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Gestohlene Leben (eBook)

Die verschleppten Kinder der Ukraine - 20 bewegende Schicksale
eBook Download: EPUB
2023
224 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-31472-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gestohlene Leben - Wladimir Klitschko, Tatjana Kiel
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Die bewegenden Schicksale der nach Russland entführten ukrainischen Kinder, ihrer Familien und ihrer Retter
»Diese Verbrechen gegen ukrainische Kinder sind ein Verbrechen gegen die gesamte Menschheit.« Dr. Wladimir Klitschko

Seit Beginn des Angriffskriegs wurden Tausende ukrainische Kinder aus ihrer Heimat nach Russland deportiert. Dort sind sie Zwangsadoptionen, Umerziehungslagern und Isolation ausgesetzt. Zurück bleiben Eltern, die verzweifelt versuchen, ihre Töchter und Söhne wiederzufinden.

Dr. Wladimir Klitschko und Tatjana Kiel prangern diese ungeheuerliche Kriegstaktik Russlands an. Ihr Buch lässt mutige Kinder und Jugendliche zu Wort kommen, die von ihren Schicksalen erzählen, von zerrissenen Familien und geglückten Rettungen, von verlorener Kindheit und dem Kampf für Freiheit.

  • Bewegende Schicksale von entführten ukrainischen Kindern und ihren Familien.
  • Tausende Opfer eines Verbrechens: Kinder werden ihren Eltern entrissen, ein Land wird seiner Zukunft beraubt.
  • Dr. Wladimir Klitschko und Tatjana Kiel kämpfen für die Rückholung der Kinder. Ihr Buch erzählt aufrüttelnd von dramatischen Fällen und geglückten Rettungen.


Dr. Wladimir Klitschko, Autor, Unternehmensgründer und am längsten amtierender Boxweltmeister im Schwergewicht, steht seit Beginn des russischen Angriffskrieges an der Seite seiner Landsleute. Er nutzt seine internationale Strahlkraft und Kontakte, um die Aufmerksamkeit auf das Unrecht des Krieges zu lenken und umfassend Unterstützung zu generieren.

Vorwort


von Tatjana Kiel

Heroiam slava! Ruhm der Helden!

Die Szene spielt am 23. Februar 2023 in Moskau im Luschniki-Stadion. Dort findet ein »patriotisches Konzert« statt, um die russischen Soldaten zu ehren, die in der Ukraine im Einsatz sind. Plötzlich erscheint eine Gruppe von Kindern auf der Bühne, die von einem Soldaten begleitet werden. Das Mädchen, das das Mikrofon ergreift, wird als Anna Naumienko vorgestellt.

»Danke, Onkel Juri, dass du mich und meine Schwester aus Mariupol gerettet hast, wie Hunderttausende andere Kinder auch … Ich habe ein wenig vergessen …«

Das Mädchen scheint ihren Text nicht mehr zu wissen. Die Moderatorin versucht, das Ruder wieder in die Hand zu nehmen: »Komm, kleine Anna, hab keine Angst. Du kannst zu ihm gehen und ihn in den Arm nehmen.«

Die Kinder umkreisen daraufhin »Onkel Juri« (sic), ihren vorgeblichen Retter.

Diese Szene ist ein perfektes Beispiel für das Narrativ, das das russische Regime zu verbreiten versucht. Das Tragische verbindet sich in dieser Szene mit dem Absurden. Russland hält ukrainische Kinder nicht nur für Kriegsbeute, sondern macht sie auch zum Spielball seiner Propaganda.

Alles an dieser Szene ist falsch. Selbst der Name des Mädchens. Dies ist eine gängige Praxis der Behörden, die durch einen Präsidialerlass (Ukas) am 30. Mai 2022 eingeleitet wurde, um das Adoptionsverfahren für ukrainische Kinder zu beschleunigen und auf eine Dauer von 24 Stunden zu verkürzen. Auch das Wort »Adoption« wird missbraucht: Es handelt sich schlicht und einfach um Entführung. Der Erlass erlaubt es, das Geburtsdatum, den Geburtsort und den Namen des jeweiligen Kindes zu ändern. Das Ziel ist klar: Es soll ukrainischen Eltern unmöglich gemacht werden, ihre Kinder zu identifizieren und am Ende wiederzufinden.

