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Immer nur aufregen ist auch keine Lösung (eBook)

Heiter die Widrigkeiten des Alltags überstehen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
256 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01667-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Immer nur aufregen ist auch keine Lösung -  Axel Beyer
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Gelassen-augenzwinkernd lässt sich der Ruhestand am besten aushalten. Axel Beyer, ehemaliger Unterhaltungschef von ZDF und WDR und inzwischen Mitte 70, ist sich nicht sicher: Wächst die Neigung, sich aufzuregen, mit dem Alter, oder hat er nur mehr Zeit, nervige Dinge zu bemerken? Ob Telefonwarteschleifen, SPAM-Nachrichten, Beamtendeutsch, Fitnessgurus, unordentliche Treppenhäuser, die Politik im Allgemeinen und Politiker im Besonderen ? Anlässe zum Aufregen findet er jedenfalls genug. Und manchmal, das gibt er unumwunden zu, genießt er das sogar. Andererseits: Sich immer nur aufzuregen, schadet dem Magen, dem Herz und macht Falten. Und wer will die schon? Also lädt er die Leser:innen lieber ein, über die Widrigkeiten des Alltags mitzulachen. 

Prof. Axel Beyer ist Autor und Medienberater, im Medienbereich bestens vernetzt. Bis zu seiner Pensionierung war er Leiter des Unterhaltungsbereichs beim WDR Fernsehen, gewann u.a. den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme Preis in Gold. Zuvor machte er Karriere an wesentlichen Stationen des öffentlich-rechtlichen wie des privaten Fernsehens, z.B. als Programmdirektor Endemol, Producer 'Wetten, dass ...?', 'Boulevard Bio', 'Die Rudi Carrell Show', 'Wer zuletzt lacht'. Seit 2017 ist er stellv. Vorsitzender des Medien Management Instituts Köln, seit 2015 Jurymitglied des AWO-Journalistenpreises. 

Prof. Axel Beyer ist Autor und Medienberater, im Medienbereich bestens vernetzt. Bis zu seiner Pensionierung war er Leiter des Unterhaltungsbereichs beim WDR Fernsehen, gewann u.a. den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme Preis in Gold. Zuvor machte er Karriere an wesentlichen Stationen des öffentlich-rechtlichen wie des privaten Fernsehens, z.B. als Programmdirektor Endemol, Producer "Wetten, dass ...?", "Boulevard Bio", "Die Rudi Carrell Show", "Wer zuletzt lacht". Seit 2017 ist er stellv. Vorsitzender des Medien Management Instituts Köln, seit 2015 Jurymitglied des AWO-Journalistenpreises. 

Höflichkeit oder Gedankenlosigkeit?


«Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr» – so sagte man in meiner Kindheit, und natürlich war das ironisch gemeint. Etliche Jahrzehnte später ist von Zierde keine Rede mehr. «Schön, dich zu sehen», so begrüßt mich LIDL, wenn ich den Supermarkt betrete. Hey, du Lidl, denke ich, seit wann duzen wir uns? Aber gut, ich kaufe da schon so lange ein, da gelte ich wahrscheinlich als Familienmitglied.

Neulich allerdings ging es mir zu weit. Als mein Stromanbieter mir schrieb: «Nenn uns bitte deinen Zählerstand», da bat ich doch erst mal darum, mir mitzuteilen, wann ich der Rheinenergie das Du angeboten hätte, bevor ich weitere Schritte zur Festigung unserer Duz-Freundschaft unternehmen würde. Gut, ich bekam keine Antwort, musste aber auch meinerseits keine weiteren Freundschaftsbeweise mehr abliefern.

Klar, im Englischen ist das einfach. «You can say ‹you› to me» – alter Pennäler-Witz. Aber für mich ist das «Sie» einfach ein Ausdruck von Höflichkeit und das distanzlose Duzen das absolute Gegenteil. Das mag zu den von Altbundeskanzler Helmut Schmidt erwähnten «preußischen Sekundärtugenden» zählen, aber ich würde es vermissen, wenn es das «Sie» nicht mehr gäbe und alle rücksichtslos durchgeduzt werden sollten.

Aber das «Du» vermittelt doch Nähe, könnten Sie jetzt einwenden. Also wenn Sie Marketing studiert hätten, käme dies Argument von Ihnen in jedem Fall. Wenn mir aber ein mir völlig Unbekannter erzählen will, dass «Dein absoluter Traumurlaub» auf Lanzarote stattfindet, dann sage ich darauf: «Du kannst mich mal … besser kennenlernen.» Wo mein Traumurlaub stattfindet, entscheide ich – und niemand sonst. Du auch nicht, du Marketing-Rakete.

