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Legende eines Helden (eBook)

Auf dem Spielbrett der Macht
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
380 Seiten
Hybrid Verlag
978-3-96741-216-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Legende eines Helden -  Manuel Otto Bendrin
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Fiuruburgs Heerführer ?sarnaro findet bei seiner Rückkehr die Stadt Rôdm?no zerstört vor. Unvermittelt sieht er als Mensch sich in einen Krieg zwischen Magiern und Dämonen verwickelt, bei der Bündnisse und Allianzen eine gewichtige Rolle spielen. Der entthronte Dämonenfürst Seìka schlägt ?sarnaro einen Pakt vor. Und die Elfen und Zwerge nutzen die Gunst der Stunde, um eigene Vorteile herauszuschlagen. ?sarnaro sucht den Krieg so schnell wie möglich und mit geringen Verlusten zu beenden, doch jede Entscheidung könnte die letzte sein ...

Manuel Otto Bendrin lebt und arbeitet in Aachen. Geschichten, ob geschrieben oder selbst erdacht, begleiten ihn sein ganzes Leben. 2017 begann er zu schreiben und hat seither diverse Kurzgeschichten veröffentlicht. Der gebürtige Schwabe tobt sich in dem weiten Feld der Phantastik aus, wobei seine Schwerpunkte in der Fantasy und dem phantastischen Horror liegen. Neben dem Schreiben lektoriert er für das Weltenportal e-Magazin.

Manuel Otto Bendrin lebt und arbeitet in Aachen. Geschichten, ob geschrieben oder selbst erdacht, begleiten ihn sein ganzes Leben. 2017 begann er zu schreiben und hat seither diverse Kurzgeschichten veröffentlicht. Der gebürtige Schwabe tobt sich in dem weiten Feld der Phantastik aus, wobei seine Schwerpunkte in der Fantasy und dem phantastischen Horror liegen. Neben dem Schreiben lektoriert er für das Weltenportal e-Magazin.

1.

 

Zwei Jahre zuvor

 

Selbst die Grillen schwiegen an diesem Frühlingstag. Die bleierne Stille vermischte sich mit dem Geruch nach verkohltem Holz und verbranntem Fleisch.

Starr vor Entsetzen verharrten die gerüsteten Reiter auf der gepflasterten Straße. Die Standarte Fiuruburgs wand sich müde in der Brise. Die Pferde, den Geruch nicht gewöhnt, scharrten unruhig mit den Hufen und knabberten mit angelegten Ohren an ihren Gebissen.

Die Eile, welche die Krieger den Hang hinaufgetrieben hatte, war verflogen. Niemand wagte zu sprechen, als könnte das geringste Wort das albtraumhafte Bild vollends in die Wirklichkeit zerren.

Die hellen Sandsteinmauern Rôdmānos strahlten vom Feuer unberührt in der Mittagssonne. Das gewaltige gusseiserne Stadttor lag halb geschmolzen auf dem Boden. Wo einst Dächer die Mauer überragt hatten, verdeckte nichts mehr den Blick in den Himmel. Vereinzelt trieben Rauchschwaden über der Stadt.

Der Wind blies konstant Asche durch das offene Tor, die langsam die Straße unter sich begrub. Wie ein gewaltiger Schlund gab der Torgang den Blick auf die rußgeschwärzte und im Feuer zerstörte Stadt frei.

Wie betäubt rieb sich Īsarnaro, Heerführer der königlichen Kriegerelite, mit dem gepanzerten Handschuh über die zerzausten braunen Haare. Ein leises Stöhnen verlor sich in der Stille. Er musste die Übelkeit niederkämpfen, die ihn zu übermannen drohte. Welch Zerstörung!

Seltsamerweise fühlte er sich vollkommen leer. Statt Wut, Schrecken oder Angst um seine Familie herrschte in ihm die gleiche Stille wie um ihn herum. Wann? Wie konnte so etwas überhaupt geschehen? Es herrschte doch seit Ewigkeiten Frieden zwischen den Reichen. Es konnte sich nur um einen üblen Traum handeln!

»Vielleicht …«, versuchte sich ein Krieger unsicher zu beruhigen. »Vielleicht sind sie entkommen?«

Endlich kam Bewegung in die Reihen. Unsicheres Murmeln, vereinzeltes Schluchzen. Einige besaßen Verwandte in der Stadt. Īsarnaro schürzte die Lippen und richtete den Blick nach links.

Der rothaarige, bärtige Mann an seiner Seite war totenbleich. Obwohl Skadowulf mit seinen mehr als vierzig Lebensjahren schon viele Kämpfe gesehen hatte, stand auch ihm das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Īsarnaro wandte sich wieder der Stadt zu.

