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Ein Frachtraumschiff auf Reisen 2: Kosmische Erbschaft -  Miguel de Torres

Ein Frachtraumschiff auf Reisen 2: Kosmische Erbschaft (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
150 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7013-5 (ISBN)
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von Miguel de Torres Universalerbe! Abdullah ist verblüfft, er hatte bislang nichts von einem Erb-Urgroßonkel gewusst. Er malt sich die tollsten Möglichkeiten aus, die er nun durchführen kann. Aber bevor es soweit ist, muss er sich mit dem Finanzamt in Gestalt eines Vampirs und dem seltsamen Geschäftsgebaren seines neuen Prokuristen auseinandersetzen.

1.


„Es war eine dunkle, stürmische Nacht …“

Abdullah stutzte, dann warf er erbost das Buch auf die Hauptkonsole der INSCHALLAH, wobei er zielsicher einen glücklicherweise leeren Kaffeebecher zu Boden beförderte. „Das habe ich doch schon mal gelesen! Und es hat mir nicht gefallen!“

Tsarong, der Freund und Partner des Kapitäns, hob den Becher wieder auf und warf ihn mit der gleichen Zielsicherheit, die Abdullah an den Tag gelegt hatte, in den finsteren Schlund des Abfallbehälters. Dort passierte er eine Reihe von Sensoren, deren Aufgabe es war, den ankommenden Müll entsprechend der in ihm enthaltenen Substanzen auf 986 Behälter zu verteilen, bevor er an der Unterseite des Schiffes in den Weltraum abgestoßen wurde. Der alte Frachtraumer INSCHALLAH war zwar nicht viel mehr als ein fliegendes Wrack, aber die wichtigsten Teile seiner Einrichtung funktionierten noch.

„Wo hast du eigentlich das Buch her?“, wollte Tsarong wissen. „So etwas wird heute doch kaum mehr hergestellt.“ Er nahm den Band in die Hand und las den Titel: Das C-Atom mit der Plusteilladung. – Ein Roman aus dem Londoner Chemikermilieu.

Abdullah versuchte vorsichtig, seine überdimensionale Leibesfülle im ächzenden Kommandosessel in eine einigermaßen bequeme Position zu bringen. „Ich hatte mal – das war noch vor deiner Zeit – eine halbe Schiffsladung von Büchern auf einen Planeten gebracht, auf dem man ganz wild nach Gedrucktem war. Ich war damals knapp bei Kasse“, dies sagte er mit einer Miene, als wäre er in seinem ganzen Leben nur ein einziges Mal knapp bei Kasse gewesen, „und musste deshalb jede Ladung annehmen. Dummerweise hatte, gerade als ich gelandet war, die Regierung gewechselt. Die neue war auch ganz wild auf Gedrucktes, aber nur, um es auf einem großen Scheiterhaufen zusammenzutragen und dann anzuzünden. Wenn ich nicht schleunigst getürmt wäre, hätten sie mich oben auf die Spitze des Haufens gesetzt. Nun, reden wir nicht mehr davon.“

Auch Tsarong, der gebürtige Tibeter, beschloss, das Thema zu wechseln. „Wir haben von unserem hochverehrten Herrn Bordcomputer schon seit einiger Zeit keine Positionsmeldung mehr erhalten. Ich möchte wissen, wie lange wir noch nach GRIMES III brauchen.“

Unwillkürlich senkte der Kapitän seine Stimme zu einem Flüstern: „Ich glaube, er ist eingeschnappt, weil ich ihm verboten habe, mir aus der TAA [1] vorzulesen. Es ist wahrscheinlich unklug, ihn momentan mit unwichtigen Details zu belästigen.“

