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Kaltblütige Lügen (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
608 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-21780-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kaltblütige Lügen -  Karen Rose
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Ein durchtriebener Serienkiller und ein Psychologe unter Mordverdacht:  »Kaltblütige Lügen« ist der erste Band der San-Diego-Thriller-Reihe der Bestseller-Autorin Karen Rose um die toughe Polizistin Kit McKittrick und den Psychologen Sam Reeves, mit dem Karen Rose für jede Menge Nervenkitzel sorgt. Nachdem Detective Kit McKittrick vom San Diego Police Department einen anonymen Hinweis auf das mögliche Grab eines Mordopfers in einem Stadtpark bekommen hat, stößt ihr Team dort tatsächlich auf die Leiche einer jungen Frau. Sie ist mit pinken Handschellen gefesselt - so wie zahlreiche Opfer eines Serienkillers, der schon seit Jahren sein Unwesen treibt. Kit schöpft Hoffnung, endlich eine neue Spur zu haben. Doch schon bald nimmt der Fall neue, ungeahnte Dimensionen an. Mittendrin der Psychologe Sam Reeves, der sich als der anonyme Hinweisgeber herausstellt und alles andere als unschuldig scheint ... Ein Pageturner zum Nägelkauen Thriller-Autorin Karen Rose legt mit »Kaltblütige Lügen« den Start einer neuen Thriller-Reihe mit einer starken weiblichen Ermittlerin und schockierenden Twists vor, den man am liebsten in einem Rutsch durchlesen will. »Fesselnde Spurensuche mit ungeahnten Wendungen und viel weiblicher Intuition.« Hörzu 

Karen Rose studierte an der Universität von Maryland, Washington, D.C. Ihre hochspannenden Thriller sind preisgekrönte internationale Topseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt worden sind und regelmäßig u. a. auf den Bestsellerlisten der New York Times, der USA Today und der Sunday Times stehen. Fürzwei ihrer Thriller gewann die Autorin den begehrten RITA-Award. In Deutschland finden sich ihre Bücher regelmäßig in den Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Karen Rose studierte an der Universität von Maryland, Washington, D.C. Ihre hochspannenden Thriller sind preisgekrönte internationale Topseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt worden sind und regelmäßig u. a. auf den Bestsellerlisten der New York Times, der USA Today und der Sunday Times stehen. Fürzwei ihrer Thriller gewann die Autorin den begehrten RITA-Award. In Deutschland finden sich ihre Bücher regelmäßig in den Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Prolog


Carmel Valley, Kalifornien
Mittwoch, 5. April, 03.00 Uhr
Vor sechzehn Jahren …

Sie ist weg.

Katherines Hand zitterte, als sie die Stalltür berührte. Ihr ganzer Körper zitterte. Und ihr Magen rumorte so heftig, dass sie dachte, sie müsste sich übergeben.

Sie ist nicht mehr da.

Und es ist meine Schuld.

Sie hätte so viel tun können. Tun sollen.

Ich werde es tun. Aber sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte.

Zumindest wusste sie, wo sie sein musste.

Allein. Im Stall. Dort, wo sie sich als verängstigte, zwölfjährige Ausreißer verkrochen hatten, um der nächtlichen Kälte zu entkommen. Dort, wo sie – viel später – zusammengehockt und geredet hatten. Über alles.

Na gut, Wren hatte geredet. Und Katherine hatte zugehört.

Katherine war eine gute Zuhörerin. Zwangsweise. Sie hatte gelernt, die Zwischentöne wahrzunehmen. Damit sie wusste, ob man ihr helfen oder wehtun wollte.

Damit sie wusste, ob man sie belog oder die Wahrheit sagte.

Jetzt aber wollte sie niemandem zuhören. Sie wollte allein sein und alles herausschreien. Ihre unbändige Wut. Dort, wo sie niemanden verletzen könnte.

Denn Wren war nicht mehr da.

Ihre Augen brannten, und sie schluckte das Schluchzen hinunter, das in ihrer Kehle aufstieg, als sie die Stalltür aufschob. Dünn, wie sie war, brauchte sie nur einen kleinen Spalt zum Durchschlüpfen. Denn sie wusste genau, ab welchem Winkel die Tür quietschte.

Dazu ließ sie es nicht kommen. Obwohl das Quietschen nicht weiter schlimm gewesen wäre, aber es gefiel ihr, sich an einen Ort zu schleichen, an dem sie nicht sein sollte. Zumindest nicht jetzt. Sie durfte in den Stall gehen, wann immer sie wollte. Um diese Uhrzeit aber sollte sie eigentlich schlafen.

