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Raub -  Guido Vobig

Raub (eBook)

Ein dissoziativer Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
356 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-3455-8 (ISBN)
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7 weitere Geschichten spüren der Dissoziation EINER Spezies nach, die ihrem Selbstbetrug treu bleibt, der Erde mit allen energieräuberischen Mitteln unter die Arme greifen zu müssen. Wie aber steht es um die Wiege EINES ANDEREN Vermögens, dem jeglicher Profit fremd ist und das an keiner Börse gehandelt werden kann? Kann EINE Spezies abwenden, was ihr unumgänglich widerfahren wird, wenn sie ihre Raubzüge mit technologischem Fortschritt gleichsetzt und gutheißt? Lässt sich die Geschichte der Welt EIN wenig ANDERS erzählen? Woher weht der Wind wirklich, wenn Medien nicht müde werden "erneuerbare Energien" zu propagieren? Ist Paranoia EIN guter Berater, wenn es um die Handhabung des Fremdartigen geht? Wie viele Opfer sind EINEM Technologien wert? Kunst und Künstlichkeit, wo liegt der wesentliche Unterschied? Ist EINE Flaschenpost EIN Relikt von gestern und sind Eiswürfel in Bechern EIN Zeichen der Zeit? Fragen über Fragen - und Antworten, die EIN wenig ANDERS sind.

Jahrgang 1968, Autor im Selbstverlag, lebt mit seiner Familie in der Nähe des Sauerlandes. Bisher erschienen sind: EIN mutierender Roman in der achten Mutation, EIN dissoziativer Roman aus bisher 21 von 42 Kurzgeschichten sowie EIN ungewöhnlicher Dreiteiler aus der Reihe WWW. In Arbeit sind aktuell die neunte Mutation sowie der vierte Band des dissoziativen Romans, mit dem Titel 'ZEITGEIST'. www.ichliebemeinentumor.de

Eine wahrhaftige Orgie adjektiver Vielfalt, ohne alphabetische Reihenfolge, den aktiven Verben des Lebens zeitlos voraus. Berauschend, wild, vollmundig. Dekadent, sinnlich zugleich. Dicht, triefend, sirupsüß. Feurig obendrein. Grenzenlos, beißend, perlend, schäumend. Überbordend. Tollend, scheu, ehrlich, schonungslos. Erst chaotisch, dann erhaben, nur kurz Zurückhaltung übend. Hiernach lautstark, plötzlich tiefgründig still. Die Welt ohne EINEN Laut, die darauffolgenden Laute ohne EINEN Vergleich. Ich verstand nicht, wie mir geschah, was weitläufig geschah. Es geschah einfach so. Ich nahm sein Fluidum wahr - und von da an gehörte er zu meiner Welt.

Weit hinaus war ich zur heißen Quelle geschwommen. Das Wasser, ein einziger nackter, sich windender, erregter Körper, ohne bleibende Ausgestaltung. Verschlungene Orgasmen, wohin ich auch bewegt wurde. Sich entfaltende Katalysen allerorten. Ein wimmelndes Meer ungestillter Versuchungen, gesättigt mit allem Möglichen. In welche Richtung ich mich auch regsam wandte: tabulose Hingebungen allgegenwärtig. Alles berührte alles andere. Alles war Gewebe, lungenloser Atem. Alles näherte einander, stob zugleich voneinander fort. Überall Strudel, die das Körperliche in einen Aufruhr potenzieller Begierden versetzten. Überall Finger, Zungen, Glieder. Überall Strömungen, kleinstperlige Gischt obendrein. Die pure Lust, durch diese turbulente Melange zu gleiten. Sich obenan berühren, alsbald verführen zu lassen; zu berühren und anzuverwandeln, umgeben von noch unberührter Dunkelheit, zugegen in unermesslichen Tiefen.

Vom Schwindel, von Zügellosigkeit gepackt, gab ich mich den wesenstiefen Gewässern unbehindert hin, bot diesen bereitwillig das Brodeln meines erhitzten Blutes dar. Ich tauchte noch tiefer ein, drang entsprechend in mir unbekannte Gefilde vor. Ausströmend, ohne mich zu verlieren.

