Wo bitte geht's zur großen Liebe? (eBook)
512 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-30734-9 (ISBN)
Dass es bei Stella gerade nicht rund läuft, wäre noch vorsichtig ausgedrückt. Ihr Freund, reicher Erbe eines Hundefutterimperiums, hat sie sitzen lassen, und ihr Vater hat ihr das Familienvermögen gesperrt. Wenn Stella nur wüsste, was sie mit ihrem Leben anstellen soll - denn sie weiß nur eins: Sie möchte sich verlieben. Und zwar so richtig. So, dass einem alles wehtut vor Glück und die Schmetterlinge im Bauch Purzelbäume schlagen. Als sie in einem Pub in Notting Hill einen großen, gut aussehenden Mann kennenlernt, scheint sich das Blatt endlich zu wenden. Zumal sie durch Zufall auch noch einen Job bei einer äußerst eigenwilligen Privatdetektivin ergattert, die ihr Geld damit verdient, untreue Ehemänner auszuspionieren. Doch das Leben lässt sich nicht so einfach in die Karten schauen - und bald muss Stella sich fragen, ob die große Liebe nicht doch da auf sie wartet, wo sie sie nie vermutet hätte ...
Sophia Money-Coutts ist Tochter eines englischen Barons. Ihre Familie führt die englische Privatbank »Coutts«, wo unter anderem die Queen ihr Geld anlegte. Sophia ist erfahrene Royal- und Promi-Redakteurin: Sie arbeitete für den »Evening Standard« und die »Daily Mail« und lebte zwei Jahre lang in Abu Dhabi. Heute schreibt sie freiberuflich und ist als Expertin für Adelsthemen gefragt - so gab sie der BBC ein Interview, als Harry und Meghan sich verlobten.
2
Draußen stellte Stella fest, dass sie sich in einem Teil East Londons befand, den sie nicht kannte, und dass ihr Telefon tot war, sodass sie auch nicht im Internet nachsehen konnte. Auf einer Umgebungskarte an einer Bushaltestelle ortete sie den Bahnhof Aldgate East und fuhr mit der U-Bahn nach Westen bis Holborn. Dort fand sie mithilfe einer weiteren Karte an einer anderen Bushaltestelle das Büro von Spinks, Londons führender Anwaltskanzlei, in der sie um halb zehn zu einem Vorstellungsgespräch erwartet wurde.
Es war inzwischen zehn nach zehn, und sie fühlte sich schlecht. Die eine Ibuprofen hatte nicht gewirkt, und in der U-Bahn hatte sie einen schwarzen Kaffee getrunken, von dem sie ständig aufstoßen musste. Stella ärgerte sich, dass sie keine Kaugummis gekauft hatte, und stieß einen kleinen sauren Rülpser aus, bevor sie die Klingel drückte.
Als es klickte, schob sie sich durch die Eingangstür, dann durch eine Glastür und stand schließlich in einem Empfangsbereich mit Marmorfußboden, zwei cremefarbenen Sofas und goldgerahmten Gemälden an den Wänden. Eins der Gemälde zeigte ein Schiff auf stürmischer See, dessen Bug auf dem Kamm einer schäumenden Welle in den Himmel ragte. Genau so fühlte sich ihr Magen an: ausgesprochen unruhig.
Sie blickte von dem Gemälde zu einem Mann, der auf einem der Sofas saß und Ähnlichkeit mit ihrem Vater hatte: graues Haar, ein perfekt gefaltetes rosafarbenes Einstecktuch in der Brusttasche, ein goldener Siegelring. Außerdem tippte er mit einer gewissen Dringlichkeit auf seinem Telefon herum, was Stellas Vater auch oft tat. Er unterbrach sogar Gespräche mit Familienmitgliedern, um durchs Telefon einen Angestellten anzubrüllen.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
Stella blickte zum Empfangstresen, hinter dem eine Frau mit akkuratem Pony und Headset saß.
»Guten Morgen, ich bin Stella Shakespeare und möchte zu Gideon Fotheringham.« Sie lächelte und presste schnell die Lippen zusammen, als sie einen weiteren Kaffeerülpser in ihrer Kehle aufsteigen spürte.
Die Empfangsdame blinzelte auf ihren Computerbildschirm. »Hier steht, das Treffen war für halb zehn angesetzt.«
»Das stimmt, aber ich wohne in West London und habe am Earl’s Court versehentlich die falsche Bahn genommen. So etwas passiert dort schnell.«
Die Lippen der Empfangsdame zuckten misstrauisch.
