Mit farbig gestaltetem Buchschnitt - nur in der gedruckten Ausgabe
Als Elora an der Eliteuniversität Corvina Castle auf den unnahbaren Gabriel trifft, ahnt sie, dass mehr hinter seiner verschlossenen Fassade stecken muss. Die beiden stehen sich als Konkurrenten im Wettbewerb um den begehrten Platz in der einflussreichen Studentenverbindung Fortuna gegenüber. Elora kämpft für ihre Zukunft als Ärztin, Gabriel will den Tod seiner Schwester aufklären. Als sie herausfinden, dass die Verbindung in dunkle Machenschaften verstrickt ist, sind sie längst selbst zu Spielfiguren geworden. Sie müssen zusammenarbeiten und kommen sich dabei zunehmend näher. Bis Gabriel eine Entscheidung trifft, die Elora in Lebensgefahr bringt, und er lernen muss, die Vergangenheit loszulassen, wenn er Elora nicht für immer verlieren will.
Julia Hausburg wurde 1998 geboren und studierte Bildungswissenschaften, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Katzen in Südbayern, liebt warmen Sommerregen und Schreibnachmittage im Café. Wenn sie nicht gerade an ihrem nächsten Buch arbeitet, findet man sie mit einem spannenden Liebesroman in ihrer eigenen kleinen Bibliothek.
Kapitel 2
Zwei Jahre später
Elora
Als ich das Esszimmer betrete, glitzert hinter der breiten Fensterfront der Genfer See in der Sonne. Das türkisblaue Wasser hat heute nur wenig Seegang, daher schaukelt das Boot meines Stiefvaters an unserem hauseigenen Steg sachte hin und her. Im Hintergrund recken sich die Alpen in den Himmel. Von hier aus erscheinen sie mir winzig. Sie erinnern mich jeden Tag aufs Neue daran, dass ich mich genau so fühle, seit ich in diese luxuriöse Villa eingezogen bin. Klein. Und nicht wie ich selbst. Genau deswegen muss ich hier so bald wie möglich weg.
»Guten Morgen«, flötet meine Mutter, die mit meinem Stiefvater Ludovico am Esstisch sitzt. Sie reicht mir einen Umschlag. »Der ist für dich mit der Post gekommen.«
Sobald ich den Absender lese, schlägt mein Herz so heftig, als wolle es mir aus der Brust springen. Die Pestalozzi-Stiftung. Endlich! Auf diesen Brief warte ich seit Wochen.
An Ort und Stelle reiße ich den Umschlag auf und ziehe ein einzelnes Blatt mit ein paar maschinengeschriebenen Zeilen heraus.
Sehr geehrte Elora Farraro,
nach hinreichender Prüfung Ihrer Unterlagen müssen wir Ihnen heute leider mitteilen, dass wir Ihnen kein Stipendium durch unsere Stiftung gewähren können. Wir bedanken uns für Ihr …
Ich lese nicht weiter, sondern stopfe das Papier frustriert zurück in den Umschlag. Meine Augen brennen, aber hastig blinzle ich die Tränen weg. Ich werde auf keinen Fall anfangen zu weinen. Nicht vor Ludovico und meiner Mutter.
»Und?«, fragt sie aufgeregt und streicht sich eine honigblond gefärbte Haarsträhne aus der Stirn. Früher war ihr Haar genauso dunkelbraun wie meins. Auch das hat sich geändert, nachdem Ludovico in unser Leben getreten ist.
Ich schüttle nur den Kopf, weil ich nicht fähig bin zu sprechen. Das war meine letzte Chance auf ein Stipendium. Alle anderen Stiftungen haben mir schon vor Wochen abgesagt. Enttäuscht setze ich mich an den Tisch und lege den Brief beiseite.
Ludovico räuspert sich. »Du weißt, dass deine Chancen auf ein Stipendium schlecht standen.«
»Ja, dank dir.«
Mein Stiefvater ist der Inhaber einer milliardenschweren Firma. Als mir meine Mutter vor ungefähr drei Jahren von ihrem neuen Freund erzählte, der ein wohlhabender Unternehmer aus Genf ist, hielt ich das zunächst für einen Scherz. Aber dann ging alles Schlag auf Schlag. Ludovico machte ihr einen Heiratsantrag, sie sagte Ja, und plötzlich zog ich von einem kleinen Dorf in Deutschland in die reichste Stadt der Schweiz. Von einem öffentlichen Gymnasium wechselte ich auf eine teure Privatschule, und statt mit dem Bus zu fahren, wurde ich mit einer Limousine herumkutschiert.
