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Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs (eBook)

»Spannend und quicklebendig!« Bücheratlas
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
544 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491697-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs -  Axel Melzener,  Julia Nika Neviandt
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Sie lieben das Leben in ihrer Stadt. Doch es ist in Gefahr. Der erste Fall für Lucretia Veturius und Quintus Tibur. Köln im Jahr 87 nach Christus: Die Colonia ist eine weltoffene Stadt. Hier leben Menschen verschiedener Kulturen zusammen, arbeiten, feiern und lieben. Auch mit den germanischen Völkern jenseits des Rheins herrscht Frieden. Doch seit einiger Zeit gibt es Überfälle auf Landvillen. Freie Germanen sind am Werk! Durch einen Zufall wird der junge Anwalt Quintus Tibur in die Ereignisse verwickelt. Als Sohn einer Germanin und eines römischen Soldaten steht er zwischen den Welten. Auch die junge Römerin Lucretia sucht nach ihrem Weg und will Aufklärung. Noch ahnt keiner von beiden, dass ihre Stadt sie gemeinsam brauchen wird. Eintauchen in die spannende Vergangenheit: So unterhaltsam, frisch und modern haben wir die Römerzeit noch nicht erlebt.

Sie haben spannende Unterhaltung auf den Bildschirm gebracht, jetzt kommt ihr erstes Romanprojekt: Axel Melzener und Julia Nika Neviandt wurden beide im Gebiet des Germanenstammes der Sugambrer geboren, dem heutigen Bergischen Land, und leben mittlerweile in Colonia. Sie arbeiten seit Jahren als Drehbuch-Duo zusammen; Axel verfasst zudem Sachbücher zu Filmthemen, und Julia ist als Schauspielerin tätig. Auf ausgedehnten Recherchetouren sind sie auf römischen Spuren im In- und Ausland gewandelt und haben die mitunter überraschenden Erkenntnisse für sich zu einem Bild zusammengesetzt - dem einer Gesellschaft der Gegensätze, so fremd und doch so vertraut, deren Schicksal heute relevanter scheint denn je. Mit »Schatten über Colonia« möchten sie die römische Zeit von ihrem angestaubten Image befreien und sie Leserinnen und Lesern zugänglich machen. 

Sie haben spannende Unterhaltung auf den Bildschirm gebracht, jetzt kommt ihr erstes Romanprojekt: Axel Melzener und Julia Nika Neviandt wurden beide im Gebiet des Germanenstammes der Sugambrer geboren, dem heutigen Bergischen Land, und leben mittlerweile in Colonia. Sie arbeiten seit Jahren als Drehbuch-Duo zusammen; Axel verfasst zudem Sachbücher zu Filmthemen, und Julia ist als Schauspielerin tätig. Auf ausgedehnten Recherchetouren sind sie auf römischen Spuren im In- und Ausland gewandelt und haben die mitunter überraschenden Erkenntnisse für sich zu einem Bild zusammengesetzt – dem einer Gesellschaft der Gegensätze, so fremd und doch so vertraut, deren Schicksal heute relevanter scheint denn je. Mit COLONIA möchten sie die römische Zeit von ihrem angestaubten Image befreien und sie Leserinnen und Lesern zugänglich machen. 

Axel Melzener und Julia Nika Neviandt ist mit ›Schatten über Colonia‹ ein spannender und quicklebendiger Köln-Krimi der etwas anderen Art gelungen.

So verbinden die Autoren ihre spannende Krimihandlung mit lebendiger Alltagsgeschichte. Eine gelungene Mischung!

Melzener und Neviandt haben […] einen antiken Krimi geschrieben, der statt Gänsehaut und Grusel vor allem Informationen über das Leben vor 2000 Jahren liefert.

