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Karlas Umweg (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44602-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Karlas Umweg -  Hera Lind
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Charmant, humorvoll und ein bisschen chaotisch: Der Bestseller von Hera Lind! Manche Frauen schreiben begeistert Tagebuch, andere ärgern sich darüber, dass in ihrem Leben eigentlich nichts Aufregendes passiert. So geht es auch der braven Musikstudentin Karla, die davon träumt, eines Tages als Pianistin Karriere zu machen. Doch dann macht sie die Bekanntschaft der ebenso berühmten wie exzentrischen Sängerin Marie - und findet sich kurze Zeit später als Kindermädchen und Putzfrau in deren Luxusvilla wieder. Noch dazu lernt sie den attraktiven Willem kennen, der allerdings einen entscheidenden Fehler hat: Er ist mit Marie verheiratet ...»Hera Lind schreibt Romane, deren Lästerton die Herzen der stolzesten Frauen trifft. « Die Zeit

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Gestern Abend nach dem Konzert hat mich Marie gefragt, ob ich Lust habe, mit ihr essen zu gehen. Echtwein müsste noch ein paar Arpeggien üben. Ich glaube aber, sie hatte einfach keine Lust auf ihn. Wir gingen in so ein gutbürgerliches Restaurant, wo vorne am runden Stammtisch der Männergesangsverein Bier trinkt und weiter hinten die Leute ihr Abendessen einnehmen. Marie sah umwerfend aus, selbst in Jeans und Pulli. Alle Leute guckten hinter ihr her. Es hingen Hirschgeweihe an den Wänden und Bilder von toten blutenden Gänsen und von bissigen Kötern, die mit hängender Zunge durchs hohe Gras hetzen, um Hasenkadaver zu apportieren. Ich fragte Marie, ob es ihr nun wieder gut gehe. »Es geht mir blendend!«, strahlte Marie und bestellte mit lauter Stimme eine Flasche Champagner. Das irritierte nicht nur den dicken Wirt, sondern auch den gesamten Männergesangsverein. Champagner wird hier vielleicht nicht so häufig bestellt.

»Ist das nicht ein bisschen zu teuer?«, fragte ich.

»Aber nein, den setzt Edwin von der Steuer ab!«, frohlockte Marie.

»Was gibt es denn zu feiern?«, fragte ich Marie, als wir das Essen bestellt hatten.

»Das Leben!«, strahlte Marie. Dann erzählte sie mir, dass auf dem Empfang neulich in der schwäbischen Kleinstadt am Neckar ein Mann gewesen sei, der Marie eindeutige Avancen gemacht habe. Ein Generalmusikdirektor aus Fulda, der sie im Konzert gehört – und vor allen Dingen gesehen hatte. Ich fragte Marie, ob sie ähnlich für diesen Mann empfinden würde wie er für sie, und sie antwortete nicht, sondern küsste nur ihr Champagnerglas.

Schließlich verriet mir Marie, glücklich kichernd, er sei Generalmusikdirektor und hieße mit Vornamen Robert und hätte sie eingeladen, bei ihm ein Hauskonzert zu geben. Er habe ein großes Anwesen mit einem Goldfischteich und einem Tennisplatz.

Etwas erstaunt fragte ich, was denn mit ihren heftigen Gefühlen für Edwin sei, aber sie winkte nur ab und machte »ph!«, und selbst dieses »ph!« war noch voll korrekt im Stimmsitz – etwa auf dem zweigestrichenen d. Es hätte eine Arie daraus werden können.

Ich brachte das Thema aus purer Neugier auf Willem. Willem deshalb, weil ich den Mann echt gut leiden kann. Ob sie sich schon bei ihm gemeldet hätte.

»Nein, warum?«

»Willst du denn nicht wissen, wie es Maximilian geht?«

»Dem wird es schon gut gehen bei Willem.«

»Hast du denn keine Sehnsucht nach deinem Baby?«

»Wieso? Ich bin auf Konzerttournee und ich konzentriere mich voll auf meine Aufgabe!«

»Ach, ich dachte nur so«, erwiderte ich kleinlaut. »In Romanen und Filmen haben Mütter immer Sehnsucht nach ihren Kleinkindern.«

»Ich definiere mich über mich und meine Kunst, nicht über meinen Mann oder mein Kind«, ließ Marie mich wissen. »Das tun die Hausfrauen aus Wanne-Eickel und deshalb ist diese Welt auch so schrecklich spießig.« Sie deutete an, sich übergeben zu müssen.

