Belial - eine schicksalhafte Nacht (eBook)
461 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7575-5083-7 (ISBN)
Autorin von zahlreichen Büchern zum Großteil aus dem Bereich Fantasy mit LGBTQ+-Hintergrund. Neuigkeiten und Aktionen gibt es auf dem Instagram-Profil emhollandauthor oder dem Facebook-Profil E.M. Holland.
Autorin von zahlreichen Büchern zum Großteil aus dem Bereich Fantasy mit LGBTQ+-Hintergrund.
Kapitel 1
Verdammt, ich bin zu spät! Mit panischen Bewegungen versuchte er in minimaler Zeit, das Maximum an Anziehen, Zähneputzen und Zusammensammeln seiner Sachen herauszuholen.
5 Minuten bis zur U-Bahn, das schaff ich… hoffentlich. Wenn nicht, würde er auf die nächste warten müssen und das war genau das, was er vermeiden wollte. Die nächste U-Bahn wäre die Pendlerbahn, ergo vollgestopft mit allen Pendlern, die am Bahnhof eingetroffen sind und nun zu den Geschäften und Büros tingelten.
Ich schaff das, auf geht’s Aleks. Du warst nicht umsonst Mister Homerun in der Schule. Mit weniger anmutigen Bewegungen sprintete er in Richtung
U-Bahnstation, darauf achtend keine Leute über den Haufen zu rennen, was leider gar nicht so einfach war. Noch zwei Minuten.
Mit schwerem Atem erreichte er den Eingang der
U-Bahn-Station, nur um festzustellen, dass heute wieder nur Menschen unterwegs waren, denen die Worte Rücksicht auf die Mitmenschen völlig fremd waren. Deshalb stellten sie sich mitten auf die Rolltreppe und machten sich breiter als ein Bodybilder bei einem Auftritt. Dann eben die Treppe.
Mit etwas verminderten Tempo, da er sich nicht unbedingt den Hals brechen wollte, rannte Aleks die Treppe in Richtung Gleis.
Die Straßenbahn stand bereits bereit und er vernahm das verdächtige Piepen, das die baldige Abfahrt ankündigte. Komm schon, komm schon, komm schon. In diesem Moment schlossen sich die Türen.
Völlig außer Atem ließ er die Tasche fallen und setzte sich auf den nächstbesten Sitzplatz. Geschafft. Gott, das war nicht gut für mein Herz. Egal, nun würde er zumindest pünktlich kommen. Ausgerechnet am Tag einer wichtigen Prüfung wollte er nicht zu spät kommen.
Hätte Rika gestern nicht an seinem Handy rumgebastelt, wäre der Wecker wahrscheinlich rechtzeitig losgegangen. Aber als angehender Arzt musste Aleksander die Ruhe bewahren. Immerhin hatte er es durch das fünfjährige Medizinstudium geschafft und arbeitete bereits als „Praktikant“ im nahegelegenen Krankenhaus.
Nachdem sich sein Puls beruhigt hatte, kramte er seine Kopfhörer aus seinem Rucksack und schloss zu den Klängen von One OK Rock die Augen, während die Tunnellichter in den Fenstern flackerten. Unterbewusst wusste er, dass Rika nichts mit seinem Verschlafen zu tun hatte. Nein, es war etwas anderes gewesen. Ein Traum oder genauer gesagt eine Vorahnung.
Es war nicht das erste Mal, dass er Dinge träumte, die in der Zukunft geschehen würde, oder so manch schlechtes Gefühl einem Menschen, der zu Tode kommen sollte, das Leben rettete. Nein, heute Nacht hatte er etwas gesehen. Er befand sich in einer dunklen Gasse im strömenden Regen und er starb. Bitte lass es einfach nur ein Traum gewesen sein.
Die U-Bahn hielt und Menschen strömten aus und in die U-Bahn, sodass sich diese langsam zu füllen begann. Ein Tippen auf seiner Schulter riss ihn aus seinen Gedanken. Zack – ein 1,90 m großer, breit gebauter, braunhaariger Texaner mit einem Boxerschnitt – grinste ihn verschmitzt an und machte ihm mit einer Handbewegung deutlich, er möge etwas zu Seite rutschen.
