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Anglermord in Altfunnixsiel. Ostfrieslandkrimi -  Rolf Uliczka

Anglermord in Altfunnixsiel. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-703-1 (ISBN)
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»Bent hatte einen dicken Fisch an der Angel.« Doch zum Herausziehen der Schnur aus dem Wasser kommt der Angler Bent Eekhoff nicht mehr. Am Ufer der Harle beim Campingplatz Altfunnixsiel wird er von hinten tödlich niedergeschlagen! Bent Eekhoff war auf Kurzurlaub in seiner alten ostfriesischen Heimat. Hatte der hilfsbereite Handwerker, der beim anderen Geschlecht gut ankam, den Groll eines eifersüchtigen Ostfriesen auf sich gezogen? Oder geht es um längst zurückliegende Geschehnisse aus der tragischen Vergangenheit des Ermordeten? Während die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig von der Kripo Wittmund verschiedenen Spuren nachgehen, macht eine Einbruchsserie Ostfriesland unsicher. Die überaus professionell vorgehenden Diebe haben es auf wohlhabende Opfer abgesehen. Plötzlich laufen die Ermittlungen der beiden Fälle überraschend zusammen: Ist ein zur Fahndung ausgeschriebenes Mitglied der Einbrecherbande etwa auch Bent Eekhoffs Mörder?

1. Kapitel


 

Es war Ende der Sommerferien und an der ostfriesischen Nord­seeküste kehrte wieder die beschauliche Ruhe der Nachsaisonzeit ein. Nach den Ferien in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen waren in dieser Woche auch die Ferien in Niedersachsen zu Ende gegangen. Auf dem Campingplatz in Altfunnixsiel – ein beliebter Anglercampingplatz mit einigen Dauerstellplätzen und kleinen Ferienhäuschen im Eigenbesitz bei Wittmund, der idyllisch an der Harle gelegen war – war noch mehr Ruhe eingekehrt.

Diese Ruhe liebte Bent Eekhoff, der gestern Abend aus dem Deister, einem auslaufenden Höhenzug des Weserberglandes bei Hannover, eingetroffen war und nicht nur ein kleines Ferien­häuschen, sondern ein richtiges Blockhaus auf dem Campingplatz sein Eigen nennen konnte. Der Campingplatz war vor vielen Jahren auf einer Ackerfläche des Hofes seines Vaters entstanden. Bedingung seines Vaters für den Verkauf der ehemaligen Land­wirtschaftsfläche war seinerzeit gewesen, dass er das Blockhaus, welches er schon zu der Zeit dort an der Harle stehen hatte, weiterhin für sich, seine Familie und eigene Gäste nutzen konnte. Zudem war das Haus, da es unweit der Nordwestgrenze der Ortsbebauung stand, auch an die öffentliche Kanalisation ange­schlossen. Das galt inzwischen ebenfalls für die Ferienhäuschen auf dem Platz, sodass auch diese über eigene Duschen und Toiletten verfügten.

Bents sechzehn Jahre älterer Bruder hatte nach der in Niedersachsen geltenden Höfeordnung nach dem Tod des Vaters den Hof übernommen und betrieb bis heute dort Milchwirtschaft. Seine Mutter lebte bei ihm auf dem Hof auf dem Altenteil. Von seinem Bruder war Bent, ebenfalls nach der Höfeordnung, mit dem Blockhaus an der Harle und finanziell abgefunden worden. Das war ihm und seiner Frau Julia damals gerade recht gekom­men. Julia hatte eben erst das Haus ihrer Eltern, die in betreutes Wohnen umgezogen waren, in Barsinghausen am Deister über­nommen und musste ihre Schwester auszahlen. Zudem standen einige Renovierungsarbeiten an.

Julia war ihm vor Jahren in Altfunnixsiel als Urlauberin begeg­net und schließlich hatten sie in Barsinghausen geheiratet und einen Hausstand gegründet. Leider wurde ihr Liebesglück durch mehrere Fehlgeburten getrübt und schließlich hatten sie die Hoffnung auf eigene Kinder aufgegeben. Überraschend war eines Tages Julia, trotz gegenteiliger Erwartungen, wieder in guter Hoffnung gewesen.

