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Sundown Jim und das Banditennest: Wichita Western Roman 60 -  Ernest Haycox

Sundown Jim und das Banditennest: Wichita Western Roman 60 (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
250 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7832-2 (ISBN)
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von Ernest Haycox Ein Banditennest scheint sich im Reservat festzusetzen und Marshal Jim Majors soll dem Treiben ein Ende bereiten. Bald zeigt sich, dass die tiefgründige Feindschaft, die zwischen den einzelnen Ranchbesitzern der Gegend herrscht, den Gangstern eine Funktion als Machtinstrument und Schutztruppe ermöglicht. Nur wenn Major es schafft, Frieden zwischen den Familien zu stiften, kann er diese Strukturen auflösen.

Kapitel 1: "ICH BIN NOCH AM LEBEN"


Wind, Regen und Sommersonne hatten die Poststation aus Holz in ein silbriges Grau verwandelt. Als Jim Majors den Gipfel des Ute Passes erreichte, sah er, wie klein die Station vor dem massiven Hintergrund von Felsen und Kiefern wirkte, die sich Stufe um Stufe erhoben und in den fernen Schneefeldern des Gipfelgebiets verschwanden. Es war Mittag, und die Sonne wärmte einen Teil der kleinen Wiese, doch selbst dann krochen die Schatten der umliegenden Felsen auf die Station zu und färbten die Erde grau. Majors tränkte seinen Fuchswallach und ging in die Station, um etwas zu essen, da er seit fünf Uhr morgens im Sattel saß.

Als er herauskam, hockte ein Mann auf seinen Stiefelabsätzen an der Sonnenseite des Hauses.

Außer der Erscheinung dieses Mannes hatte sich nichts verändert, doch das war Veränderung genug. Jim Majors' Leben war durch harte und gefährliche Kanäle verlaufen, und in ihm war eine geschärfte Sensibilität für den Ruf des Windes, den Hauch von Rauch in stiller Luft, die undeutlichen Abdrücke auf staubigen Pfaden - und für die undeutlichen Bewegungen von Männern. Und dies war wie eine lautstarke Warnung.

Er ging an dem Mann vorbei, stieg in den Sattel und ruhte sich so aus, während er sich eine Zigarette drehte und anzündete, den Blick nach Osten gerichtet. Aber er war sich nicht sicher, und er wollte es wissen; und er hatte einen Trick, den er schon früher in solchen Situationen angewendet hatte. In einem Moment war er völlig untätig und stand mit dem Rücken zum Bahnhof, im nächsten Moment lenkte er sein Pferd schnell und überraschte den Mann. Der Mann war eine kleine, unscheinbare Gestalt an der Wand, aber seine Augen waren groß und kühl in der Art, wie sie die Details von Majors' Aussehen aufnahmen - von den schwarzen Rändern von Majors' Haar bis zu den Sternen, die in die Seiten seiner Stiefel gestickt waren. Majors schenkte dem Mann ein Lächeln, das hart, langlippig und schmal war, und beobachtete, wie sich die Augenlider des anderen senkten und das Interesse ausschlossen; daraufhin ritt Majors davon.

Die Passwiese hing eng zwischen dem langen Anstieg von Westen und dem rasanten Fall des Canyons nach Osten. Hinter ihm - und er entschied sich, sich umzuschauen, um dies zu sehen - bot sich ein letzter Blick auf die ferne Wüste, aus der er gekommen war; vor ihm senkte sich die Straße in eine sonnenlose Schlucht und schlängelte sich um eine riesige Felswand. Als er an dieser Abzweigung ankam, blickte er noch einmal zurück, um zu sehen, dass der kleine Kerl auf seinem Pferd saß und auf einen steilen Seitenpfad in den Wald ritt. Majors war klar, dass die Nachricht von seiner Annäherung an die Reservation ihm vorausgehen würde.