Ich sehe schon jüngere Leser (gibt es die noch?) die Stirn krausziehen – was ist denn das für ein konservativer Knacker? Mir egal, selbst da bleibe ich höflich und sage allenfalls: «Sie können mich … gerne siezen.» Und ich versuche auch keinesfalls, dem Irrtum zu unterliegen, dass mich ein junger Mensch als Seinesgleichen ansieht, nur weil er mich duzt. Nein, da habe ich früher oft genug erlebt, dass das «Du» auch abwertend gemeint war, wenn man beispielsweise ausländische Mitbürger von vornherein duzte. Das nämlich war oft genug als das Gegenteil von Höflichkeit gemeint.

Wir haben neulich im Freundeskreis das Thema diskutiert. Auch da waren jüngere Menschen dabei, für die das Duzen selbstverständlich war. Es gibt sogar Firmen, die stolz sind auf ihre «Duz-Kultur». Die Älteren unter uns bemängelten das Wegfallen des «Sie» als Zeichen von Respektlosigkeit. Darauf wurde eingewandt, dass sich Respekt doch vor allem im Verhalten und nicht in der Anrede äußere. Natürlich ist da etwas Wahres dran. Aber wenn jetzt, wie man hört, sogar die Deutsche Bahn in der Kundenansprache generell auf das Du umschwenkt, verstärkt das diesen Trend. Nur wenn ich dann «Du, Bahn» sage, hat das wirklich mit Respekt nichts mehr zu tun.

Und dann gibt es noch so ein Thema unter «Höflichkeit». Klar, die Tür aufhalten, in den Mantel helfen – kennen wir und machen wir. Selten. Immer weniger. Gibt ja immer mehr automatische Türen, und die Winter sind so jetzt so warm, da braucht man keine Mäntel mehr. (Hüstel).

Neulich in der Du-Bahn bin ich richtig zusammengezuckt, als plötzlich neben mir ein Mann deutlich nicht germanischer Herkunft auftauchte und mir auf die Schulter tippte. Automatisch wollte ich in Abwehrhaltung gehen, als er plötzlich fragte: «Wollen Sie sich setzen?» und auf den Platz deutete, den er gerade für mich geräumt hatte. Automatisch wollte ich schon sagen: «Danke, so alt bin ich noch nicht», aber dann dachte ich mir: «Warum eigentlich nicht? Wenn er schon so freundlich ist …», bedankte mich und nahm Platz. Ich konnte mir dann aber nicht verkneifen, noch nachzuschieben: «Das passiert einem heute nicht mehr so oft …» Anerkennendes Nicken rings um mich herum, vor allem von denen, die nicht aufgestanden waren.

Eigentlich meine ich aber die sogenannte Höflichkeit der Könige, die Pünktlichkeit. Dieser Spruch wird Ludwig dem XVIII. zugeschrieben, der – im Gegensatz zu den einfachen Menschen – über eine Uhr verfügte und daher immer pünktlich sein konnte. Das ist allerdings nicht gesichert, und mein Freund Jürgen machte mich darauf aufmerksam, dass es Uhren ja bereits sehr viel früher gab … und ich schweife schon wieder ab.

Wissen Sie noch, was diese «Pünktlichkeit» war? Dann haben Sie glückliche Freunde. Bislang gilt das mit der Pünktlichkeit häufig nur noch für die «Tagesschau», die kommt seit fast 70 Jahren immer um 20 Uhr. Aber sonst?

  • Dass meine Studenten zum Beginn einer Vorlesung NIE alle da sind – daran habe ich mich gewöhnt.

  • Dass ich beim Arzt einen festen Termin ausmache, selbst natürlich pünktlich bin und dann trotzdem noch lange warten muss, ohne dass es auch nur irgendjemanden kümmert oder dass man vorgewarnt wird – daran möchte ich mich eigentlich nicht gewöhnen.

  • Dass bei einer Hotline allenfalls die Ohren aufgrund meist scheußlicher Musik heiß laufen, bis man endlich jemanden an der Strippe hat – daran will ich mich auch nicht gewöhnen.

Und schon sind wir wieder bei meinen Lieblingsunternehmen – bei Eurowings und bei der Deutschen Bahn. Inzwischen kann man noch die häufig überforderte Deutsche Verwaltung dazuzählen (Gruß nach Berlin). Komisch, dass man immer wieder an denselben Stellen landet, wenn es um absolute Ärgernisse geht. Und dass sich seit Jahren nichts ändert, obwohl das ebenso gebetsmühlenartig versprochen wird. Ob uns was fehlen würde? Also mir nicht.

Und doch stellen sich mir sofort Fragen:

  • Wenn ein (meist junger) Mensch in der Bahn seine turnbeschuhten Füße auf den gegenüberliegenden Sitz legt – ist das nur Gedankenlosigkeit oder schlechte Erziehung?

