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Salzwund (eBook)

Tetralogie über Manie, Verblendung, Gier und Übermut
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
478 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7549-9600-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Salzwund -  Hans Oberleithner
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#1. Natriums Dilemma (um das Jahr 2000) Natrium ist in Professor Wunderlichs fiktiver Gedankenwelt ein Wesen mit zweifelhaftem Charakter. Auf der Jagd nach ihm wird der irrlichternde Forscher selbst zum Gejagten, das tückische Natrium zum Meuchelmörder. #2. Molchsblut (um das Jahr 2033) Im Think-Tank an der amerikanischen Ostküste forscht Wunderlichs Sohn Jan gelangweilt an Molchen. Da entdeckt er durch Zufall Empathol, stoffliche Empathie, und sein Gegengift, banales Salz. Die Entdeckung entgleitet ihm. Die Mächtigen der Welt missbrauchen Empathol als Droge, um die Menschen zu beherrschen. Jan kämpft, flieht und stürzt. #3. Rollentausch (um das Jahr 2084) Nur Frauen gebären Kinder, basta! Dieses Dogma scheint plötzlich aus den Fugen zu geraten. Die Gleichheit von Mann und Frau rückt in greifbare Nähe. Jana, Findelkind mit Wunderlichs Genen, nützt den hedonistischen Zeitgeist und gebiert eine obskure Idee nach der anderen. Sie entdeckt Salz als Jungbrunnen männlicher Potenz. Am Ende gebären sogar die Männer. Doch die anfängliche Begeisterung der Spaßgesellschaft hat ihre Grenzen. #4. Aufstand der KI-Maschinen (um das Jahr 2123) Jano, ein Genprodukt aus Einstein und Trump, lebt im 22. Jahrhundert. Als KI-Maschinen die Herrschaft über die Menschen übernehmen wollen, bricht er mit einem Geniestreich ihre Macht. Alle Maschinen verstummen, die Welt steht am Abgrund. Doch Jano, genetisch mit einem bizarren Mix aus Genialität und Schamlosigkeit ausgestattet, findet eine Lösung.

H.O. ist Mediziner, Zellphysiologe und Geschichtenerzähler. Er holt sich seine Themen aus der realen Wissenschaft und verwandelt sie in Fiktionen. Das manchmal Beklemmende seiner Texte wird durch satirische Übertreibung konterkariert, sodass man schmunzelnd und entspannt zu Bett gehen kann.

H.O. ist Mediziner, Zellphysiologe und Geschichtenerzähler. Er holt sich seine Themen aus der realen Wissenschaft und verwandelt sie in Fiktionen. Das manchmal Beklemmende seiner Texte wird durch satirische Übertreibung konterkariert, sodass man schmunzelnd und entspannt zu Bett gehen kann.

Um das Jahr 2033


Jan Wunderlich sitzt im Bauch einer Boeing 797. Durch das Bullauge blickt er hinab auf die Eiswüste des Nordatlantiks und denkt an seinen Vater, Professor Wunderlich, der inmitten seines obsessiven Forscherlebens vor langer Zeit in diesen Fluten zu Tode kam. Stunden später rast Jan in einem silbergrauen Van über den Highway 95 North seinem Ziel entgegen, dem berühmten Think-Tank an der amerikanischen Ostküste.



Molche



Jan findet Forschung mittlerweile öde. Schon seit mehreren Jahren, tagein tagaus, forscht Jan an Nieren, genauer gesagt an Molchnieren. Morgens angelt er sich einen Aalmolch aus dem Wassertank, tötet ihn, schneidet eine Niere heraus und legt sie unters Mikroskop. Hin und wieder macht er Notizen in seinem Laborbuch, Halbsätze wie Filter zu oder Kanäle offen oder Urinfluss mager - und das war‘s dann.

So richtig weiß er gar nicht mehr wonach er forscht. Spätestens um 11 Uhr vormittags befällt ihn heftige Müdigkeit, die er erst wieder mittags abschüttelt wenn er in den Tuna-Sandwich beißt, den er täglich in der Kantine vertilgt. Danach verschwindet er wieder für ein paar Stunden in seiner engen Forschungskoje, stochert mit Nadeln in den Nieren herum, bis nur mehr ein elendes Häuflein Fleisch vor ihm liegt, das er dann gegen 17 Uhr in den Abfalleimer kippt.