2


In der zweiten Etage des lauten Mietshauses in einer Insula am westlichen Stadtrand saß Quintus Tibur beim Frühstück. Er hatte die Nacht durchgearbeitet und gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verronnen war. Noch mühte sich draußen die Sonne den Himmel hinauf, so dass er die kleine tönerne Öllampe, die vor ihm auf dem grob gezimmerten Holztisch stand, weiter brennen ließ. Vor einem der beiden unverglasten Wohnzimmerfenster sah er Schwalben vorbeifliegen. Jetzt ließ die aufgehende Sonne den gegenüberliegenden Wohnblock in warmem Licht erstrahlen, und von der nahen Hauptstraße hallte das Klappern der Händlerkarren herüber.

Gedankenverloren tunkte Quintus ein Stückchen Fladenbrot vom Vortag in ein Schälchen mit Olivenöl, um es aufzuweichen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt seiner Schreibtafel, die er in der linken Hand hielt, zwei zusammengebundene hölzerne Brettchen, die beide mit einer dicken schwarzen Schicht Wachs überzogen waren. Quintus’ Blick glitt prüfend über die in kleiner Schrift eingeritzten Notizen und Zahlen. Gute Vorbereitung war aus seiner Sicht das A und O. Auch wenn es kein großer Fall war, der ihn an diesem Morgen erwartete – die Regelung einer Erbangelegenheit unter mehreren zerstrittenen Parteien. Kompliziert und arbeitsintensiv, doch keiner, mit dem man glänzen konnte. Aber er zahlte die Miete.

Quintus steckte sich das Brotstück, das sich mittlerweile wie ein Schwamm mit Öl vollgesaugt hatte, in den Mund, ohne es anzuschauen, und verzog das Gesicht. Das Öl schmeckte bitter. Es war nicht von bester Qualität, eher hätte es in die Lampe gehört. Die Flamme des Öllämpchens war kleiner geworden, aber es war mittlerweile auch so hell genug, dass Quintus lesen konnte.

Er fuhr sich durch das kurz geschnittene blonde Haar und überlegte, wie er vor den Geschworenen argumentieren würde, um sie auf seine Seite zu ziehen, damit seiner Mandantin ein möglichst großer Teil des Erbes zugesprochen würde. Er hatte ein Gespür dafür, was bei seinen Zuhörern ankam. Quintus war einer der wenigen Rechtsanwälte, die im römischen Germanien praktizierten – und wahrscheinlich der Einzige von ihnen, der germanischer Herkunft war. Das war jedoch nicht unbedingt ein Nachteil. Dass er nicht nur akzentfrei Latein beherrschte – das Resultat langer, harter Übung –, sondern auch seine germanische Muttersprache samt einiger Dialekte trotz langer Abwesenheit von der Heimat noch fließend sprach, kam ihm immer wieder zugute. Er hatte seinen Kollegen, die fast alle aus Italien stammten und nur den Lebenshorizont eines römischen Patriziers oder Equiten kannten, damit einiges voraus.

Quintus blickte auf, weil die Flamme am Docht des Öllämpchens zu zucken begann. Sie ließ seinen Schatten an der weiß getünchten, schmucklosen Wand zittern. Vorsichtig kippte er den Rest des Olivenöls, den er nicht essen mochte, durch das Füllloch der Lampe, worauf eine große Flamme aufloderte.

Da schwang mit einem energischen Ruck die Wohnungstür auf.

»Erwischt!«, rief eine Frauenstimme.

Quintus fuhr auf seinem Schemel herum, begriff aber sofort, dass es seine Frau war, die nach Hause gekommen war. Apollonia Tibur, öffentlich bekannt und im Theater der Stadt gefeiert als Pola, liebte große Auftritte.

»Danke, jetzt bin ich wieder wach«, grinste er.

