Der Jäger von London (eBook)
384 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-29073-3 (ISBN)
Der Hellseher Alex Verus wird vom Weißen Rat der Magier gejagt. Offiziell, weil er sich mit Schwarzmagiern verbündet haben soll. Doch Alex weiß, dass sein Erzfeind Levistus die treibende Kraft hinter dieser Hexenjagd ist. Jeder Versuch des Hellsehers, wenigstens einen Waffenstillstand auszuhandeln, wird abgelehnt. Selbst wenn er nicht in die Zukunft blicken könnte, wäre Alex klar, dass es nur eine Chance auf Frieden für ihn gibt: Der Gejagte muss zum Jäger werden - und Levistus muss sterben!
Die SPIEGEL-Bestsellerserie von Benedict Jacka! Steigen Sie ein in die Urban-Fantasy-Serie mit »Das Labyrinth von London« und folgen Sie der packenden Story des Hellsehers Alex Verus.
Benedict Jacka (geboren 1980) ist halb Australier und halb Armenier, wuchs aber in London auf. Er war 18 Jahre alt, als er an einem regnerischen Tag im November in der Schulbibliothek saß und anstatt Hausaufgaben zu machen, Notizen für seinen ersten Roman in sein Schulheft schrieb. Wenig später studierte er in Cambridge Philosophie und arbeitete anschließend als Lehrer, Türsteher und Angestellter im öffentlichen Dienst. Das Schreiben gab er dabei nie auf, doch bis zu seiner ersten Veröffentlichung vergingen noch sieben Jahre. Er betreibt Kampfsport und ist ein guter Tänzer. In seiner Freizeit fährt er außerdem gerne Skateboard und spielt Brettspiele.
2
Das Portal schloss sich mit einem Flackern hinter uns. Wir kamen in einem unberührten Gebiet heraus, mitten in der Nacht, und es lag vollkommen eben und verlassen vor uns. Struppige Büsche reichten uns bis zu den Knöcheln, dazwischen lagen Kies und Steine, alle vom Licht des Mondes an einem klaren Himmel erhellt. Die Landschaft dehnte sich zu allen Seiten ohne ein Anzeichen auf Leben oder Veränderung aus.
»Wo sind wir?«, fragte ich. Ich zitterte ein wenig. Die Luft war kühl im Vergleich zu vorher.
»Mojave-Wüste«, sagte Variam. Er arbeitete bereits am nächsten Portal, orangerotes Licht glühte um seine Hände, und er runzelte konzentriert die Stirn. »Wurden wir verfolgt?«
»Nein … ja«, sagte ich. Es ist schwer, einem Portal zu folgen, aber nicht unmöglich, besonders, wenn man sehr motiviert ist.
»Deleo? Nein, brauchst nicht zu antworten, natürlich die verdammte Deleo. Wie lange?«
»Drei bis vier Minuten. Ehrlich, ich bin beeindruckt, dass sie es durch den Tunneleinsturz geschafft hat.«
»Beeindruckt, genau«, sagte Variam säuerlich. »Hoff besser darauf, dass ich dieses Portal beim ersten Versuch hinbekomme.«
Ich tätschelte Variams Schulter. »Ich glaube an dich.«
Er verdrehte die Augen. »Also, ich weiß, die Liste mit Leuten, die dich umbringen vollen, ist verdammt lang. Aber geht es nur mir so, oder möchte Deleo dich wirklich noch dringender töten?«
»Das geht nicht nur dir so.«
»Ich hatte irgendwie gehofft, dass Richard sich ihrer entledigt und uns so den Ärger erspart hätte.«
»Wäre nett gewesen, aber nein«, sagte ich. »Weiß eigentlich nicht, wie es zwischen ihnen lief, aber soweit ich gehört habe, ist sie seither nicht mit ihm gesehen worden. Also ist sie entweder gefeuert und gibt mir dafür die Schuld, oder Richard hat sie geschickt, als letzte Chance, sich selbst zu beweisen.«
»Macht das wirklich einen Unterschied?«
»Nein.«
Variams Portal öffnete sich, und wir traten hindurch in die nächste nächtliche Wildnis. Sie sah der letzten ähnlich, nur dass es weniger Steine gab und dafür mehr Sand und Kakteen, die im Mondlicht lange Schatten warfen. »Wo sind wir jetzt?«, fragte ich.
