Trevellian und das Rendezvous mit einer Toten: Kriminalroman (eBook)
250 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7397-6 (ISBN)
Kapitel 1
Die Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Wir vermuteten, dass es sich um Dennis Monahan und seine Frau Samantha handelte. Allerdings hatten wir keine Ahnung, wie es zu dem Brand in der Villa gekommen war. Die Kollegen von der Spurensicherung machten ihren Job. Milo und ich standen eigentlich nur im Weg herum.
Einer der Beamten näherte sich uns. Es war Sergeant Tom Miller von der SRD. Er zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise wurde der Brand gelegt. Wir haben Spuren gefunden, die auf einen Brandbeschleuniger schließen lassen. Abschließendes aber muss die Analyse ergeben.«
»Nachbarn haben berichtet, dass es eine Explosion gab«, erwiderte ich.
»Es kann zu einer Explosion kommen, wenn sich Benzin oder Kerosin schlagartig in einem Raum entzündet«, versetzte der Kollege. »Es lässt jedenfalls nichts darauf schließen, dass ein Sprengsatz benutzt worden wäre.«
»Sie halten uns auf dem Laufenden?«, fragte ich.
»Natürlich, wenn Sie es wünschen. Aber wahrscheinlich ist es gar kein Fall für das FBI. Nun, wir werden es sehen.«
Milo und ich fuhren ins Field Office zurück. Dort meldeten wir uns bei Mr. McKee an. Der Assistant Director saß hinter seinem Schreibtisch. Als wir das Büro betraten, erhob er sich, kam um den Schreibtisch herum und gab jedem von uns die Hand. Dann forderte er uns auf, an dem kleinen Besprechungstisch Platz zu nehmen. Er setzte sich zu uns. »Was haben Sie zu berichten?«, fragte der Chef.
»Es sieht so aus, als wären Dennis Monahan und seine Gattin in ihrem Haus verbrannt«, erwiderte ich. »Obwohl Nachbarn eine Explosion zu vernehmen glaubten, lässt nichts auf den Einsatz einer Bombe schließen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass ein Brandbeschleuniger benutzt wurde, was auf Brandstiftung hinweisen würde. Durch die Verpuffung kann es zu einem explosionsartigen Knall kommen.«
»Man sagte Monahan Verbindungen zur Unterwelt nach«, murmelte Milo.
»Offiziell betrieb er einige Gebrauchtwagenhandel und einen Schrottplatz«, sagte ich.
»Er hatte Freunde in Politik und Wirtschaft«, bemerkte mein Partner. »Und er galt als Wohltäter. Monahan soll hohe Beträge für soziale Zwecke gespendet haben.«
»Ja«, sagte der AD nickend, »Monahan hatte einen hervorragenden Ruf. Darum sollten wir abwarten, was die Spurensicherung ergibt. Vielleicht wird unser Einsatz gar nicht notwendig, wenn sich herausstellt, dass kein Verbrechen vorliegt. – Woran arbeiten Sie gerade?«
»An der Entführungsserie«, versetzte ich.
»Sind Sie schon weitergekommen?«, fragte der AD.
»Es handelt sich um drei entführte Kinder«, erklärte ich. »Die Entführer haben jeweils fünfhunderttausend Dollar Lösegeld gefordert. Nachdem die Eltern zahlten, sind die Kinder nie wieder aufgetaucht. Man hat auch keine Leichen gefunden. Wir treten im Moment noch auf der Stelle, Sir. Es gibt nicht den geringsten Hinweis auf die Verbrecher.«
»Es muss also ein weiteres Kind entführt werden, um einen Hinweis zu erhalten«, murmelte der Chef. »Das gefällt mir ganz und gar nicht, Gentlemen.«
»Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen«, murmelte ich. »Das Police Departement hat den Fall vor drei Tagen an uns abgegeben. Wir haben bisher lediglich mit den Eltern der entführten Kinder sprechen können. Die Kollegen vom Detective Bureau haben sich herausgehalten, weil die Entführer drohten, die Kinder umzubringen. Schließlich hat man das FBI eingeschaltet, als auch das dritte Kind nach der Lösegeldzahlung nicht freigelassen wurde.«
»Legen Sie den Schurken das Handwerk«, forderte uns der Chef auf.
*
Zwei Tage später wussten wir es. Es lag Brandstiftung vor. Die beiden Leichen wiesen Kugellöcher auf. Dennis Monahan und seine Gattin wurden ermordet, und dann hatten ihre Mörder den Brand gelegt. Weil wir schon in die Sache hingezogen worden waren und da nicht auszuschließen war, dass das organisierte Verbrechen dahinter steckte, übernahmen wir die Ermittlungen.
Dennis Monahan war siebenundvierzig Jahre alt geworden. Seine Frau Samantha zweiunddreißig. Kinder waren keine vorhanden. Aber Monahan hatte einen Bruder und eine Schwester. Dexter Monahan wohnte in Manhattan, West, 71st Street. Wir trafen nur seine Frau an. Sie erklärte uns, dass ihr Mann auf der Arbeit war. Er war als Buchhalter bei einer Spedition in Brooklyn beschäftigt. Wir sprachen mit der Frau. Sie sagte:
»Mein Mann und sein Bruder hatten kaum Kontakt miteinander. Dennis schaute auf uns herunter. Er verdiente Millionen mit seinen Gebrauchtwagen. Seine Geschäftsverbindungen reichten bis Saudi Arabien. Er verkaufte den Arabern amerikanische Luxusschlitten und sie rissen sie ihm förmlich aus den Händen.«
»Dennis Monahan hatte keine Nachkommen«, sagte ich. »Es ist nicht auszuschließen, dass Ihr Mann als sein Erbe in Frage kommt.«
»Was ist mit den Verwandten seiner Frau?«, fragte Mrs. Monahan.