Der Bordcomputer, ein Abschiedsgeschenk des genialen, aber – vorsichtig ausgedrückt – leicht exzentrischen Wissenschaftlers T. Wabohu, war in den letzten Wochen zu einem echten Problem geworden. In gewisser Beziehung bedeutete er unbedingt eine Bereicherung für die INSCHALLAH und ihre Besatzung, denn er erledigte alle anfallenden Aufgaben mindestens zehnmal so schnell und mit deutlich größerer Präzision als das alte Modell. Andererseits war ihm von seinem Schöpfer, eben jenem T. Wabohu, eine Art hinterhältiger Pseudo-Intelligenz einprogrammiert worden, die den täglichen Umgang mit ihm zu einer echten Qual werden ließ. Einmal hatte er mehr als einen Tag lang jegliche Leistung verweigert, nachdem Abdullah in einem Anfall von Größenwahn den vom Computer berechneten Energieverbrauch für einen bestimmten Streckenabschnitt angezweifelt hatte. Wenn man bedachte, dass das Leben einer Raumschiffsbesatzung – von dem materiellen Wert einer Frachtladung gar nicht zu sprechen – in höchstem Maß vom Bordcomputer abhing, nahm die Angelegenheit allmählich bedrohliche Formen an.

Während Tsarong diesen Gedanken nachhing, meldete sich unvermutet das Objekt seiner Betrachtungen zu Wort: „He, Leute! Ich habe hier ein R-Gespräch von Terra für einen gewissen Hadschi Abdullah vorliegen. Soll ich es annehmen?“

Bevor Tsarong reagieren konnte, polterte der Kapitän los: „Du bist wohl be…“ Ein schmerzhafter Rippenstoß des Tibeters erinnerte Abdullah gerade noch rechtzeitig an die zarten Empfindungen des Computers. „Eh, ich meine, was glaubst du wohl, was das kostet, ein R-Gespräch von Terra bis hierher? Schließlich sind die Hyperkom-Märkte noch nicht vollständig liberalisiert! Das können wir uns nicht leisten!“

„Aber Käpt’n“, antwortete die synthetische Stimme mit einem beleidigten Unterton, „wofür hältst du mich? Ich habe mittlerweile schon längst alles geklärt. Erstens ist es mir gelungen, den Preis auf die Hälfte herunterzuhandeln, und zweitens ist der Absender bereit, dir Kredit zu gewähren. Also, was ist?“

„Du hast den Preis für ein Ferngespräch heruntergehandelt?“ Abdullah sprang verblüfft aus seinem Sessel auf. „Wie, bei Allah, hast du das geschafft? Mein ganzes Leben …“ Er schnappte nach Luft. „Von dir kann ja sogar ich noch etwas lernen“, gab er widerstrebend zu.

„Ich hatte einige Nanosekunden übrig, die ich dazu nutzte, mich mit dem Zentralrechner der TerraTeleKom anzufreunden. Das war damals, vor genau einer Minute und – piep – acht Komma vier drei fünf Sekunden. Inzwischen sind wir alte Kumpane. Meine Güte, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie der sich gekugelt hat, als ich ihm euer Abenteuer im alten Rom [2] verklickert habe!“

Abdullahs haarloses Vollmondgesicht lief mit beängstigender Geschwindigkeit zuerst blau, dann pfirsichrot an, und er brüllte: „Das ist ja wohl der Gipfel! Wofür hältst du dich? Diskretion ist ein Fremdwort, wie? Ich werde dir einen Datenschutzbeauftragten auf den Hals schicken! Ach, was rede ich! Einen Exorzisten! Ich werde …“

Nun hielt es Tsarong für an der Zeit, einzuschreiten. Mit sanfter Gewalt presste er seinen Partner wieder in den Sessel zurück und ergriff das Wort: „Streiten können wir später. Jetzt sollten wir uns das Funkgespräch auf den Bildschirm legen lassen. Fällt dir dabei gar nichts auf?“

„Doch!“ Abdullah machte Anstalten, sich wieder zu erheben, doch der Tibeter hielt ihn mit eiserner Hand auf dem Sessel zurück. „Der Computer ist jetzt endgültig …“

„Das meine ich nicht, sondern folgendes: Wann hat dir zum letzten Mal jemand einen Kredit angeboten? Freiwillig?“