Er, er musste zielstrebig auf mich zu geschwommen sein, durch die schiere Übermacht, sich von mir unterscheidender Elemente hindurch, aus den abgründig gelegenen Oktaven heraus, das Wasser peitschend, gelartige Filamente in fanfarene Ekstase versetzend. Vielleicht war er mir vom Ufer her gefolgt, während ich mich dem wechselseitigen Treiben um mich herum, hemmungslos von Sinnen, hingegeben hatte. Vielleicht waren wir beide von Anbeginn der Vergänglichkeit für einander bestimmt gewesen, ein reaktionsfreudiges Antidot des Zufalls; ein Reagenz tosenden Plasmas, durch lodernde Wassermassen entfacht.

Er füllte mein lidloses Blickfeld aus, er, der einzige Augenblick, der im Anschein von Bedeutsamkeit sich bleibend zutrug. Nahtlos fügte er mich zu seinem ringstrukturenden Geflecht hinzu. Schwarzkristallin glänzte seine Haut; polymorph, daher von natürlicher Andersartigkeit. Dieses ursprüngliche Zusammentreffen, ein Blind Date mit unberechenbaren Folgen. Ein molekulares Inferno nahm mit der primären Berührung seinen kaskadierenden Lauf. Gemeinsam ließen wir die Welt ersprießlich erleben, was geschehen war, und Anteil haben am Glücksgefühl, das einen allein zu zerreißen drohte. Eines, das bereits vorhandene Bindungen halbwertig bestehen ließ und, gewärtig, weitreichendere Wertigkeiten ins Leben rief; eines, das Unmengen Energie außer Kontrolle brachte und nicht beabsichtigte, sie auf ewig zu bändigen. Was immer auch in jenem Moment geschah, es gebar eine flagrante Entität, wie sich keine ANDERE in den Wassermassen abzeichnete, geschweige denn, als lebendiges Nomen, an Land bereits zugegen war.

Eisige Zeiten zogen gletscherhaft weit ins Land, die Masse der Ozeane bewegend. Kaum hatte sich die Kälte wieder zurückgezogen, zog ich, sich für das Leben erwärmende Zeitalter später, zu ihm in das einfache Haus seiner Eltern, die er nie kennengelernt hatte.

Unser einziger Sohn, alsbald geboren. Ein WAHRER Sonnenschein, der mit selbstvergessener Vorliebe leuchtende Morgende durch den üppigen Garten tollte, unermüdlich versucht, das sich für den Tag erwärmende Licht einzufangen. Nicht, um es gefangen zu nehmen, vielmehr, um dem Sonnenlicht Gestalt und eine sich anheischig machende Stimme zu geben.

Alles beisammen, lebte unsere Trinität die dualen Vorstellungen von Leben aus. Wir wähnten uns ausgeglichen, angekommen. Die Welt, sie gesellte sich zu unserer Ausgestaltung dazu, ohne vor Überraschungen nicht gefeit zu sein. Schließlich, weitere Zeitalter vergangen, stellte sich heraus: Er hatte EINE Andere.

Sie war deutlich jünger als ich und bewohnte das moderne Haus gegenüber. In dem klirrenden Moment, in dem es der elementaren Nachbarschaft dämmerte, veränderte sich unser Sonnenschein schlagartig. Ihm schwanden die lebhaften Möglichkeiten, die WAHREN Informationen des Lichts rückstandsfrei zu ernten. Dickdunstige Wolken zogen auf, von schwermetallenen Furchen durchzogen. Die Zyklen unseres Lebens, sie veränderten sich rasch im Rahmen EINER sich ausbreitenden Ermangelung. EIN Riss zeigte sich, EINE Entzweiung tat sich auf, sich seitdem systematisch vervielfachend, serienweise.

Ich erfuhr von seinem Verhältnis an EINEM alltäglichen Morgen, nachdem er durch die Haustür entschwunden war, auf dem Weg zur entfernten Arbeit, die EINEM Lohn entsprach. Unser verblassender Sonnenschein, er lag kränklich und fehlinformiert erdbodenfern in seinem beschatteten Zimmer. Mehrfach hatte er nach meiner vertrauten Obhut verlangt, inständig hoffend, dem Lebendigsein, durch meine Nähe erwirkt, ein bisschen näher zu kommen. Da ahnte ich bereits, weshalb sein schmaler Körper derartig offensichtlich darbte. Erst, als er erschöpft eingeschlafen war, glitt ich lautlos nach unten, jene wenigen Stufen meidend, die nur allzu gerne hölzern unter Druck wehklagten.