Was ich wollte, spielte keine Rolle. Ich war sechzehn Jahre alt und musste mich fügen. Dass meine gesamte Welt auf den Kopf gestellt wurde und ich alles verlor, was mir etwas bedeutete, spielte keine Rolle. Ich ließ mein Zuhause zurück, genauso wie meine Freunde, die meine Mutter und mich Goldgräberinnen nannten, und schließlich gar nicht mehr mit mir sprachen. Dadurch, dass ich mitten im Schuljahr auf eine neue Schule wechselte, fand ich auch dort keinen Anschluss. Weder im Unterricht noch bei meinen neuen Mitschülern. Nur eine Sache blieb mir. Eine Sache, die sich nie verändert hat: mein Traum, Medizin zu studieren.
Und genau der droht nun zu platzen.
»Du könntest einfach mein Angebot annehmen«, sagt Ludovico und deutet auf den Brief. »Das war deine letzte Bewerbung um ein Stipendium, oder?«
Zögerlich nicke ich und nehme mir von dem Rührei, das Ludovicos Haushälterin besser macht als jedes Restaurant. »Ich weiß, du meinst es nur gut, aber das will ich aus eigener Kraft schaffen.«
»Und wie?«
Ja, wie, verdammt? Wenn ich das wüsste, säße ich schon längst nicht mehr hier. Dann hätte ich mir bereits irgendwo eine eigene Wohnung gesucht, weit weg von Genf und dem mit allerlei Pflichten verbundenen Reichtum meines Stiefvaters. Leider ist ein Medizinstudium nicht so leicht zu stemmen. Wenn ich nebenbei noch arbeiten muss, werde ich das Lernpensum nicht schaffen, das ist mir vollkommen klar. Ich bin niemand, dem das Lernen leichtfällt. Schon immer musste ich für gute Noten hart arbeiten.
Ich hasse es, wie zufrieden Ludovico aussieht, weil er genau weiß, dass mir nach der Absage keine andere Wahl bleibt, als sein Angebot anzunehmen. Aber dann wäre ich exakt das, was meine früheren Freundinnen mir vorgeworfen haben: eine Goldgräberin, die sich von ihrem Stiefvater aushalten lässt. Dabei könnte die Realität nicht weiter davon entfernt sein. Ich möchte eigenständig sein. Der ganze Reichtum ist mir egal. Er ist die Eintrittskarte zu einer oberflächlichen Welt, in der jeder jedem ein Messer in den Rücken sticht, sobald etwas für ihn oder sie dabei herausspringt.
Vor meinem inneren Auge sehe ich nichts als Dunkelheit, dann blaue, flackernde Lichter. Ich höre einen lauten Knall und spüre Angst, die meinen Brustkorb wie ein Schraubstock zerquetscht. Hastig blinzle ich, um Erinnerungen an die Nacht, in der ich hautnah miterleben musste, wie falsch die oberen Zehntausend sein können, zu vertreiben. Ich brauche keine schicken Kleider und teuren Autos. Alles, was ich will, alles, was ich jemals wollte, ist, Ärztin zu werden, um Menschen zu helfen.
Menschen wie meinem Vater.
Sofort verdränge ich die schmerzhaften Gedanken an ihn. Ich stehe auch so schon kurz davor, in Tränen auszubrechen. Mich an den Tod meines Vaters zu erinnern, würde das Fass zum Überlaufen bringen.
»Du solltest noch einmal in Ruhe darüber nachdenken«, holt Ludovico mich aus meinen düsteren Gedanken zurück. »Bevor es zu spät ist, dich für das kommende Semester einzuschreiben.«
Mir ist klar, im Grunde hat er recht. Ist meine Sturheit es wirklich wert, meinen Traum aufs Spiel zu setzen? Warum kann ich es mir nicht leicht machen und sein Angebot annehmen? Zwei Buchstaben trennen mich von einer sorglosen Studienzeit. Doch ich bekomme sie partout nicht über die Lippen.
Ich schiebe mir einen weiteren Bissen Rührei in den Mund, aber der Appetit ist mir längst vergangen.