Aleks nahm seine Kopfhörer ab und wurde mit einem „Jo, was geht, Kleiner?“ und einem Handschlag begrüßt.
Kleiner… Als klein konnte man Aleks nicht bezeichnen, immerhin brachte er stattliche 1,80 m an den Start, doch für Zack, waren alle unterhalb seiner Nasenspitze nunmal Zwerge oder Kleine.
„Du siehst müde aus. Schlecht geschlafen?“, fragte Zack, der es sich neben ihm gemütlich machte.
„Alles gut, hatte nur einen komischen Traum.“
Mit einem Bing meldete sich Zacks Handy, das er aus seiner Tasche zog. „Rika trifft uns am Haupteingang. Anscheinend hatte sie bei ihrem „Freund“ übernachtet.“
Warum „Freund“? Bei Rika war es tatsächlich angebracht, dies in Anführungszeichen zu setzen, denn sie war ein 1,68 m großer Wildfang aus Massachusetts mit langen lockigen braunen Haaren und einem Schmollmund, der „Küss mich“ schrie. Und anscheinend löste sie bei jedem männlichen Wesen einen unkontrollierbaren Beschützerinstinkt aus. So mangelte es ihr nie an „Freunden“. Leider hielten diese Beziehungen nicht lange, da sie es mit der Ehrlichkeit sehr genau nahm. Das nahm Aleks auch, tatsächlich hatte er noch nie gelogen, aber er verpackte Sachen dezent oder schwieg. Das tat Rika einfach nicht. Geradeheraus mit einem Feingefühl eines Steins. An ihrer Station angekommen verließen Aleks und Zack die U-Bahn und liefen gemeinsam Richtung Uni.
Am Eingang wurden beide mit einer stürmischen Umarmung begrüßt.
„Warum ziehst du so eine Fresse, Rika? Hat dich dein Freund etwa verlassen?“, fragte Zack, als er ihre dezent mit Makeup überschminkten geröteten Augen sah.
„Mich verlassen? Pah, ich hab ihn abserviert. War eh nicht mein Typ“, gab sie mit einem Schmollen zurück.
Na das kann was werden. „Wir sollten uns lieber auf die heutige Prüfung konzentrieren. Danach können wir ja ins Pete‘s und du kannst uns alles erzählen“, bot Aleks als Vermittler an, als er sah, dass Zack und Rika zum Wortgefecht ausholten.
Gott sei Dank schien das ein akzeptabler Kompromiss und so verlief der Tag und die Prüfung ohne weitere Zwischenfälle. Doch aus irgendeinem Grund ließ Aleks die Vorahnung nicht los.
„Prost!!!“ Mit vollen Gläsern stießen die drei auf die letzte bestandene Prüfung ihres Studiums an. Zack leerte sein halbes Glas in einem Zug und stellte es mit einer weniger eleganten Bewegung – man könnte es auch auf den Tisch knallen nennen – auf dem bereits durchnässten Bierdeckel ab, dessen Werbung schon von den tausend vorherigen Kunden weggerubbelt worden war.
„Endlich Ferien, ich kann‘s kaum erwarten, meine Glieder auszustrecken und mich zu entspannen. Ich meine nach so einer grausigen Prüfung. Aber hey, wir haben‘s hinter uns“, gab eine gut gelaunte Rika von sich, deren Augen schon verdächtig lange am Nebentisch klebten, an dem eine Gruppe stattlich gebauter Männer saßen, die einen (sportlichen?) Sieg zu feiern schien.