Ich musste passen. »Im Endeffekt werden das Gericht und der Nachlassverwalter zu entscheiden haben, wer das Vermögen erbt«, erklärte ich schließlich.
Wir suchten Dexter Monahan an seinem Arbeitsplatz auf. Nachdem ich uns vorgestellt hatte, bot uns der Mann Sitzplätze am Besuchertisch an, dann sagte er: »Eine tragische Sache, das mit meinem Bruder. Weiß man schon etwas Näheres?«
Ich nickte. »Es liegt ein Verbrechen vor. Ihr Bruder und seine Frau wurden erschossen, ehe das Feuer gelegt wurde.«
Fassungslos starrte mich Dexter Monahan an. Er schluckte würgend. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Dann entrang es sich ihm betroffen: »Gibt es schon eine Spur zum Mörder meines Bruders und meiner Schwägerin?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Von Ihrer Frau hörten wir, dass Sie kaum Kontakt zu Ihrem Bruder hatten.«
Dexter Monahan nagte an seiner Unterlippe. Er schien das Gehörte noch immer nicht verarbeitet zu haben. Ich hatte das Gefühl, dass er meine Frage gar nicht verstanden hatte. Als ich schon ansetzen wollte, sie zu wiederholen, sagte er:
»Das ist richtig. Unsere Kontakte beschränkten sich auf Anrufe zu Weihnachten und den jeweiligen Geburtstagen. Den Kreisen, in denen sich mein Bruder bewegte, fühle ich mich nicht zugehörig. Ich gehe mit dem Gehalt eines Buchhalters nach Hause. Mein Bruder verdiente Millionen. Unsere Welten waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht.«
»Sie kommen eventuell als sein Erbe in Frage«, sagte ich.
»Nicht nur ich«, murmelte Monahan. »Wir haben auch noch eine Schwester. Außerdem wird die Verwandtschaft meiner Schwägerin Ansprüche geltend machen.« Dexter Monahan hob die Schultern. »Aber das ist im Moment für mich zweitrangig. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass Dennis tot sein soll. Wer sollte Interesse daran gehabt haben, ihn zu ermorden?«
»Man sagte Ihrem Bruder Verbindungen zur Unterwelt nach.«
»Was sagen Sie da?« Fast entsetzt schaute mich Monahan an.
»Das ist nur ein Gerücht«, murmelte ich. »Aber der Mord an ihrem Bruder scheint ihm Nahrung verliehen zu haben.«
Mit fahriger Geste strich sich Dexter Monahan über die Lippen. »Gerüchte sind schnell in die Welt gesetzt«, murmelte er dann. »Besonders jemand, der erfolgreich ist, wird nicht davor verschont. Aber ich weiß es nicht. Wie ich schon sagte: Mein Kontakt zu meinem Bruder beschränkte sich auf einige Telefongespräche zu Weihnachten und zu den Geburtstagen. Über seine Geschäfte kann ich Ihnen nicht das Geringste sagen.«
Ich gab Dexter Monahan eine von meinen Visitenkarten und bat ihn, uns Bescheid zu sagen, sobald ein Nachlassverwalter bestellt sein würde. Er sagte es zu.
Wir begaben uns in die 51st Road in Queens. Dort besaßen Jennifer Cochran, Monahans Schwester, und ihr Mann ein Einfamilienhaus. Es handelte sich um ein gepflegtes Gebäude, das in grau und weiß gehalten war und bei dessen Bau viel Holz verwendet wurde. Zwischen Haus und Straße gab es einen Garten mit Büschen. Die Zufahrt zur Garage war geteert, ein Plattenweg führte zur Haustür.
Milo läutete. Eine dunkelhaarige Frau Anfang der vierzig öffnete uns. Sie trug ein schlichtes, schwarzes Kleid. Fragend schaute sie uns an.
»Mrs. Cochran?«, fragte ich.
Sie nickte. »Ja. Und wer sind Sie?«
»Die Agents Trevellian und Tucker vom FBI New York. Mein Name ist Trevellian.«
»Sie kommen wegen der Sache mit meinem Bruder. Bitte, treten Sie ein.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich werde Ihnen kaum etwas sagen können.«
Wir gingen in die Wohnung, und als wir saßen, fragte ich: »Wie war Ihr Verhältnis zu Dennis Monahan?«
»Wir telefonierten zwei- bis dreimal im Jahr miteinander. Das war alles.«
»Äußerte Ihr Bruder anlässlich eines der Gespräche vielleicht, dass er sich bedroht fühle?«
»Nein. Dennis wollte mit uns – damit meine ich meinen Bruder Dexter und mich -, nichts zu tun haben. Er spielte in einer anderen Liga. Seine Freunde und Bekannten waren Millionäre, einflussreiche Leute, Filmschauspieler.«
»Ähnliches hat uns schon Ihr Bruder Dexter berichtet«, sagte ich.
Die Frau seufzte. »Früher hatten wir öfter Kontakt mit Dennis«, erklärte sie dann. »Aber dann heiratete er Samantha. Sie war Theaterschauspielerin am Broadway. Sam war arrogant und Leute wie Dexter oder ich standen weit unter ihrer Würde. Wir...
Erscheint lt. Verlag | 26.3.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-7389-7397-4 / 3738973974 |
ISBN-13 | 978-3-7389-7397-6 / 9783738973976 |
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