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Dramatische Rundschau 05 (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
480 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491851-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dramatische Rundschau 05 -  Emre Akal,  Paul Grellong,  Caren Jeß,  Svealena Kutschke,  David Lindemann,  Kathrin Röggla
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Wo Götter lustvoll simuliert werden und Intellektuelle sich um Kopf und Kragen reden, wo auf den Mensch nur noch die Taube folgt und Pommes einfach nicht mehr kross sind, wo Menschenopfer vielleicht Leben retten, wenn das Wasser unaufhaltsam weiter steigt - diese und andere Gedankenexperimente in der Dramatischen Rundschau 05. Dramatische Rundschau 05: Emre Akal: Göttersimulation / Paul Grellong: Wer Wind sät / Caren Jeß: Dem Marder die Taube / Svealena Kutschke: no shame in hope / David Lindemann: Der Damm / Kathrin Röggla: Das Wasser

Kathrin Röggla, geboren 1971 in Salzburg, arbeitet als Prosa- und Theaterautorin und entwickelt Radiostücke. Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis der SWR-Bestenliste (2004), dem Arthur-Schnitzler-Preis (2012) und dem Wortmeldungen-Literaturpreis (2020). Sie veröffentlichte unter anderem die Prosabücher »Niemand lacht rückwärts« (1995), »Abrauschen« (1997), »Irres Wetter« (2000), »really ground zero« (2001), »wir schlafen nicht« (2004), »die alarmbereiten« (2010), »Nachtsendung. Unheimliche Geschichten« (2016) sowie gesammelte Essays und Theaterstücke unter dem Titel »besser wäre: keine« (2013). Kathrin Röggla ist seit 2020 Professorin für Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Zuletzt erschien ihr Roman »Laufendes Verfahren«, für den sie den Heinrich-Böll-Preis für Literatur (2023) erhalten hat. Literaturpreise: Heinrich-Böll-Preis für Literatur (2023) Österreichischer Kunstpreis für Literatur (2020) Wortmeldungen-Literaturpreis (2020) Mainzer Stadtschreiberin (2012) Arthur-Schnitzler-Preis (2012) Franz-Hessel-Preis (2010) Anton-Wildgans-Preis (2009) Solothurner Literaturpreis (2005) Internationaler Preis für Kunst und Kultur des Kulturfonds der Stadt Salzburg (2005) Förderpreis des Schillergedächtnispreises (2004) Preis der SWR-Bestenliste (2004) Bruno Kreisky Preis 2004 für das beste politische Buch Alexander von Sacher-Masoch-Preis (2001) Italo-Svevo-Preis (2001) Nossack-Förderpreis (2003) RIAS Preis (2003) New York Stipendium des Literaturfonds (2001 Reinhard Priessnitz-Preis (1995) Meta-Merzpreis (1995) Salzburger Landesliteraturpreis (1992)

Kathrin Röggla, geboren 1971 in Salzburg, arbeitet als Prosa- und Theaterautorin und entwickelt Radiostücke. Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis der SWR-Bestenliste (2004), dem Arthur-Schnitzler-Preis (2012) und dem Wortmeldungen-Literaturpreis (2020). Sie veröffentlichte unter anderem die Prosabücher »Niemand lacht rückwärts« (1995), »Abrauschen« (1997), »Irres Wetter« (2000), »really ground zero« (2001), »wir schlafen nicht« (2004), »die alarmbereiten« (2010), »Nachtsendung. Unheimliche Geschichten« (2016) sowie gesammelte Essays und Theaterstücke unter dem Titel »besser wäre: keine« (2013). Kathrin Röggla ist seit 2020 Professorin für Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Zuletzt erschien ihr Roman »Laufendes Verfahren«, für den sie den Heinrich-Böll-Preis für Literatur (2023) erhalten hat. Literaturpreise: Heinrich-Böll-Preis für Literatur (2023) Österreichischer Kunstpreis für Literatur (2020) Wortmeldungen-Literaturpreis (2020) Mainzer Stadtschreiberin (2012) Arthur-Schnitzler-Preis (2012) Franz-Hessel-Preis (2010) Anton-Wildgans-Preis (2009) Solothurner Literaturpreis (2005) Internationaler Preis für Kunst und Kultur des Kulturfonds der Stadt Salzburg (2005) Förderpreis des Schillergedächtnispreises (2004) Preis der SWR-Bestenliste (2004) Bruno Kreisky Preis 2004 für das beste politische Buch Alexander von Sacher-Masoch-Preis (2001) Italo-Svevo-Preis (2001) Nossack-Förderpreis (2003) RIAS Preis (2003) New York Stipendium des Literaturfonds (2001 Reinhard Priessnitz-Preis (1995) Meta-Merzpreis (1995) Salzburger Landesliteraturpreis (1992)

NTRY


Wenn du fliehen könntest, fliehen in eine virtuelle Realität,

wenn du bestimmen könntest, welche Realität würdest du dir erschaffen?

