7 Spezielle Morde für den Strand 2023: Krimi Paket (eBook)
900 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7493-5 (ISBN)
Ich holte Ludwig an diesem Morgen (wie so oft) ab. Es war ein Hundewetter. Feiner Nieselregen hatte München in eine Waschküche verwandelt und wenn man dem Wetterbericht Glauben schenkte, dann bestand auch keine Aussicht darauf, dass sich innerhalb der nächsten Woche daran viel änderte.
Ein Hundewetter.
„Nicht mal ein Schirm hilft dagegen!“, meinte mein Kollege, nachdem er sich zu mir in den Dienstwagen gesetzt hatte - oder genauer gesagt, in einen silbernen und blauen Mercedes Benz. Ich fuhr los.
„Wäre nett, wenn du dich mit deinen nassen Haaren jetzt nicht schüttelst”, meinte ich.
„Sehr witzig! Selten so gelacht, Ortwin!”
„Ganz im Ernst: Ich hoffe wirklich, dass Herr Brackmeier irgendeinen Job für uns hat, der nicht in München zu erledigen ist!”
„Wie wäre es mit Sylt?”
“Sylt?”
“Ja.”
“Du machst Witze.
“Gehört doch auch zum bundesweiten Einsatzgebiet unserer Sonderabteilung und soll es im Moment warm und sonnig sein.”
„Mit dem Glück, dass wir im Moment haben, schickt uns Herr Brackmeier nach Rügen oder Rostock - und da regnet es im Moment noch viel mehr als hier.”
“Kann auch sein.”
“Oder ins Ruhrgebiet.”
“Naja...”
Wir quälten uns durch den morgendlichen Verkehr in München und erreichten schließlich das Hauptpräsidium, wo Ludwig und ich seit unserer Beförderung unsere Büros hatten. Unser Weg führte zunächst allerdings zum Büro unseres Chefs, Kriminalhauptkommissar Brackmeier.
Ich sah kurz auf die Uhr an meinem Handgelenk. Wir waren sogar etwas zu früh.
„Gehen Sie trotzdem schon mal rein”, begrüßte uns Dorothea Schneidermann, die Sekretärin unseres Chefs.
Als wir das Büro von Kriminalhauptkommissar Brackmeier betraten, war der gerade in ein Telefonat vertieft. Mit einer Geste deutete er uns an, dass wir uns schon einmal setzen sollten.
Worum es genau in dem Telefonat ging, das der leitende Kriminalhauptkommissar Brackmeier gerade führte, konnte ich mir aus den Bruchstücken nicht zusammenreimen. Dazu waren Kriminalhauptkommissars Brackmeiers Gesprächsanteile anscheinend zu klein.
Als schließlich noch eine Person den Raum betrat, war mir klar, dass irgendeine größere Sache auf Ludwig und mich wartete. Bei dieser Person handelte es nämlich um den Leitenden Kriminaldirektor Georg Sager. Möglicherweise ging es also um eine Operation, die über den Bereich unserer eigenen Bereichs hinausging.
Aber das organisierte Verbrechen scherte sich in der Regel ja auch nicht um mehr oder weniger willkürlich gezogene Zuständigkeitsgrenzen, sondern verfolgte in der Regel mit aller Rücksichtslosigkeit seine eigenen Ziele.
Georg Sager nickte uns kurz zu, kratzte sich kurz an seinem haarlosen, schwarzen Schädel und setzte sich dann ebenfalls.
„Guten Morgen”, sagte Kriminalhauptkommissar Brackmeier, nachdem er das Gespräch beendet hatte. Er wandte sich an Sager. „Ich habe soeben mit dem Leitenden Kriminaldirektor Heide gesprochen”, erklärte er.
Ich nahm an, dass die Rede von Kriminaldirektor Max Heide, dem Leiter des BKA, Abteilung SO 1 (Schwere und organisierte Verbrechen) in Berlin, war. So lag der Fall wohl im Zuständigkeitsbereich der BKA - und damit machte auch das Erscheinen von Kriminaldirektor Georg Sager Sinn.
„Ich hoffe, Sie haben ihn nicht in unsere Pläne eingeweiht”, sagte Sager lächelnd.
„Nur in den Teil, den er wissen muss”, erwiderte Kriminalkommissar Brackmeier.
„Gut.”
„Sie können ganz beruhigt sein.” Kriminalhauptkommissar Brackmeier deutete auf Ludwig und mich. „Meine Kriminaloberkommissare Ludwig Härtl und Ortwin Tegeler brauche ich Ihnen ja nicht vorzustellen.”
„Wir habe es mit einem schwierigen Fall zu tun, in dem wir leider bisher nicht weitergekommen sind”, erklärte Sager ohne Umschweife an Ludwig und mich gerichtet.
„Und das hat etwa mit Ihrem Zuständigkeitsbereich zu tun”, schloss ich.
„Sie sagen es”, nickte Sager.
