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Das Grab und 6 andere Geschichten des Schreckens: Geisterkrimi Sammelband -  Alfred Bekker,  Frank Rehfeld,  Orville R. Emerson,  E. F. Benson,  Arthur Leo Zagat

Das Grab und 6 andere Geschichten des Schreckens: Geisterkrimi Sammelband (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
300 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7390-7 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Titel: Jäger in der finsteren Nacht (Frank Rehfeld) Blutige Tränen (Alfred Bekker) Das Zimmer im Turm (E.F.Benson) Das Grab Orville R. Emerson) Teufelskämpfer Doc Turner (Arthur Leo Zagat) Eine teuflische Fähigkeit (Alfred Bekker) Der Dämon (Alfred Bekker) Die New Vanguard Bar war eine exquisite Adresse in der 5th Avenue. Das Ambiente war ganz im Stil der Fünfziger gehalten. Signierte Portraits von Jazz-Größen wie Charlie Parker und Miles Davis zierten die Wände. Petra Brunstein ließ den Blick durch die Bar schweifen. Ein verhaltenes Lächeln spielte um ihre Lippen. Das seidene Kleid passte sich nahezu perfekt an den grazilen Körper der schönen Vampirin an. 'Kommen Sie!', sagte der grauhaarige Mann an ihrer Seite. Sein Blick wirkte eigenartig starr. Homer F. Jespers war einer der wichtigsten Galeristen und Kunstexperten von New York City. Seinem Einfluss in der Art-Scene verdankte Petra Brunstein unter anderem ihren Ruf als bedeutende Künstlerin. Bereitwillig ließ sie sich von Jespers zu einem der Separees führen. Der Mann, der dort vor seinem Drink saß, hatte langes, bis über die Schultern reichendes Haar, das zu einem Zopf zusammengefasst war. Er trug einen edlen, doppelreihigen Nadelstreifenanzug. 'Jean-Aristide! Mon amour!', stieß Petra hervor. 'Petra! Ich habe dir versprochen, dass ich zurückkehren werde!', erwiderte Comte Jean-Aristide Leroque. 'Ja', murmelte sie. 'Am Tag von Radvanyis Ende!' 'Möge der Staub dieser dreihundertjährigen Mumie in alle Winde verstreut werden...'

Jäger in der finsteren Nacht (von Frank Rehfeld)



Schummriges Zwielicht erfüllte den Zuschauerraum, gerade hell genug, daß die Kellnerinnen ihren Weg fanden und die Gäste ihre Tischpartner noch erkennen konnten. Die Bühne hingegen wurde von Scheinwerfern in gleißende Helligkeit getaucht, damit den Zuschauern kein Handgriff des weißgekleideten Mannes entging, der dort Zeitungen in bunte Blumensträuße verwandelte, Tauben aus Tüchern aufflattern ließ und sogar die berüchtigten Kaninchen aus seinem Zylinder hervorholte. Beifall belohnte jedes erfolgreiche Zauberkunststück.

Rachel Jefferson, die an einem der vordersten Tische saß, klatschte nicht. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich über sich selbst zu ärgern.

Eine innere Stimme warnte sie, daß sie sich wie eine pubertäre Teenagerin aufführte, die sich in ihren Lehrer oder irgendeinen Star verknallt hatte, und sie versuchte sich einzuhämmern, daß sie damit aufhören sollte, doch es gelang ihr nicht. Ihr Blick wurde immer wieder wie magisch von David Spencers Gesicht angezogen. Nun, bei einem Magier paßte der Vergleich wenigstens, was den Sachverhalt selbst jedoch nicht weniger peinlich machte.

Ein kleiner Trost war es immerhin, daß er angesichts der gleißenden Bühnenscheinwerfer nicht merken konnte, wie sie ihn anstarrte. Wenn Rachel dennoch das Gefühl hatte, daß er ihren Blick erwiderte und immer wieder zu ihr herüberschaute, dann dürfte das nur Einbildung sein. Vermutlich konnte er das Publikum höchstens schemenhaft wahrnehmen.

Sie mußte sich eingestehen, daß er in der Tat phantastisch aussah. Sein strahlend weißer Smoking mit dem ebenfalls weißen Rüschenhemd bildete einen interessanten Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut und den pechschwarzen, dichten Haaren. Auch seine Augen waren so schwarz, als würde sich die Pupille über die gesamte Iris erstrecken, was seinen Blick ein wenig stechend, vor allem aber geheimnisvoll erscheinen ließ.