Wenn du Macht hättest, wie würde eine perfekte Welt für dich aussehen?

Wenn du bestimmen könntest, welche Regeln gäbe es?

Ist deine Traumwelt eine glückliche oder ein Albtraum?

Würdest du Leben schenken oder töten?

Foltern, foltern vielleicht?

In einer perfekten Welt, in der du alles bestimmen kannst, wie frei oder unfrei sind Menschen?

Welche Farben hätte deine perfekte Welt?

Welche ungehörten Geschichten würden erzählt werden?

Welche Rollen würdest du spielen in

dieser Welt der absoluten Freiheit, in der du aussuchen kannst, wer du bist, wer du sein willst,

in der du alles anders machen kannst, endlich.

NOCH AM ANFANG. NOCH ECHT. NOCH TRIEFEND ANALOG


Ein Lichtlein leuchtet auf.

Zwei Menschenkörper, die baldigen Engel der Vergangenheit genannt, stehen da und halten sich fest am Rande des analogen Zeitalters. Im Sturm der Neuzeit klammern sie sich aneinander fest. Wie zwei zart Ertrinkende. Zwei gealterte Menschenkonstrukte klammern sich fest am »Wie es eben immer war« und »Wie es vielleicht nie mehr sein wird«. Noch einmal verstehen, noch einmal sehen, noch einmal dabei sein, beim Leben. Die Gegenwart ordnen vielleicht oder die Reise erst beginnen.

WALTER

Es knistert, wie wenn man einen Pulli auszieht oder Klettverschluss öffnet oder einen großen Ofen anzündet, mit trockenem Heu oder in die Handtasche … greift, dieses verheißungsvolle Bonbonknistern vielleicht, oder wenn man ein Geschenk auspackt am besonderen Tage oder in eine besonders knusprige Pizza … beißt.

Wir sind im digitalen Zeitalter angekommen, oder nein, das digitale Zeitalter ist bei uns angekommen, oder nein, das digitale Zeitalter hat begonnen, und wir haben es nicht bemerkt.

Stille.

Kann mir irgendwer sagen, wie Spotify funktioniert?

Ich habe seit 2011 keine Musik mehr gehört.

WO SIND MEINE BILDER? DIE BILDER SO EINES LEBENS.

Ich finde keine Fotos mehr, keine Fotos.

Stille.

Guten Abend.

WALTER + ERKIN

Mein Name ist Erkin und Walter …

WALTER

Ich bin gerade

80 Jahre alt geworden, körperlich.

Ich bin nicht mehr 79. Kein Witz.

Stille.

Ich habe diverse Freunde, die …

Ok, das stimmt nicht …

Ich habe keine Freunde mehr …

Die sind schon weg.

ERKIN

Ah doch, ich habe zwei Bekannte, die haben kein Handy,

deshalb haben wir uns seit zehn Jahren nicht gesehen.

Vielleicht leben sie auch gar nicht mehr.

Stille.

Na ja. Ich erzähle mal einen Witz zur Auflockerung:

Stehen ein alter weißer Mann und ein alter nichtweißer Mann

am Endpunkt zusammen, weil so ein Endpunkt eben immer der gleiche sein wird.

Unlustige Stille.

Dass du am Anfang der Zukunft mich brauchst,

meine Erfahrung, weil ich das kenne, das Neue.

Hingefallen, aufgestanden, weitergerannt.

Ich habe gekellnert, Speditionen gegründet, einen Hund gefüttert, ich habe vier Kinder gefüttert, ich habe mich gefüttert, mehr recht als schlecht, ich habe für einen Pass

mich angestellt in die Reihen.

WALTER

ICH, ich habe meinem Enkel den ersten Computer, das erste Handy gekauft, gekauft, von meiner Lebenszeit gekauft, mit meinen Händen gekauft, ich konnte ja nicht wissen, dass ich ihm das neue Zeitalter gekauft habe.

Dann war er weg, irgendwie weg, nicht mehr da, der Enkel, weg, weg, weg, körperlich schon noch da, irgendwie, aber doch weg, irgendwie.

ERKIN

Der ist davongeflutscht!

WALTER

So ein Alter, das war doch immer was Wertvolles.

Ob es das noch geben wird? Ob das Alter einfach ausgemerzt, ausgesetzt wird, wird es nur noch junge Körper geben, irgendwann?

Werden wir nicht mehr wir sein, sondern Utopisten, Neu-Erschaffer, Neu-Denker, alles anders, ist das so, ist das bereits so?

Stille.

Die ist weg, die Jugend, nicht mehr auffindbar. Die Jugend, die hineingeboren ist in ein neues Zeitalter, in eins, das wir nicht ernst genommen haben, in eins, das andere Formen, das wir nicht wahrhaben wollten. Eins, das von den Pixeln her so viel glatter sei, von den Pixeln her, so viel glatter, so bunt, die neue Welt, so bunt, so bunt, dass das Hineintauchen, das Hineingleiten, das Hineinrutschen, das Hineinschmecken, dass das etwas mit einem macht, das doch wieder Hoffnung macht. Sagen sie, die Pfleger.

