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Trevellian und die blutige Grenze: Kriminalroman -  Franklin Donovan

Trevellian und die blutige Grenze: Kriminalroman (eBook)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
130 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6804-0 (ISBN)
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Eine der Frauen begann zu weinen. Pedro Fernandez trat neben sie, packte sie grob am Arm. Seine Worte klangen so leise und gefährlich wie das Zischeln einer Klapperschlange. »Halts Maul, Schlampe! Wenn ich noch einen Ton von dir höre, lasse ich dich hier!« Die schöne junge Frau biss die Zähne zusammen und verstummte. Sie bezwang die Angst, die Kälte, das Heimweh nach ihrem Dorf. Sie wollte nicht hier gelassen werden, mitten in der mexikanischen Wüste. Die Latina würde alles tun, um hinüber in die USA zu kommen. Buchstäblich alles... Genau wie die anderen fünfzig Frauen, die Pedro Fernandez in dieser wolkenreichen Nacht von Mexiko nach Amerika führte. Keine von ihnen hatte einen gültigen Pass. Aber alle hofften auf eine bessere Zukunft im reichen Norden. Bisher war alles glattgegangen. Motorengeräusch, das sich rasch näherte. Die U.S. Border Patrol. Fernandez machte ein Handzeichen. Doch die Killer, aus denen sein ?Begleitschutz? bestand, waren schon alarmiert. Einer von ihnen schulterte eine Bazooka...

