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Das Superweib (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
470 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44595-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Superweib -  Hera Lind
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»Wir haben soeben Ihre Scheidung eingeleitet! War das nicht in Ihrem Sinne?« - Ich brauchte ungefähr elf Sekunden. »Doch«, sagte ich dann. »Jetzt, wo Sie mich drauf bringen ...«Franziska hat die Nase voll: Während ihr kreativer Gatte in der Karibik TV-Serien dreht, sitzt sie mit ihren kleinen Söhnen zu Hause herum. Doch dann schreibt sie sich den Ehefrust von der Seele - und landet damit unter dem Autorenpseudonym Franka Zis einen Bestseller! Auf einmal kann sich Franziska alles leisten, was sie sich wünscht: ein schönes Haus ... und eine noch schönere Scheidung. Außerdem treten ein paar ausgesprochen interessante Männer in ihr Leben. Dummerweise kommt aber auch einer zurück - ihr Ex-und-hopp-Gatte nämlich. Und der ist wild entschlossen, den Roman einer gewissen Franka Zis zu verfilmen ...Charmant, frech und voller Esprit: Der Bestseller von Hera Lind!

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Als ich gerade so richtig schön in Fluss gekommen war, es ging gerade auf Mitternacht zu, rief überraschend Enno Winkel an. Er hatte vermutlich deshalb eine so späte Uhrzeit gewählt, weil er endlich mal in Ruhe mit mir telefonieren wollte. Vielleicht fühlte er sich auch nur einsam. Seine Mutter war bestimmt schon im Bett.

»Hallo«, lallte ich erfreut.

»Störe ich Sie, oder können wir uns mal über Ihre Scheidung unterhalten?«

»Sie stören überhaupt nicht! Ich mache gerade ein paar Aufzeichnungen über meine Ehe! Das wollten Sie doch!«

»Ich habe interessante Neuigkeiten«, sagte Enno. »Wilhelm Großkötter betreffend?« Ich stellte die Schreibmaschine ab.

Enno Winkel erläuterte mir, dass Wilhelm Großkötter sich nun auch einen Anwalt genommen habe, was man ihm nicht verdenken könne.

Dieser Anwalt sei übrigens ein prima Kumpel von ihm, Hartwin Geiger, die Beiden gingen regelmäßig zusammen in die Sauna, immer dienstags.

Sofort stellte ich mir vor, wie Enno Winkel mit seinem Kumpel im Whirlpool hockte und ihm von seiner allerdämlichsten Mandantin berichtete, die aus Versehen die Scheidung eingereicht hatte, obwohl sie eigentlich nur Schwarzgeld in eine Immobilie stecken wollte! Das dumme goldige Frauchen, hahaha!

Der Kollege brach daraufhin vor Begeisterung in schallendes Lachen aus.

Sich auf die nackten Schenkel schlagend, hatten sie dann, immer noch geschüttelt von kaum zu unterdrückenden Lachanfällen, das Handtuch geschultert und die Badeschlappen von sich gestreift, um Arm in Arm den nächsten Saunagang anzutreten. Wahrscheinlich lag es am Rotwein, aber ich sah es plötzlich deutlich vor mir.

»O.K.«, sagte ich, »also was sagt Ihr Kollege?«

»Ihr Gatte …«

»Lassen wir den Gatten beiseite«, schlug ich jovial vor.

»Also, äm, Herr … Großkötter … Will sagen … Will Groß … hat mit seinen letzten beiden Filmen einen beträchtlichen … einen sehr beträchtlichen … Betrag …«

»Ja …«, fragte ich erwartungsvoll.

»Es müssen überraschende Erfolge gewesen sein, gleich drei Vorabendserien hintereinander …«

»Ja, und?«, fragte ich geldgierig. »Na? Sagen Sie bloß, es kommt unterm Strich was für mich dabei raus.«

»Ja, also … schon«, sagte Enno Winkel. »Aber Sie wollen mir doch nicht weismachen, Sie hätten von dem Zugewinn nichts gewusst!«

Wie das klang! Als wäre ich ein berechnendes Weib, das mit der Scheidung solange wartet, bis der Ehemann ein paar Millionen gemacht hat, und dann kalt lächelnd nach Paragraph Sowieso aus dem bürgerlichen Strafgesetzbuch drei Siebtel davon abkassiert!

