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Hochglanzweiber (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
447 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44599-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hochglanzweiber -  Hera Lind
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Wilma von der Senne schreibt für das Hochglanzmagazin 'Elite'. Zusammen mit Nicole Nassa vom Schmuddelblatt 'Neuer Tratsch' hat sie ein hochkarätiges Opfer gefunden: Die ach so biedere Familienministerin Vera Braun wurde bei einem Schäferstündchen mit einem amerikanischen Beau gesichtet, der so gar nicht ihrem Gatten gleicht. Und das sechs Wochen vor der Hessenwahl! Ein gefundenes Fressen für Wilma, die Grande Dame der deutschen Presse. Veras Absturz ist vorprogrammiert ... Doch nach einem Verkehrsunfall gerät Wilma selbst in die Mühlen der Medien: Man stellt sie als fahrlässige Kindsmörderin und karrieregeile Rabenmutter hin, woraufhin ihr Chef sich sofort von ihr distanziert. Und als dann auch noch ihr Mann mit den beiden Töchtern verschwindet, steht Wilma plötzlich ganz alleine da ... Ein messerscharfer, höchst vergnüglicher Roman, mit dem die schlagzeilenerfahrene Bestsellerautorin die deutsche Medienlandschaft gehörig auf die Schippe nimmt.

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war klassische Sängerin, bevor sie mit Romanen wie Das Superweib, Der gemietete Mann und Die Champagner Diät sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg, wo sie auch Schreibseminare anbietet.

Nebenan können Sie auch einchecken, gnädige Frau.«

Der blonde Bodensteward fischte Wilma aus der Warteschlange und ging voraus. »Hier geht es schneller, da brauchen Sie nicht zu warten.« Er wies ihr den Weg in die First-Class-Abfertigungshalle und ließ sie vorangehen.

»Sie haben die Senator-Card, nehme ich an?«

»Natürlich.« Wilma kramte in ihrer Handtasche herum. »Hier. Bitte.«

Sie legte dem Steward ihre goldene Vielfliegerkarte aufs Pult und betrachtete dabei zufrieden ihre dezent lackierten Fingernägel, die farblich haargenau zu ihrem cremefarbenen Kostüm passten. Auch der Steward warf einen etwas zu langen Blick darauf.

»Sie müssen sich um Ihr Gepäck nicht mehr kümmern, Frau von der Senne. Bitte nehmen Sie so lange Platz.«

Aha, dachte Wilma. Der kennt mich. Sie lächelte geschmeichelt, während sie sich auf einen dunkelroten Ledersessel fallen ließ. First-Class-Einchecken war einfach der Hit. Hinter dem Glaspavillon warteten weiterhin geduldig Dutzende von Passagieren in der »Economy«-Schlange. Und selbst bei »Business« war es gedroschen voll. Klar. Freitagnachmittag am Münchner Flughafen.

»Auch ein Elite-Leser, Herr …?« Wilma bemühte sich, das Namensschild auf der Uniform des jungen Mannes zu entziffern. »… Bartenbach?«

»Wer liest nicht die Elite, Frau von der Senne? Ich freue mich jede Woche auf Ihre Gesellschaftskolumne. Was Sie aber auch für Stars treffen …« Herr Bartenbach grinste Wilma freudig an, während er die »Priority« -Aufkleber am Koffer anbrachte.

»In der letzten Ausgabe war doch Ihr Bericht über die Oscar-Verleihung. Toll, Ihr Interview mit Julia Roberts. Und wie Sie ihr Kleid beschrieben haben! Ich habe wirklich jedes Wort verschlungen!«

Klar, dachte Wilma, du bist ja auch vom anderen Ufer. Diese Männer waren fast alle begeisterte Elite-Leser.

»Ja, es ist schon ein schöner Job«, antwortete Wilma herablassend.

Herr Bartenbach fertigte Wilma mehr als zuvorkommend ab.

»Ich buche Sie in der ersten Reihe ein, Frau von der Senne. Die beiden Plätze neben Ihnen lasse ich frei. Dann können Sie in Ruhe arbeiten.«

»Danke, Herr Bartenbach.« Wilma erhob sich, legte einen Hundertmarkschein auf den Desk und nahm ihre Bordkarte an sich. Sie lächelte den Steward noch einmal gönnerhaft an und begab sich dann durch die Sicherheitskontrolle. Auch hier musste sie nicht warten. »First Class bitte hier entlang.«

Wilma genoss es wahnsinnig, ein »VIP« zu sein. Sie schob sich durch die Kontroll-Lichtschranke.