Dabei hatte sie seit fast zwei Wochen nicht geschlafen. Daran würde sich auch in dieser Nacht nichts ändern, sie hatte es aufgegeben.

Jemand hatte das Nachtlicht angeschaltet, dessen schwacher Schein den Schuppen erhellte. In den Ecken lauerten Schatten, die ihr jedoch keine Angst machten. Sie kannte sie alle. Der Stall war ihr Rückzugsort. Ihr Ort zum Nachdenken.

Jetzt war er ihr Ort zum Trauern.

Sie holte tief Luft. Atmete den Geruch von Pferden und frischem Heu – und frischem Motoröl – ein. Das mit dem Öl war seltsam. Normalerweise roch es hier nach altem Motoröl.

Rings um den kaputten Traktor hinten an der Wand lagen Werkzeuge herum. Er lief schon seit Monaten nicht mehr. Und niemand hatte Zeit, ihn zu reparieren.

Anscheinend hatte heute jemand an ihm geschraubt.

Jemand, der immer noch hier war.

Sie hielt angespannt inne, hörte ein schweres Atmen aus einem der leeren Verschläge.

Nein, kein Atmen. Jemand weinte.

Sie wollte schon weglaufen, als das Weinen in Schluchzen umschlug. Heftiges, herzzerreißendes Schluchzen.

Wenigstens einer, der Wren auch vermisst. Kein sehr fairer Gedanke. Alle drüben im großen Wohnhaus vermissten sie. Wie sollte es anders sein?

Sie ging noch tiefer in den Stall, lauschte – bereit, jeden Augenblick die Flucht zu ergreifen. Aber sie wollte wissen, wer an ihren geheimen Ort gekommen war, um zu weinen. Obwohl sie ahnte, wer es sein könnte.

Die Werkzeuge rund um den Traktor hatten ihr einen ersten Hinweis gegeben.

Ein großer, stämmiger Mann hockte in einem der leeren Verschläge, den Rücken an die Bretterwand gelehnt. Seine Schultern bebten. In einer seiner Pranken hielt er ein Stück Holz, in der anderen sein Schnitzmesser.

Harlan McKittrick. Ihr Pflegevater.

Sie hatte ihn noch nie weinen sehen, in den ganzen drei Jahren nicht, die sie hier wohnte. Nicht einmal heute auf dem Begräbnis. Er hatte wie unbeteiligt dagestanden, starr wie eine Statue, hatte den Arm um Mrs McK gelegt, die sich die Augen ausgeweint hatte. Am offenen Grab hatte er ein paar Worte gesprochen, mit seiner tiefen, rauen Stimme, über den Frieden und die Ewigkeit und Gott.

Am liebsten hätte Katherine laut geschrien. Sie hatte sich zwingen müssen, nicht auf jemanden loszugehen.

Sie hatte Mr McK schlagen wollen, weil er so gefasst war. So gefühllos.

Doch nun wurde ihr bewusst, dass sie komplett falschgelegen hatte. Dieser Mann war nicht gefühllos. Er hatte seine Trauer aufgespart für die Zeit, wenn er allein sein würde.

Genau wie ich.

Sie wich einen Schritt zurück, weil sie ihn in Ruhe lassen und sich einen anderen Ort für ihre Wut suchen wollte, als er den Kopf hob. Ihre Blicke trafen sich in dem trüben Licht.

Eine ganze Weile rührte sich keiner von beiden. Die Tränen liefen ihm weiter über die Wangen, und sie wäre am liebsten geflohen. Am Ende wischte er sich mit dem Ärmel übers Gesicht.

»Kit«, sagte er schroff.

»Tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich verschwinde.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Musst du nicht. Dieser Ort gehört dir. Und ihr. Ich hätte wissen müssen, dass du herkommst.«

Ihre Wangen begannen zu glühen. Schließlich war sie dabei erwischt worden, wie sie nachts um drei herumstreunte. Es gab Regeln, selbst hier. »Ich gehe dann mal.«

»Nein, Liebes. Ich gehe. Mrs McK wundert sich sicher schon, wo ich bin. Du kannst hierbleiben.« Er stand auf und streckte sich ächzend. »Ich bin zu alt, um auf dem Stallboden zu hocken. Ich wollte ein bisschen schnitzen, aber dann …« Er seufzte. »Dann hat es mich kalt erwischt. Du weißt, wie es einem manchmal gehen kann, stimmt’s, Kitty-Cat?«

Er nannte sie Kit oder Kitty-Cat, nie Katherine. Sie hatte sich schon oft gefragt, warum. Jedenfalls hatte sie nichts dagegen, sondern es gefiel ihr sogar. Ein bisschen zumindest.