Eigentlich wollte er nie an diesen urinösen Organen forschen. Irgendwie ist er da hineingeschlittert. Jetzt ist er drin und mittlerweile zu energielos, um sich daraus wieder zu befreien. Mit großen Erwartungen ist er damals zum Think-Tank gereist und hat in emotionalem Überschwang alles akzeptiert was man von ihm verlangt hat. Erst spät, zu spät hat er gemerkt, dass ihm das wohl langweiligste Forschungsobjekt, die Niere des Schwanzlurchs, zugeteilt worden war. Aber da war sein anfängliches Feuer schon längst erloschen. Inzwischen hat er realisiert, dass es auch recht bequem sein kann, ohne Ziel zu forschen. Es gibt dann keinen Anfang und kein Ende, in Besprechungen verhält man sich still, nickt hie und da zustimmend und, um seine Existenz nicht zu gefährden, liefert man von Zeit zu Zeit einen Datensalat ab, der dann, wohl wegen seiner Irrelevanz, in irgendwelchen Schubladen verschimmelt. Jan erinnert sich noch gut wie er damals im Think-Tank ankam und von der Obersten Leitung sein Forschungsthema bekam. Es war mit einer Unschärfe formuliert, die für die vermeintliche Exzellenz und weltweite Reputation des Think-Tanks typisch ist.


Tötet Natrium Molche?


Dieses Thema hat man ihm zugeworfen wie einen Happen Fleisch, ihn in eine Forschungskoje gesteckt und dann allein gelassen. dass die Oberste Leitung just dieses Thema für ihn ausgewählt hatte, kam nicht von ungefähr. Obwohl die Gebeine seines Vaters schon dreißig Jahre lang irgendwo in der Tiefe des Atlantiks schlummerten, war Professor Wunderlichs obskure Forschung um das Wesen Natrium immer noch präsent, zumindest in den Köpfen älterer Forscher. Salz bzw. sein Hauptprotagonist Natrium wurde zum dubiosen Markenzeichen der Wunderlichs, ein unsichtbares Brandmal auf der Stirn dieser geburtsschwachen Dynastie, deren einziger Nachkomme Jan war und der nun auszulöffeln hatte, was ihm vor langer Zeit sein Natriumbesessener Vater eingebrockt hatte. Gezwungenermaßen musste er die Nieren dieser Tiere erforschen weil angeblich dort die Wurzel allen Übels – der Natriumschaden – zu suchen war. Diesen Hinweis hatte man ihm noch auf den Weg ins Ungewisse mitgegeben. Und auf diesem Weg wandelt er immer noch, müde und ziellos. Doch eines Tages geschieht etwas, das Jan aus seiner Lethargie holt.

Jan verbringt viel Zeit damit, seine Molche durch die Glasscheibe des Aquariums zu beobachten bevor er sich ein Tier herausholt und daran arbeitet. Im Laufe der Zeit hat er sich zwei Wassertanks eingerichtet, einen mit Süßwasser und einen zweiten, gleich daneben, mit Salzwasser. Die Molche im Süßwasser nennt er salopp Süßmolche, die im Salzwasser Salzmolche. So sitzt er morgens sicherlich eine halbe Stunde vor den beiden Wassertanks und verfolgt gelangweilt das lautlose Molchleben hinter der Glaswand, während er an seinem Pappbecher mit American Coffee nippt. Von Zeit zu Zeit wirft er ein paar Bröckchen gefrorener Hühnerleber ins Wasser und sieht dabei den Tieren beim Fressen zu. Er weiß, dass diese Aalmolche in der Wildnis mehr oder weniger im Brackwasser leben und hat sich deshalb diese beiden Extreme – Süß- und Salzwasser – ausgesucht, um gewissermaßen Grenzsituationen auszutesten.

Und so blickt er, Jan der Kurzsichtige, aus wenigen Zentimetern Entfernung in die lidlosen Augen der Molche und versucht, wohl eher aus Zeitvertreib als aus wissenschaftlichem Interesse, aus diesen Augen etwas herauszulesen. Es sind stille Momente, in denen sich Jans Blick mit einem der Molche kreuzt und so etwas wie eine stumme Botschaft ausgetauscht wird. Jan hat darin bereits eine ziemliche Fertigkeit erreicht sodass er meint, durch eine neue Art von Blickdiagnostik ihre momentane Befindlichkeit erkennen zu können. Ja, er macht sogar kurze Notizen in sein Laborbuch.

