Ischtar Band 2: König der zwei Tode (eBook)
Bärenklau Exklusiv (Verlag)
978-3-7579-2617-5 (ISBN)
Bärenklau Exklusiv präsentiert »König der zwei Tode«, den zweiten und letzten Teil der Ischtar-Saga, eine Übersetzung aus dem Amerikanischen von Lore Sraßl.
Die letzte Fahrt des Schiffes der Götter
Aus seiner eigenen Zeit und Welt in eine andere Dimension geschleudert, durchquert John Kenton mit dem Schiff der Götter ruhelos die Meere einer fremden Welt.
Sein Schicksal ist eng mit dem der Ischtar-Priesterin Sharane verknüpft, denn sie ist die Frau, die Kenton liebt. Und als Sharane in die Hände Klaneths, des Priesters des Totengottes Nergal, fällt, zögert John Kenton keinen Augenblick, den Kampf um Sharanes Befreiung aufzunehmen.
Schauplatz dieses Kampfes ist die Insel der Zauberer und die Residenz des Königs der zwei Tode.
Dies ist der zweite, abschließende Teil des berühmten Merritt-Romans, der als Markstein der internationalen Fantasy-Literatur gilt. Der erste Teil erschien unter dem Titel SCHIFF DER ISCHTAR.
<p>Abraham Merritt war ein begnadeter amerikanischer Fantasy-Autor.<br> Lore Straßl war eine bedeutende Übersetzerin. Sie hat unzählige Romane und Serien ins Deutsche übersetzt.</p>
1. Zurück auf dem Schiff
Die Schwäche übermannte Kenton schließlich doch. Die Verwundungen und seine ungeheure Willensanstrengung hatten ihm die letzte Kraft entzogen. Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Diwan in Sharanes Kabine. Sein Verband war erneuert worden. Die drei Männer und vier von Sharanes Mädchen blickten auf ihn herab. Kein Vorwurf war in ihren Mienen zu lesen, nur Neugier, gemischt mit unübersehbarer Ehrfurcht.
»Es muss ein merkwürdiger Ort sein, der dich zu sich zieht, Wolf«, flüsterte Gigi. »Denn schau, die Verletzung quer über meiner Brust ist verheilt, auch Sigurds Schwertwunden sind es – doch deine sind so frisch, als wären sie dir erst vor einem Augenblick geschlagen worden.«
Kenton sah, dass von Gigis hässlicher Verletzung tatsächlich nur eine rote Narbe geblieben war.
»Auch war es eine merkwürdige Art, uns zu verlassen, Blutsbruder«, warf der Wikinger ein.
»Bei Ormuzds Feuer!«, rief der Perser. »Es war genau die richtige Art! Und es war gut so! König Cyrus lehrte uns, dass ein kluger Feldherr weiß, wann er sich zurückziehen muss, um seine Truppen zu retten. Und dein Rückzug, Freund, war meisterhaft! Ohne ihn wären wir jetzt nicht hier, um dich wieder willkommen zu heißen!«
»Es war kein Rückzug!«, flüsterte Kenton schwach. »Es geschah ohne meinen Willen.«
»Nun ja«, der Perser schüttelte ein wenig zweifelnd den Kopf. »Was immer es auch war, es rettete uns auf jeden Fall. Einen Augenblick hielten die Hunde des schwarzen Priesters dich hoch, und einen Herzschlag später wurdest du zum Schatten! Und dann – war auch der Schatten verschwunden!«
»Wie die Meute, die dich gehalten hatte, aufheulte und die Schwänze einzog!«, lachte Zubran. »Und jene, die gegen uns anstürmten, ebenfalls. Zurück auf die Bireme verkrochen sie sich, trotz Klaneths Verwünschungen. Große Furcht erfüllte sie, Kamerad – und ich muss gestehen, einen Augenblick mich ebenfalls. Dann tauchten ihre Ruder ins Wasser und sie brausten davon. Selbst nachdem sie verschwunden waren, konnten wir noch Klaneths Fluchen hören.«
»Sharane«, krächzte Kenton. »Was haben sie mit ihr gemacht? Wohin haben sie sie verschleppt?«
»Nach Emakhtila, auf die Insel der Zauberer, glaube ich«, erwiderte Gigi. »Sie hat nichts zu befürchten, Wolf. Der schwarze Priester will euch beide. Sie zu foltern, ohne dass deine Augen es sehen oder sie zu morden, ohne dass du ihre Qualen miterlebst, wäre keine Rache für Klaneth. Nein, solange du nicht in seinen Händen bist, ist Sharane sicher genug.«
»Vielleicht nicht gerade zufrieden oder glücklich, aber sicher ganz gewiss«, fiel nun auch der Perser ein.