War es weibliche Intuition, ein unfassbares Gefühl, das mich eindeutig führte, das mir letztlich Gewissheit zuspielte? Ich folgte nur und fand so, was er, der EINER Anderen verfallen war, nicht bemüht war, direkt vor mir zu verbergen. Ich dachte nicht an unsere Zukunft, als kleine Familie. Eher durchlebte ich im Nu all die bisherigen Realisierungen unserer ermöglichten Verbundenheit erneut. Alles für nichtig erklärt durch sie? Ohne jedwede Bedeutung, durch EINE elektrisierende Veränderung bewirkt, die nichts Geringeres war als die Transponierung des Lebens in EINE andere, EINE losgelöste Sphäre? Hatte er wirklich geglaubte, mir ausreichend die Augen verbunden und mich mit seinem Charme, seiner Offenheit zur Genüge geblendet zu haben, um seinen Bedürfnissen bemäntelnd weiter nachzugehen? Ohne Konsequenzen für ihn?

Nein, blind vor LIEBE war ich keineswegs. Er hatte damit gerechnet, es förmlich darauf angelegt, dass etwas Derartiges sich irgendwann zutragen würde - angesichts manch EINER Konstante, die seine Vorstellung von Leben bei Laune hielt. Ich indes hatte schon lange vorher die Anbahnung EINER solchen Veränderung vernommen, die sich mir jedoch nur schemenhaft zu zeigen gedacht hatte.

Die Sinnlichkeit jener LIEBE, die stets dem Leben galt, sie hatte anfänglich auch in ihm gesteckt und war mit Beginn unserer Beziehung weiter gefestigt worden. Mit dem Einzug in das Elternhaus jedoch, da hatte er die Sinnlichkeit weitestgehend verloren. Nachgetrauert hatte er ihr nicht, obwohl er anfangs Feuer und Flamme gewesen war, alle Räumlichkeiten des Hauses mit mir bedingungslos zu teilen. Vielleicht war der Verlust seine Natur geworden, dergestalt dargeboten als Selbstbewusstsein, als sich bereicherndes Ego, das mir selbst völlig fremd war. EIN Ego, auf der Suche nach Liebe.

Nicht, dass ich nicht bemerkt hatte, wie sein Umfeld auf solch sinnlichen Verlust reagierte. Im Grunde war es immer nur EINE Frage der Zeit gewesen – und exakt diese Zeit war an besagtem Morgen herangereift.

In seinem Arbeitszimmer, das mir mit jedem Betreten raumfüllender vorkam, fand ich es. EINER Gewohnheit wegen redete ich mir ein, dass es nicht bewusst so platziert worden war, so versteckt unübersehbar. Es musste gefunden werden. Gehörte es gar zu EINEM gebotenen Plan? Ich überlegte, ob ich nicht instinktiv darüber hinwegsehen sollte, mir vorstellend, es wäre tatsächlich nicht da und ich nicht im Raum zugegen. Ich entschied mich dagegen.

Es war EIN Foto von ihr, aus EINEM vielseitigen Buch herausschauend, das wiederum zwischen weiteren Büchern neben dem aufgeklappten Laptop auf dem Schreibtisch ruhte. Gerade erst den Raum betreten, stach es mir geradewegs ins Auge, das noch nicht einmal mit der Suche nach irgendetwas Bestimmten begonnen hatte. Entsprechend fand ich, was ich problemlos finden sollte.

Sehr jung war sie und nicht eine Spur ungewöhnlich in ihrer Erscheinung. EINE Erscheinung, die EINEM allerorten über den Weg laufen konnte – wie vom Wind bewegter Sand am Meer. Irgendeine ungebärdige Eigenschaft musste ihr jedoch zu eigen sein, die ihn von mir fort in ihre inbrünstig offenen Arme geholt hatte. Auf dem Foto war sie nackt, von Kopf bis Fuß. Ihre blauen Augen durchdrangen das EINE, nur auf Knopfdruck blinzelnde Auge der Kamera, dem Betrachter...

Erscheint lt. Verlag 23.10.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7481-3455-X / 374813455X
ISBN-13 978-3-7481-3455-8 / 9783748134558
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