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Colonel Muiron (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
342 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7549-9391-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Colonel Muiron -  Ole R. Börgdahl
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Wurde der ehemalige französische Kaiser auf Saint Helena durch einen Doppelgänger ausgetauscht? Konnte Napoléon Bonaparte in einem Fischerboot von der Insel fliehen, um im Atlantik von seinen Anhängern auf ein Schiff gerettet zu werden? Planen seine engsten Vertrauten Napoléon in einem südamerikanischen Staat an die Spitze einer Revolution gegen das spanische Vizekönigreich zu setzen? Oder ist Louisiana das Ziel des Colonel Muiron, wie sich Napoléon schon in der Vergangenheit nannte? Falk Marten Hanson und seine Kameraden verlassen Saint Helena, um genau diese Fragen zu beantworten. Die Reise geht über Brasilien und Chile zum Pazifik. Falk und sein Freund Marc Ligne durchqueren Panama und gelangen über Kuba nach New Orleans. Hier treffen sie endlich auf Colonel Muiron.

Ole Roelof Börgdahl wurde am 23.05.1971 in Skellefteå, Schweden, geboren. Er wuchs in Skellefteå, Malmö und Lübeck auf. Das Lesen ist für Ole R. Börgdahl ein wichtiges Element des Schreibens. 'Ich habe keine Lieblingsbücher, ich kann aber Bücher nennen, die mich beeindruckt haben. Hierzu gehört der Zyklus Rougon-Macquart von Émile Zola und Suite Francaise von Irène Némirovsky. Bei Zola gefällt mir die reiche Sprache, bei Suite Francaise hat mich das Schicksal von Irène Némirovsky bewegt.'

Ole Roelof Börgdahl wurde am 23.05.1971 in Skellefteå, Schweden, geboren. Er wuchs in Skellefteå, Malmö und Lübeck auf. Das Lesen ist für Ole R. Börgdahl ein wichtiges Element des Schreibens. "Ich habe keine Lieblingsbücher, ich kann aber Bücher nennen, die mich beeindruckt haben. Hierzu gehört der Zyklus Rougon-Macquart von Émile Zola und Suite Francaise von Irène Némirovsky. Bei Zola gefällt mir die reiche Sprache, bei Suite Francaise hat mich das Schicksal von Irène Némirovsky bewegt."

Prolog







Ich wusste nicht, wer noch lebte, ich wusste nicht, ob ich noch lebte, als plötzlich alles vom tobenden Meer umspült war. Das Wasser lief aber schnell wieder ab. In der Dunkelheit erkannte ich eine offene Stückpforte, die mir ungewöhnlich breit vorkam. Erneut rauschte Meerwasser über das Deck, ein gewaltiger Brecher war über uns gekommen. Ich spuckte, schüttelte mich und spürte erst jetzt meine Benommenheit. Und ich spürte, dass ich taub war. Alle Geräusche, das Strömen des Wassers, das Ächzen des Holzes und die Schreie der Männer hörte ich wie durch einen Nebel. Wieder stürzte das Meerwasser über mich, raubte mir für Sekunden auch den Sehsinn. Ich wollte meine Umgebung ertasten, hatte aber in meinem rechten Arm kein Gefühl mehr. Mit dem Linken fasste ich mir an die Brust und dann an die Schulter und weiter bis zum Ellenbogen.

Mein rechter Arm war noch dort wo er hingehörte, als ich ihn ertastete, durchlief mich allerdings ein stechender Schmerz. Ich wollte mich erheben, wurde aber zurückgehalten. Sofort griff ich mit der Linken an meine Oberschenkel, stieß dabei aber auf einen Körper, der über meinen Beinen lag. Die dünnen Arme, die schmale Taille, ich zog Philippe zu mir heran, spürte das Heben seines Brustkorbes. Und dann stöhnte er. In der Dunkelheit konnte ich ihn nicht untersuchen, seine Unversehrtheit nicht feststellen. Ich sank wieder in mich zusammen, ließ einen weiteren Sturzbach über uns ergehen und spürte, wie die Planken unter mir vibrierten.

Ich hatte die Augen geschlossen, öffnete sie wieder, holte tief Luft und blickte mich um. Alles war nur schemenhaft, aber dann sah ich ein schwaches Licht, das näherkam, stockte, sich wieder von mir fortbewegte, für einen Augenblick ganz verschwand und dann erneut auftauchte. Jetzt kam es näher, hatte mich entdeckt, und dann waren da zwei, drei Lichter. Eine Laterne wurde neben mir abgestellt, jemand beugte sich über Philippe und mich. Plötzlich durchschüttelte es den Rumpf, doch der Mann über uns blieb standhaft.