»Hören Sie, Rosemary«, sagte Stella mit Blick auf ihr Namensschild und stützte sich mit einem Unterarm auf dem Tresen ab. »Mal ganz ehrlich und unter uns: Das war ein harter Morgen, und mir geht’s nicht besonders, aber ich brauche diesen Job unbedingt. Ich wäre Ihnen also zutiefst verbunden, wenn Sie etwas für mich tun könnten.«
Rosemary richtete den Kopf wieder auf den Computermonitor, rümpfte kurz die Nase und begann zu tippen. »Mr. Fotheringham ist heute Morgen außerordentlich beschäftigt. Ich muss sehen, ob ich noch ein Zeitfenster finde.«
»Entschuldigen Sie, ich möchte nicht stören«, sagte jemand in leicht beleidigtem Ton hinter Stella.
Stella drehte sich zu dem Mann auf dem Sofa um und stellte fest, dass er ihrem Vater doch nicht so ähnlich sah, denn er hatte einen Schnurrbart, der über seine Mundwinkel hing. Es sah aus, als hätte sich eine fette Raupe unter seiner Nase niedergelassen und wäre dort gestorben.
Er starrte Rosemary vorwurfsvoll an und fuhr fort: »Ich habe um Viertel nach zehn einen Termin mit Gideon, und ich kann auf keinen Fall warten.«
»Kein Grund zur Sorge, Mr. Williams. Diese …« Rosemary hielt inne und sah Stella an, als wollte sie herausfinden, ob sie ein Gemüse oder ein Mineral war, »Dame muss wohl bis nach Ihrem Treffen warten.«
Stella ließ die Stirn auf ihren Arm sinken. Es kostete sie zu viel Anstrengung, aufrecht zu stehen. Wenn sie diesen Job nicht bekam, würde ihr Vater sie umbringen. Na ja, er würde ihre Kreditkarte sperren, was ungefähr genauso schlimm war. Dies war Stellas fünftes Vorstellungsgespräch in zwei Wochen, und sie war verzweifelt.
»Hallo, Mr. Fotheringham?«, sagte Rosemary in ihr Headset. »Ich habe hier eine Stella Shakespeare für Sie … Ja … Ich weiß … Nein, ich weiß … Sie sagt, sie hätte die falsche Bahn erwischt.«
»Am Earl’s Court, sagen Sie ihm das«, murmelte Stella.
»Gut. Kein Problem, Mr. Fotheringham, ja, natürlich, ich werde es ihr mitteilen, ja.«
Stella blickte hoffnungsvoll auf.
»Mr. Fotheringham hat nicht viel Zeit, weil er einen Termin mit Mr. Williams hat, aber wenn Sie den Aufzug in den dritten Stock nehmen, wird er Sie kurz dazwischenschieben.«
»Sie sind ein Schatz, danke, Rosemary«, erwiderte Stella erleichtert, trat zur Seite und drückte den Fahrstuhlknopf.
Als im dritten Stock die Türen auseinanderfuhren, stand davor ein großer blonder Mann mit hochroten Wangen, der den Mund so weit aufriss, als ob er gleich schreien wollte. Doch sobald er Stella sah, schloss er ihn.
»Mr. Fotheringham?«
»Ja. Und Sie müssen Stella sein?«
»Ja. Bitte entschuldigen Sie vielmals, dass ich zu spät komme. Ich hatte … Probleme mit der U-Bahn.«
»Keine Sorge, ich verstehe«, antwortete Gideon Fotheringham sanft und strahlte sie an.
Diese Wirkung hatte Stella oft auf Männer. Schon als Kind hatte sie mit ihren goldenen Haaren und den grünen Augen alle verzaubert. Mittlerweile war sie so schön wie ein Botticelli-Gemälde und zog auf der Straße die Blicke auf sich. Ihr Haar war immer noch hellblond, sie trug es fast immer offen, dadurch war es oft etwas zerzaust, sodass sie es verlegen über die Schulter schob. Andere Frauen starrten neidvoll auf ihren Körper, weil sie glaubten, dass das Leben damit um einiges leichter sein müsse: lange Beine, eine schmale Taille und sehr freche, pralle Brüste, die nicht natürlich aussahen, es aber durchaus waren.
Männer wie Gideon starrten sie ebenfalls an, wenn auch aus völlig anderen Beweggründen.
Fairerweise muss man sagen, dass es zum Teil an diesem Aussehen und der Kreditkarte ihres Vaters lag, dass Stella wie ein Schwan auf einem See durchs Leben zu gleiten schien: schön und scheinbar unbeeindruckt von allem, was sie umgab. Aber auch Schwäne hatten schlechte Momente, und in letzter Zeit hatte Stella eher das Gefühl unterzugehen, statt zu gleiten, denn sie schlidderte von einer Katastrophe in die nächste. Dass sie zu spät zu einem wichtigen Vorstellungsgespräch kam, war nur eine von vielen.
