürtiger Deutscher war; seine Mutter jedoch stammte aus Argentinien.
Wir waren auf das »Bailando» im Zuge der Ermittlungen gegen einige Bosse des organisierten Verbrechens aufmerksam geworden, die den Glitzerladen offenbar bevorzugt zur Geldwäsche...