»Lieber Herr Doktor Winkel«, hob ich an und leerte den Rest der Flasche in mein Rotweinglas, »der Gedanke an eine Scheidung von meinem Gatten kam mir just in dem Moment, als Sie mich davon informierten! Das Wort Zugewinn hatte ich bis dahin noch nie gehört! Was ich bezwecke, ist eine friedliche Scheidung! Ohne schmutzige Wäsche und das ganze Gezerre um Geld.«

»Aha«, sagte Enno Winkel. »Dann wird es Sie ja nicht weiter interessieren, was Ihr Gat… Herr Großkött… Will Groß… für Einspielergebnisse erzielt hat.«

»Doch«, sagte ich, »jetzt wo Sie mich drauf bringen …«

»Können Sie morgen in mein Büro kommen?«

Solange wollte ich nicht mehr warten. Ich hatte JETZT Lust auf Herrn Dr. Winkel und seinen Fünf-Millionen-Dollar-Gewinn.

Ich sah auf die Uhr. Mitternacht.

»Haben Sie Lust auf ein Glas Wein?«

»Bitte?«

»Ich meine, ob Sie es einrichten könnten, die Sprechstunde jetzt gleich abzuhalten. Bei mir zu Hause. Die Kinder schlafen. Es wäre gerade günstig!«

»Ja«, sagte er, »das ließe sich einrichten.«

Gegen einen mitternächtlich erscheinenden Anwalt ist ja eigentlich nichts einzuwenden, dachte ich, besonders, wenn er einem einen Sack voll Zugewinn mitbringt. Mir war heute Abend einfach danach.

Ich stellte mir vor, wie Enno Winkel als Nikolaus verkleidet vor meiner Tür stehen und zwei ganze Säcke voller Geldbündel in meinen Flur schütten würde. Au ja!!

»Also!«, schrie ich begeistert. »Worauf warten Sie noch?«

 

Zwanzig Minuten später hörte ich Enno Winkels Wagen vorfahren. Ich öffnete ihm fröhlich die Tür und wäre ihm sogar fast um den Hals gefallen. Enno Winkel nahm das mit freudiger Überraschung zur Kenntnis.

»Hallo«, sagte ich mit gebremster Höflichkeit. »Guten Morgen, schöne Frau«, sagte Enno Winkel. Er trug einen weißgrauen speckigen Ledermantel und eine Aktenmappe unter dem Arm.

»So legen Sie doch ab«, heuchelte ich errötend. Mein Gott, der Kerl sah ja aus wie ein Vertreter aus Lappland!! Konnte ihm seine Mutter das nicht mal sagen? Oder fand sie den Walfischmantel etwa schick?

Enno Winkel zog seinen Fischotter aus und hängte ihn über den Garderobenständer, woraufhin dieser sofort das Gleichgewicht verlor. Wahrscheinlich wären wir beide am nächsten Tag erschlagen aufgefunden worden (»So grausam kann das Schicksal sein: Fünf Minuten vor der Testamentseröffnung gingen Anwalt und Klientin gemeinsam in den Tod«), wenn Enno das Ding nicht geistesgegenwärtig aufgefangen hätte.

»Der Mantel ist zu schwer«, stellte er sachlich fest und legte den speckigen Eisbären auf die Treppe.

Dem Ingenieur ist nichts zu schwör, ging es mir durch den Kopf, während ich, um Etikette bemüht, vor ihm her schwankte, um ihm den Weg ins Wohnzimmer zu weisen.

»Vorsicht, nicht auf die Schienen treten!«

Enno Winkel balancierte ungeschickt zwischen den Holzschienen und Legohäusern hindurch bis zum Sofa, wo er sich ächzend niederließ.

»Kann ich Ihnen was anbieten?«, fragte ich steif. Meine Gehirnzellen-Mädels in ihrem Hypophysengefängnis hatten alle schon geschlafen. Einige erhoben sich mühsam von ihren Holzpritschen und erinnerten sich ihrer Hausfrauenpflichten.

Der Anwalt ließ die Zahlenschlösser seiner Aktentasche aufschnappen und entnahm ihr eine Flasche Champagner. Dollarbündel waren leider nicht zu sehen.

»Gläser!«, lächelte er breit. In seinem Blick war etwas, das mich stutzig machte. Wenn Beate in der Nähe und ich bei ihm im Büro war, pflegte er anders zu gucken.

Ich stelzte zurück über die Lego-Landschaft und brachte zwei Sektkelche. Er ließ den Korken knallen, ich hielt die Gläser unter die zischende Gischt und guckte ihm frivol in die braungold-gesprenkelten Augen. O je. Der Rotwein.