Ich blickte in sein Gesicht. Micha hob Philippes Körper an, übergab ihn an einen zweiten Mann, kümmerte sich dann wieder um mich. Er half mir auf, stützte mich, brachte mich zu einer Treppe und hinauf an Deck. Micha verschwand, aber da war Karl neben mir, kümmerte sich schon um meinen Arm.

»Philippe!«, rief ich.

In meinem Mund schmeckte ich Salz. Ich musste mich sofort übergeben. Karl drehte meinen Kopf zur Seite und als es vorbei war, wischte er mir das Gesicht ab.

»Philippe?«, wiederholte ich. »Was ist mit Philippe?«

»Es geht ihm gut, er ist bewusstlos, aber nicht verletzt.«

Karl wandte sich ab, gab Zeichen, man packte mich vorsichtig, half mir auf und geleitete mich über Deck. Achtern lagen Tücher, Decken und Reste der Segel, ein Lager für die Versehrten. Vier, fünf Mann kauerten dort bereits und auch Philippe, neben den ich gesetzt wurde. Er regte sich jetzt, stöhnte. Ich ergriff seine Hände. Karl untersuchte ihn noch einmal, beugte sich dann über einen Mann links neben mir. Gischt spritze auf, der Schwall war erneut ein Deck tiefer eingeströmt. Ich hoffte nur, dass man inzwischen alle Leute dort herausgeholt hatte. Karl drückte mich nieder, verhinderte es, dass ich mich wieder aufrichtete. Und dann überkam mich eine große Müdigkeit, mir wurde schwarz vor Augen. Ich wollte noch dagegen ankämpfen, aber es gelang mir nicht.

Alles war weg, ich hatte kein Zeitgefühl mehr. Waren eine oder zwei Stunden vergangen oder nur dreißig Minuten? Ich erwachte aus der Ohnmacht, die fast drei Stunden angedauert hatte, wie ich später erfuhr. Und dann, von einer Sekunde auf die andere, kam das Bewusstsein zurück. Im ersten Moment glaubte ich nicht, dass das Geschehene die Wirklichkeit war. Ich fror, hatte schrecklichen Durst. Die Erinnerung kroch mit unheimlicher Geschwindigkeit in mein Hirn. Alles stand klar vor mir. Philippe war über Bord gegangen, ich wollte ihn den Fluten entreißen und so bot auch ich meine Seele den Elementen an. Wir waren längst verloren, mit jeder Sekunde entfernte sich die Faucon von uns. Wellen griffen gierig nach uns, wollten uns in die ewige Tiefe ziehen. Doch ich hielt unser beider Körper über Wasser. Und wie durch ein Wunder kehrte die Faucon zurück. Unsere Wiedergeburt hatte jedoch einen hohen Preis. Alles hatte sich auf unsere Rettung konzentriert und das Schiff damit der Gefahr ausgesetzt, in der die Faucon jetzt umgekommen war.

Ich schreckte hoch, so brutal war die Erinnerung. Ich lag nicht mehr an Deck, sondern in meiner Kajüte, die ich mir mit weiteren Verletzten teilte. Plötzlich standen zwei Männer vor mir, einer ging in die Hocke. Ich erkannte Björn, neben ihm Victor. Ich wurde immer klarer, der Schleier hob sich nun endgültig, die Gedanken kehrten zurück, die Gedanken, die dem Schiff und der Mannschaft gelten mussten. Björn sah mich immer noch an, begriff dann, dass er mich ansprechen konnte.

»Wir sind aufgelaufen, sitzen fest, aber nicht fest genug. Die schwere See zieht am Rumpf der Faucon. Ich befürchte, neben den Felsen, auf denen wir liegen, geht es tausende Fuß in die Tiefe. Das ist hier so mit dem Land im Ozean, mit dem Land, das es eigentlich nicht geben darf.«

»Kann sie nicht mehr schwimmen?«, fragte ich und richtete mich etwas auf. Der Schmerz schoss in meinen Arm, aber ich ignorierte ihn. »Was ist mit dem Rumpf?«

Victor hockte sich jetzt auch zu mir hinunter. »Am Bug ist alles eingedrückt und aufgerissen, wir würden sinken wie ein Stein, sobald wir in tieferes Wasser geraten. Das Schiff liegt jetzt auf Grund, also auf einer Felsnase oder so, vielleicht sechs Fuß tief. Das Wasser schießt ein, läuft aber auch wieder ab. Es sind bereits drei Mann an Land gegangen und vertäuen die Faucon so gut es geht.«

»Wir wissen aber nicht, was das Unwetter noch anrichtet«, sagte Björn. »Wir wissen nicht, ob die Seile halten. Wir können nur hoffen, dass der verdammte Sturm nachlässt.«

Ich nickte. »Gut, kann man das Leck flicken?«

Victor überlegte. »Wir haben viel Material verloren, wir müssten an anderer Stelle vom Schiff Holz abschlagen …« Er zögerte. »Jetzt wüsste Hauke, was zu tun ist, verdammt.«

Ich verstand nicht. »Hauke, was ist mit Hauke? Er ist doch nicht über Bord gegangen?«

Karl kniete jetzt auch neben mir. »Einige Männer haben es nicht geschafft.«

»Was soll das heißen?«

Karl nickte in Richtung Großmast. »Draußen haben wir unsere Toten hingelegt«

»Wie viele?« rief ich mit schriller Stimme.