»Liebst du Willem eigentlich nicht?«, fragte ich mit klopfendem Herzen.

»Doch, irgendwie liebe ich ihn auch«, sagte Marie.

Mir sank das Herz in die Hose.

 

Die letzten Blätter fegen nasskalt von den Bäumen und ich sehne mich nach einem warmen Zuhause, einer Wärmflasche und einer Kuscheldecke. Stattdessen sitzen Echtwein und ich in einem zugigen Bahnhofsrestaurant und warten auf Marie. Sie weilt wohl immer noch bei dem Generalmusikdirektor aus Fulda. Echtwein ist die Übellaune in Person. Mein zweiter Pfefferminztee reißt ein ziemliches Loch in meine Reisekasse.

Gestern war das Konzert in der Wandelhalle eines Kurortes. Es war mehr ein Open-Air-Festival, weil alle Leute, die in der Wandelhalle wandelten, auch mal zehn Minuten bei Marie stehen blieben und erfreut mit den Köpfen wackelten. Draußen goss es in Strömen und der Sturm peitschte die kahlen Äste gegen das gläserne Wandelhallendach. Die schwarzgrauen Wolken jagten über unseren Köpfen, als Marie ihre Lieder von Liebe und Frühling sang. Das war irgendwie ein Reinfall, und ich glaube, die Organisation war nicht gut. Wie konnte man Marie singen lassen, wenn nebenan lautstark Kegel umgesäbelt wurden und Pensionäre in Triumphgeschrei ausbrachen?

Marie war vollkommen fertig vor Aufregung, nachdem sie Ententeich-Robert erblickt hatte. Sie konnte ja Edwin nichts davon sagen, und so hat sie es mir in der Pause diskret mitgeteilt, wobei sie glücklich kicherte und rote Flecken am Hals bekam: »Er ist da!!«

»Wer?«

»Robert! Der Generalmusikdirektor!«

In der zweiten Halbzeit habe ich ihn dann entdeckt: Er sieht aus wie ein Realschullehrer für Erdkunde und Geschichte im Ruhestand. Wenig Haare, jedoch grau meliert der verbliebene Rest, den er sich vom linken Ohr über die Glatze bis zum rechten Ohr gekämmt hatte. Die Schuhe hatten braune Bommel, höchstens Größe 38. Ein interessanter Mann, ohne Zweifel. Unerfreulich war nur, dass dieser Robert Marie nach dem Konzert rote Rosen in die Garderobe brachte und sie dann mit seinem Ferrari-Cabrio »nach Hause« fuhr. Wir hatten darunter verstanden, dass er sie ins Hotel bringt, aber da ist sie bis heute Morgen nicht aufgetaucht. Ihr Bett war unbenutzt und ihr Abendkleid hing noch nicht wieder im Schrank. Nun sitzen Edwin und ich ziemlich verloren im Bahnhofsrestaurant. Edwin trinkt schon den vierten Jägermeister. Ich mache mir Sorgen um Marie. Sie ist so flatterhaft! Sie wird doch diesem kleinwüchsigen Generalmusikrobert nicht verfallen sein?! Sie hat Mann und Kind zu Hause! Und ich hab die Verantwortung! Auch Echtwein tut mir leid. So fertig wie der heute Morgen ist, würde er mir glatt eine Klavierstunde geben, falls so ein Kasten im Bahnhof aufzutreiben wäre. Aber er trinkt einen Jägermeister nach dem anderen und starrt vor sich hin. Ich denke, ich sollte mich etwas mit ihm unterhalten. Der Mann hat ja sonst niemanden.

 

Marie ist aufgetaucht, am Arm von Robert, dem Generalzwerg. Ihre Augen leuchteten, ihre Haare hingen wirr und sie hatte immer noch das Abendkleid von gestern an. Allerdings hatte der Robin Hood der Kleinwüchsigen ihr seine Lodenjoppe geliehen, von edlem Garn und mit lindgrünem Kragen. Er selbst trug einen weiten Mantel und einen albernen Jägerhut mit Gamsbart dran. Wahrscheinlich braucht er solcherlei Zierrat am Kopf, um von der jämmerlichen Leere in und auf demselben abzulenken. Er brachte sie zum Zug, als wäre es absolut selbstverständlich. Edwin und ich standen wie begossene Pudel auf dem Bahnsteig und beobachteten voller Eifersucht die Szene. Ich schleppte zwei Koffer, Maries und meinen. Beim Einpacken von Maries Sachen heute Morgen konnte ich es mir nicht verkneifen, dies oder jenes Dessous von Marie einmal vor mich zu halten. Mir steht so was natürlich nicht. Matthäus würde sich kaputtlachen! Karla Breitarsch in einem schwarzen Geilmacher von der Vanille-Königin! Ich habe es schnell in den Koffer gelegt. Meine Unterwäsche ist weiß oder hautfarben und aus dem Einkaufszentrum daheim, natürlich heruntergesetzt. Mama sagt, Unterwäsche muss wärmen und darf in der Kochwäsche nicht einlaufen, das ist alles.