Und weil die Farben, sagen sie.

Weil die so echter … in der anderen Welt, so viel … echter. Die alte Ordnung bricht jetzt auf, sagen sie, die Pfleger, das ist nicht mehr, das ist vorbei, weil das zu einfach war, weil wir da gar nicht viel leisten mussten für, das war ja einfach da, immer, das Wissen um unsere eigene, analoge Endlichkeit.

Stille.

Stille.

Stille.

… und es war, ja, es war so … einfach, das Früher.

Stille.

So einfach hineingeboren zu sein in eine Welt, in der alles schon immer so war, wie es halt eben immer war, wie wir sie gebaut haben, vollgebaut, zubetoniert, vollgestellt.

ERKIN

Zugemüllt!

WALTER

Zugemüllt! Was habe ich damit zu tun? Was habe ich mir schon geleistet als Lebensgrund, mir geleistet.

Mein Auto, mein Haus, meine Möbel, Essen, Wasser, Heizung, Strom, Ausgehen, Theater, Theater, das wiederum Strom … ein … … Kreislauf. Bin ich im ewigen … Kreislauf der Schuld, ein Schuldiger? Nein! Damit habe ich nichts zu tun, ich habe nur genossen, es war ja da.

Stille.

Da sollen doch bitte die, die da noch so ein langes Leben vor sich haben, da sollen doch bitte die mal was tun jetzt, umdenken … umschichten … umlenken, ist ja dann ihre Welt, habe ich meinem Enkel gesagt, das ist doch wie mit meinem Auto, habe ich ihm gesagt, wenn ich sterbe und dir meins hinterlasse, dann war das nie meins, dann ist das doch deins, von Anfang an deins gewesen, deins, und ich hab nur für dich … gearbeitet, habe ich gesagt. So ist das doch auch mit der Welt, habe ich gesagt, mit der Welt. Was hast du für die Welt getan, hat er mich gefragt, FÜR DIE WELT, ja was schert mich die… Welt! Für die bin ich doch schon gar nicht mehr da, für die Welt!

ERKIN

Die Welt, die Welt, das ist ja gar nicht mehr deine Welt.

WALTER

DAS IST JETZT ALLES ANDERS! ALLES NEU!

DAS MUSST DU NOCH ERLEBEN. Wenn ihr da durchgeht, wenn ihr … … Gott findet, dann dürft ihr eurer … Jugend wieder begegnen, sagen sie, die Pfleger, sagen sie, die Pfleger, und meinen es gut und meinen die … Zukunft, noch schnell ein Häppchen … Vergangenheit. Ja, ja, schon gut!

Ein Pfleger kommt herein mit einem Wagen voller Gerätschaften.

Er untersucht die beiden Menschenkonstrukte.

P

Are you ready to die?

ERKIN

Yes, we are ready to die!

P

Are you ready to die?

ERKIN

Yes, we are ready to die!

P

I’m asking you again.

Are you really ready to die?

ERKIN

Du musst jetzt sagen: Yes, we are ready to die.

Warum sagst du denn nichts?

WALTER

Weil ich es nicht weiß?

ERKIN

Wie kann man denn nicht wissen, ob man »ready to die« ist. Du hast doch ein ganzes Leben Zeit gehabt, dich darauf vorzubereiten.

Jetzt sag: Yes, I am ready to die – so zum Spaß.

WALTER

Yesimreadytodie.

ERKIN

Du sagst das wie jemand, der gar nicht weiß, was er da sagt.

WALTER

Ich sage das wie jemand, der etwas sagt, ohne zu wissen, was er da sagt, weil ich es nicht … weiß!

Ich weiß nicht, weiß nicht, was das bedeutet, Areyoureadytodie. Diese ganzen … neumodischen Wörter, ich kenne dieses Wort nicht!

ERKIN

Das ist kein Wort. Das ist ein Satz.

WALTER

Aha.

ERKIN

Komm, wir sagen das jetzt gemeinsam.

Are you ready to die?

YES – WE – ARE – READY – TO DIE!

WALTER + ERKIN

YES – WE – ARE – READY – TO – DIE!

P

I’m asking again:

Are you really, really,...

Erscheint lt. Verlag 25.10.2023
Reihe/Serie Dramatische Rundschau
Dramatische Rundschau
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Aktuelle Stücke • Anthologie • Bühne • das drama lebt • Drama • Drama Literatur • Dramatik • Dramaturgie • moderne Dramatik • spectaculum • Stücke • Theaterpraxis • Theaterstücke • Theatertexte • Theater Theater
ISBN-10 3-10-491851-1 / 3104918511
ISBN-13 978-3-10-491851-8 / 9783104918518
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