Vermutlich wurde der Effekt durch dunkle Kontaktlinsen hervorgerufen.

Spencer trug nicht nur den gleichen Vornamen wie David Copperfield, der wohl weltweit berühmteste Bühnenzauberer, sondern ähnelte ihm auch optisch ein wenig.

Für Rachel war dies jedoch keine Entschuldigung für ihr kindisches Verhalten. Sie hatte oft genug mit gutaussehenden Männern zu tun, und außerdem war sie aus dem Alter heraus, in dem sie beim Anblick eines schönen Mannes gleich Herzklopfen bekam. Die meiste Zeit über beobachtete sie nur Spencers Gesicht anstelle seiner Hände, was in ihrem Fall um so ärgerlicher war, da sie im Gegensatz zu den anderen Gästen nicht hier war, um sich zu amüsieren.

Sie war Reporterin und sollte einen Artikel über Spencers Bühnenshow verfassen. Zwar bestritt er das Varieteprogramm des Flamingo-Casinos in Las Vegas zusammen mit anderen Künstlern, doch sollte er der hoffnungsvollste Nachwuchsstar auf seinem Gebiet sein, und er entwickelte sich immer mehr zu einem Publikumsliebling. Seine Darbietungen bildeten angeblich schon jetzt den Höhepunkt des Programms, und es gab Gerüchte, wonach bereits Vorbereitungen für eine eigene Show im Gange waren.

Bislang erschienen seine Darbietungen Rachel allerdings noch höchst konventionell und durchschnittlich. Was Spencer gezeigt hatte, war kaum mehr als das, was man im Repertoire eines jeden Nachwuchsmagiers fand. Abmildernd mußte sie allerdings eingestehen, daß sein Programm erst vor wenigen Minuten begonnen hatte und sie es zudem nicht allzu aufmerksam verfolgt hatte, da sie ständig nur sein Gesicht anstarrte, statt seine Hände zu beobachten und zu versuchen, möglicherweise einige seiner Tricks zu durchschauen.

Seine Show wurde allmählich spektakulärer. Er ließ seine Assistentin aus einer großen Kiste verschwinden und kurz darauf in einer anderen auftauchen. Bemerkenswert erschien dies vor allem deshalb, weil beide Kisten auf dünnen Gestängen ruhten, zwischen denen man hindurchschauen konnte. Rachel vermutete, daß dieser Effekt lediglich auf einem System genau ausjustierter Spiegel beruhte, zwischen denen die Assistentin durchkriechen konnte, ohne gesehen zu werden. Ähnliche Tricks schlossen sich an, wobei einige in der Tat recht beeindruckend waren.

»Und nun kommen wir zum Höhepunkt der Show«, erklärte Spencer, nachdem er vor ein Mikrophon getreten war. »Sie werden Zeuge sein, wie ich reale dämonische Kreaturen heraufbeschwöre. Für dieses Experiment benötige ich eine Freiwillige aus dem Publikum. Seien Sie unbesorgt, meine Damen, ich habe nicht die Absicht, Sie den Dämonen zu opfern. Sie brauchen also keine Jungfrau mehr zu sein.«

Verhaltenes Gelächter ertönte.

»Nun, wer von Ihnen traut sich?«

Rachel erkannte blitzartig ihre Chance. Als Teilnehmerin an einem der Kunststücke könnte sie wesentlich präziser beobachten, was genau Spencer tat. Und vor allem kannst du ihn wesentlich genauer beobachten! meldete sich eine gehässige, leise Stimme in ihrem Unterbewußtsein, doch Rachel ignorierte sie und hob ihren Arm. Als sie sich umschaute, stellte sie fest, daß sie bei weitem nicht die einzige war.

David Spencer beschattete seine Augen mit einer Hand und ließ seinen Blick über das Publikum wandern. Rachels Puls begann fast schmerzhaft zu rasen, als sein Blick auf ihr verharrte. Mit einem geschmeidigen Satz sprang er von der erhöhten Bühne herunter. Der Lichtkegel eines der Scheinwerfer folgte ihm, als er auf sie zukam und ihre Hand ergriff.

Die Berührung durch seine kühlen, glatten Finger elektrisierte Rachel, und das nicht nur im übertragenen Sinne. Ein winziger Funke sprang zwischen ihnen über. Vielleicht lag es daran, daß sich Spencer beim Gehen über den Teppich mit statischer Elektrizität aufgeladen hatte, dennoch spürte Rachel, wie sie ein Schauer durchlief.