»Dir würde es auf Corvina Castle sicher gut gefallen«, fügt er hinzu. Natürlich lässt er nicht locker. Er ist es gewohnt zu bekommen, was er will. »Viele berühmte Ärzte und Ärztinnen der Schweiz haben dort studiert. Die Universität ist international anerkannt für ihre erstklassige Ausbildung, insbesondere der Studiengang Medizin gilt als einer der besten überhaupt.«
Ludovico klingt, als würde er aus einer Informationsbroschüre vorlesen. In meiner Magengegend kribbelt es verräterisch. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass mich eine Begeisterung packt, die ich nur zu gern verdrängen würde. Mit seiner Bedingung, dass ich an der Eliteuniversität Corvina Castle studieren muss, damit er mir mein Studium finanziert, will er mich manipulieren. Dennoch habe ich mir online Bilder der Uni angeguckt. Ich konnte einfach nicht anders, meine Neugier war zu groß. Corvina Castle liegt eine Stunde von Zürich entfernt am Walensee. Eine traumhafte ruhige Lage, in der ich mich ganz auf mein Studium konzentrieren könnte. Mit einer riesigen Bibliothek und renommierten Dozenten.
Und dennoch … »Ich glaube nicht, dass Corvina Castle der richtige Ort für mich ist.« In den letzten drei Jahren war ich durchgängig von reichen Schnöseln umgeben, das reicht mir für ein ganzes Leben. Selbst wenn es hier um meinen großen Traum geht.
»Warum nicht?«, fragt meine Mutter, die mal wieder gar nichts versteht. Sie begreift nicht, wie wenig ich der Welt, in der wir inzwischen leben, abgewinnen kann. Dass ich viel lieber in unserem kleinen Dorf im Allgäu geblieben wäre, als mich von einem Chauffeur und mit einem prickelnden Glas Champagner in der Hand zum Shoppen durch Genf kutschieren zu lassen.
»Es gibt viele Stipendiaten an der Universität, außerdem würdest du endlich Lucia kennenlernen«, führt Ludovico an. Als er seine Tochter erwähnt, wird seine Stimme weicher. Ich höre eine Spur Kummer darin.
Bisher habe ich Lucia nicht einmal gesehen, obwohl meine Mutter und ich seit fast zwei Jahren in der Villa Salvari wohnen. Ihr Vater und sie haben sich kurz vor der Hochzeit heftig zerstritten, und seitdem war Lucia nicht zu Hause. Worum es bei dem Streit genau ging, hat Ludovico mir nie verraten, doch anhand von ein paar aufgeschnappten Gesprächsfetzen vermute ich, dass Lucias Studienwahl eine entscheidende Rolle dabei gespielt hat.
Sie scheint mutig zu sein, wenn sie es geschafft hat, sich gegen Ludovico durchzusetzen. Ich kann nicht verhindern, dass mich die Neugier packt. Wer ist meine Stiefschwester? Würden wir uns gut verstehen? Könnten wir gemeinsam diesem Wahnsinn trotzen, dem ich mich seit zwei Jahren allein stellen muss? Ich habe mir immer eine Schwester gewünscht.
»Wie gesagt, denk noch einmal in Ruhe darüber nach«, bittet Ludovico.
Ich schiebe die Reste des Rühreis auf meinem Teller hin und her. Soll ich die Chance, die sich mir bietet, nutzen? Studiere ich an der besten Universität der Schweiz und lerne auch noch meine Stiefschwester kennen? Oder probiere ich es weiter allein und riskiere, dass mein Traum nicht in Erfüllung geht?
»In Ordnung«, sage ich schließlich. »Ich denke darüber nach.«
Seufzend lehne ich den Kopf gegen das kühle Fensterglas und schaue nach draußen. Laubbäume, deren Blätter wirken, als hätte ein Künstler sie in orange und gelbe Farbeimer getaucht, reihen sich an die vom Regen nasse Straße. Sie führt in Serpentinen einen...
Erscheint lt. Verlag | 1.10.2023 |
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Reihe/Serie | Die Corvina Castle-Reihe | Die Dark-Elite-Reihe |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 2023 • Booktok • College • dark academia • darkacademiaaestethic • Dark Ivy • Dunbridge Academy • eBooks • Elite-Universität • Frauenromane • Happy End • Liebe • Liebesroman • Liebesromane • Lyx • Maxton Hall • Mona Kasten • Neuerscheinung • New Adult • New Adult Neuerscheinungen 2023 • Nikola Hotel • Romance • Romane für Frauen • Sarah Sprinz • Save me • save us • save you • Schweiz • TikTok • tiktok trend |
ISBN-10 | 3-641-30821-6 / 3641308216 |
ISBN-13 | 978-3-641-30821-6 / 9783641308216 |
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