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Trevellian und die Drogenhändler: Kriminalroman -  Jan Gardemann

Trevellian und die Drogenhändler: Kriminalroman (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
250 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7109-5 (ISBN)
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von Jan Gardemann Als die Leiche eines ermordeten Obdachlosen auf dem Gelände seiner Wäscherei gefunden wird, ist Mr. Singh wenig kooperativ. Als die Werkstatt von Mr. Singh in die Luft gesprengt wird, ist Mr. Singh verschwunden. Verständlich, denn in der Werkstatt finden sich außer einigen wohlbekannten toten Drogenhändlern auch eine erhebliche Menge an Rauschmitteln. Mr. Singh versucht allerdings vergeblich, sich in Sicherheit zu bringen. Als die FBI-Agenten Jesse Trevellian und Milo Tucker ihn finden, ist er tot.

3


Ein in einen schlichten Anzug gekleideter Mann mit eng am Kopf anliegendem dunklem Haar, trat Milo und mir entschlossen entgegen, als wir Anstalten machten, den Betrieb zu betreten.

»Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«, erkundigte er sich unterkühlt.

Wir zeigten ihm unsere Dienstausweise und setzten ihm auseinander, was wir wollten.

»Ich muss darauf bestehen, Sie zu meinem Chef zu begleiten«, sagte er daraufhin. »Sie könnten sich verlaufen oder sich irgendwo verletzen. Eine Leiche auf dem Firmengrundstück ist mehr als genug für diesen Tag.«

»Wenn Sie uns Ihren Namen verraten, haben wir nichts dagegen einzuwenden, dass Sie uns zum Kontor führen«, sagte Milo gelassen.

»Alan Tooms«, stellte sich der Mann daraufhin vor. »Ich bin für die Sicherheit in Mr. Singhs Betrieben zuständig.« Er deutete in die Halle, in der ein geschäftiges Treiben herrschte. »Das Kontor befindet sich im hinteren Teil des Gebäudetraktes. Um das Büro zu erreichen, müssen wir die Waschküche komplett durchqueren.«

»Nur zu«, forderte ich den Mann auf. »Wir folgen Ihnen.«

Die Mitarbeiter, die ihre Fahrzeuge heute außerhalb des Geländes hatten abstellen müssen und deren Personalien von dem Cop am Tor bereits aufgenommen worden waren, warfen Milo und mir neugierig-finstere Blicke zu, während wir die Halle durchquerten. Der Geruch nach Seifenlauge und Weichspüler hing in der Luft. Die Waschmaschinen mit den großen, langsam rotierenden Trommeln voller in Seifenlauge gebadeter Hotelhandtücher und Bettwäsche hinter den Bullaugen brummten und rumorten vernehmlich. Tümmler und Wäschemangeln sonderten heiße Dampfschwaden ab.

Die Absaugvorrichtung unter der hohen Decke schaffte es offenbar nicht, gegen die hohe Luftfeuchtigkeit und die Wärme anzukommen, sodass in der Halle klimatische Zustände wie im tropischen Regenwald herrschten.

Nachdem wir die Halle durchquert und einige der monströsen Maschinen passiert hatten, die von schwitzenden Vietnamesen und Italienern bedient wurden, näherten wir uns einer hinter Wäschekarren halb verborgenen Stahltür.

Unser Begleiter schlug mit der Faust hart gegen das Türblatt.

»Ja!«, tönte es daraufhin dumpf hinter der Tür hervor.

Tooms öffnete und steckte den Kopf durch den Türspalt. »Da sind ein paar Leute vom FBI, die Sie sprechen wollen, Sir.«

»FBI?«, drang es hinter der Tür hervor. »Ist das nicht ein bisschen viel Polizeiaufgebot für einen einfachen Obdachlosen? Von diesen Kerlen verrecken in New Yorks Straßen jeden Monat ein Dutzend. Kein Wunder, wenn die Bullen bei einer solchen Vorgehensweise bis zum Hals in Arbeit stecken.«

Tooms drückte die Tür vollends auf und bedeutete uns einzutreten.