Auch Spencer wirkte für einen kurzen Moment irritiert, überspielte es aber sofort. Galant führte er ihre Finger zu einem Handkuß an seine Lippen.

»Würden Sie mir die Ehre erweisen, mir zu helfen, junge Frau?«

Rachel glaubte, ihren Herzschlag wie dumpfe Trommelschläge in ihren Ohren zu hören, so laut, daß der ganze Saal davon erfüllt zu sein schien. Sie besaß kaum die Kraft, aufzustehen. Spencer begleitete sie über ein kleines Treppchen zur Bühne, ohne ihre Hand loszulassen.

Dort war inzwischen die Dekoration verändert worden. Anstelle des hellen Vorhangs bildete ein auf Leinwand gemaltes Bild einer trostlosen Sumpflandschaft mit einem etwas entfernt liegenden Schloß den Hintergrund. Schwaden aus Trockeneisnebel waberten über den Boden. Sämtliche Requisiten waren verschwunden, lediglich das Mikrophon und ein hölzerner Pfahl standen in der Mitte der Bühne.

»Wie wir wissen, ist es stets eines der Ziele des Bösen, Unschuld und Schönheit zu verderben«, erklärte Spencer. »Ein Grund dafür dürfte sein, daß gerade im direkt Kontrast die ganze Abscheulichkeit dämonischer Kreaturen offensichtlich wird. Die Schöne und das Biest unterstreichen durch ihr Zusammentreffen die jeweiligen Merkmale des anderen.« Er wandte sich Rachel zu. »Verraten Sie mir Ihren Namen, schöne Frau?«

»Rachel«, antwortete die Journalistin. Bislang hatte sie sich für eine tatkräftige, emanzipierte Frau gehalten, die stets wußte, was sie wollte, und sich engagiert dafür einsetzte, es auch zu bekommen. Jetzt aber war davon nicht mehr viel zu merken. Sie war nervös und merkte, daß sie feuchte Hände bekam.

David Spencer löste irgend etwas in ihr aus, das ihr selbst unerklärlich war.

Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so heftig auf einen Mann reagiert zu haben. Nicht einmal sein übertrieben galantes Verhalten, das ihr bei einem anderen längst sauer aufgestoßen wäre, berührte sie unangenehm. Wenn auch alles andere nur einstudierte Bühnentricks sein mochten, diese Art von Magie beherrschte Spencer hervorragend.

»Rachel also. Sie brauchen keine Angst zu haben, wenn ich Sie nun an diesen Pfahl fessele. Stellen Sie sich vor, Dämonenanbeter hätten Sie als Opfer für die Kreaturen der Finsternis in dieses gottverlassene Moor verschleppt und sie hier zurückgelassen.«

Widerstandslos ließ sich Rachel von ihm zu dem Pfahl führen, doch während sie spürte, wie er ihre Handgelenke hinter dem Pfahl mit einem Strick zusammenband, zwang sie sich, wieder an den Grund ihrer Anwesenheit zu denken. Spencer war extrem pressescheu, und dies war eine Gelegenheit, die sich ihr so schnell nicht wieder bieten würde.

»Hören Sie, Mister Spencer, ich bin Reporterin vom tyaily Planet«, raunte sie ihm leise zu. »Ich weiß, Sie geben für gewöhnlich keine Interviews, aber könnten Sie nicht für mich nach der Show eine Ausnahme machen?«

Sie bekam keine Antwort; Spencer ließ sich nicht einmal anmerkten, ob er sie überhaupt gehört hatte. Er trat wieder an das Mikrophon.

»Das Opfer ist nun also bereit, und es lockt die Dämonen herbei.«

In den Händen hielt er einen dünnen, schwarzen Stab, mit dem er einige kreisförmige Bewegungen vollführte. Der Nebel aus Trockeneis auf dem Bühnenboden begann stärker zu wabern. Dichte Schwaden stiegen in die Höhe, ballten sich zusammen und formten sich zu einer furchteinflößenden, fast mannshohen Dämonenfratze, die sich in unablässiger Bewegung befand, so daß keine eindeutige Form zu erkennen war.

Verblüfftes Raunen ertönte...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-7390-7 / 3738973907
ISBN-13 978-3-7389-7390-7 / 9783738973907
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