Er betrachtete seine Frau, die, die Hände in die Hüften gestemmt, in der Mitte des Wohnzimmers wie eine Statue posierte. Ihre schlanken Arme und Beine waren perfekt proportioniert, ihre fast weiße Haut makellos. Ihr kleines, scharf geschnittenes Gesicht wurde von einer roten Lockenmähne eingerahmt. Was der Raum mit seinen niedrigen Decken und rustikalen Holzdielen an Glanz vermissen ließ, machte sie mit ihrer Erscheinung wett. Wenn sie, wie jetzt, von der Arbeit kam, strahlte sie eine besondere Energie aus. Selbstbewusst und mächtig, als habe ihr das Publikum im steinernen Halbrund mit seinen Blicken, seinen Gefühlen, seinem Klatschen eine spezielle, wenn auch nur flüchtige Kraft gespendet. Zu Hause, wo sie zur Ruhe kam, baute sich diese euphorische Energie dann langsam ab. Quintus war fasziniert davon, was die Bühne mit seiner Frau machte und wie ihre Leidenschaft für dieses schwierige Gewerbe trotz vieler Hindernisse weiter brannte.

Pola war keine unkomplizierte Frau, aber die schönste, die Quintus je gesehen hatte, und er war bis heute stolz darauf, dass sie sich von ihm hatte erobern lassen – sie, eine Adelige, Tochter eines römischen Senators, die das spießige Dasein leid gewesen war und sich einem Beruf verschrieben hatte, den die bessere Gesellschaft verachtete, von ihm, dem Bastard aus der Wildnis, der nicht richtig wusste, wohin er gehörte. Obwohl sie aus grundverschiedenen Welten kamen, hatten sie gemeinsam, dass sie Rebellen waren, Außenseiter, die die Grenzen ihrer zu klein gewordenen Territorien übertreten hatten, aber nun auch einen Preis dafür zahlen mussten. Auch nach fünf Jahren Ehe war Pola die einzige Frau, die Quintus begehrte. Und so gefiel es ihm, dass sie zu ihm kam, sich auf seinen Schoß setzte und zärtlich die Arme um seinen Hals schlang, auch wenn er eigentlich weiterarbeiten wollte.

»Enttäuschend«, flüsterte Pola.

»Was hast du denn erwartet, als du hier reingeplatzt bist?«

»Dass du mich überraschst, indem du gerade mit etwas völlig Unerwartetem beschäftigt bist.«

»Zum Beispiel?«

»Dass du dich mit einem Lustknaben vergnügst. Oder tatsächlich mal das Loch in der Decke reparierst, wie du es schon öfter versprochen hast. Damit uns die neugierige Vettel von oben nicht mehr beobachten kann.«

In der Tat waren die Etagen des Mietshauses nicht durch gemauerte Decken getrennt. Die von breiten Balken getragenen Holzdielen, die den Boden der oberen Wohnung bildeten, waren zugleich die Decke der darunterliegenden. Fiel jemandem über Quintus und Pola also ein Krug Wein herunter, so tropfte es durch die Ritzen zwischen den Brettern direkt auf ihre Möbel herab.

»Und ich alter Langweiler enttäusche dich mit Fallvorbereitungen«, sagte Quintus.

»Ach was!«, rief Pola. »Von nichts kommt nichts. Ich habe lieber einen ehrgeizigen Mann, der etwas kann, statt einen, der sich nur faul auf seinem Titel ausruht.«

Sie küssten sich leidenschaftlich. Pola kam direkt aus dem Theater, und man roch es. Quintus nahm den Schweiß an ihr wahr, der von der körperlich fordernden Darbietung herrührte, aber auch den leichten Duft von Rosen, deren Essenz die Schminke der Darsteller parfümierte. Und den Geruch von süßem Wein, dem Pola wohl nach der Aufführung zugesprochen hatte.

»Schatz, ich bin hier noch nicht ganz fertig«, erklärte Quintus und nahm die Hände vom Bauch seiner Liebsten. Aber die machte keine Anstalten, sich von seinem Schoß zu erheben. Stattdessen nahm sie spielerisch die Wachstafel, klappte sie auf und überflog die Notizen.