Aleks musste grinsen und lehnte sich entspannt zurück. Ja, endlich war‘s geschafft. Fünf Jahre ackern, Stress und kaum Freizeit. Ohne seine Freunde wäre er da wahrscheinlich nie durchgekommen. Sie mochten zwar etwas verrückt sein, doch waren sie auf ihre eigene Art besonders und einzigartig. Da brauche gerade ich nicht anfangen, immerhin bin ich doch der größte Freak unter uns. Diese Vorahnung…
Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als Zack ihm mit dem Ellenbogen in die Seite stupste, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten. „Erde an Aleks, raus aus den Träumen. Die können nicht schöner als ein gemeinsames Gelage mit deinen Kumpels sein.“
Verschmitzt antwortete Aleks: „Dann erzähl doch was Spannendes, Zack, zum Beispiel wie Professor Miller dich in der Prüfung auseinandergenommen hat. Ein Wunder, dass du dort lebend rausgekommen bist.“
„Wie immer ein Herz aus Stein ohne einen Tropfen Mitleid. Glücklicherweise hatte er sich auf Kellan eingeschossen, deshalb bin ich mit einem blauen Auge davongekommen. Ich wette Rika hat sich ihre 2-mit einem seichten Wimpernklimpern erschlichen“, lachte Zack.
Rika gab ein melodramatisches Schnauben von sich und hielt sich ihr nicht-wirklich verletztes Herz. Spöttisch gab sie ein „Tja, bei deinem Gesicht würd ich auch weglaufen. Klimper, klimper“ und klimperte übertrieben mit ihren Wimpern. Aleks konnte sich über das Schmierentheater seiner Freunde kaum auf den Stuhl halten. Gott, heute war wirklich der beste Tag seit langem.
Etwas umständlich verließen Aleks und Zack mit einer angeschickerten Rika die Bar. Nach dem dritten Bier hatte Rikas Ich-schütte-mein-Herz-über-meinen-bescheuerten-Exfreund-Phase angefangen, was in weiteren Bieren und Flirts mit dem Nebentisch geendet war. Zack brachte sie (wie immer) mit einem Taxi nach Hause, was gar nicht so einfach war, denn eine angeschickerte Rika im strömenden Regen in ein Taxi zu kriegen, war ein wahrer Drahtseilakt.
Aleks verabschiedete sich von ihnen, öffnete einen von der Bar geliehenen Regenschirm und machte sich zu Fuß auf den Heimweg, da er nur ein paar Blocks weiter seine Wohnung hatte. Er schaute kurz auf die Uhr, 2:54 Uhr. Hatten sie wirklich sieben Stunden in dieser Bar verbracht? Schmunzelnd dachte er an die gemeinsame Zeit. Ja, Zeit war wirklich relativ. Hatte man Spaß mit seinen Freunden, verging sie wie im Flug.
Aleks schaute in den Himmel und ihm kam der Gedanke, heute musste der Himmel wirklich traurig sein, wenn er so viel weinte. Augenblicklich kam die Erinnerung an den Traum von heute Morgen in ihm hoch.
Ich liege auf dem Boden, es ist dunkel und regnet in Strömen. Ich bin allein und warte auf den Tod.
Er schüttelte kurz den Kopf, als ob er versuchte, die Erinnerung zu vertreiben. Alles Einbildung, sonst nichts.
In Gedanken versunken lief er weiter und bemerkte erst zu spät, dass er in den Nebengassen gelandet war. Dies war für gewöhnlich sein Heimweg, doch nachts um drei vermied er diese; zur Sicherheit verstand sich. Er wollte gerade umdrehen, als er ein seltsames Geräusch hörte, das einem Lachen ähnelte, aber dafür viel zu heiser war.
Was zu Hölle? Ist da jemand?
Wie von unsichtbaren Händen gezogen, beschleunigte er und lief dem Geräusch hinterher. Was, wenn doch… nein, nein, ich drehe jetzt um. Ich geh nicht in eine gottverlassene Nebengasse - nachts, allein. Doch entgegen seines gesunden Menschenverstandes lief Aleks weiter, bis er in einer Sackgasse landete. An der Wand lehnte eine in...
Erscheint lt. Verlag | 21.5.2023 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | BoysLove • Dämonen • Engel • Fantasy • LGBT • Romance • Übernatürliches |
ISBN-10 | 3-7575-5083-8 / 3757550838 |
ISBN-13 | 978-3-7575-5083-7 / 9783757550837 |
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