Doch auch diesmal wurde es zu einer Problemschwangerschaft, weil eine Rhesus-Unverträglichkeit zwischen Mutter und Kind bestand, wie diagnostiziert worden war. Möglicherweise war diese auch bereits für die bisherigen Fehlgeburten verantwortlich gewesen.

Julia war Diplombiologin und wusste natürlich, was diese Unverträglichkeit bedeutete, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und entsprechende medizinische Maßnahmen eingeleitet wurden. Aus diesem Grund hatte sie sich nicht nur von Gynäkologen in Krankenhäusern, sondern zusätzlich von einer befreundeten Hebamme behandeln und versorgen lassen.

Julia und Bent konnten ihr Glück zunächst gar nicht fassen, dass seine Frau es diesmal trotz einiger Probleme bereits bis zum achten Schwangerschaftsmonat geschafft hatte. Doch dann setzten auf einmal die Wehen ein. Ihre Hebamme war gerade noch bei einer anderen Hausgeburt, aber bereits informiert. Durch unvorhergesehene Komplikationen dauerte der Einsatz der Hebamme dort allerdings länger als erwartet.

Zunächst schien auch alles noch einigermaßen in Ordnung gewesen zu sein, doch dann eskalierten die Beschwerden. Julia war gerade im ersten Obergeschoss, wo auch ihr Schlafzimmer lag, auf der Toilette gewesen und hatte noch versucht zum Telefon zu gelangen, welches sie in der Küche im Erdgeschoss hatte liegen lassen, als die Fruchtblase platzte, wodurch sie auf den Fliesen der Marmortreppe ausrutschte und mit dem Kopf auf eine Kante schlug.

Als die Hebamme beim Haus ihrer Freundin eintraf, war es bereits zu spät. Auf dem Weg zum Krankenhaus verstarben Mutter und Kind. Für Bent war damals eine Welt zusammen­gebrochen. Er machte sich große Vorwürfe, dass er noch bei einer Richtfestfeier etwas länger geblieben war. Möglicherweise hätten Mutter und Kind sonst noch leben können.

Danach lebte er sehr zurückgezogen im Haus seiner verstorbe­nen Frau. Schon in seiner ostfriesischen Heimat war Bent leidenschaftlicher Angler gewesen, und bis heute nutzte er jeden Urlaub und jedes verlängerte Wochenende, um nach Altfunnix­siel zu fahren, in seinem Blockhaus zu wohnen und in der vorbei­fließenden Harle zu angeln.

Als Julia noch lebte, hatte sie ihn öfter begleitet. Dabei war es ihr ein erklärtes Anliegen, Angeln und Naturschutz miteinander in Einklang zu bringen, was nicht immer ganz einfach war. Auch im Angelverein in Wennigsen, einer Nachbargemeinde von Barsinghausen, waren Julia und er Mitglieder gewesen. Und auch dort hatte sich Julia, nicht immer zur Freude der Vereinsmit­glieder, für nachhaltiges Fischen engagiert.

Nach ihrem Tod verbrachte er jede freie Minute in der Natur am Wasser, in der stillen Hoffnung, dort seiner geliebten Julia am nächsten zu sein. Hier konnte er seine Gedanken ungehindert schweifen lassen und heimlich mit ihr Zwiesprache halten.

Dabei war Bent, ein braungebrannter Dachdeckergeselle, eigent­lich ein sympathischer und gut aussehender blonder Hüne mit sanftem Gemüt. Durchaus ein Hingucker für manche Frau, die auf der Suche war. Aber er hatte dafür keine Wahrnehmung. Bis eines Tages eine neue Arbeitskollegin als Dachdeckergesellin von sei­nem Arbeitgeber eingestellt wurde, Sabrina. Mit ihren braunen, schulterlangen Haaren, die sie bei der Arbeit immer zu einem Pferdeschwanz zusammenband, ihrem hübschen Gesicht, mit den sinnlichen Lippen und den dunkelbraunen Augen zog sie die Blicke mancher Kunden und Kollegen auf sich. Nur Bent schien dafür keine Antenne zu haben.