Trevellian und die blutige Grenze: Kriminalroman


Franklin Donovan



Eine der Frauen begann zu weinen. Pedro Fernandez trat neben sie, packte sie grob am Arm. Seine Worte klangen so leise und gefährlich wie das Zischeln einer Klapperschlange.
»Halts Maul, Schlampe! Wenn ich noch einen Ton von dir höre, lasse ich dich hier!« Die schöne junge Frau biss die Zähne zusammen und verstummte. Sie bezwang die Angst, die Kälte, das Heimweh nach ihrem Dorf. Sie wollte nicht hier gelassen werden, mitten in der mexikanischen Wüste. Die Latina würde alles tun, um hinüber in die USA zu kommen. Buchstäblich alles…
Genau wie die anderen fünfzig Frauen, die Pedro Fernandez in dieser wolkenreichen Nacht von Mexiko nach Amerika führte. Keine von ihnen hatte einen gültigen Pass. Aber alle hofften auf eine bessere Zukunft im reichen Norden.
Bisher war alles glattgegangen. Motorengeräusch, das sich rasch näherte. Die U.S. Border Patrol.
Fernandez machte ein Handzeichen. Doch die Killer, aus denen sein ›Begleitschutz‹ bestand, waren schon alarmiert. Einer von ihnen schulterte eine Bazooka…
***
Jay Avery freute sich auf seinen Geburtstag.
Der Beamte der U.S. Border Patrol fuhr in dieser Nacht südlich von Nogales Streife. Auf einem Abschnitt von rund fünfzig Meilen setzte die Grenzbehörde ganze acht Mann ein. Auf der anderen Seite, im mexikanischen Bundesstaat Sonora, warteten Abertausende von Illegalen. Jeder von ihnen war wild entschlossen, hinüber nach Arizona zu kommen.
Avery kam sein Job oft sinnlos vor. Meist fingen er und sein Partner David Goyer wirklich ein paar arme Teufel und schickten sie zurück nach Mexiko. Dann versuchten es die Kerle eben in der nächsten Nacht noch mal. Sie hatten ja nichts zu verlieren.
Im Grunde taten die illegalen Einwanderer dem Grenzer Leid. Sie waren nur Opfer des Elends im eigenen Land. Und wurden auch noch ausgenommen von diesen Grenzschleusern, die ›Kojoten‹ genannt wurden.
»Da regt sich was!«
David Goyers Stimme riss Avery aus seinen Gedanken. Die Border Patrol hatte nur wenig Personal, war aber technisch perfekt ausgerüstet. Mannshohe Zäune, Bewegungsmelder, mit Radar ausgerüstete Fesselballons, Überwachungsflugzeuge… Der Landrover, in dem sie saßen, war gepanzert. Die Methoden der ›Kojoten‹ wurden nämlich in letzter Zeit immer brutaler.
Seit einem halben Jahr schienen die Grenzübertritte in großem Stil organisiert zu sein…
Im Wagen von Avery und Goyer befand sich ein Wärme-Sensor. Das Gerät konnte menschliche Körper auf eine Meile hin anpeilen. Dort vor ihnen, im Schwarz der kalten Wüstennacht, musste gerade eine größere Gruppe die Grenze passiert haben.
»Ich gebe Alarm!«, brummte Avery und griff zum Mikrofon des Funkgeräts. Er hoffte sehr, dass es keinen Ärger geben würde. Gleich nach dieser Nachtschicht würde seine Frau mit einem Geburtstagsfrühstück auf ihn warten. Wie sie es immer getan hatte in den bisher zwanzig Jahren einer glücklichen Ehe.
Goyer riss das Lenkrad herum. Die starken Suchscheinwerfer des Border-Patrol-Fahrzeugs glitten über die nackten Hügel des Grenzgebiets. Das Offroad-Fahrzeug rumpelte durch ein ausgetrocknetes Flussbett.
»Streife vier an HQ!« Avery brüllte, um das Aufröhren des Motors zu übertönen. »Verdächtige Personen in Abschnitt C! Nord-Nordwest von… verdammt!«
Der Beamte unterbrach sich. Vor ihm in der Dunkelheit sah er eine Bewegung. Etwas blitzte auf, gefolgt von einem dumpfen Knall. Und dann zerbrach die Welt um Jay Avery herum.
Die leichte Panzerung des Fahrzeugs reichte nicht aus, um gegen das Explosivgeschoss aus der Panzerfaust abzuschirmen. Die Killer hatten gut gezielt. Das Border-Patrol-Fahrzeug wurde frontal erwischt.
Der Motorblock flog auseinander. Eine Stichflamme erhellte plötzlich die Wüste Arizonas im Umkreis von einer halben Meile.
Avery war geblendet von dem Feuer. Wie durch ein Wunder schaffte es der schwerverletzte Border Patrol-Man, die Beifahrertür aufzustoßen. David Goyer hing im Gurt, und aus einer klaffenden Kopfwunde sprudelte das Blut über sein Gesicht.
Mit letzter Kraft löste Avery seinen eigenen Sicherheitsgurt. Dass sein Partner tot war, daran bestand für ihm kein Zweifel.
Seine eigenen Schmerzen verursachten ihm seltsame Visionen.
Kerzen…, dachte der Verletzte beim Anblick des lichterloh brennenden Fahrzeugs. Das sind doch nur die Kerzen auf meinem Geburtstagskuchen…
Ein paar Yards kroch Jay Avery noch durch den kalten Sand. Dann erwischte ihn ein Killer.