Vor uns öffnete sich ein rustikal ausgestattetes, geräumiges Büro. Die Wände waren bis zur Decke mit Edelholz vertäfelt und in großen Abständen mit Regalen versehen. Ein Mahagonischreibtisch stand mitten im Raum. Außer einem Laptop war die Arbeitsfläche leer. Jalousien mit geöffneten Lamellen hingen vor den Fenstern und sorgten für kühles Zwielicht.

Der Mann, der hinter dem Schreibtisch in einem hochlehnigen schwarzen Ledersessel saß, war indischer Abstammung und auf unaufdringliche Art vornehm gekleidet. Das schmale, dunkelhäutige Gesicht mit den hellen Augen wirkte asketisch. Der Mann stand auf, als wir uns dem Schreibtisch näherten, und reichte uns über die verwaiste Arbeitsplatte hinweg die Hand.

»Setzen Sie sich doch bitte Gentlemen«, sagte er und deutete auf die beiden Besuchersessel, die ihm gegenüber vor dem Tisch standen. »Und bitte verzeihen Sie mir den Ausdruck Bullen. Es lag nicht in meiner Absicht, Ihren Berufsstand herabzusetzen.«

»Sie sind der Geschäftsführer dieser Wäscherei, Mr. Singh?«, fragte Milo, nachdem wir Platz genommen hatten.

Der Mann nickte bestätigend. »Dieser Laden gehört mir«, erklärte er. »Außerdem besitze ich zwei weitere Kleinbetriebe in New York und drüben in New Jersey.« Er schob den aufgeklappten Laptop zur Seite. »Wenn meine Anwesenheit nicht unbedingt erforderlich ist, leite ich die Betriebe von hier aus. Ich habe diese Wäscherei von meinem Vater übernommen. Er ist leider bereits verstorben. Es hätte ihn sicherlich stolz gemacht, wenn er hätte mitverfolgen können, wie erfolgreich meine Expansionsbestrebungen verlaufen sind.«

Er lächelte liebenswürdig. »Ich werde schon wieder geschwätzig und langweile Sie gewiss. Was führt Sie zu mir?«

»Kannten Sie Mercur Lones, Mr. Singh?«, fragte ich unvermittelt.

Der Geschäftsführer hob eine Augenbraue in die Stirn. »Ich meine, ich höre diesen Namen heute zum ersten Mal.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Sie sind doch wegen des toten Obdachlosen zu mir gekommen, oder? Mercur Lones – so lautete der Name dieses armen Burschen?«

»So ist es«, bestätigte Milo. »Haben Sie eine Vermutung, warum sich dieser Mann ausgerechnet auf das Grundstück Ihrer Wäscherei geschleppt hat?«

Singh deutete ein Lächeln an. »Ich sehe mich nicht veranlasst, mich in die Denkweise von gestrauchelten Persönlichkeiten einzufühlen. Ich müsste spekulieren, um das Verhalten dieses Mannes zu erklären.«

Er furchte die Stirn, als würde er nachdenken. »Ich würde darauf tippen, dass es Zufall war, dass dieser Bursche sich zum Sterben ausgerechnet den Hof meiner Wäscherei aussuchte. Vielleicht dachte er sich, ein Ort, an dem Säcke voller Dreckwäsche gelagert werden, wäre kein so schlechter Platz, um dort zu verenden.«

»Der Mann wurde ermordet«, erklärte ich. »Entweder war er bereits tödlich verwundet, als er den Zaun überwand. Oder er wurde auf dem Wäschereihof ermordet.«

»Es handelt sich um Mord?« Singh seufzte entnervt. »Ich hoffe doch sehr, die Ermittlungen werden den Wäschereibetrieb nicht allzu lange behindern. Meine Auftragsbücher sind voll. Ich kann es mir nicht erlauben, die Hotels im Stich zu lassen und sie nicht mit sauberer Wäsche zu beliefern.«

»Hatten Sie aus diesen Überlegungen heraus in Erwägung gezogen, den Leichnam von dem Firmengrundstück zu entfernen?«, fragte Milo unterkühlt.

