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Ghost Walk - Pfad des Unheils -  Brian Keene

Ghost Walk - Pfad des Unheils (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Festa Verlag
978-3-98676-049-6 (ISBN)
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Kann der okkulte Detektiv Levi Stoltzfus das Böse aufhalten, bevor es entfesselt wird? Halloween steht vor der Tür und in LeHorn's Hollow wird eine neue Spukattraktion eröffnet. Die Leute werden aus dem ganzen Land anreisen, um sich auf dem Ghost Walk zu gruseln. Aber mit einer Sache haben die Besitzer des Geisterweges nicht gerechnet. In den Wäldern lauert wirklich etwas - ein riesiges, uraltes Übel mit einem unermesslichen Hunger nach Leben. Bald werden die ahnungslosen Kunden sich anstellen ... um zu sterben. Horrormeister Brian Keene verbindet in diesem Thriller klassische und moderne Schrecken. The Horror Review: »Keenes Name sollte in einem Atemzug mit King, Koontz und Barker genannt werden. Ohne Zweifel ist er einer der besten Horrorautoren, die es gibt.«

BRIAN KEENE (geboren 1967 in Pennsylvania) ist Autor von mehr als 30 Romanen. Außerdem verfasste er Comics wie The Last Zombie oder Doom Patrol.Seine Werke wurden mehrmals mit dem Bram Stoker Award ausgezeichnet. Übersetzungen erschienen in vielen Sprachen. Mehrere seiner Romane wurden auch verfilmt. Seine Website findet sich hier. The Horror Review: »Keenes Name sollte in einem Atemzug mit King, Koontz und Barker genannt werden. Ohne Zweifel ist er einer der besten Horrorautoren, die es gibt.«

2

Maria Nasr hielt ihren Atem an und zählte bis zehn.

Ich werde nicht ausrasten. Ich werde nicht ausrasten. Ich werde nicht ausrasten.

Sie wiederholte das Mantra wieder und wieder in ihrem Kopf. Es half nicht. Ihre Wut schwoll an. Das war doch lächerlich. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und ihre langen Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen, die französische Maniküre vom Vortag war fast vergessen. Ihre Beine zuckten verärgert und ruckelten das Tablet, den Stift und das digitale Diktiergerät auf ihrem Schoß. Die Uhr an der Wand weigerte sich, sich zu bewegen, die Zeiger schienen in der Zeit erstarrt zu sein. Marias Schläfen pochten.

Vorn im Raum redete der dicke Mann, Orvil Hale, einer der Stadtverordneten, unaufhörlich von der christlichen Privatschule seines Kindes und wie wunderbar sie sei und dass alle anderen Vorstandsmitglieder in Erwägung ziehen sollten, ihre Kinder ebenfalls an dieser Schule anzumelden. Seine Glatze glänzte unter dem Neonlicht. Hales pummelige, rotfleckige Wangen wackelten, während er sprach. Lange Haare ragten aus seiner Nase und schaukelten bei jedem Atemzug. Maria konnte sie sogar von dort aus sehen, wo sie saß. Und er keuchte zwischen den Worten, als ob ihm das Sprechen den Atem raubte. Warum hielt er dann nicht einfach die Klappe? Stahl er nicht gerade den Steuerzahlern die Zeit? Ja, natürlich tat er das. Aber anstatt zur Sache zu kommen, redete Hale weiter.

Das machte sie wütend. Sie hatte an einem Mittwochabend Besseres zu tun als hier zu sitzen und einem gewählten Beamten zuzuhören, der auf Kosten der Gemeinde missionierte. Okay, vielleicht waren Wäsche waschen, ihre Wohnung putzen und Lebensmittel einkaufen nicht gerade aufregend, und sicher, diese Sitzungen waren ungefähr so spannend wie Fliegen beim Sex zu beobachten, aber jetzt reichte es! Komm zur Sache, sprich die Anliegen der Steuerzahler an – das neue Abwassersystem und wer dafür bezahlen wird. Deswegen war sie hier; um für die Zeitung zu berichten, nicht für diesen privaten Unsinn. Das konnten sie sich für nach der Sitzung aufheben.

Gelegentlich überflog Maria Writer’s Digest und andere Zeitschriften und Websites, die sich an Autoren richteten. Sie ließen eine freiberufliche Tätigkeit immer glamourös und wie einen Riesenspaß erscheinen.