»Mexiko«, antwortete Variam. »Sonora-Wüste.« Er war bereits am Zauber für Portal Nummer drei. »Hör mal. Es ist schon auffällig, aber die Chancen, dass Deleo auftaucht, wann immer wir auf einer Mission sind, stehen um die fünfzig zu fünfzig.«
»Ja.«
»Scheint nicht, als würde sie damit aufhören.«
»Wohl nicht.«
»Hast du mal daran gedacht, sie dazu zu bringen, damit aufzuhören?«, fragte Variam. »Ich meine, wenn man bedenkt, wie viele Todesopfer du anhäufst, weiß ich, dass ich dir sagen muss, du solltest kürzertreten, aber was, wenn wir uns eine gute Stelle aussuchen, sobald sie uns das nächste Mal folgt, und …« Er nahm eine Hand weg von dem Zauber, den er wirkte, und fuhr sich mit einem Finger über den Hals.
Ich seufzte, stieß den Atem in einer Wolke aus. Hier war es etwas wärmer. »Das ist nicht so einfach.«
»Weil ihr zusammen Lehrlinge wart?«
»Nein«, antwortete ich. Ich hatte Rachel einmal nahegestanden, aber davon war herzlich wenig übrig. »Sie hat selbst einen Dschinn.«
Variam warf mir stirnrunzelnd einen Blick zu. »Ernsthaft?«
»Wollte ich dir schon früher erzählen, doch irgendwie wurde ich abgelenkt«, sagte ich. »Aber ja, das war damals, als wir noch Lehrlinge waren. Tatsächlich bin ich ziemlich sicher, dass sie in genau dem Moment aufhörte, Lehrling zu sein.«
Das Portal öffnete sich, und blendendes Licht ließ mich blinzeln, bevor Variam rasch das Leuchten dämpfte und das Oval mit einem Magieschleier abschirmte.
Wir traten in helles Tageslicht. Eine im Zenit stehende Sonne strahlte sengend von einem wolkenlosen Himmel herab, und die Luft war heiß und trocken. Wir standen auf einem kleinen Felshaufen inmitten von gewaltigen goldenen Sanddünen. Ich wandte mich an Variam. »Ernsthaft?«
»Was?«, fragte Variam.
»Wir sind in …« Ich schwieg kurz. »Saudi-Arabien? In der Wüste?«
»Was ist das Problem?«
»Was hast du nur mit Wüsten?«
»Ich mag Wüsten.«
Ich verdrehte die Augen. »Egal. Jedenfalls ging das Bindungsritual schief, und das ist einer der Gründe, aus denen sie so durchgedreht ist. Ich bin ziemlich sicher, sie kann die Mächte des Dschinns nicht zuverlässig nutzen. Aber sie sind immer eine Option, und selbst wenn nicht, ist ihre Bilanz, meine Bluffs zu durchschauen, wirklich gut. Ich möchte wirklich nicht in eine direkte Konfrontation mit ihr geraten, wenn ich es vermeiden kann.«
»Also ist der Plan … was? Darauf warten, dass ihr langweilig wird und sie aufgibt?«
»Nein«, sagte ich. »Ich habe jemanden, der auf Abruf ist und vielleicht helfen kann. Falls nicht … sie ist mein Problem. Ich kümmere mich darum.«
Ein paar Sekunden lang standen wir in der Affenhitze. Die Luft fühlte sich an wie in einem Backofen, und der grelle Glanz der Sonne sorgte dafür, dass ich mir die Augen abschirmen wollte. »Wirst du klarkommen?«, fragte ich Variam.