  • Wenn sich an der Bushaltestelle die einsteigen wollenden Menschen vor der Tür so knubbeln, dass keiner aussteigen kann – ist das nur Gedankenlosigkeit oder Dummheit?

  • Wenn ein Mensch an der Kasse trotz langer Schlange mühsam Münze für Münze sucht, um dann am Ende festzustellen, dass es knapp nicht reicht und mit einem Schein bezahlt – ist das nur Gedankenlosigkeit oder Chuzpe?

  • Wenn jemand in einer knallvollen Bahn seinen Rucksack oder ihre Tasche auf den einzigen freien Sitz neben sich stellt – ist das nur Gedankenlosigkeit oder schlicht unhöflich?

Wahrscheinlich ist die fehlende Höflichkeit häufig einfach nur Egoismus und eine unglaubliche Gedankenlosigkeit. Hoffe ich (grins).

Mit Gedankenlosigkeit meine ich nicht jenen angenehmen Zustand, in dem man sich manchmal kurz vor dem Einschlafen befindet, sondern die eher als unangenehm empfundene Tatsache, dass manche Menschen auch im wachen Zustand in der Lage sind, ihren Verstand kurzzeitig auszuschalten. Und natürlich habe ich Beispiele – leider mehr als genug.

So befand ich mich neulich auf einer Urlaubsreise, und das ist ja immer ein Born der Inspiration. Man hat Zeit, um alles um einen herum genau wahrzunehmen, wird nicht durch den Alltag abgelenkt und kann seiner natürlichen Neugier ganz ungeniert nachgeben. Und so bemerkte ich, dass unsere koreanischen Mitreisenden ihre eigenen Nudeln mitgebracht hatten. Nun ja, warum auch nicht, auch viele Engländer essen in Spanien gerne Fish and Chips, und viele Deutsche bevorzugen im Land der Tapas die Currywurst. Jeder, wie er mag.

Ein weiteres Beispiel: Auf meiner Kreuzfahrt wurden wir für die Ausflüge in Bootsgruppen eingeteilt, die nach Tieren benannt wurden. Und offensichtlich fand es niemand außer mir bemerkenswert, wenn plötzlich aus dem Lautsprecher der Nordlandreise eine Ansage kommt, die da lautet: «Dies ist der letzte Aufruf für die Eisbären!»

Also ich zucke dabei jedes Mal zusammen, und es läuft mir eiskalt den Rücken herunter. Das wird nur noch übertroffen von: «Alle Orcas auf Deck 3», weil ich mir das dann gerade bildlich vorstelle. Das Kreuzfahrtschiff sozusagen als Arche Noah. «Die Blauwale aus Platzgründen bitte aussteigen!»

Nein, die von mir gemeinte Gedankenlosigkeit äußert sich eher darin, dass jemand sich einen Dreck darum schert, wie sein Verhalten auf andere, zum Beispiel auf fremde Mitreisende, wirken könnte, auch wenn es sie mit betrifft. Aber ich habe Beispiele versprochen, hier kommt ein weiteres.

Am ersten Abend gab es für die neuen Gäste ein kleines Willkommenskonzert, alle waren fröhlich und gespannt und freuten sich auf die Reise und die neuen Eindrücke.

Ein Duo betrat die Bühne – ein junger, vielhaariger Mann schraubte an den Mikrofonen und schloss seine Gitarre an. Ein sehr gut aussehendes junges Mädchen, ebenfalls mit Gitarre, stellte sich an eines der Mikrofone. Die Stimmung war heiter und gelöst, der Begrüßungsapplaus war freundlich. Und das junge Mädchen begann zu singen.

«The earth is dying, the animals are dying and we are dying, too.»

Natürlich ist insbesondere der letzte Teil dieser Aussage eine nicht zu bestreitende Tatsache, dennoch rieb man sich verwundert die Augen – also im übertragenen Sinne.

Zu sehen gab es ja sonst nichts Besonderes, zu hören übrigens auch nicht. Die Stimme der – ich bleibe freundlich – von sich selbst überzeugten Sängerin changierte zwischen Reibeisen und...

Erscheint lt. Verlag 14.11.2023
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Aufregen • Best Ager • Dieter Nuhr • Geschenk für ältere • Geschenk für Großväter • Geschenk für Senioren • Geschenk für Väter • Humor Buch • Lustige Alltagsgeschichten • lustige Geschichten • Michael Mittermeier • Rentner • Rentnerin • Satire • Senioren • Seniorenteller • Senorin • Unterhaltung
ISBN-10 3-644-01667-4 / 3644016674
ISBN-13 978-3-644-01667-5 / 9783644016675
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