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Das Volk der Fata Morgana, Band 2: Die Höhle des Kraken (eBook)

(Autor)

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2023
Bärenklau Exklusiv (Verlag)
978-3-7579-2676-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Volk der Fata Morgana, Band 2: Die Höhle des Kraken - Abraham Merritt
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Kampf im Land der Rrrllya
Die Persönlichkeit Leif Langdons existiert nicht mehr. Dwayanu, der Krieger aus längst vergessener Zeit, der lange im Geist Leif Langdons schlummerte, hat das Kommando über den Bergwerksingenieur übernommen.
Betört vom Charme Lurs, der machthungrigen Hexe, schreckt Dwayanu nicht davor zurück, Khalk'ru, die Oktopus-Gottheit, erneut zu beschwören. Er bringt dabei Tod und Vernichtung über das verwunschene Land des kleinen Volkes.
Dies ist der zweite, abschließende Teil des berühmten Merritt-Romans, der als Markstein der internationalen Fantasy-Literatur gilt.



<p>Abraham Merritt war ein begnadeter amerikanischer Fantasy-Autor.<br> Lore Straßl war eine bedeutende Übersetzerin. Sie hat unzählige Romane und Serien ins Deutsche übersetzt.</p>

1. Karak


 

Glücklicherweise war ich so geistesgegenwärtig, die Hände über den Kopf zu werfen, und so tauchte ich mit den Füßen voraus unter. Die Pygmoiden, die an meinen Beinen hingen, erleichterten das natürlich. Als ich auf dem Wasser aufschlug, sank ich tief, immer tiefer. Man sagt doch, wenn man ertrinkt, ziehe wie ein rückwärtslaufender Filmstreifen in Sekundenschnelle das ganze Leben an einem vorbei. Ich kann nicht sagen, ob das stimmt, ich weiß nur, dass während meines langen Unter- und Wiederauftauchens mein Verstand schneller arbeitete als je zuvor.

Als Erstes wurde mir klar, dass Evalie mich von der Brücke hatte werfen lassen. Das erfüllte mich mit brennender Wut. Weshalb hatte sie nicht gewartet und mir eine Gelegenheit gegeben, den Ring zu erklären? Dann dachte ich, wie oft mir diese Gelegenheit schon geboten gewesen war und ich sie nur nicht genutzt hatte. Ich sah auch ein, dass die Rrrllya sich nicht mehr hätten zurückhalten lassen, dass Evalie mich ohnehin vor ihren Speeren geschützt und mir eine Chance gegeben hatte, um mein Leben zu retten, auch wenn diese Chance kaum Aussicht auf Erfolg gehabt hatte.

Verärgert wurde mir klar, wie unüberlegt es von mir gewesen war, gerade in diesem Augenblick den Ring hervorzuholen. Ich konnte es den Kleinen nicht einmal verübeln, dass sie mich für einen Abgesandten Khalk’rus hielten. Da sah ich auch wieder den Schmerz in Evalies Augen, und mein eigener wilder Kummer vertrieb die Wut.

Danach drängte sich mir unwillkürlich der Gedanke auf, dass Tiburs Hammerspiel den Asengott Thor und seinen Hammer Mjölnir erklärte, der nach jedem Wurf in seine Hand zurückkehrte. Um das Ganze wundersamer erscheinen zu lassen, hatten die alten Skalden den Riemen unterschlagen. Hier war also eine weitere Verbindung zwischen den Uiguren oder Ayjir und den Asen – ich musste mich mit Jim darüber unterhalten. Und da wurde mir plötzlich klar, dass ich nicht zu ihm zurückkonnte. Denn ganz gewiss würden die Pygmoiden mir auflauern, und genauso sicher würden sie mich zurück zu den Tlanu’si, den Blutegeln, stoßen, sollte es mir gelingen, ihre Seite des Nanbu-Ufers zu erreichen. Bei diesem Gedanken brach mir der kalte Schweiß aus – falls so etwas überhaupt möglich ist, wenn man vom Kopf bis Fuß im Wasser steckt. Eher würde ich mein Leben unter den Speeren und Pfeilen der Rrrllya, ja selbst durch Tiburs Hammer aushauchen, als mir von diesen grauenvollen Flussgeschöpfen das Blut aussaugen zu lassen.