»Wie kann das sein? Vor vier Tagen war alles noch in Ordnung. Man bräuchte eine riesige Armee, um die Stadt dermaßen … Die hätte uns doch auffallen müssen?«

»Aro …« Skadowulf blickte sich ratlos um. »Ich weiß es nicht. Hat die Herzogin etwas angedeutet?«

Īsarnaro schüttelte langsam den Kopf. Er verstand es selbst nicht.

Vor vier Tagen waren sie hier vorbeigekommen. Sie hatten das benachbarte Herzogtum besucht und die Dokumente der Herzogin Windabrūd für den diesjährigen Handel abgeholt. Nirgendwo hatten sie ein einziges Zeichen einer Armee gesehen.

»Sind sie von dort«, Skadowulf sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren, »eingefallen? War das Treffen eine Ablenkung?«

Einen Moment dachte Īsarnaro darüber nach, ehe er den Kopf schüttelte.

»Warum sollte Herzogin Windabrūd so etwas tun?«, fragte er zweifelnd und wunderte sich darüber, wieso er so ruhig blieb. »Sie weiß doch, dass uns unser Weg hier vorbeiführt.«

»Ich versuche nur zu verstehen … Der König und der Rat müssen hiervon erfahren.«

Īsarnaro sah seine Recken an – fünfzig an der Zahl. Eine große Abteilung, die andernorts als Provokation gegolten hätte. Wie viele Mann mochte man brauchen, eine Stadt wie Rôdmāno binnen drei Tagen zu zerstören? Die Zeit der großen Kriege und Heere war seit Generationen vorbei. Kein Herzogtum besaß noch eine Armee. Das Königreich Fiuruburg verfügte als einziges Reich über etwas, das man ein Heer nennen konnte. Wer also hatte vom Magierrat unbemerkt so viele Kämpfer aufstellen und ausbilden können?

»Wir müssen nachschauen, ob noch jemand lebt. Ob sie Hilfe brauchen …«

Seine Worte trafen auf verschlossene Mienen. Er glaubte selbst nicht daran. Dennoch: Er musste sich einfach einreden, dass sie noch jemanden retten konnten. Sonst würde ihn nichts dazu bringen, diese Tore zu durchreiten.

Īsarnaro atmete tief durch, ehe er möglichst kraftvoll sprach: »Männer! Wir reiten in die Stadt. Wir suchen Überlebende. Vielleicht stoßen wir noch auf Feinde oder Plünderer, also seid wachsam. Macht der Krone Ehre.«

Wie nüchtern seine Stimme klang. Hätte man ihm jemals gesagt, dass er sich eines Tages in dieser Situation befinden und dabei so ruhig bleiben würde, er hätte es nicht geglaubt.

Die Krieger nahmen Haltung ein und kämpften ihre Starre nieder. Īsarnaro zog sein Schwert und ritt in die Stadt. Der Trupp folgte seinem Beispiel.

Der Weg durch das Tor wirkte wie der Ritt durch eine Höhle. Unwillkürlich fühlte Īsarnaro sich wie ein Rind auf dem Weg zur Schlachtbank.

Kaum in der Stadt empfing sie der beißende Geruch von schwelendem Holz und verbranntem Fleisch. Einstimmiges Stöhnen erklang und mancher würgte die letzte Mahlzeit heraus. Auch Īsarnaro wahrte nur mit Mühe Haltung, um seinen Recken ein Vorbild zu sein. Niemals hätte er erwartet, so etwas erleben zu müssen.

Mehr als der Gestank beunruhigte ihn das Fehlen jeglicher Spuren der Bewohner. Kampfspuren ließen sich nur erahnen: hier ein umgestürzter Wagen, dort eine zerbrochene Klinge, an anderer Stelle ein eingetrockneter Blutfleck, den die Flugasche noch nicht ganz verdeckt hatte.

Über der Stadt lag eine gespannte Stille. Sobald ein Holzbalken unter der Hitze eines Schwelbrandes knackte oder brach, zuckten die Reiter zusammen. Sekundenlang verharrten sie und warteten auf einen Angriff, der jedoch jedes Mal ausblieb.

Als sich die Straße zum Marktplatz öffnete, blieb Īsarnaro fast das Herz stehen. Ein unterdrückter Aufschrei ging durch die Gruppe und einige erbrachen sich vom Pferd herab.

Īsarnaro kämpfte denselben Drang nieder. Sein Herz krampfte sich zusammen und sein Magen rebellierte. Die Glieder drohten, den Dienst zu versagen. Doch die pure Grausamkeit des Bildes bannte seinen Blick wie ein böser Zauber.