»Hier entlang«, sagte Gideon, legte eine fleischige Hand zwischen Stellas Schulterblätter und schob sie einen Korridor hinunter. »Ich bin so froh, dass Sie kommen konnten. Meine Kollegin hat mich gerade sehr plötzlich verlassen, und ich brauche eine brillante Assistentin, die mir hilft, alles zu regeln.« Als sie sein Büro betraten, lächelte er und bleckte die Zähne. »Nehmen Sie Platz«, forderte er sie auf und deutete auf einen Stuhl vor einem Mahagonischreibtisch, auf dem jede Menge silbergerahmter Fotos standen – hauptsächlich von ihm selbst.
»Danke«, erwiderte Stella, erleichtert darüber, sich setzen zu können. Der Kater setzte ihr ganz schön zu.
»Also«, fuhr er fort, ließ sich wie ein Mehlsack hinter dem Schreibtisch in einen Ledersessel fallen und strahlte weiter wie ein Honigkuchenpferd. »Ich weiß nicht mehr, über welche juristischen Erfahrungen Sie verfügen.«
»Ähm …« Stella zögerte. Sie hatte exakt null juristische Erfahrung, sie hatte überhaupt so gut wie keine Berufserfahrung.
In den letzten Jahren hatte sie verschiedene Jobs ausprobiert, war jedoch in jedem einzelnen gescheitert.
Sie hatte ein Praktikum bei der Vogue gemacht, wurde aber nach drei Monaten gefeuert, als man sie schlafend unter einer Kleiderstange in der Moderedaktion fand, eingewickelt in einen sehr teuren Pelzmantel, der für ein Fotoshooting angefordert worden war.
Danach wollte sie Yogalehrerin werden, musste die Ausbildung aber abbrechen, nachdem sie mit dem Ausbilder ins Bett gegangen war, einem bärtigen Mann namens Marcus mit einem großen Tattoo eines springenden Delfins auf dem Rücken.
Als Nächstes lieh sich Stella Geld von ihrem Vater und entwarf eine Kollektion handgefertigter Boxershorts, von denen sie aber nur innerhalb der Familie ein paar verkaufen konnte.
Obwohl sie nicht kochen konnte, hatte sie sich als Köchin bei einer Freundin ihrer Mutter beworben, die ein großes Haus in Holland Park besaß, wurde aber »freigestellt«, nachdem ihr die Spaghetti angebrannt waren. Sie hatte den Topf auf dem Herd vergessen, bis das ganze Wasser verdampft und die Nudelstränge verkohlt waren.
Kurz darauf lernte Stella Miles St. George kennen, den gut aussehenden Erben eines Hundefutter-Imperiums, und gab die Suche nach einem Beruf auf, weil sie davon ausging, ihn bald zu heiraten.
»Ähmmm«, murmelte sie wieder, und Gideons Blick fiel auf ihre Brust. »Nein, ich habe nicht viel juristische Erfahrung, aber …« Am liebsten hätte Stella gesagt, dass sie lieber ihre Schuhsohle ablecken würde, als für diesen gruseligen Perversen zu arbeiten, aber sie brauchte das Geld. »Ich bin ein großer Fan von Law & Order.«
Das stimmte wenigstens. Seit Miles und sie sich getrennt hatten, lag Stella nachmittags oft auf dem Sofa und schaute sich Wiederholungen alter Folgen an, um sich mit grausamen und ungewöhnlichen Mordfällen abzulenken. In der Woche zuvor hatte sie eine Folge gesehen, in der der Mörder sein Opfer mit einem Eisportionierer getötet hatte, und...
Erscheint lt. Verlag | 13.3.2024 |
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Übersetzer | Babette Schröder |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Looking out for Love |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 2024 • Adel • Alexandra Potter • Ali Hazelwood • beach read • Beth O'Leary • Bunte • Darf ich dich jetzt behalten? • eBooks • emily henry • Englisches Königshaus • falling hard • Frauenromane • funny story • Gala • Happy End • Kann ich jetzt bitte mein Herz zurückhaben? • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • London • megan clawson • meghan markle • Mhairi McFarlane • Neuerscheinung • Notting Hill • Prinz Harry • Romane für Frauen • Romane Neuerscheinungen 2023 • romcom • Royals • secret billionaire • Sophie Cousens • Sophie Kinsella • spicy books • The Crown |
ISBN-10 | 3-641-30734-1 / 3641307341 |
ISBN-13 | 978-3-641-30734-9 / 9783641307349 |
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