»Drei ihrer Mädchen nahmen sie mit ihr im Netz gefangen«, brummte Sigurd. »Drei töteten sie. Diese vier blieben zurück, als du verschwandest.«
»Sie haben auch Satalu, mein Goldstück«, stöhnte Gigi. »Und dafür wird mir Klaneth bezahlen, wenn ich ihn in die Hände bekomme.«
»Die Hälfte der Sklaven fiel dem Zusammenprall mit der Bireme zum Opfer«, fuhr der Wikinger fort. »Die geborstenen Ruder drangen in ihre Rippen und brachen ihre Rücken. Andere starben später. Der Schwarzhäutige, den wir zum Aufseher machten, ist ein Mann wie nicht so schnell einer! Er kämpfte gegen jene, die zum Ruderdeck heruntersprangen und löschte so manchem das Lebenslicht aus. Aber nun haben wir nur noch acht statt der zweimal sieben Ruderer. Der Nubier sitzt an einem davon – als freier Mann. Sobald wir zu neuen Sklaven kommen, wird er wieder zum Aufseher und er soll seinen Dank erhalten.«
»Ich erinnere mich jetzt«, murmelte Gigi. »An jenem Tag, als ich dich auf Klaneths Deck über die Reling zog, hast du noch aus den Wunden geblutet, die dir Sharanes Mädchen geschlagen hatten. Unsere dagegen waren lange Zeit schon verheilt. Und jetzt bist du wieder mit den alten Wunden da, die noch ganz frisch sind. Wahrhaftig, es muss ein merkwürdiger Ort sein, wohin du gehst, Wolf. Gibt es dort keine Zeit?«
»Es ist eure eigene Welt«, antwortete Kenton. »Die Welt, aus der ihr alle gekommen seid.«
Während sie ihn noch sprachlos anstarrten, sprang er vom Diwan auf.
»Wir müssen nach Emakhtila!«, rief er. »Wir müssen Sharane finden! Sie befreien!« Da spürte er, wie seine Seite wieder aufriss und das Blut herausquoll. Erschöpft sank er auf den Diwan zurück.
»Nicht ehe deine Wunden verheilt sind!«, sagte Gigi streng und begann, den sich rot färbenden Verband abzunehmen. »Außerdem müssen wir auch das Schiff reparieren und uns neue Rudersklaven beschaffen. Und jetzt bleib ruhig liegen, Wolf. Klaneth wird Sharane nichts antun, solange er noch hofft, auch dich zu bekommen. Dessen bin ich mir ganz sicher. Also mach dir keine unnötigen Sorgen.«
Warten war für Kenton das Schlimmste. Durch seine Verwundungen hier fest gekettet zu sein, während der schwarze Priester – trotz aller gegenteiligen Versicherungen Gigis – sich auf grausame Weise an Sharane rächen mochte! Schon der Gedanke war unerträglich. Hohes Fieber übermannte ihn. Seine Verletzungen waren ernster, als er gedacht hatte. Gigi pflegte ihn aufopfernd.
Allmählich ließ das Fieber nach und während Kenton sich langsam erholte, erzählte er den Freunden von ihrer verlorenen Welt, was alles sich dort in den Jahrhunderten zugetragen hatte, während sie auf dem zeitlosen Ozean segelten. Er berichtete von den modernen Maschinen, von den Kriegen, von Gesetzen und Gebräuchen.
»Keine Langschiffe mehr, die durch die Meere rudern! Keine Wikinger!«, seufzte Sigurd. »Nein, das ist nicht mehr meine Welt. Es ist wohl das Beste für Sigurd, Tryggs Sohn, den Rest seiner Tage hier zu leben.«
Der Perser nickte. »Das ist auch keine Welt mehr für mich«, pflichtete er dem Nordmann bei. »Ich möchte dort nicht sein. Mir gefällt eure Art der Kriegsführung nicht, und ich könnte sie auch nicht lieben lernen.«
Selbst Gigi hatte seine Zweifel. »Ich glaube nicht, dass es mir dort gefallen würde«, murmelte er. »Die Sitten und Gebräuche scheinen mir so anders. Und wenn ich bedenke, dass du sogar bereit warst, Ketten und den Tod auf dich zu nehmen, um deiner Welt zu entfliehen und du keine Zeit verschwendest, wieder zu dieser zurückzukehren …«
»Die neuen Götter sind mir zu dumm«, gab Zubran seine Meinung kund. »Sie tun nichts. Bei den Neun Höllen, die Götter hier sind auch nicht gerade, wie ich sie gern hätte, aber zumindest tun sie etwas. Obgleich es vielleicht besser ist, nichts zu tun, als immer wieder die gleichen Dummheiten zu begehen«, murmelte er nachdenklich.