Dafür hatte Sabrina aber ein Auge auf ihn geworfen und verstand es mit Geduld und weiblichem Charme schließlich, ihn zu einem Date zu überreden. Nicht zuletzt half ihr dabei, dass sie schon als Jugendliche mal gelegentlich mit einem Freund zum Angeln gegangen war. Daher verwunderte es auch nicht, dass das erste Date am Mühlenteich in Wennigsen stattfand. Nach dem dritten Date beim Mühlenteich, bei dem sie von einem heftigen Gewitter überrascht worden waren, nahm Bent sie mit zu sich nach Hause, damit sie sich trocken machen und ein wenig aufwärmen konnte, bevor sie wieder nach Hannover zurückfuhr. Das Aufwärmen fand dann nach einer wärmenden Dusche der Einfachheit halber gleich in Bents Bett seine Fortsetzung und Sabrina blieb das ganze Wochenende bei ihm.

Inzwischen hatte Bent von ihr erfahren, dass auch sie ein schweres Schicksal mit sich trug. Sie hatte vor einiger Zeit ihren Freund durch einen Unfall verloren, wohnte aber immer noch im Haus von dessen Eltern in Hannover.

Jetzt saß Bent an seinem Stammplatz in seiner ostfriesischen Heimat an der Harle, unweit des Harlebeckens beim Camping­platz Altfunnixsiel, und hing seinen Gedanken nach. Obwohl es inzwischen auch schon wieder über drei Jahre her war, kam es ihm vor, als wäre es erst gestern gewesen, und da waren sie wieder, die Erinnerungen und Schuldgefühle, die ihn manchmal zu erdrücken drohten:

 

***

 

Es war Sonntagabend und Sabrina machte sich fertig, um wieder nach Hause zu den Eltern ihres verstorbenen Freundes nach Hannover zu fahren. »Ich werde diese Woche eine Anzeige aufgeben, dass ich ein möbliertes Zimmer suche«, sagte sie beim Abschied zu Bent. »Vielleicht habe ich ja Glück und finde eine Studenten-WG oder was Ähnliches. Dann wird das nicht so teuer.«

»Biene, was ist los? Gibt es Probleme mit den Eltern deines verstorbenen Freundes? Du meintest doch, dass der Vater dir gesagt hatte, dass du, wenn du wolltest, quasi wie eine Schwieger­tochter für immer im Haus bleiben könntest.«

»Das stimmt, das hat er gesagt. Aber seiner Frau passt es nicht, dass ich in der letzten Zeit die Wochenenden nicht zu Hause bei meinen Fastschwiegereltern bin. Und sie will immer wissen, wo ich war und ob ich eine neue Liebschaft hätte. Das geht mir langsam auf den Keks. Ewig das Genörgel und vor allem das Kontrollieren!«

»Aber dann musst du doch keine Studenten-WG suchen. Warum ziehst du nicht bei mir ein? Meine Nachbarn haben mich auch schon gefragt, wann du denn bei mir einziehst, weil sie dich in der letzten Zeit fast jedes Wochenende hier sehen. Und den Weg zur Arbeit in Hannover beziehungsweise zu den Baustellen können wir dann sogar zusammen in einem Auto machen.«

»Ich weiß ja, wie sehr du immer noch an Frau und Kind denkst. Und dann war das hier mal sogar das Haus deiner Frau. Deswegen habe ich dich gar nicht fragen und auch nicht drängen wollen.«

»Das stimmt, Biene. Aber ich liebe dich inzwischen genauso, wie ich meine Frau geliebt habe. Und einer meiner Nachbarn meinte noch, dass, wenn Julia von oben zuschauen könnte, sie bestimmt nicht wollte, dass ich mich hier bis an mein Lebensende vergrabe. Also, wenn du willst, dann fahre ich morgen nach der Arbeit mit zu dir und wir holen deine Sachen.«

»Das ist gut gemeint, Bent. Aber meiner Schwiegermutter habe ich erzählt,...

Erscheint lt. Verlag 16.12.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-703-2 / 3965867032
ISBN-13 978-3-96586-703-1 / 9783965867031
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