Das hier war weder das eine noch das andere.

Maria atmete aus, nahm einen weiteren tiefen Atemzug und zwang sich, sich zu entspannen. Sie streckte Finger und Zehen, drehte den Kopf hin und her und ließ die Knorpel in ihrem Nacken knacken. Der Mann vor ihr, ein Redakteur des York Daily Record, drehte sich um und lächelte. Maria lächelte zurück.

Mach dir keine falschen Hoffnungen, Kumpel, dachte sie. Du bist doppelt so alt wie ich und arbeitest immer noch als Freiberufler. Offensichtlich hast du keinen beruflichen Ehrgeiz und keine höheren finanziellen Ambitionen. Und außerdem bohrst du in der Nase und wischst es dir an der Hose ab.

Das stimmte.

Sie hatte ihn bei Dutzenden von Gemeindeversammlungen gesehen, aber auch bei anderen Treffen der Stadtverwaltung, an Unfallorten, bei Eröffnungen, Jaycee Bean Suppers, Lions-Club-Pfannkuchen-Frühstücken und allem anderen, worüber sie berichteten.

Der Reporter – Mark war sein Name, erinnerte sie sich jetzt – drehte sich wieder um und konzentrierte sich auf den vorderen Teil des Raumes. Sein Zeigefinger wanderte wieder zu seiner Nase. Die Gemeindevorsteher diskutierten über die letzte Folge von American Idol. Maria warf einen Blick auf die Uhr und seufzte. Die Zeiger hatten sich kaum bewegt.

Erschieß mich bitte jemand, jetzt sofort …

Sie hasste es. Sie hasste ihren Job als Freiberuflerin und alles, was er mit sich brachte. So hatte sie sich die Dinge nicht vorgestellt, nachdem sie vor drei Jahren das College abgeschlossen hatte. Sie hatte sich vorgestellt, nach New York City oder Los Angeles zu ziehen und einen Job bei einer großen Zeitung zu bekommen, oder vielleicht für Time oder Newsweek oder Vanity Fair zu schreiben. Stattdessen saß sie hier in York County, Pennsylvania, als Freiberuflerin fest und schrieb Artikel für jeden, der dafür zu zahlen bereit war, und kam gerade so über die Runden.

Maria war in Paramus, New Jersey, aufgewachsen. Ihr Vater war ein jordanischer Muslim und ihre Mutter eine brasilianische, nicht praktizierende Katholikin. Beide waren in die Vereinigten Staaten eingewandert, um dort zu studieren, und beide hatten sich anschließend hier niedergelassen. Sie hatten geheiratet, nachdem ihre Mutter zum Islam konvertiert war. Marias Vater war Ingenieur. Ihre Mutter war Ärztin. Beide wollten das Beste für ihre Tochter, zumal sie ein Einzelkind war. Aber sie bestanden auch darauf, dass sie sich ihren Unterhalt selbst verdiente. Ihr Vater war in dieser Hinsicht besonders hartnäckig. Sie hätten Maria auf die besten Journalistenschulen des Landes schicken und ihre Studiengebühren vollständig übernehmen können, aber stattdessen hatten sie es abgelehnt, sie finanziell zu unterstützen. »Du musst es selbst schaffen«, hatte ihr Vater gesagt. »Wenn du jetzt nicht hart arbeitest, wirst du die Chancen, die sich dir bieten, nie zu schätzen wissen. Du magst uns jetzt dafür hassen, aber eines Tages wirst du uns danken.«

Maria hatte sich für das York College entschieden. Es war hoch akkreditiert, aber dennoch erschwinglich mit ihrem College-Darlehen. Der Umzug von Paramus in die kleine Stadt in Pennsylvania war eine gewisse Umstellung, aber sie schaffte es. Sie fand einen Teilzeitjob in einer Videothek, teilte sich eine Wohnung außerhalb des Campus mit fünf anderen Mädchen und konzentrierte sich auf ihre Ausbildung. In ihren Jahren am College hatte sie keinen Freund gehabt – dafür war keine Zeit gewesen. Das Wichtigste war, Journalistin zu werden. Ernsthafte Beziehungen konnten später kommen, sobald sie ihren Abschluss gemacht hatte und für die New York Times arbeiten würde.