Draußen stürmt und gießt es wie aus Eimern. Ich hab kein trockenes Paar Schuhe mehr. Wie Papa es mir beigebracht hat, habe ich die nassen Schuhe über Nacht mit Zeitungspapier ausgestopft. Hat aber auch nicht viel gebracht. Schrecklich. Dass so ein Novemberwetter einen so herunterziehen kann. Mein Hotelzimmer unter dem Dach war feucht und kalt, das Klo war eine Etage tiefer.

Marie sprang in den Zug und lachte, als käme sie gerade aus der Achterbahn. Robert reichte ihr eine Thermoskanne und eine rote Rose durch das Abteilfenster hinein. Marie war ausgesprochen aufgekratzt und kicherte herum wie eine Zwölfjährige auf Klassenfahrt. Sie küsste die Thermoskanne launig und winkte Robert nach, bis dieser ohnehin kleine Mensch die Größe einer Erbse erreicht hatte. Wir saßen auf unseren Erste-Klasse-Plätzen und schwiegen betreten. Ich reichte Echtwein ein Stück von meiner Käsestulle, die ich heute Morgen am Buffet habe mitgehen lassen, aber er lehnte ab. Später, auf der Fahrt durch Westfalen, fing Marie an zu weinen und warf uns vor, wir hätten uns gegen sie verschworen. Ich beteuerte ihr, dass wir dazu überhaupt keine Gelegenheit gehabt hätten.

»Keiner gönnt es mir, wenn ich mal ein bisschen glücklich bin«, weinte Marie. »Meine Mutter nicht, mein Mann nicht, mein Kind nicht, und ihr beide schon erst recht nicht! Und ich dachte, ihr wäret meine besten Freunde!«

Dieses unerwartete Kompliment machte mich von einer Sekunde auf die andere total glücklich.

»Oh doch, wir gönnen es dir«, beteuerte ich, während Echtwein verbissen schwieg. »Wir lieben dich, Marie, das weißt du doch!«

»Keiner liebt mich«, schluchzte Marie. »Noch nicht mal ich selbst!«

»O doch«, beteuerte ich. »›Wer mich liebt, den lieb ich wieder, und ich bin geliebt.‹ Singst du doch jeden Abend! Hat Hugo Wolf extra für dich geschrieben!«

Marie weinte jedoch und wollte sich nicht aufheitern lassen. Dabei hatte sie immer noch die alberne jägergrüne Joppe von Robert an, und ihr zerknittertes Abendkleid.

Edwin erhob sich und schwankte in den Gang, um eine zu rauchen. Ich schob die Tür hinter ihm zu, damit er nicht hörte, was wir sprachen.

»Aber natürlich gönnen wir es dir, wenn du glücklich bist, Marie«, sagte ich so einfühlsam, wie es mir möglich war. »Wir sonnen uns in deinem Glück wie Gänseblümchen im Schatten einer Rose!«

»Na, du vielleicht, aber Edwin nicht«, heulte Marie.

»Edwin kann es nicht verwinden, dass du diesen Robert mit an den Bahnhof gebracht hast«, sagte ich tadelnd. »Das wäre vielleicht nicht nötig gewesen.«

»Was bildet Edwin sich eigentlich ein?«, brauste Marie auf. »Hat er...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Affäre • Augenzwinkern • Bestseller • Bestsellerautorin • Das letzte Versprrechen • Emanzipation • emanzipierte Frau • Frauenunterhaltung • Gute Laune • Happy End • Humor • humorvoller Roman • Krise • Lachen • Liebe • Liebesroman • Nr.1- Bestsellerautorin • Roman für Frauen • Roman zum Lachen • Roman zur Entspannung • spanndend • Spiegelbestseller • unkompliziert • Unterhaltsam • Vergnüglich • wahre Liebe • witzig • Wortwitz
ISBN-10 3-426-44602-2 / 3426446022
ISBN-13 978-3-426-44602-7 / 9783426446027
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