»Ihren Mantel bitte!« Die pickelige Maid am Handgepäckband schien Wilma nicht zu kennen.

Die kann sich Elite nicht leisten, dachte Wilma, während sie ihren Pelzmantel ablegte. Die Pickelige grabschte danach und stopfte ihn in eine Plastikwanne.

Der teure Nerz fuhr durch das Röntgengerät.

»Die Tasche!«

Die liest vermutlich nur diese Schmutzblättchen, die beim Friseur und beim Zahnarzt rumliegen, dachte Wilma. Heim und Herd, Meine Vorbilder und ich, Neuer Tratsch.

»Noch was in den Taschen? Lippenstift, Kleingeld, Handy?«

Wilma kramte in den Jackentaschen ihres Kostüms herum. Sie legte ein kleines silbernes Nokia und einen Chanel-Lippenstift ins Körbchen.

Herablassend lächelte sie die Pickelige an.

»Sie haben Lippenstift auf den Zähnen«, sagte die Pickelige.

Wilma zuckte zusammen. Verdammt. Was erlaubte sich dieser minderbemittelte Trampel?

Verärgert klaubte sie ihren Nerz und ihre Louis-Vuitton-Handtasche vom Fließband und rauschte davon.

»Das war die von der Senne!«, raunte ihre Kollegin.

»Na und? Muss man die kennen?«

»Die Klatschkolumnistin aus der Elite! Und weißt du, wohin die fliegt?«

»Keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht.«

»Nach Florida! Zu Barbara Becker!«

»Ach nee. Was du nicht sagst. Und woher willst du das wissen?«

»Ich hab sie gestern Abend in einer Talkshow gesehen, im Dritten. Da ging es um Klatsch und Tratsch in der deutschen Presse. Die von der Senne hat gesagt, sie ist die Einzige, die mit Barbara Becker sprechen darf. Sie ist nämlich mit ihr befreundet! Ihr vertraut die Barbara Becker. Aber nur ihr. Und sie wird ihr die wahren Trennungsgründe von Boris verraten. Frau von der Senne wird dann ganz einfühlsam einen Artikel darüber schreiben. Hat sie gestern Abend gesagt. Sie hat so viel Verantwortung und das nutzt sie niemals aus.«

»Arrogante Ziege«, murmelte die Pickelige, während sie die nächste Aktentasche auf das Band knallte.

In der Senator-Lounge war es angenehm still. Nur bei genauem Hinhören konnte man feststellen, dass im Hintergrund leise klassische Musik spielte. Auf großzügigen Ledersitzgruppen saßen nur vereinzelt einige Herren, die in ihre Arbeit vertieft waren.

Auf zwei Fernsehbildschirmen tummelten sich Gestalten, die niemand wahrnahm. Der Ton war zum Glück ausgeschaltet. Wilma legte ihren Nerz und ihre Computertasche auf eine freie Ledersitzgarnitur und ging an schönen Zierpflanzen vorbei in Richtung Knabbertheke. Dort nahm sie sich einen Mokka vom Büfett und legte ein paar feine Gebäckstücke dazu.

Das war Wilmas einzige Schwäche. Sie konnte einfach nicht an diesen ganzen Köstlichkeiten vorbei! Ihr Übergewicht war eine lästige, aber unvermeidliche Berufskrankheit.

Fünfmal in der Woche mindestens hatte sie irgendeine Einladung! Bälle, Galas, Benefizveranstaltungen, Empfänge. Da musste sie hin! Das war ihr Arbeitsplatz! Wer konnte da auf Dauer schlank bleiben!

Wilma lauschte. Poulenc, Flötensonate, zweiter Satz. Sie liebte dieses Motiv. Zufrieden lächelte sie vor sich hin. Was für ein Leben! Sie schwebte eigentlich ständig auf den Schaumkronen der Wellen, die andere Leute schlugen. Immer, wenn bei einem Prominenten etwas los war, war Wilma sofort zur Stelle. Also Feiern, Geburten, Hochzeiten, Beerdigungen, Trennungen, Taufen, Preisverleihungen, Ehrungen. Filmpremieren, Buchpräsentationen, Modenschauen, Vernissagen, Konzerte, Opernpremieren.

Das, worauf andere Menschen sich wochenlang freuten – abgesehen von Beerdigungen vielleicht –, das hatte Wilma jeden Tag. Überall auf der Welt. Von einem Höhepunkt zum andern. Aber diese Stellung hatte sie sich auch hart erarbeitet. Knochenhart.

