Fone Kwas oder Der Idiot
Galiani Berlin ein Imprint von Kiepenheuer & Witsch (Verlag)
978-3-86971-288-8 (ISBN)
Sie war beschlagnahmt, blieb verschwunden und wurde erst ein Jahrzehnt später wiederaufgespürt: eine unglaubliche Geschichte, eines Kafka oder Borges würdig, in der Realität und Wahnsinn auf immer neue Weise die Rollen tauschen.
Ein bedeutender Wissenschaftler wird in einer sowjet-ukrainischen Provinzstadt wegen Zugehörigkeit zu einer ihm unbekannten Organisation verhaftet. Ihm droht Folter, und er ahnt, dass er das nicht durchhalten wird. Er entwickelt die Idee, vor den NKWD-Offizieren den »Fone Kwas« (ein jiddischer Ausdruck für einen Narren oder »Trottel«) vorzutäuschen, wirre und unglaubliche »Geständnisse« zu machen - in der Hoffnung, schnell verurteilt zu werden, dann aber Berufung einzulegen und zu zeigen, dass alles, was er gestanden hat, technisch und wissenschaftlich vollkommen unhaltbar ist, so dass er schlussendlich wegen »irrtümlicher« Verhaftung entlassen werden wird.
Er setzt sein Vorhaben um. Er erzählt von sagenhaften Sabotageakten, malt wirre Diagramme. Je irrer und bizarrer seine Ausführungen werden, desto gebannter hört sein Ermittler zu und desto erfreuter zeigt er sich.
Und am Ende kommt alles ganz anders, als der Angeklagte erwartet hat. Die wahnsinnige Realität des stalinistischen Terrors wird die fabrizierten Phantasmen des »Fone Kwas« bei Weitem übertreffen.
Die Arbeit an der Übersetzung dieses Buches wurde freundlicherweise von der S. Fischer-Stiftung gefördert.
Georgi Demidov (1908–1987), ein im Gebiet der heutigen Ukraine aufgewachsener und in Charkow arbeitender sowjetischer Elitephysiker, wurde 1938 verhaftet und im dortigen NKWD-Hauptquartier ein halbes Jahr lang verhört. Er überlebte vierzehn Jahre Gulag an der Kolyma und begann, darüber zu schreiben. 1980 beschlagnahmte der KGB all seine Manuskripte. Demidow starb im Glauben, sein gesamtes Lebenswerk sei vernichtet. Erst nach der Perestroika wurden seine Schriften wieder aufgespürt.
Irina Rastorgueva, geboren 1983 in Juschno-Sachalinsk, ist Dozentin, Journalistin und Dramaturgin, sie lebt in Berlin. Zuletzt veröffentlichte sie Das Russlandsimulakrum: Kleine Kulturgeschichte des politischen Protests in Russland und gemeinsam mit Thomas Martin den Band RUSSENBRECHT. Ansichten zum politischen Theater zwischen Stalin und Putin.
Thomas Martin, geboren 1963 in Ost-Berlin, arbeitet als Publizist, Herausgeber und freier Autor in Berlin. Er war u.a. Leiter der Internationalen Brecht-Tage Berlin und Chefdramaturg der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Zuletzt erschienen: Alles ist erlaubt. Das Karamasow-Gesetz. Gemeinsam mit Irina Rastorgueva betreibt er das Medienkunstprojekt MODELL BERLIN.
Wiederentdeckt und publiziert erzählen seine Werke brillant und hellsichtig von der Ohnmacht des Einzelnen im Totalitarismus und weisen so weit über ihre Zeit hinaus Tilman Spreckelsen FAZ 20231125
Wiederentdeckt und publiziert erzählen seine Werke brillant und hellsichtig von der Ohnmacht des Einzelnen im Totalitarismus und weisen so weit über ihre Zeit hinaus
Dem Galiani-Verlag ist für diese Publikation sehr zu danken … in Georgi Demidow ist ein hochinteressanter Autor zu entdecken … man liest diesen Roman mit angehaltenem Atem …
Man sieht diesen Georgi Demidow, der sich mit seinen erfrorenen Fingern an seine Schreibmaschinen setzte, solange er sie noch hatte, um ihr ins Gesicht zu sehen, der, wie es an einer Stelle heißt, Amok laufenden „Maschine der Gesetzlosigkeit und Willkür“. Man stellt ihn sich als menschenfreundlichen Autor vor, der trotz allem, was er erlebte, an die Kraft der Literatur glaubte, solange es ging. Es ist, auch wenn sie sich nicht durchsetzen können, gut zu wissen, dass es solche Autoren gegeben hat und gibt.
Der Krieg, mit dem Russland seit zwei Jahren die Ukraine überzieht, hat seine Ursachen in derselben Geschichte. Nach der Lektüre von Demidows Buch begreift man besser, worum es im Kampf der Ukrainer letztlich geht und was auf dem Spiel steht.
Eine echte Entdeckung. Beklemmend, brisant - und sehr empfehlenswert.
Eine literarische Sensation.
Eine Entdeckung zur rechten Zeit: Der russische Autor Georgi Demidow erzählt vom Kampf des Menschen gegen die Staatsmaschine … Georgi Demidows „Fone Kwas oder Der Idiot“ ist eine großartige Entdeckung. Sie kommt spät, aber im richtigen Moment.
Ein weiteres Werk, das von der Grausamkeit des Bolschewismus erzählt, ein weiterer Roman auf dem Stapel der Gulag-Literatur, könnte man denken. Doch mit Rafail, dem „Narren“, hat er einen unverwechselbaren, zutiefst menschlichen Helden geschaffen, den man kennen lernen sollte.
Ein glühender, genialer Roman über die Grausamkeiten des Bolschewismus (…) Ein zeitloses, wahrhaftes Dokument der Literatur über den echten und zeitlosen Schmerz der Menschen.
Erscheinungsdatum | 17.10.2023 |
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Übersetzer | Irina Rastorgueva, Thomas Martin |
Zusatzinfo | s/w Autorenfoto |
Sprache | deutsch |
Maße | 125 x 205 mm |
Gewicht | 317 g |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Erstübersetzung • Gefangenenlager • GULAG • Russische Gesellschaft • Russische Literatur • Russland • Sowjetunion • Sowjetunion-Geschichte • Stalin • Stalinismus • Wiederentdeckung |
ISBN-10 | 3-86971-288-0 / 3869712880 |
ISBN-13 | 978-3-86971-288-8 / 9783869712888 |
Zustand | Neuware |
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