Rede mit ihm. Sag etwas, damit er sich besser fühlt. Denn Mr McK war freundlich. Und bei den McKittricks war es viel besser als bei den anderen Leuten, bei denen sie bisher untergekommen war. Und das waren ziemlich viele.

Mr und Mrs McK waren anständige Menschen. Sie brüllten nicht, sie schlugen nicht, so wie es in vielen anderen Pflegefamilien üblich war. Außerdem … kamen sie den Kindern nicht zu nahe, was anderswo ebenfalls häufig passierte.

Sie hatten sie behalten, obwohl Katherine nicht besonders brav oder nett gewesen war. Sie durfte bleiben. Sie hatten ihr sogar angeboten, sie »Mom« und »Pop« zu nennen, so wie die anderen Kinder es taten, die eine Zeit in dem großen, warmen Haus der McKittricks verbrachten, in dem es nach Apfelkuchen, frischer Wäsche und Zitronen-Möbelpolitur roch.

Doch sie war bei »Mr« und »Mrs« geblieben. Um sie auf Distanz zu halten. Und die beiden hatten ihr deswegen nie ein schlechtes Gewissen gemacht.

Sie wünschte, sie könnte etwas tun, damit es ihm besser ging, denn sein Weinen erschütterte sie. So ein großer, rauer, schroffer Mann. Und doch weinte er.

Wegen Wren.

Sie zeigte auf das Holz in seiner Hand. »Was schnitzen Sie da?«

Die Frage schien ihn zu überraschen. Seine Verwunderung war berechtigt: Katherine redete nicht viel. Sie stellte niemals auch nur annähernd persönliche Fragen und antwortete ihrerseits auf sämtliche Fragen mit »Gut« oder »Okay«. Als sie ihr angeboten hatten, sie zu adoptieren, damit sie auch offiziell zu den McKittricks gehörte, hatte sie nur erwidert: »Nein, danke.«

Denn so nett konnte niemand sein. Es gab niemanden, dem man wirklich trauen konnte. Irgendwann wäre es vorbei.

Irgendwann hätten die McKittricks genug von ihr, würden sie wegschicken, und dann wäre alles nur noch schlimmer.

Mr McK blickte auf die Schnitzerei in seiner Hand. »Ein Zaunkönig. Von dem hat Wren ihren Namen.«

Unwillkürlich schluchzte Katherine. »Ein Zaunkönig?«, fragte sie stockend.

Er nickte, den Blick immer noch auf den kleinen Vogel geheftet. »Ich habe ihr einen in den Sarg gelegt. In ihre Hände, damit sie etwas zum Festhalten hat.« Ein zittriges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Vielleicht kann sie sich so an uns erinnern. Und ist nicht so allein.«

Katherine hielt die Hand vor den Mund. Lass es drin. Es muss drinbleiben. »Wirklich?«, murmelte sie.

»Ja. Und dieser hier ist auch fertig.« Er reichte ihr die Schnitzerei. »Der ist für dich. Als Erinnerung.«

Einen Augenblick lang stand sie stocksteif da, starrte nur auf den kleinen Vogel in Mr McKs ausgestreckter Hand.

Erst jetzt sah sie, wie zierlich und schön er war. Wie Wren.

Mr McK hielt ihn weiter in der flachen Hand, damit sie ihn nehmen konnte, ohne ihn dabei zu berühren. Die McKittricks wussten, dass sie Berührungen scheute.

Nur Wren hatte eine Ausnahme gebildet. Sie war ihre Schwester gewesen, wenn auch nicht ihre leibliche.

Langsam streckte Katherine die Hand aus, strich mit dem Finger über den kleinen Vogel, in der Erwartung, dass sich das Holz rau anfühlen würde, stattdessen war es wunderbar glatt. Mr McK blieb unbewegt stehen, mit dem Vogel auf der Hand.

Vorsichtig nahm sie ihn und drückte ihn an sich. »Als Erinnerung«, flüsterte sie. Als ob sie Wren je vergessen könnte. Alles Gute und Schöne, das sie kannte.

Alles, was sie selbst nicht war.

Mr McK lächelte sie traurig an. »Wir werden immer an sie denken, Kit. Sie war etwas Besonderes. Sie hätte ein wunderbares Leben verdient.«

»Aber jetzt ist sie tot«,...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2023
Reihe/Serie Die San-Diego-Reihe
Die San-Diego-Reihe
Übersetzer Katja Hald, Ursula Held
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
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ISBN-10 3-426-21780-5 / 3426217805
ISBN-13 978-3-426-21780-1 / 9783426217801
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