Von den Geschäftsmännern hier im Raum hörte natürlich niemand das schöne Poulenc-Konzert an. Die feisten Kerle in ihren Maßgeschneiderten blätterten entweder in der Zeitung herum oder sie hackten in ihren Computer.

Wilma knabberte an einem Blätterteigplätzchen mit Feigenkonfitüre. Hm, köstlich.

Sie tat sich mit der Silberzange zwei Stückchen braunen Zucker in ihren Mokka. Gedankenverloren rührte sie in ihrem Tässchen.

Klar, es gab natürlich unter den Kolleginnen ein paar Superdürre. Die Sandra Fleischmann zum Beispiel, die für das Konkurrenzblatt Pralles Leben schrieb. Die war auch von keiner Party wegzudenken. Eine unverschämt dünne Person, mit einer Stimme wie ein Mann. Vermutlich war sie eine Transe und deshalb arbeiteten ihre Hormone ganz anders. Die konnte fressen, was sie wollte. Und saufen wie ein Loch. Setzte bei ihr einfach nicht an. Oder auch die stets unecht lächelnde Fernsehreporterin Ariane Wassermann mit den künstlich verlängerten Haaren. Die war auch gertenschlank. Bestimmt nahm sie Entwässerungspillen. Oder diese Grässliche von dem Billigblättchen Neuer Tratsch, Nicole Nassa. Die zwängte ihren Hintern immer in Leopardenmusterjeans oder ganz enge Lederhosen. Na ja, sollten sie doch alle.

Wilma ließ sich in einen Ledersessel fallen. Sie schlug ihre Beine übereinander.

Nicht, dass sie wirklich dick war. Unansehnlich gar, wie dieser Trampel an der Handgepäckkontrolle. Nein, sie war einfach nur vollschlank. Im besten Sinne. Sie trug selbstbewusst Größe 44. Bei einer Körpergröße von ein Meter fünfundsechzig waren das natürlich keine Modelmaße. Aber sie definierte sich über andere Qualitäten. Außerdem gab es in München einige feine verschwiegene Boutiquen für Übergrößen. Sie fühlte sich bestens beraten und stets gut gekleidet. Wilma konnte sich auf jeder Veranstaltung sehen lassen. Ob es nun die Aids-Gala in München war, der Unicef-Ball in Düsseldorf, der Bundespresseball in Bonn oder die Bambi-Verleihung in Berlin.

Wilma von der Senne gehörte zum Urgestein der deutschen Boulevardpresse. Seit zwanzig Jahren arbeitete sie in dem Job. Früher als Volontärin beim Schmuddelblatt Neuer Tratsch, und jetzt als Chefredakteurin des Hochglanzmagazins Elite.

Sie selbst bestimmte, wer ins Blatt kam und wer nicht. Von ihrer Handbewegung hing es ab, wer hochgejubelt und wer verrissen wurde.

Die meisten deutschen Schauspieler drängten sich danach, von Wilma interviewt zu werden. Fast alle leckten ihr die Füße. Wilma hier und Wilma da. Küsschen, Küsschen. Täglich bekam Wilma Anrufe und Mails, Faxe und Briefe von den Promis, die mal wieder in der Zeitung stehen wollten. Manche biederten sich geradezu an, suchten unter fadenscheinigen Gründen irgendeinen Aufhänger. Täuschten Trennungen vor oder Schwangerschaften, outeten sich selbst als schwul oder lesbisch, packten traumatische Kindheitserlebnisse aus oder behaupteten, knapp einem Erdbeben entronnen zu sein. Für diese Anschleimer hatte Wilma nichts als Verachtung übrig. Diese Möchtegernpromis sollten doch mit ihren Geschichten zu den Billigblättern gehen. Elite war sich für diese Exhibitionisten zu schade.

Es gab natürlich auch ein paar Prominente, die rumzickten. »Keine Interviews.« – »Kein Kommentar.« – »Wir sind privat hier.« Wenn...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Affäre • Augenzwinkern • Bestseller • Bestsellerautorin • Das letzte Versprrechen • Emanzipation • emanzipierte Frau • Frauenunterhaltung • Gute Laune • Happy End • Humor • humorvoller Roman • Krise • Lachen • Liebe • Liebesroman • Mutter • Nr.1- Bestsellerautorin • Roman für Frauen • Roman zum Lachen • Roman zur Entspannung • spanndend • Spiegelbestseller • Trennung • unkompliziert • Unterhaltsam • Vergnüglich • wahre Liebe • witzig • Wortwitz
ISBN-10 3-426-44599-9 / 3426445999
ISBN-13 978-3-426-44599-0 / 9783426445990
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