Die Poststraße war ein Felsvorsprung, der in die senkrechte Wand dieser dunklen, feuchten Klippe gehauen war, die sich beim Abstieg immer höher in den Himmel erhob. Ab und zu verbreiterte sie sich, um die Durchfahrt von Wagen zu ermöglichen, und verengte sich schnell wieder. Eine Meile von der Poststation entfernt trat der Ute Fork River aus den nördlichen Höhen und stürzte mit einem kristallinen Glitzern in das sich vertiefende Canyonbett. Der Nebel hing hier wie Regen und durchnässte seine Kleidung; danach schlängelte er sich durch die scharfen Schleifen der Straße, die Klippe auf der einen Seite und die weißgesäumten Stromschnellen auf der anderen. Durch diese enge Pforte ritt er und sah die Abdrücke von Rädern und Hufen in der weichen Erde darunter; und schließlich, gegen Mitte des Nachmittags, fiel die Straße aus der Schlucht heraus, verließ den Flusslauf und schlug eine zerklüftete, hügelige Landschaft ein, die fest mit Kiefern bewachsen war.

In der Schlucht hatte er kein besonderes Interesse gezeigt, aber jetzt suchten seine grauen Augen die Kiefern sorgfältig ab und seine Ohren nahmen alle verirrten Geräusche auf, die durch die schläfrige, warme Stille des späten Indianersommers drangen. Er hatte diese Wachsamkeit an sich, obwohl er mit einer lockeren Muskulatur auf dem Fuchswallach saß und obwohl seine langen Lippen ein entrücktes Lächeln trugen. Er war einen Zentimeter über zwei Meter groß und ließ sich die Masse seiner zweihundert Pfund nicht anmerken. Es war ein verteiltes Gewicht, das in den Muskeln seiner Brust und Oberarme, auf den breiten Flächen seiner Schultern und im Gurt seiner Beine lag. Er hatte große Knochen. Seine Finger waren lang und an den Enden stumpf, und hinter jedem Fingerknöchel wuchs ein Büschel schwarzer Haare. Sein Gesicht war breit, die Züge kühn und leicht unregelmäßig; der Nasenrücken wies einen kleinen Bruch auf, und an der rechten Schläfe befand sich die blasse Spur eines alten Schnittes. Dies waren die Narben, die Jim Majors im Alter von fünfundzwanzig Jahren für sein Leben vorzuweisen hatte. Diese Narben, die Schnelligkeit seiner Augen und das distanzierte, kantige Lächeln. Hinter diesen oberflächlichen Zeichen verbarg sich eine Zähigkeit, die ihm die Jahre eingebläut hatten. Hinter diesen Zeichen verbargen sich auch seine Schwächen.

Die staubgelbe Straße verlief geradlinig zwischen den dicht stehenden Bäumen, und eine über dem Kopf stehende Sonne verbreitete einen üblen, harzigen Geruch. Kuhvögel schwirrten in einer schnellen dunklen Wolke aus den Bäumen links der Straße. Majors blieb gleichgültig im Sattel sitzen, aber sein Blick wanderte dorthin, grau und scharf, und es überraschte ihn nicht, als hundert Meter vor ihm ein Mann aus den Bäumen trabte und auf die Straße fiel.

Es war etwas aus einem Buch, dessen Seiten er durch Unglück und Schweiß gut gelernt hatte. Der Mann schaute sich lässig um - zu lässig - und zügelte, bis Majors neben ihn kam und neben ihm ritt. Er war rothaarig, rötlich und hatte Sommersprossen, und er war jung genug, um das Glitzern des Lachens in seinen Augen zu zeigen. Sein Blick berührte Majors, seine Schärfe war nur halb verborgen.

"Tabak?"