Molch blickt hungrig

Molch blickt traurig

Molch blickt satt


Im Laufe der Zeit werden seine Eintragungen zunehmend farbiger:

Molch blickt flehend

Molch blickt arrogant

Molch blickt frech


Nach einiger Zeit fällt ihm auf, dass Salzmolche generell kalt blicken. Anders als die Süßmolche. Sie, so erscheint es ihm, blicken warm. Belustigt trägt in sein Laborbuch ein:


Salzmolche blicken kalt

Süßmolche blicken warm


Anfangs meint er, das sei pure Einbildung und seine Wahrnehmung abhängig von seiner persönlichen Tagesverfassung. Aber je häufiger er in die beiden Aquarien blickt, umso mehr ist er überzeugt, dass es so ist: Der Salzmolchblick ist kalt, der Süßmolchblick ist warm. Zudem bemerkt er, dass sich die Salzmolche voneinander fernhalten, während die Süßmolche kuscheln.

Und da, in dieser Abgeschiedenheit, fern jeglicher äußerer Einflüsse taucht in Jans Kopf plötzlich wie aus dem Nichts ein Gedanke auf, der ihn nicht mehr los lässt,


Salz zerstört Empathie.


Stimme aus dem Off


Oberflächlich betrachtet ist Jans Gedanke nicht nachvollziehbar, er ist unglaubwürdig und skurril. Von den Augen eines Molchs Empathie abzulesen erscheint ‚krank‘. Jan allerdings ist nicht krank sondern durch Erlebnisse geprägt, die ihn zu dieser Schnelldiagnose geführt haben. Es sind Erlebnisse seiner frühen Kindheit, deren er sich nicht mehr bewusst ist. Sie schlummern in ihm und steuern seine Gedanken ohne, dass er es merkt. Er wundert sich manchmal, dass er urplötzlich klar sehen kann und sich in ihm ein Urteil bildet, welches er oft selbst nicht begründen kann. Seine Diagnose ‚Salz zerstört Empathie‘ basiert wohl auf einem Erlebnis als Jan fünf Jahre alt war.


Salzberg



Wochenlang hatte sein Vater schon davon gesprochen. Er werde Onkel Theos langersehnten Wunsch erfüllen und mit ihm ein Salzbergwerk besuchen. Ein unterirdischer Berg, in dem es ein Labyrinth von Tunnels gäbe, die durch Rutschen miteinander verbunden seien. Und wenn man ganz unten sei im Stollen, dessen enge Wände aus Salz bestünden, die im Licht der am Kopf montierten Grubenlampen rosa schimmerten, werde man nach einem langen Marsch durch dunkle Gänge an einen Salzsee gelangen. Der sei schwarz und das einzige wahrnehmbare Geräusch werde das von der unsichtbaren Salzdecke tropfende Wasser sein. Dort würden sie eine Weile innehalten, von feuchtheißer Luft umgeben und sich dann auf den Rückweg machen. Die Erdoberfläche würden sie erst am Abend erreichen und deshalb eine Nacht in einem kleinen Gasthof nahe dem Stolleneingang verbringen. Diese Nächtigung sei notwendig, hat sein Vater Jan erklärt, weil der Abstieg in das Innere des Salzbergs und besonders danach der Aufstieg über tausende Stufen sehr anstrengend sei, zumal die salzige heiße Luft im Stollen das Atmen schwer mache.


Wochenlang hat Jan diese Geschichte immer wieder hören wollen, meistens abends vor dem Einschlafen und den Vater so lange gebettelt bis er klein beigab. Immer wieder muss er die Geschichte erzählen und jedes Mal wenn er mit seiner Erzählung beim schwarzen Salzsee angelangt ist, verstummt er für ein paar Sekunden und drückt Jans Ärmchen. Und immer wenn er mit gedämpfter Stimme schildert, wie die großen Wassertropfen von der unsichtbaren Salzdecke in den schwarzen See platschen, kneift er ihn ganz leicht in seine Lenden, während Jan sich fröhlich-fröstelnd an seinen Körper schmiegt. Wenn Jans Augenlider schwer werden und er, eingehüllt in seine Daunendecke, allmählich in den Schlaf versinkt, folgen Träume, die oft damit abrupt enden, dass er sich kerzengerade in seinem Bett aufrichtet und das gegenüberliegende vertraute Fensterkreuz so lange ansieht, bis er die Gewissheit hat, wo er ist, in seinem Zimmer, seinem Bett, zusammen mit seinem Teddybär. Dann kriecht er wieder unter die Decke, den Teddy eng an sich gedrückt und schläft ein. Das wiederholt sich mehrmals in der Nacht und erst wenn das Morgenlicht durchs Fenster eindringt, findet er seine innere Ruhe.


Dann schließlich kommt...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Dystopie • Emanzipation • Empathie • Hedonismus • Narzissmus • Politroman • Satireroman • Sozialroman • Trumpismus • Zukunftsroman
ISBN-10 3-7549-9600-2 / 3754996002
ISBN-13 978-3-7549-9600-3 / 9783754996003
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