Gerade in diesem Augenblick stieß ich an die Oberfläche Nanbus. Ich trat Wasser, wischte mir die Augen aus und sah auch schon den roten gallertigen Rücken eines Tlanu’sis aus einer Entfernung von etwa sieben Meter auf mich zugleiten. Ich warf einen verzweifelten Blick um mich. Die Strömung war hier ziemlich stark und hatte mich bereits mehrere hundert Meter von der Brücke fortgetragen und zwar nicht nur flussabwärts, sondern auch in Richtung des Karak-Ufers, das etwa fünfzehn Meter entfernt lag. Ich wandte mich wieder dem Egel zu. Er kam langsam näher, als hege er nicht den geringsten Zweifel, dass ich ihm sicher war. Ich beabsichtigte, unter ihm hinwegzutauchen und zu versuchen, das Ufer zu erreichen. Wenn es nur nicht so viele seiner Sorte gäbe!

Ich hörte einen zwitschernden Schrei. Sri schoss an mir vorbei. Er hob einen Arm und deutete auf Karak. Ganz offensichtlich wollte er, dass ich so schnell wie möglich dort hinschwimme. Ich hatte ihn völlig vergessen gehabt, wenn ich von meinem flüchtigen Ärger absah, als ich bemerkte, dass er sich meinen Gegnern angeschlossen hatte. Jetzt erkannte ich, wie unrecht ich ihm getan hatte. Er schnellte sich geradewegs auf den riesigen Tlanu’si und schlug ihn heftig auf die Maulpartie. Das grässliche Wesen stupste und beschnupperte ihn doch tatsächlich! Ich verschwendete keine Zeit, um mehr zu sehen, sondern stieß mich, so schnell meine Stiefel es zuließen, zum Ufer.

Es war wahrhaftig kein Schwimmvergnügen. Es wimmelte hier von den roten gallertigen Rücken. Zweifellos bewahrte allein Sris Anwesenheit mich vor ihrem Angriff. Er hatte sich gegen die Strömung zu mir zurückgekämpft, jetzt umschwamm er mich in einem größeren Bogen und hielt mir die Blutsauger fern.

Meine Füße berührten steinigen Grund. Stolpernd brachte ich mich das Ufer hoch in Sicherheit. Der goldenhäutige Pygmoide rief mir noch etwas zu, aber ich konnte es nicht verstehen, das Rauschen des Flusses war zu laut. Nach Luft keuchend blieb ich stehen und sah ihm nach, als er wie ein gelber fliegender Fisch durch das Wasser schoss. Ein halbes Dutzend der roten Tlanu’si folgten ihm gemächlich.

Ich blickte zur Nansurbrücke hoch. Auf der Hälfte, die zur Seite des kleinen Volkes gehörte, drängten sich die Rrrllya und beobachteten mich. Die andere Seite war leer. Neugierig sah ich mich um. Ich stand im Schatten der schwarzen Zitadellenmauern. Glatt und unerklimmbar erhoben sie sich gut dreißig, wenn nicht vierzig Meter. Zwischen mir und ihnen befand sich ein weiter Platz, ähnlich dem, über den Tibur und die Hexe von dem Bronzetor herausgeritten waren. Gedrungene einstöckige Steinhäuser umgaben ihn und davor viele kleine, blühende Bäume. Hinter diesen Häusern sah ich andere, größere, die prunkvoller schienen und weiter auseinanderstanden.

Aus den Häusern um den Platz und vom Markt eilten Dutzende von Menschen auf mich zu. Ihre Lautlosigkeit war mir unheimlich. Sie riefen einander nicht zu, winkten keine weiteren herbei – sie konzentrierten sich ausschließlich auf mich. Ich tastete nach meiner Pistole und fluchte, als ich mich erinnerte, dass ich sie schon seit Tagen nicht mehr getragen hatte. Etwas blitzte an meiner Hand …

Khalk’rus Ring! Ich musste ihn mir über den Daumen gestreift haben, als die Pygmoiden auf mich einstürmten. Nun, der Ring hatte mich hierhergebracht. Zweifellos würde seine Wirkung auf die mir entgegenströmenden Menschen nicht geringer sein, als sie auf die gewesen war, die mich auf der anderen Seite der Brücke herausgefordert hatten. Wie auch immer, er war alles, was ich besaß. Ich drehte ihn so, dass der Stein in meiner Hand verborgen war.