„In Berlin gibt es eine Serie ungeklärter Morde an Kriminellen”, erklärte der leitende Kriminalhauptkommissar Brackmeier. „Die Opfer passen nicht in die üblichen Schemata und nach den bisherigen Ermittlungen ist es daher auch eher unwahrscheinlich, dass es sich um Opfer der üblichen Bandenkriminalität handelt. Stattdessen vermuteten die Kriminaldirektor Sager und die Kollegen vom BKA eine Art Todesschwadron, die Kriminelle, mutmaßliche Kriminelle, Personen, bei denen man auf die Idee kommen könnte, dass die Justiz zu milde mit ihnen war oder Leute, die immer dafür gesorgt haben, dass kein Blut an ihren weißen Westen zu sehen ist und stattdessen andere die Drecksarbeit für sich verrichten ließen, systematisch aus dem Weg räumt.”
„Eine Todesschwadron?”, echote ich.
“Ganz genau.”
„Das heißt, es besteht die Vermutung, dass Angehörige der Sicherheitskräfte darin verwickelt sind?”
“Ja.”
“Das klingt nicht gut.”
„Der Verdacht betrifft sowohl vom BKA als auch von der Polizei”, ergänzte Sager. „Sie können sich denken, dass die bisherigen Ermittlungen schwierig waren und auf viele Widerstände gestoßen sind.”
„Ich will nicht hoffen, dass es Kollegen gibt, die so etwas stillschweigend gutheißen und wegsehen”, meinte Ludwig.
“Das will ich auch nicht hoffen. Doch genau das scheint der Fall zu sein”, erklärte Sager. „Vielleicht ist in dem einen oder anderen Fall auch falsch verstandener Korpsgeist dabei.”
“Ja, dieser verfluchte Korpsgeist”, murmelte ich.
“Diese Probleme gibt es ja immer wieder. Jetzt hat sich die Lage allerdings dramatisch zugespitzt.” Kriminaldirektor Sager atmete tief durch, bevor er weitersprach. „Ich habe einen fähigen Kriminalkommissar beauftragt. Sein Name war Elmer Weber. Und die Tatsache, dass ich von ihm in der Vergangenheit spreche, deutet schon an, was passiert ist: Er wurde erschossen, bevor er die Hintergründe dieser Verbrechen aufklären konnte.”
„Kriminaldirektor Sager und ich sind uns einig darüber, dass es keinen Sinn hat, jetzt einfach einen weiteren Kriminalkommissar aus ihrem Bereich zur Aufklärung zu schicken”, ergänzte Kriminalkommissar Brackmeier. „Der oder die Täter sind offenbar im BKA gut vernetzt.”
„Davon müssen wir leider ausgehen”, nickte Sager. „So betrüblich das ist.”
„Auf die Kollegen können wir uns also nicht unbedingt verlassen, wie sich gezeigt hat.”
„Auf den Kriminaldirektor Max Heide können Sie sich absolut verlassen, und ich bin ihm sehr dankbar für seine vorbehaltlose Unterstützung in dieser Sache”, fügte Sager hinzu. „Aber ansonsten wissen wir natürlich nicht, wer in Berlin falsch spielt und uns in die Suppe spuckt.”
„Kurz gesagt, es muss jemand von außen den Fall übernehmen”, schloss Herr Brackmeier.
„Das ruft nach einer verdeckten Ermittlung”, meinte ich.
„Genau das hat mir Polizeipräsident Hagen vorgeschlagen”, erklärte Sager.
„Ich dachte mir, dass Sie, Ortwin, sich unter falscher Identität nach Berlin begeben, dort als einfacher Kriminalkommissar Dienst machen. Ihr Partner wird ein gewisser Frank Vogt sein. Der steht auf der Liste derjenigen, die wir verdächtigen, zumindest Mitwisser dieser Todesschwadron zu sein.”
„Ein Mann, der es mit den Regeln nicht so genau nimmt, wenn Sie verstehen, was ich meine”, ergänzte Sager.
„Ja, das kann ich mir so ungefähr vorstellen.”
„Er hatte immer wieder Ärger deswegen, weil er über die Stränge geschlagen hat, sich in kritischen Situationen nicht beherrschen konnte, Gefangene misshandelte und so weiter. Das volle Programm. Ehrlich gesagt, kann er froh sein, überhaupt noch dabei zu sein.”
Ich hob die Augenbrauen. „Sie meinen, da hält jemand die Hand über ihn?”
„Lesen Sie sich die Akten durch! Der Verdacht liegt nahe”, stimmte Sager zu.
„Verstehe.”
„Abgesehen von Ihrem Kollegen Härtl ist Kriminaldirektor Heide der einzige vor Ort, der in Ihre Mission eingeweiht ist”, erklärte Sager. „Aber er wird sich davon nichts anmerken lassen und Sie werden ihn auf dienstlicher Ebene auch weder kontaktieren, noch über den Stand der Ermittlungen informieren. Kurz gesagt, Sie unterlassen alles, was über den Rahmen Ihrer neuen Identität hinausgeht.”
„In Ordnung”, sagte ich.
„Für Sie, Ludwig, habe ich eine andere Aufgabe”, erklärte Kriminalhauptkommissar Brackmeier nun. „Sie werden offiziell als ermittelnder Kriminalbeamter nach Berlin reisen.”
„Das heißt, ich bin Webers offizieller Nachfolger”, stellte Ludwig fest.
Kriminalhauptkommissar...
Erscheint lt. Verlag | 10.4.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-7389-7493-8 / 3738974938 |
ISBN-13 | 978-3-7389-7493-5 / 9783738974935 |
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