Abdullah zögerte. „Freiwillig? Du meinst, ohne dass ich ihn erst daran erinnern musste, was für Folgen eine Aufdeckung seiner Beziehungen zu …“

„Genau.“

„Und ohne dass ich ihn an gewisse Fotos und Originaldokumente …“

„Exakt.“

„Tja, lass mich mal überlegen, das war … Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, das müsste jetzt ungefähr so … Tut mir Leid, soweit ich mich erinnere, ist das überhaupt noch nie vorgekommen!“

Tsarong nickte. „So etwas dachte ich mir. Wenn nun ein Wildfremder anbietet, die Kosten für ein R-Gespräch durch die halbe Galaxis vorzuschießen, muss es dabei um Geld gehen, und zwar um sehr viel Geld, meinst du nicht?“

Abdullahs Gesicht strahlte auf. Plötzlich war er Feuer und Flamme. „Natürlich! He Computer, du kannst das Gespräch hereingeben!“

Einen Sekundenbruchteil später erschien auf dem Bildschirm ein stilisierter Krake, das Symbol der Verwaltungsbehörden der GU [3] , und kurz darauf blickte ein seelenloses Beamtengesicht auf die beiden Partner herab. „Hadschi Abdullah?“, fragte das Gesicht knapp.

„Für Sie immer noch Reïs Hadschi Abdullah Ibrahim ben Hadschi Muhammad Marib ibn Hadschi Selim Omar!“, polterte der Kapitän, der nichts mehr hasste, als wenn dazu nicht autorisierte Personen eine Kurzform seines Namens benutzten.

„Mag sein“, antwortete das Gesicht mit ausdrucksloser Miene. „Ich habe eine amtliche Mitteilung für Sie.“

Abdullah erbleichte. „Wenn es wegen meiner Steuererklärung ist – ich kann alles aufklären“, würgte er hervor. „Die Be-be-belege s-s-sind leider zur Zeit nicht greifbar, a-a-aber …“

„Nicht doch“, antwortete das Beamtengesicht, das sich dabei zu einem einstudierten breiten Grinsen verzerrte. „Damit befasse ich mich nicht. Ich bin von der Abteilung E wie Erbschaft, nicht L wie Liquidierung. Ich habe eine gute und zwei schlechte Nachrichten für Sie. Zunächst die gute: Sie haben geerbt. Und nun die beiden schlechten: Damit sind Erbschaftssteuern fällig. Die entsprechende Kontonummer wurde ihrem Bordrechner mittlerweile mitgeteilt. Ach ja, einen damit in ursächlichem Zusammenhang stehenden Todesfall gibt es natürlich auch. Es handelt sich um ihren ehemaligen Urgroßonkel Ali, mit vollem Namen“, das Gesicht musterte ein nicht im Bild sichtbares Schriftstück, „Hadschi Ali ben Hadschi Ali ibn Hadschi al Y. Er hat Sie zu seinem Universalerben eingesetzt, wodurch Sie der neue Besitzer eines Etablissements mit dem Namen Haus der tausend Wonnen auf dem Planeten Tschang Hai Scheck werden. Nähere Einzelheiten teilt Ihnen unser Vertreter auf besagtem Planeten mit. Er wird auch die finanziellen Dinge mit Ihnen regeln. Das wäre alles … Ach so, bis auf eines natürlich: Wegen Ihrer besagten Steuererklärung werde ich mich mit der zuständigen Stelle in Verbindung setzen, die Sie dann diesbezüglich kontaktieren wird. Einen unangenehmen Tag wünsche ich noch!“ Dann brach die Verbindung ab.

Während der Abspann über den Bildschirm lief (Diese Hyperfunksendung wurde ermöglicht mit freundlicher Unterstützung der Firma TERMINATOR Hinrichtungsroboter Inc. – Partner Ihres...

Erscheint lt. Verlag 24.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-7013-4 / 3738970134
ISBN-13 978-3-7389-7013-5 / 9783738970135
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