Doch dazu kam es nie. Maria erhielt zwar ihren Abschluss, aber die Jobangebote blieben aus. Sie bewarb sich in Baltimore, Philadelphia, Pittsburgh, New York, Washington, D. C. und all den anderen großen Städten in der Nähe. Als sie dort kein Glück hatte, versuchte sie es in kleineren Städten wie Allentown, Scranton, Trenton und Richmond, aber auch dort war nichts zu machen. Einige von ihnen boten ihr andere Stellen oder freiberufliche Arbeit an, aber nichts, das finanziell machbar gewesen wäre. Sie brauchte eine Vollzeitstelle – eine Festanstellung. Maria musste ihr Studiendarlehen abbezahlen sowie die Lebenshaltungskosten und die Kosten für den Umzug an den Ort, an dem sie den Job annahm. Sie konnte nicht zurück nach Hause ziehen. Ihr Vater bestand nach wie vor darauf, dass sie die Dinge selbst in die Hand nahm, sodass ein weiteres Zusammenleben mit ihren Eltern nicht infrage kam. Sie hätte sie um ein Darlehen bitten können, aber das wäre ein Eingeständnis der Niederlage gewesen – und außerdem war sie schon hoch genug verschuldet.

Schließlich entschied sich Maria dafür, einfach in York zu bleiben. Sie nahm sich eine kleine Wohnung in York City, kaufte sich einen Hyundai Accent und häufte noch mehr Schulden an. Dann, während sie weiter in der Videothek arbeitete (jetzt in Vollzeit und nicht mehr in Teilzeit), begann sie, ihr Einkommen mit freiberuflichen Aufträgen aufzubessern. Denn wozu war ihr Abschluss gut, wenn sie ihn nicht nutzte? Abends, nach Feierabend, begann Maria für verschiedene Märkte zu schreiben. Am Anfang ging es nur langsam voran. Sie musste eine Liste von Redakteuren und Märkten erstellen, für die sie regelmäßig schreiben konnte. Webzines, Reiseführer, Zeitschriften, Zeitungen – alle suchten nach Freiberuflern, sogar die Zeitungen, die sich geweigert hatten, sie fest einzustellen. Nach anderthalb Jahren hatte sie eine beeindruckende Menge an Artikeln vorzuweisen und konnte es sich leisten, ihren Job in der Videothek zu kündigen – auch wenn sie dabei nicht mehr als vorher verdiente. Sie arbeitete weiter hart und blieb produktiv, und bis jetzt war sie nicht mit ihren Rechnungen im Rückstand, konnte sich Lebensmittel kaufen und war noch nicht nach Paramus zurückgekrochen, um ihren Eltern zu sagen, dass sie ein Versager war. Der Schlüssel zum Erfolg als Freiberuflerin war die Fähigkeit, schnell für eine Vielzahl von Kunden zu schreiben.

So wie jetzt; Maria konzentrierte sich wieder auf Orvil Hale. Sie hatte nichts verpasst. Die Beamten riefen soeben die Versammelten zur Ordnung.

Endlich, dachte sie. Wird verdammt noch mal Zeit. Vielleicht sind wir hier noch vor Halloween wieder raus.

Maria schlug die Beine übereinander. Sie musste pinkeln.

Heute Abend arbeitete Maria als freie Mitarbeiterin für The York Dispatch. Im Gegensatz zu ihrem Konkurrenten, dem York Daily Record, setzten sie Freiberufler ein, um über die meisten Stadtratssitzungen zu berichten. Maria verdiente 60 Dollar pro Artikel, und auch wenn das nicht viel Geld zu sein schien, zählte jeder Scheck – so lautete das Mantra der Freiberufler. In einer beliebigen Woche konnte sie für mehrere Zeitschriftenartikel, ein halbes Dutzend Online-Rezensionen und zwei oder drei freiberufliche Geschichten für die Zeitung bezahlt werden. Das alles summierte sich. Außerdem brauchte sie für die Artikel über den Stadtrat nur ein paar Stunden. Sie waren also nicht gerade harte Arbeit. Der einzige Nachteil war, dass sie die langweiligen Sitzungen über sich ergehen lassen musste. Maria hatte noch keinen Weg...

Erscheint lt. Verlag 23.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-98676-049-0 / 3986760490
ISBN-13 978-3-98676-049-6 / 9783986760496
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