»Ich werde mich auf einer dieser Inseln niederlassen«, erklärte Sigurd, »nachdem wir Kentons Weib befreit und den schwarzen Priester erschlagen haben. Ich werde mir auch eine Gefährtin nehmen, eine starke Walküre, die mir viele Kinder gebiert. Ich werde ihnen beibringen, wie man Schiffe baut und dann machen wir die Meere unsicher wie in den guten alten Zeiten. Skoal den Drachen, die durch Rans Gewässer ziehen, mit den roten Raben auf ihren Segeln und den schwarzen krächzend voraus. Skoal!«
Fragend blickte er Kenton an. »Sag, Blutsbruder, wirst du deine Hütte neben meiner bauen? Und wenn Zubran und Gigi sich Weiber nehmen und Kinder haben und mit denen, die sich uns anschließen werden – bei Odin, wir könnten alle große Jarls in dieser Welt sein!«
»Nein, das ist nicht nach meinem Geschmack«, wehrte der Perser ab. »Schon deshalb nicht, weil es zu lange dauert, starke Söhne großzuziehen, damit sie mit uns kämpfen. Nein, nachdem wir mit Klaneth abgerechnet und Sharane zurückgebracht haben, werde ich nach Emakhtila zurückkehren, wo es genügend Männer gibt, die schon erwachsen sind. Es wäre traurig, wenn ich keine Unzufriedenen finden würde, die zur Rebellion bereit sind. Und sind ihrer nicht genug – nun, was ist leichter, als Unfrieden zu säen? Ich bin ein tüchtiger Krieger, das hat mir König Cyrus selbst gesagt. Mit einer Armee von Unzufriedenen werde ich dieses Priesternest erobern und über Emakhtila herrschen! Danach würde ich dir raten, vorsichtig zu sein, ehe du dich an meine Schiffe wagst, Sigurd!«
So unterhielten sie sich und erzählten Kenton Dinge aus ihrem Leben, die für ihn nicht weniger fremdartig als seine Geschichten für sie waren. Schließlich verheilten auch seine Wunden, bis nur noch rote Narben zurückblieben und Kraft flutete in seine Adern zurück.
Seit vielen Schlafzeiten schon, während er langsam gesundete, waren sie versteckt in einer schwer zugängigen Höhle auf einer der goldenen Inseln vor Anker gelegen. Obgleich sie hier sicher schienen vor Verfolgern oder neugierigen Augen, hatten sie das Schiff ganz nahe an ein Steilufer gebracht, das in unendliche Tiefe abfiel. Die Ruder waren eingezogen. Die fedrigen Zweige der dicht stehenden Bäume hingen weit herab und verdeckten das darunterliegende Schiff.
Als Kenton wieder einmal erwachte, fühlte er sich stark und gesund. Er erhob sich und spazierte zum Steuerruder, neben dem sich Gigi, Sigurd und der Perser auf dem Deck ausgestreckt hatten und sich unterhielten. Zum hundertsten Mal blieb er neben dem eigenartigen Kompass stehen, der dem Rudergänger die Richtung in dieser merkwürdigen Welt finden half, die weder Sonne, Mond und Sterne noch Osten, Westen, Norden oder Süden kannte. In ein Holzgestell war eine silberne Schale eingelassen, die eine klare Kristallscheibe bedeckte. Um den Rand der Schale befanden sich sechzehn rote keilschriftartige Symbole. Eine Nadel hob sich aus der Mitte des scharlachfarbigen Schalengrunds. Von ihr gingen zwei schlangenförmige blaue Zeiger aus. Der größere, das wusste Kenton, wies immer nach Emakhtila, die Insel, zu der – wenn Gigi recht...
Erscheint lt. Verlag | 29.4.2023 |
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Übersetzer | Lore Strassl |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Abenteuer • Anteuer • Dämonen • Dark • Drachen • düster • Elfen • episch • Fantasy • Götter • High Fantasy • historisch • Liebe • Roman • Seefahrer • Wikinger • Zauberer |
ISBN-10 | 3-7579-2617-X / 375792617X |
ISBN-13 | 978-3-7579-2617-5 / 9783757926175 |
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