Sicher würde er gleich abrupt die Gläser von sich schieben und »Fräulein Franziska, ich liebe Sie« ausstoßen, mich an sich reißen und mir dabei einen Wirbel ausrenken. Wir würden taumelnd vor unterdrückter Gier am Kamin lehnen, uns unter heftigem Aufbrausen unsichtbarer Geigen die Hände reichen und verzückt zur Zimmerdecke starren, bevor wir gemeinsam auf sein Bärenfell sinken und uns in brennendem Verlangen die Kleider vom Leibe reißen würden.

»Was gucken Sie so? Ist Ihnen … nicht gut?« Enno Winkel hielt ratlos die beiden Gläser in der Hand.

»Oh, danke, mir geht’s blendend«, stammelte ich.

Wir tranken.

Der Champagner war so ziemlich das Letzte, worauf ich nach dem Verzehr einer ganzen Flasche Rotwein Lust hatte. Ich tat aber so, als sei ich von dem Geschmack ganz angetan. Schließlich hatten die Hypophysenmädels in ihren dunklen Zellen jahrelang von Wasser und Brot gelebt. Und ein Anwalt hatte sie nie aufgesucht.

»Hm«, sagte ich und schob das Glas von mir.

»Hm«, sagte auch Enno und sandte mir aufmunternde Blicke.

»Also dann«, sagte ich und rutschte ungeduldig auf meinem Sofa hin und her. »Schreiten wir zur Testamentseröffnung!«

Enno schaute amüsiert zu mir herüber. Er konnte sich eben nicht im Geringsten vorstellen, dass eine überarbeitete Hausfrau, die seit sechs Uhr morgens auf den Beinen ist, gegen ein Uhr nachts nicht mehr in der Lage ist, vernünftig und sachlich über eine so profane Sache wie Zugewinnausgleich zu sprechen. Wahrscheinlich hatte er selbst bis elf Uhr gepennt und anschließend bei einem opulenten Frühstück zwei Stunden Zeitung gelesen.

»Sie sehen heute Abend irgendwie entzückend aus«, sagte Enno Winkel, meinen Alkoholpegel erkennend.

Ich dachte an Benjamin Blümchen, da sagt jemand zu dem Elefanten in der Telefonzelle: »Sie sehen heute Abend irgendwie bescheuert aus!«

Ich kicherte.

Enno Winkel missdeutete das.

»Nicht wahr, Sie spüren es auch«, sagte er, meinen Unterarm streifend.

»Ich spüre WAS auch?«, fragte ich mit herausfordernder Vorfreude. Los, mach doch!

»Dass wir uns mögen«, gurrte Enno und setzte das Unterarmstreicheln fort.

Nun muss ich ehrlich zugeben, dass ich seit Monaten oder vielleicht sogar Jahren nicht mehr eine solche Verbundenheit mit einem männlichen Menschen über vier empfunden hatte wie in dem Moment. Ja, ich MOCHTE Enno Winkel, ob er nun zwei Millionen Dollar dabei hatte oder nicht.

Er beugte sich zu mir rüber, was nicht so einfach war, weil der Tisch mit den Gläsern im Wege stand, und nahm mein rotgeflecktes Gesicht in seine feuchtfröhlichen Pranken. »Franziska«, sagte er.

»Enno«, sagte ich. Was hätte ich auch sonst antworten sollen.

Wir küssten uns, zuerst ganz vorsichtig, dann aber überkam mich eine lange vergessene Leidenschaft, die wiederum seine Leidenschaft anstachelte, und so stachelten wir uns gegenseitig in unserer Leidenschaft an, bis sie kaum mehr zu steigern war. In meinem Kopf hämmerten tausend Rotweinfläschchen und Champagnergläschen, meine Augen wurden zu Dollar-Zeichen, meine Hände fühlten Haar und Bart, mein...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Affäre • Augenzwinkern • Bestseller • Bestsellerautorin • Das letzte Versprrechen • Emanzipation • emanzipierte Frau • Frauenunterhaltung • Gute Laune • Happy End • Humor • humorvoller Roman • Krise • Lachen • Liebe • Liebesroman • Mental Load • Mutter • Nr.1- Bestsellerautorin • Roman für Frauen • Roman zum Lachen • Roman zur Entspannung • Scheidung • spanndend • Spiegelbestseller • Trennung • unkompliziert • Unterhaltsam • Vergnüglich • wahre Liebe • witzig • Wortwitz
ISBN-10 3-426-44595-6 / 3426445956
ISBN-13 978-3-426-44595-2 / 9783426445952
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