»Keine wütenden Voicemails«, sagte er. »Solange ich in der nächsten Viertelstunde zurückkehre, ist alles fein.«
»So habe ich das nicht gemeint.«
»Ja, ich weiß.« Variam warf mir einen Blick zu, dann sah er zu Boden, kratzte mit dem Zeh über die Steine. »Ich bin nicht sicher.« Er hielt inne. »Denkst du, was er gesagt hat, stimmt?«
Es zeigte, wie besorgt Variam sein musste, wenn er so etwas fragte. »Ich denke, er hat gesagt, was immer uns seiner Meinung nach am unglücklichsten machen würde.«
»Heißt nicht, dass er unrecht hatte.«
»›Was Menschen Übles tun, das überlebt sie. Das Gute wird mit ihnen oft begraben.‹«
Variam sah mich missbilligend an. »Wenn das ein Versuch ist, dafür zu sorgen, dass ich mich besser fühle, machst du einen echt beschissenen Job.«
»Jagadev hat herzlich wenig Gutes und jede Menge Böses getan«, sagte ich. »Aber was er Anne angetan hat, könnte zu Schlimmerem führen als alles andere zusammengenommen. Richard und Morden haben Anne diesen Dschinn beschafft, doch Jagadev und Sagash haben sie auf den Weg gebracht, der dorthin geführt hat.«
»Und jetzt, da Jagadev tot ist, wissen wir, wohin sie sich als Nächstes wendet.«
Ich nickte. »Es wird schwer sein, sie aufzuhalten.«
»Ich mache mir keine Sorgen darum, dass sie es auf Sagash abgesehen hat.«
Ich wartete, bis Variam nach England zurückportete, dann holte ich einen Portalstein für eine Reise allein heraus. Sobald ich mich in einer Gegend mit Mobilfunkabdeckung befand, wählte ich. Es klingelte eine Weile, bis ein Klicken erklang und eine grollende Stimme sagte: »Ja.«
»Ich bin’s.«
»Und?«
»Ich bin ihr wieder begegnet. Musste mich absetzen.«
»Das hast du mir nicht erzählt.«
»Sie warnt mich nicht gerade vor.«
»Bist du Wahrsager oder nicht?«
Als Variam gefragt hatte, warum ich mich Rachel nicht entledigte, hatte ich ihm die Wahrheit gesagt, aber nicht die ganze Wahrheit. Der Magier am anderen Ende der Leitung war Cinder, und er hatte seine eigenen Gründe, Rachel lebend in die Finger bekommen zu wollen. »Letztes Mal wolltest du, dass ich Deleo finde«, sagte ich. »Ich sollte sie dazu bringen, mich aufzuspüren, sodass du dann anwesend sein könntest und sie sich zuerst mit dir auseinandersetzen müsste.«
»Und?«
»Ich bin nicht sicher, wie gut das funktioniert.«
»Wir hatten einen Deal.«
»Haben wir noch, aber ich warne dich, sie ist wirklich durchgedreht. Wenn du zwischen uns gerätst, glaube ich nicht, dass es so enden wird, wie du es dir erhoffst.«
»Mein Problem, nicht deins.« Cinders Stimme klang entschieden. »Machst du es?«
Ich seufzte. »Ja, ich mache es.«
Cinder legte auf, und ich ließ das Telefon mit einer Grimasse sinken. Rachel war nicht mein größtes Problem – sie war nicht einmal unter den Top fünf –, aber sie war eine zusätzliche Komplikation, die ich wirklich nicht brauchte. Ich war nicht sicher, ob ich es mir leisten konnte, mich bei alldem, was sonst lief, auch mit ihr auseinanderzusetzen.
Aber Cinder war einer der ganz wenigen Verbündeten, die mir noch blieben, und das hieß, ich würde eine Möglichkeit finden müssen, ihn bei Laune zu halten. Und was die Probleme anging, hatte ich noch einen Anruf ausstehen, einen, der sehr viel unangenehmer sein würde als der letzte. Zeit, sich darauf vorzubereiten.
Ich schritt die Waldlichtung ab, die ich für die Unterhaltung ausgewählt hatte, und traf die nötigen Vorkehrungen. Es war schwer, sich daran zu erinnern, dass ich früher einmal jemanden hatte anrufen können, ohne erst eine Stunde lang sicherzustellen, dass ich nicht dabei aufgespürt oder umgebracht wurde. Nachdem ich die Vorkehrungen beendet hatte, holte ich meinen Kommunikator hervor, prüfte die Zukünfte ein letztes Mal und lenkte dann Energie hinein. »Hallo, hallo«, sagte ich in den Fokus. »Test, eins, zwei, drei.«
Kurz herrschte Schweigen, dann drang eine vertraute Stimme aus dem Kommunikator. »Hallo, Magier Verus«, sagte Talisid. »Ich verstehe dich sehr gut.«
Ich konnte Talisid nicht sehen – der Fokus beschränkte sich auf Audio –, aber ich konnte ihn mir vorstellen, ordentlich gekleidet in einen Businessanzug, kahl werdend und ernst dreinblickend. Ich kannte Talisid...
Erscheint lt. Verlag | 17.1.2024 |
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Reihe/Serie | Alex Verus | Alex Verus |
Übersetzer | Michelle Gyo |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Forged (Alex Verus 11) |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | 2024 • Alex Verus • Ben Aaronovitch • Buchempfehlung • Die Flüsse von London • eBooks • Fantasy • fantasybooktok • fantasy neuerscheinung 2024 • Finale • Harry Dresden • Hellsehen • Jim Butcher • Kampf gegen das Böse • Kevin Hearne • Krimi • London • Magie • Neuerscheinung • Peter Grant • Schwarze Magie • Spiegel Bestsellerautor • Sturmnacht • Tinte und Siegel • Urban Fantasy • Wahrsager • Zauberer |
ISBN-10 | 3-641-29073-2 / 3641290732 |
ISBN-13 | 978-3-641-29073-3 / 9783641290733 |
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