Inmitten des Marktplatzes starrten ihnen dreißig Kinder mit glasigem Blick und verrenkten Gliedern, auf Lanzen der Stadtwachen aufgespießt, entgegen. Überall lagen verkrümmte Leichen von jungen Frauen und Greisen auf dem mit Blut und Asche verkrusteten Pflaster.

Īsarnaro rang nach Luft, doch sofort raubte ihm der Gestank nach Tod den Atem. Von Ekel und Grauen geschüttelt löste er sich mühevoll von diesem Anblick.

Beinahe gegen seinen Willen drängten sich ihm strategische Fragen auf: Wo waren die Wachen? Die waffenfähigen Männer? Leichen der Angreifer? Hierbei konnte es sich nur um eine Botschaft – oder eine Falle – handeln.

Die Erkenntnis ließ ihn herumfahren und erneut auf den Platz starren. Niemals hätte er ein menschliches Wesen zu solch Boshaftigkeit für fähig gehalten. Je länger er dorthin sah, umso deutlicher konnte er eben diese Nachricht erkennen: Das blüht euch auch. Lauft!

»Aro«, drang Skadowulfs tonlose Stimme an sein Ohr. »Sieh …«

Als Īsarnaros Blick dem ausgestreckten zitternden Arm des Kriegers folgte, durchfuhr ihn eiskaltes Entsetzen. Für einen Moment tat sich ein schwarzer Abgrund auf, der seinen Verstand hinabsaugte.

Mechanisch glitt er von seinem Pferd, um mit immer schnelleren Schritten zu einer der Frauen am Boden zu laufen.

Neben ihr blieb er stehen, starrte atemlos auf sie hinab, ehe er mit einem Klageschrei auf die Knie sank und sie an sich zog. Weinend vergrub er das Gesicht in dem schwarzen Haar seiner Schwester.

Das beendete den Bann dumpfer Betäubung. Mehrere Krieger brachen ebenfalls von Übelkeit und Grauen übermannt zusammen. Andere rannten zu den Leichen und suchten nach Angehörigen, die Gesichter glichen Masken aus Verzweiflung und Hoffnung. Schreie und Wehklagen zerrissen die Stille.

Schließlich legte Skadowulf Īsarnaro müde die Hand auf die Schulter. In der Berührung lag kein Trost, nur Hilflosigkeit.

Unter Aufbringung aller Willenskraft löste Īsarnaro sich von seiner Schwester. Vorsichtig bettete er ihren Kopf auf den Boden und strich ihr die Haare zurück. Verzweiflung wich rasender Wut.

»Sucht sie«, zischte er, bevor er laut aufbrüllte: »Durchsucht die ganze Stadt und findet sie! Bringt sie hierher, damit ich ihnen eigenhändig die Haut von den Knochen schälen kann! Ich will die Köpfe derer, die das hier getan haben!«

Unsicher hielten die Männer inne und sahen einander an. Īsarnaro stieß ein leises Knurren aus und fuhr hoch.

»Worauf wartet ihr? Durchsucht jeden Winkel! Ich will wissen, wer das war!«

Die ersten rannten zu ihren Pferden zurück. Andere mussten mit sanfter Gewalt von ihren Kameraden von den Leichen weggezogen werden. Īsarnaro starrte ihnen mit wutverzerrtem Gesicht hinterher.

Als die letzten ins Straßengewirr eingetaucht waren, seufzte Skadowulf leise und schüttelte den Kopf. »Musste das jetzt sein?«

Īsarnaro kämpfte gegen den Zorn. Ein Tränenschleier verzerrte seine Sicht und hinderte ihn daran, das Gegenüber zu fixieren. Skadowulf erwiderte seinen brennenden Blick ungerührt.

»Das war die dümmste Entscheidung, die du jemals getroffen hast! Seit wann ist Zorn ein guter Ratgeber?«

»Ich werde sie nicht davonkommen lassen!«

»Ach nein?« Skadowulf verschränkte die Arme vor der Brust. »Und wenn sie noch da sind, was machen sie wohl mit den nun versprengten Männern? Sie freundlich grüßen?«

Īsarnaro kniff die Augen zusammen. Er wusste, dass Skadowulf recht...

Erscheint lt. Verlag 9.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Dämon • Dark • düster • ELF • Fantasy • Heer • Intrige • Krieg • List • Magier • Mut • Schlacht • Zwerg
ISBN-10 3-96741-216-4 / 3967412164
ISBN-13 978-3-96741-216-1 / 9783967412161
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