Russland will nicht nur die familiäre Vergangenheit dieser Kinder auslöschen, sondern auch ihre nationale Vergangenheit, sie wollen sie russifizieren und ihnen die russische Sprache und Kultur beibringen. Es gibt unzählige Zeugenaussagen, die von den langen Stunden berichten, in denen die Kinder in den Internierungslagern russische Propagandafilme ansehen mussten. Eine echte Gehirnwäsche. Filme über die »Schönheit« Moskaus und manchmal sogar Filme über den »Großen Vaterländischen Krieg«. Kindern, die Bombenangriffe erlebt haben, Kriegsfilme zu zeigen, war ein gewagtes Unterfangen. Russland hat es getan. Russland erkennt keine staatlichen Grenzen an und Russland hat keine moralischen Grenzen.

Dieser von Russland am 22. Februar 2022 ausgelöste Krieg schockierte die Welt und ließ Europa erstarren. Ich habe diesen Tag wie einen 11. September erlebt. Ich kann mich noch genau an jedes Detail dieses Tages erinnern: Mein Herz wog plötzlich tonnenschwer, alles war in Zeitlupe und kalter Schweiß rann mir unaufhörlich den Rücken hinunter. An diesem Tag brach der Krieg vor unserer Haustür aus, nicht in unserem Land, aber bei uns, in Europa. Für mich ist Krieg die Niederlage der menschlichen Zivilisation. Ein Anachronismus. Eine Abscheulichkeit. Mein Land Deutschland hat sich um die Idee des Pazifismus herum wieder aufgebaut. Und zu sehen, wie die Raketen den Himmel füllen, wie sich die Panzer vor den Toren Kyivs stauen, all das ist für mich ein Albtraum im Wachzustand, der am Donnerstag, dem 24. Februar 2022, begann. Ein Albtraum, der bis heute anhält.

Wladimir hatte bereits im Dezember davor beschlossen, zu seinem Bruder Vitali zu ziehen. »Ich kann nicht anders.« Natürlich hätte er auch in Deutschland oder den Vereinigten Staaten bleiben können. Es wäre für beide einfach gewesen, zu fliehen, doch das war keine Option, nicht mal ein Gedanke. Sich der Situation zu stellen, war die logische Konsequenz. Diese Kraft, dieser Mut, diese Haltung haben mir gezeigt, wie wichtig die innere Überzeugung im Leben ist. Ich kenne die beiden Brüder seit 17 Jahren. Ich habe ihre Kämpfe mitorganisiert, aber ich habe gespürt, dass dieser Kampf hier etwas ganz anderes ist. Es ging und geht um die Freiheit ihres Volkes und die Zukunft ihrer Familien. Ich erkannte sofort den eisernen Willen wieder, der sie im Ring auszeichnete. Dieser Krieg wird lang sein, aber ihre Ausdauer wird Niederlagen, Tragödien und Dramen überwinden.

Tragödien und Dramen gibt es in diesem Krieg reichlich. Russland hatte schnell begriffen, dass seine Armee nicht in der Lage war, die ukrainische Armee vor Ort zu besiegen und das gesamte Territorium einzunehmen, und entschied sich für die Strategie des Terrors, indem es absichtlich Zivilisten bombardierte. Und dann ist da noch der Krieg im Krieg, der gegen Frauen geführt wird. Vergewaltigung als Kriegswaffe. Vergewaltigung, um die Seelen der Frauen und den Willen des Volkes zu brechen.

Da Wladimir und Vitali in Kyiv waren, stellte ich mir keine Fragen, ich wollte ebenfalls handeln, mit meinen Mitteln, von Hamburg aus, von Deutschland aus. Ihre Willensstärke und ihr moralisches Vorbild haben im Laufe der Jahre auf mich abgefärbt. Ihnen und den Opfern des Krieges zu helfen, das war eine riesengroße Herausforderung und zugleich eine klare Selbstverständlichkeit. Und am Ende eine einfache Frage: »Was braucht ihr?«

Die Aufgabenteilung erfolgte automatisch. Da sie an vorderster Front und im Herzen des institutionellen Apparats vor Ort waren, hatten sie einen genauen Überblick über die Bedarfe und Bedürfnisse. Ich habe mich also auf die Zusammenstellung der materiellen und humanitären Hilfe und deren Weiterleitung konzentriert. Und eine Plattform für Bedarf und Angebot auf die Beine gestellt. #WAAU war geboren: »We Are All Ukrainians«, »Wir sind alle Ukrainer«.