»Ach, es ist die Sache mit der Erbschaft? Die arme Frau, die von ihren Verwandten über den Tisch gezogen werden soll?«

Quintus nickte bejahend.

Polas Augen funkelten.

»Quintus, der Retter der Witwen und Waisen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Mein Fels der Gerechtigkeit in der Brandung aus Schmutz und Verderben.« Sie leckte mit ihrer Zungenspitze leicht über sein Ohrläppchen.

Die Berührung durchfuhr seinen Körper wie ein elektrischer Schlag.

»Was hältst du davon, wenn wir sofort ins Bett gehen?«, flüsterte Pola und blickte ihm tief in die Augen.

Hilflos sah Quintus zwischen ihr und seinen Unterlagen hin und her.

»Das … geht nicht. Mein Prozess ist der erste heute«, erklärte er.

»Ach komm, da bleibt doch noch genügend Zeit«, sagte Pola, die sich nun herausgefordert fühlte. »Du musst auch kein Vier-Gänge-Menü zaubern, es reicht ein schneller Nachtisch.«

Quintus schluckte. Ihre Ausstrahlung überwältigte ihn, aber er war in Gedanken eben schon im Gerichtssaal.

»Ich muss mir meine Kraft gut einteilen. Es tut mir leid, Liebste, ich muss wirklich los«, sagte Quintus und stand auf, was auch Pola wieder in eine aufrechte Position zwang. Sie war nicht enttäuscht, sie kannte ihn.

»Wie ist es im Theater gelaufen?«, fragte er, während er seine Wachstafeln und Schriftrollen in einem Beutel verstaute. »Hat sich das Publikum wieder etwas mit Giftmischerei gewünscht?«

Anders als bei klassischen Komödien und Tragödien mit bedeutungsschweren vorgeschriebenen Texten war beim Mimus alles improvisiert. Statt um Könige und Krieger drehten sich die Geschichten um normale Bürger. Statt Lektionen gab es Lebensnahes inklusive derbem Humor und allerlei Frivolitäten. Und statt Masken zu tragen, zeigten die Darsteller hier ihre Gesichter. Das trug nicht nur zu ihrem Wiedererkennungswert bei – Quintus musste immer schmunzeln, wenn Pola auf der Straße von einem nervösen Verehrer angesprochen wurde –, sondern bewirkte auch, dass Frauenrollen von Frauen gespielt werden durften.

Pola schüttelte den Kopf und entgegnete nachdenklich: »Die Wünsche der Zuschauer waren diesmal etwas … verstörend.«

»Dass ihr es auf offener Bühne miteinander treibt? Das fordern sie doch dauernd«, grinste Quintus.

»Nein, nein. Sie wollten, dass wir ein Verbrechen nachspielen. Einen Überfall, genauer gesagt. Germanische Räuber sollten ein Haus ausrauben, und dabei sollte es rasant zugehen. So was soll sich wohl neulich wirklich ereignet haben.«

Quintus runzelte die Stirn. Von einem derartigen Vorkommnis hatte er noch nicht gehört. »Habt ihr es hingekriegt?«, fragte er.

»Natürlich«, entgegnete Pola. »Als Hausherrin habe ich einfach die Räuber mit einer List in...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2023
Zusatzinfo 1 s/w-Abbildung (Karte)
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Abenteuer • Advokat • Altes Rom • Anwalt • Babylon Berlin • Barbaren • Cäsar • CCAA • eintauchen • Ermittlerduo • Frauenleben • Fräulein Gold • Frieden • Germanen • Geschichte von unten • historischer Krimi • historische Romane Neuerscheinungen 2023 • Historischer Roman • Histotainment • Justiz-Krimi • Krimi • Latein • Neuerscheinung 2023 • Rebecca Gablé • Römer • Römisches Reich • Römisch-Germanisch • Serie • Unterhaltung • Viva Colonia • Volker Kutscher
ISBN-10 3-10-491697-7 / 3104916977
ISBN-13 978-3-10-491697-2 / 9783104916972
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