Jim Majors holte seinen Tabaksbeutel hervor und reichte ihn weiter. Der andere Reiter ließ die Zügel auf das Sattelhorn sinken und drehte sich eine Zigarette, wobei seine Zähne weiß aufblitzten, als er die Zigarette anleckte. Er klemmte ein Streichholz zwischen die Handflächen und beugte sich ein wenig, wobei sich ein Netz aus Krähenfüßen um seine Augenwinkel bildete. Die Ränder seiner Haare schimmerten im Sonnenlicht rot. Er hatte die riesigen Fäuste einer guten Seilhand. In diesen wenigen Augenblicken, so wusste Majors, hatte der Rotschopf alle Informationen gesammelt, die es zu sehen gab.

"Schönes Wetter."

"Ja."

"Die Kutsche ist heute spät dran, nicht wahr?"

Majors sagte: "Ich habe keine gesehen."

Der andere sagte: "Danke für den Tabak", und warf ihm den ersten direkten Blick zu. "Mein Name ist Brand. Brick Brand."

Majors lachte: "Ich habe nicht gefragt."

In den Augen von Brick Brand war eher ironisches Amüsement zu erkennen. "In Ordnung", sagte er, bog schnell von der Straße ab und rief zurück: "Danke für den Tabak".

Majors sah zu, wie er durch die Kiefern in Richtung eines Landes verschwand, das sich erhob und in ein Gewirr von Schluchten und Tälern zu münden schien. Er murmelte: "Nummer zwei".

Unterdessen ging es stetig bergab, bis er am späten Nachmittag die Ausläufer des Gebirges erreichte, von wo aus er ein enges Tal erblickte, das im letzten dunstigen Schein des Sonnenlichts bernsteinfarben und blau gefärbt war. Niedrige Bergkämme säumten das Tal auf beiden Seiten, und ein Fluss - Ute Fork - bahnte sich einen glitzernden, von Weiden gesäumten Weg durch seine Mitte; zehn Meilen entfernt erhob sich eine Reihe von Steilhängen, die Tal und Fluss gleichermaßen einzuschließen schienen. Tausend Fuß unter ihm konnte er die Hausdächer der Reservation sehen.

In der Abenddämmerung verließ er die letzte Haarnadelkurve der Straße, überquerte einen Seitenarm des Ute Fork auf einer überdachten Brücke, auf der die Schritte seines Pferdes hohl nach vorne liefen, und betrat die Hauptstraße der Reservation.

Er war ein Fremder hier, und doch war dies eine Stadt wie hundert andere, die er in der Dämmerung in vielen anderen Nächten seines Lebens betreten hatte. Die Straße war ein silberner Streifen zwischen niedrigen Gebäuden, deren viereckige Fassaden und überhängende Markisen längst den Glanz frischer Farbe verloren hatten. Er kam an einer Schmiede vorbei, der Geruch des Schmiedefeuers hing in der stillen Luft. Aus den staubigen Fenstern leuchteten Lichter, und Robinien bildeten eine unregelmäßige Linie entlang der Wege. Sattelpferde standen hier und da vor Anhängern, und das breite Maul eines Stalls gähnte ihm entgegen, in dessen Bogen eine Laterne baumelte. Hier drehte er sich um und stieg ab, als er zwei Männer sah, die in ihren Stühlen an der Stallwand lehnten. Das Licht der Laterne zeigte die blasse Aufmerksamkeit ihrer Augen.

Er sagte: "Aufstellen", kümmerte sich um das Pferd und ging dann den Weg entlang, bis er auf den Rand einer anderen Straße traf, die aus dem Schatten herausführte. An den vier Ecken des so entstandenen Platzes befanden sich ein Saloon, ein Hotel, ein Futtermittelgeschäft und ein leeres Gebäude. Das Hotel lag auf der anderen Seite des Staubes, und er konnte das Klappern von Geschirr und das Scharren von Füßen in seinem Speisesaal hören. Dennoch blieb er noch ein wenig länger hier stehen und suchte die Stadt mit jener Sorgfalt ab, die er nicht vergessen...

Erscheint lt. Verlag 4.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-7832-1 / 3738978321
ISBN-13 978-3-7389-7832-2 / 9783738978322
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