Eine Garbe aus einer kurzläufigen Uzi-Maschinenpistole hämmerte in den Kopf und Oberkörper des Beamten.
Jay Avery erlebte seinen fünfundvierzigsten Geburtstag nicht mehr…
***
Pedro Femandez scheuchte die einundfünfzig Frauen weiter. Trotz des grässlichen Anblicks der toten Border-Patrol-Männer hatte keine von ihnen mehr geschrien oder geweint. Zu groß war die Angst, von dem ›Kojoten‹ nicht mit nach Amerika genommen zu werden.
Fernandez grinste zufrieden, was in der Dunkelheit natürlich niemand sehen konnte. Sein mageres Gesicht mit dem dünnen Schnurrbart war wettergegerbt und dunkel.
»Vamos!«, sagte der Verbrecher, halb zu sich selber. »Wieder zwei vqn diesen verdammten Gringos weniger! Wer sich Esperanza in den Weg stellt, dem bekommt das sehr schlecht!«
***
Señor Semilla hustete.
Diesmal dauerte es minutenlang, bis sein Anfall vorbei war. Die Augen quollen dem Fünfzigjährigen aus dem Kopf, als er verzweifelt nach Luft rang.
Seine Tochter Julia legte ihm ein nasses Tuch auf die Stirn. Viel mehr konnte sie nicht tun. Der medico war schon da gewesen. Er hatte nur ein Medikament dagelassen, das sowieso nicht half. Für eine Wirksame Medizin musste Geld bezahlt werden, das die Semillas nicht hatten.
Eduardo Semilla war schon länger krank. Er wirkte wie Mitte Sechzig. Denn hier, in El Centro, der Altstadt von Mexico City, alterten die Menschen schneller. Vor allem, wenn sie arm waren.
Julia rang verzweifelte die Hände. Ihr Vater warf sich in dem durchgelegenen Bett hin und her. Die Tür knarrte. Señora Semilla kam von der Arbeit im supermercado in Tacubaya. Julias Mutter schuftete dort stundenweise als Kassiererin. Das Geld reicht trotzdem hinten und vorne nicht.
»Dios Mio!«, seufzte Señora Semilla. »Geht es Papa immer noch nicht besser?«
Julia antwortete nicht. Die schöne junge Frau blickte geradeaus. Aber sie sah nicht ihre frühzeitig gealterten Eltern. Und auch nicht die saubere, aber schäbige Zwei-Zimmer-Wohnung an einer verkehrsreichen Avenida. Julia hatte plötzlich einen Tagtraum.
In dieser Vision lag ihr Vater entspannt auf einem Krankenhausbett in einer teuren Privatklinik. Ein Lungen-Sanatorium, auf den Hügeln um Acapulco. Von dort hatte er einen herrlichen Blick auf den blauen Ozean, während er von Schwestern und renommierten Ärzten Tag und Nacht umsorgt wurde.
Julia stand auf wie in Trance.
»Wo willst du hin, Chica?« Ihre Mutter hatte begonnen, in der kleinen Küche das einfache Abendessen zu bereiten.
»Ich muss noch was erledigen, Mama. Bin bald wieder da…«
Julia Semilla eilte die ausgetretenen Stufen hinunter. Die Neunzehnjährige war in Mexico City aufgewachsen. Sie kannte nichts anderes. Hier lebten ihre Freundinnen, hier hatte sie sich zum ersten Mal verliebt. Aber nun wurde ihr klar, dass sie gehen musste.
Um ihren Vater zu retten…
Plötzlich hatte die junge Frau es sehr eilig. Sie hatte wochenlang mit sich selbst gerungen. Aber jetzt, wo sie sich entschlossen hatte, war alles ganz einfach.
Julia Semilla lief über die Plaza de Santo Domingo, wo sich die Medizinschule befindet. Das Mädchen hätte selber gerne Medizin studiert. Aber woher hätten ihre Eltern das Geld dafür nehmen sollen?
Doch jetzt hatte Julia eine bessere Idee. Jedenfalls glaubte sie das…
Ein unentwegtes Klappern tönte über die Plaza. Das waren die Schreibmaschinen der Schreiber. Kleine Männer, die unter den Arkaden saßen und für die zahlreichen Analphabeten Briefe und andere Schriftstücke tippten.
Die Schreiber und ihre Kunden schickten Julia anerkennende Pfiffe hinterher, obwohl sie in ihrem knielangen blassgelben Kleid nicht besonders aufreizend gekleidet war. Die junge Frau ließ sich davon nicht beirren. Sie wusste, dass sie gut aussah.
An der Plaza Garibaldi machten sich die Mariachi-Musiker mit ihren breiten Sombreros bereit, den Touristen heile mexikanische Welt vorzuspielen.
Doch das interessierte Julia Semilla nicht. In einer Nebenstraße der Plaza Garibaldi saß die Firma, zu der es Julia hinzog.
ESPERANZA (Spanisch: HOFFNUNG)
Mit großen roten Neonbuchstaben prangte das Wort an der Vorderfront eines zweistöckigen Gebäudes.
Jetzt oder nie, sagte sich die junge Frau.
Mit klopfendem Herzen trat die Neunzehnjährige durch die spiegelblanke Glastür.
Die Halle machte einen vornehmen Eindruck....

Erscheint lt. Verlag 28.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-6804-0 / 3738968040
ISBN-13 978-3-7389-6804-0 / 9783738968040
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