Ich wurde nicht als Ukrainerin geboren. Ich bin es geworden. Und ich aktivierte das Partnernetzwerk, das wir mit Wladimir seit Jahren in Deutschland etabliert haben und pflegen, um die Aufmerksamkeit des deutschen Volkes und der deutschen Wirtschaft auf das tragische Schicksal der ukrainischen Zivilopfer zu lenken. Wir wussten nicht, dass es möglich ist, so viele Hilfsgüter zu transportieren. Deshalb haben wir es getan. So effektiv, dass uns einige Ministerien und NGOs gefragt haben, wie wir das machen. Das perfekte Gleichgewicht zwischen Bedarf und Angebot und ein großartiges Team, das durch einen präzisen Prozess unterstützt wird, sind nur ein Teil der Antwort. Die wahre Antwort liegt in der überwältigenden Solidarität, die die deutsche Bevölkerung gezeigt hat und immer noch zeigt, und in der Bereitschaft unserer Unternehmen, sich gesellschaftlich zu engagieren. Ein bisschen Trost in diesem Ozean der Tragödie.

Und inmitten dieses völlig entfesselten Ozeans liegt das Schicksal der Kinder. Das ist der Gegenstand dieses Buches. Der Krieg ist eine Tragödie. Er ist die Hölle auf Erden. Junge Soldaten und Soldatinnen sterben. Eine unhaltbare Verschwendung von Menschen. Von Kräften und Talenten, die in der Zukunft und insbesondere beim Wiederaufbau fehlen werden. Man könnte sagen, dass sie ihre Pflicht tun, um ihr Land zu verteidigen. Aber wenn Zivilisten explizit ins Visier genommen werden, ist das ein Verbrechen. Dass Frauen systematisch vergewaltigt werden, ist ein schreckliches Verbrechen. Dass Kinder vor den Augen ihrer Eltern vergewaltigt werden, ist ein unermessliches Verbrechen. Und dass Kinder ihren Eltern entrissen und nach Russland deportiert werden, ist ein unermessliches und unverzeihliches Verbrechen.

Es geht nicht darum, eine Abstufung dieser Verbrechen vorzunehmen, sondern darum, einfach zu sagen, dass Kinder besondere Opfer sind und daher auch die Tragödien, die sie erleiden, besondere sind. Ein Kind ist Unschuld pur. Ein Kind ist rein. Reine Hoffnung, reines Potenzial. Es ist eine Zukunft, die sich noch entwickeln muss. Und das ist es, was die russischen Invasoren zerstört haben, indem sie die Kinder angriffen. Gestohlene Zukünfte sind das Verbrechen, das begangen wurde.

Russland schämt sich nicht für diese grausamen Verbrechen. Wie wir gesehen haben, nutzt Russland diese Deportationen, um seine Propagandamaschine zu füttern. Russland führt in der Ukraine keinen Krieg, sondern eine »Sonderoperation«. In diesem Sinne stiehlt Russland auch keine Kinder, sondern »rettet« sie.

Bei der Verkündung des Präsidialerlasses vom 30. Mai 2022 tritt eine Frau neben Wladimir Putin im Fernsehen auf. Marija Lwowa-Belowa, die russische Kinderrechtskommissarin (sic), erklärt, dass »die Kinder im Donbass sehr leiden« und dass die »Rettung« gut verläuft. Stolz weist sie darauf hin, dass sie einen 15-jährigen Jungen aus Mariupol »adoptiert« hat. Woraufhin Putin sagt, dass »Liebe wichtig ist«. Willkommen in Absurdistan. Und das Beste: Diese Frau plant, eine Plattform für … Matching zwischen Kindern und Eltern einzurichten. Mir wird übel. Kurz gesagt, sie plant eine Art #WAAU für Kindesentführungen: WAAK, »We are all kidnappers« …

Russland bekennt sich also öffentlich zu dieser Politik der Zwangsadoptionen. Das Ziel ist klar: Es handelt sich um eine umfassende Politik zur Zerstörung der ukrainischen Identität. Wer einer Gesellschaft die Kinder stiehlt, versucht, sie zu zerstören.

Aber von wie vielen Kindern sprechen wir hier? Es ist schwierig, darauf eine genaue Antwort zu geben. Das liegt vor allem daran, dass Russland diese Zahl auch als Propagandamittel eingesetzt hat. Zu Beginn des Konflikts sprachen die offiziellen russischen Agenturen von 500.000 Kindern. Russland bläht diese Zahl zweifellos auf, um seine Macht zu demonstrieren und zu erklären, dass diese Zahl ein Beweis für die Unterstützung seitens der Zivilbevölkerung sei, die damit das russische Mutterland anerkennen würde.

In der Ukraine nennt...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte 2023 • Biografie • Biographien • eBooks • Entführungen • Krieg gegen die Ukraine • Neuerscheinung • Putin • Russland • save ukraine • #waau • waau • Zwangsadoption
ISBN-10 3-641-31472-0 / 3641314720
ISBN-13 978-3-641-31472-9 / 9783641314729
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