»Ich konnte ja nicht ahnen, dass ein Verbrechen vorlag«, erwiderte Singh unangenehm berührt. »Es sah für mich so aus, als hätte sich dieser Kerl in seinem Suff nur einen Platz gesucht, wo er in Ruhe sein verpfuschtes Leben aushauchen konnte. Außerdem hatte er sich an dem Zaun verletzt. Am Ende hätte ich noch die Beerdigungskosten für dieses Wrack übernehmen müssen.«

»Sie könnten vielleicht helfen, die Ermittlungen zu beschleunigen«, sagte ich. »Uns ist aufgefallen, dass es eine Überwachungskamera auf dem Gelände gibt. War das System über Nacht eingeschaltet? Wenn ja, könnten die Aufnahmen uns vielleicht einen Hinweis geben, wie diese für Sie so unangenehme Angelegenheit genau abgelaufen ist.«

Singh sah über unsere Köpfe hinweg fragend zur Tür rüber. Toomes stand breitbeinig vor der geschlossenen Stahltür, die Hände vor dem Unterleib gefaltet, was jedoch nach allem anderen aussah, nur nicht danach, als ob er sich zu einem Gebet rüstete.

»Alan. War das Überwachungssystem in der Nacht eingeschaltet?«, fragte Singh.

»Selbstverständlich, Sir«, lautete die knappe Antwort.

Der Geschäftsführer nickte zufrieden. »Alan Tooms ist für die Sicherheit meiner Betriebe verantwortlich«, erklärte er. »Er wird Ihnen die betreffende Videosequenz vorspielen. Nennen Sie ihm den Zeitraum, der Sie interessiert. Er wird das Material dann für Sie raussuchen.«

»Mr. Lones starb etwa um Mitternacht«, sagte Milo.

Singh gab Tooms ein Handzeichen. »Sie haben gehört, was die G-men wollen. Machen Sie sich an die Arbeit und geben Sie uns Bescheid, wenn Sie das betreffende Material bereitgestellt haben.«

Wortlos wandte Tooms sich ab und verließ den Raum.

»Muss ich irgendwelche Konsequenzen befürchten, weil ich den Leichnam fortschaffen lassen wollte?«, fragte Singh und furchte besorgt die Stirn.

»Sie waren ja vernünftig genug, sich von der Joggerin, die die Leiche entdeckte, von diesem Vorhaben abbringen zu lassen«, erwiderte ich.

»Diese Sache ist mir sehr unangenehm. Ich fürchte, diese Kurzschlusshandlung wirft kein gutes Licht auf meine Person.«

»Sie sind ein erfolgsorientierter Mensch, Mr. Singh«, sagte Milo, wobei er sich anstrengte, einen neutralen Tonfall anzuschlagen. »Menschen wie Mercur Lones sind in Ihren Augen Versager. Es scheint Ihnen die Mühe nicht wert, auch nur fünf Minuten über das Schicksal dieses Mannes nachzudenken.« Milo lächelte entwaffnend. »Das ist nur mein privater Eindruck, Mr. Singh. Es geht vielen Menschen so wie Ihnen. Doch das macht Ihre Sichtweise nicht besser.«

Singh starrte Milo über den Tisch hinweg mit finsterer Miene an. »In dem Land, aus dem mein Vater stammte, gilt ein Menschenleben nicht viel. In Indien sterben täglich Dutzende Menschen, weil sie nichts zu Essen haben. Andere kommen aufgrund eines Unfalls ums Leben, weil die Sicherheitsbestimmungen in dem Land nur lax gehandhabt werden. Der Tod war ein beständiger Begleiter meines Vaters und rührte ihn zumeist nicht sehr. Diesen Wesenszug habe ich offenbar von ihm übernommen.«

Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Die meisten Inder sind aufgrund ihrer religiösen Ansichten überzeugt, dass die Verstorbenen...

Erscheint lt. Verlag 13.2.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-7109-2 / 3738971092
ISBN-13 978-3-7389-7109-5 / 9783738971095
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