Sie waren inzwischen ganz nahe gekommen. Hauptsächlich waren es Frauen und große und kleine Mädchen. Sie trugen fast alle die gleiche Kleidung – einen Kittel, der bis zu den Knien reichte und die linke Brust freiließ. Ohne Ausnahme waren sie rothaarig und blauäugig, ihre Haut von kremigem Weiß und einem Hauch Rosa, hochgewachsen, kräftig und von makelloser Gestalt. Sie hätten leicht Wikingerinnen sein können, die herbeieilten, um ihre Männer, Väter und Brüder auf einem heimkehrenden Langschiff willkommen zu heißen. Die Kinder erschienen mir wie kleine blauäugige Engel. Ich musterte auch die Männer, es waren nicht viele, zwölf höchstens. Auch sie hatten rotes Haar und blaue Augen, die älteren einen kurzgestutzten Bart, die jüngeren glatte Gesichter. Sie waren alle um mehrere Zentimeter kleiner als die Frauen. Aber keiner, weder Männer noch Frauen, reichten mir viel weiter als bis etwa zu den Ohren. Sie trugen keine Waffen.

Ein paar Meter vor mir blieben sie stehen und starrten mich schweigend an. Sie musterten mich, und ihr Blick blieb an meinem blonden Haar hängen.

Am hinteren Rand der Menge entstand Bewegung. Ein Dutzend Frauen bahnte sich einen Weg. Wortlos marschierten sie auf mich zu. Sie trugen kurze Röcke, in ihren Gürteln steckten Schwerter, und in ihren Händen hielten sie Speere. Im Gegensatz zu den anderen Mädchen waren beide Brüste bedeckt. Sie umzingelten mich, mit den Speeren auf mich gerichtet, dass deren Spitzen mich fast berührten.

Die Führerin blickte mich mit herausfordernden, stahlblauen Augen an, die eher zu einem Soldaten als einer Frau passten.

»Der gelbhaarige Fremde! Luka ist uns heute hold gesinnt!«

Die Frau neben ihr flüsterte ihr leise etwas ins Ohr, aber ich hörte es trotzdem:

»Tibur würde uns mehr für ihn geben als Lur.«

Die Führerin schüttelte den Kopf.

»Zu gefährlich. Lurs Belohnung ist dauerhafter.«

Sie musterte mich ungeniert von Kopf bis Fuß.

»Es wäre schade, ihn zu vergeuden«, murmelte sie.

»Das wird Lur auch sicher nicht«, erwiderte die andere zynisch.

Die Führerin stupste mich mit dem Speer und deutete in Richtung der Zitadellenmauer.

»Vorwärts, Gelbhaar«, befahl sie. »Zu dumm, dass du mich nicht verstehen kannst, sonst würde ich dir einen Rat geben – nicht umsonst, natürlich.«

Sie lächelte mir zu und stupste mich erneut. Am liebsten hätte ich zurückgegrinst. Sie erinnerte mich so sehr an einen Sergeanten, ein harter Bursche, den ich während des Kriegs gekannt hatte. Stattdessen sagte ich jedoch im Kommandoton:

»Holt Lur mit der meiner Stellung zustehenden Eskorte herbei, Weib, deren Zunge einen Trommelstock gleicht.«

Sie starrte mich mit offenem Mund an. Der Speer entglitt ihrer Hand. Ganz zweifellos hatte man die Kriegerinnen, obwohl man sie nach mir ausschickte, nicht darauf aufmerksam gemacht, dass ich Uigurisch beherrschte.

»Holt sofort Lur hierher«, donnerte ich, »oder, bei Khalk’ru …« Ich beendete meinen Satz nicht. Ich drehte den Ring und hob die Hand für jeden sichtbar.

Alle rangen erschrocken nach Luft. Sie ließen sich auf die Knie fallen, beugten die Köpfe. Die Kriegerin erblasste. Sie und die anderen warfen sich ebenfalls vor mir auf den Boden. Das Knarren von schweren Riegeln war zu hören. Einige der Steine, die von außen nicht als Tür zu erkennen gewesen waren, schoben sich in der Festungsmauer zurück.

Durch die Öffnung, als hätten meine Worte sie herbeigerufen, ritten das Hexenweib, neben ihr Tibur, und hinter ihnen der kleine Trupp, der mich...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • Dämonen • episch • Fantasy • Götter • Hexen • High Fantasy • Krimi • Krimis • Parallelwelten • Roman • Schattenkönige • Schattenreich • Spannung • Thriller • Zauberer • Zwerge
ISBN-10 3-7579-2676-5 / 3757926765
ISBN-13 978-3-7579-2676-2 / 9783757926762
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