»Sieben und zwei Mann sind über Bord gegangen, da kommt wohl jede Hilfe zu spät.«

»Wer, verdammt, wer?«

»Hauke, Sten, drei von Micha Kameraden und zwei von den Leuten aus Lübeck, liegen alle da drüben und wenn wir die anderen beiden Jungs nicht noch irgendwo an Bord finden …«

»Ich will sie sehen«, rief ich und begann schon mich aufzurappeln.

Karl und Victor halfen mir. Wir gingen zum Großmast und wieder wurde der Rumpf der Faucon durchgeschüttelt, als wenn mich eine unheimliche Macht hindern wollte, zu meinen Leuten zu gelangen.

In meinem soldatischen Leben hatte ich schon viele Verbandsplätze gesehen, wo die anonyme Masse überwiegt, wo der Tod in jedem Gesicht gleich aussieht. Dies gilt aber nur, wenn man die Männer, die Kameraden zu Lebzeit nicht gekannt hat. Das, was sich mir am Großmast bot, war eine völlig andere Szenerie. Ich war monatelang mit diesen Männern gesegelt, hatte mit ihnen auf engstem Raum zusammengelebt, kannte ihre Namen und zumeist auch ihre Geschichte. Und dann waren da noch meine Freunde. Sten, der unter mir gedient hatte, der mir ein enger Kamerad und Freund war. Gleiches galt für Hauke. Wir beide hatten Leben gerettet, Menschen aus einem brennenden Haus geholt. Und jetzt war ich für Haukes Tod verantwortlich, für Stens Tod und auch für den Tod der anderen fünf Männer, die mir gefolgt waren, für die ich die Verantwortung trug.

Aber Tod ist nur ein Wort, ein endgültiger Zustand. Ich fragte mich, wie die Männer umgekommen waren. Erst jetzt sah ich ihre zerschundenen Körper, das Blut in ihren Gesichtern, an Armen und Beinen. Hätte ich sie retten können, wenn ich zur Stelle gewesen wäre, hätte ich sie retten können, wenn diese Mission niemals unternommen worden wäre?

»Hauke und Sten sind unter die Kanonen geraten«, erklärte Björn. »Im Batteriedeck hat sich beim Aufprall gegen den Felsen alles gelöst. Philippe und du, ihr hattet verdammtes Glück. Ein weiterer Mann wurde zerquetscht, die übrigen vier sind im Orlopdeck ertrunken.«


*


Meine Kajüte war in den nächsten zwei Tagen das Krankenlager. Karl hatte Arm- und Beinverletzungen, Schnitt- und Schürfwunden und Kopfwunden zu behandeln. Bei mir kam noch ein Fieber dazu, mit dem mein Körper auf die Unterkühlung reagierte, die ich erlitten hatte, als Philippe und ich mehr als eine halbe Stunde in den kalten Fluten geschwommen waren. Glücklicherweise fehlte Philippe gar nichts. Er musste sich ausschlafen, war aber nicht verletzt oder von Krankheit ergriffen.

Am dritten Tag leerte sich meine Kajüte. Am Nachmittag erhob ich mich ebenfalls, befreite mich aus meiner Hängematte und trat mit wackeligen Beinen an Deck. Der Sturm hatte einen heftigen Wind zurückgelassen. Am Himmel zogen Wolken vorüber, schnell strömend, und bildeten immer neue Wolkengebirgsformationen, bis schließlich der erste Sonnenstrahl blendend in meine Augen fuhr. Nach dieser hoffnungsvollen Blendung, suchte mein Blick sofort den Leichenplatz. Die schmerzliche Erinnerung war wieder da und ließ sich nur schwer vertreiben. Der Tod...

Erscheint lt. Verlag 7.4.2023
Reihe/Serie Falk-Hanson-Reihe
Falk-Hanson-Reihe
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Abenteuer • Chile • Demopolis • Liebe • Louisiana • Napoleon • Panama • Politik
ISBN-10 3-7549-9391-7 / 3754993917
ISBN-13 978-3-7549-9391-0 / 9783754993910
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