Groheim - Stadt der Magier: Fantasy Roman (eBook)
150 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7096-8 (ISBN)
Kapitel 2: Emgad
Nach einem weiteren Tag erreichten sie eine kleine Halbinsel, die schon von weitem ins Meer hineinstach.
„Rauch, dort ist Rauch“, rief Drengir aus, der im Krähennest saß. Die Mannschaft versammelte sich an Deck und Grogarda überprüfte die Aussage mit Hilfe seines Fernrohres. Er konnte einstöckige Häuser sehen, eine Mauer und etwas, das Wachtürme aus grauem Fels zu sein schienen.
„Das muss es sein“, bestätigte Grogarda und einige Männer jubelten. „Legt euch in die Riemen“, rief er unter Deck. Der Wind kam ungünstig, so das dass Segel unterstützt werden musste. „Wir sind fast da.“
Emgad war eine kleine Siedlung, die von weitem fast halb so groß wirkte wie Groheim. Als sie anlegten, sahen sie aber, dass sie vielleicht neunhundert Seelen beherbergte. Nichts im Vergleich zu den Tausenden in Groheim. Doch anders als in Groheim, wo sich die Stadt weit ins Flachland hinter der Küste auffächerte, war Emgad eine Ansammlung niedriger, eng beieinander stehender, grau verputzter Fachwerkhäuser. Die Stadtmauer begrenzte hier exakt den Radius, in dem gesiedelt wurde. Kein Gebäude war jenseits zu erkennen. Auffällig waren auch die vielen Wachtürme, die die massive, sicher zwei Schritt breite Mauer in regelmäßigen Abständen unterbrachen.
Grogarda sah einige Schiffe im Hafen liegen. Manche sahen aus wie typische bauchige Handelsschiffe, die Waren transportierten. Andere wiederum erinnerten ihn an die Walfänger-Schiffe, die er aus Groheim kannte. Manch ein Langboot aus Groheim war ebenfalls zu erkennen.
„Die scheinen ja ein ziemliches Sicherheitsbedürfnis zu haben“, bemerkte Trojus, während sie das Schiff an einem der gemauerten Anleger festmachten.
„Finden wir doch mal heraus, wieso“, erwiderte Grogarda und Trojus nickte. Grogarda befahl der Mannschaft, in der Nähe des Schiffes zu bleiben. Drengir und Einar sollten Trojus und Grogarda begleiten. Während sie den Kai entlanggingen, kam ihnen ein hochgewachsener Mann entgegen, der ein Kurzschwert umgegürtet hatte. Er trug ein helles Hemd und eine beige wollene Hose. Darüber trug er eine dicke Pelzweste, die ihn vor der Kälte schützen sollte, aber gleichzeitig Bewegungsfreiheit bot.
„Eine Kupfermünze nimmt die Stadt Emgad für die Benutzung ihres Hafens“, erklärte er. Er hatte die Hand locker auf den Griff des Schwertes gelegt. Eine leichte Drohung.
„Wer seid Ihr, wenn die Frage gestattet ist?“, erwiderte Grogarda.
„Borial mein Name. Ich bin Mitglied der Stadtwache“, bei diesen Worten zeigte er ihnen ein Amulett, das er trug. Auf einem ovalen messingartigen Grund waren mehrere verschnörkelte Buchstaben eingeritzt. „Ich bin heute zuständig für ankommende Schiffe.“
Grogarda nickte. Wenn dies ein Betrüger war, hatte er ihn überzeugt. Das Amulett wirkte offiziell genug. Er gab ihm die Kupfermünze.
„Könnt Ihr mir etwas über die Stadt erzählen?“, fragte Grogarda und hielt eine weitere Münze hoch. Borial nickte.
„Natürlich stehe ich Gästen unserer schönen Stadt auch für Fragen zur Verfügung“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.
„Dann erklärt mir bitte einmal, wieso ihr derartig gut gesichert seid. Eine Siedlung so weit draußen wird, denke ich, kaum angegriffen“, fragte nun Grogarda, während sie vom Hafen eine breitere Straße entlangschlenderten, die auf einen dicht bevölkerten Marktplatz führte.
„Ihr würdet euch wundern. Wobei es weniger marodierende Diebe oder Piraten sind, die einem hier Ärger machen, als vielmehr die Eisbestien“, erklärte Borial.
„Eisbestien?“, fragte Trojus. „Davon habe ich noch nie gehört. Meint ihr Trolle, wie es sie auch jenseits des Flusses Noro gibt? Weit hinter Cadogan.“
„Nein, was ich meine ist größer. Tödlicher, versteht ihr? Dass ihr da unten von ihnen noch nichts gehört habt, glaube ich gerne. Sie sind südlicher von hier nicht oft anzutreffen. Sie bevorzugen diese strenge Kälte, wobei es ihnen hier oft schon zu warm ist, sie lieben es vielmehr in den Eiswüsten nördlich von hier. Es gibt dort Berge, in denen sie siedeln. Sie leben in den Höhlensystemen, soweit wir wissen“, erwiderte Borial.
„Und wieso greifen sie Euch an?“, fragte Grogarda.
„Von Zeit zu Zeit überfallen sie ankommende Handelsschiffe und manchmal auch Fischerboote. Es ist selten, dass sie sich in die Stadt trauen, um etwas zu stehlen“, beantwortete Borial die Frage. „Vielleicht geht es ihnen nur um Nahrung, wenn man überlegt, wo sie leben.“
Inzwischen standen sie am Rand des Marktplatzes, auf dem dichtes Gewusel herrschte. Marktschreier boten ihre Waren feil, von Obst bis hin zu Werkzeugen. Ein lautes, weiter entferntes Kreischen erhob sich plötzlich über den Marktlärm. Ein durchdringender Ruf war es.
„Nein“, hauchte Grogarda, als er sich an diesen Schrei aus seinen Träumen erinnerte. Ihm stellten sich bei der Erinnerung die Nackenhaare auf. Er hatte immer Probleme gehabt, sich an sie zu erinnern, doch in diesem Moment wusste er, dass sie die Bestien aus seinem Traum waren.
„Was zum ...“, setzte Trojus an, doch weiter kam er nicht, der Rest seines Satzes wurde von einem weiteren durchdringenden Kreischen verschluckt.
„Eisbestien“, tönte eine Stimme von den Wehrgängen der Stadtmauer herab. Glocken wurden geläutet. Mehrere Männer bemannten Shogra-artige Geschütze auf den Türmen und Bogenschützen stellten sich auf die Wehrgänge. Die Wachmannschaften schienen gut eingespielt.
Eine riesige weiße pelzige Kreatur mit vier Beinen und ledrigen Schwingen tauchte aus den Wolken auf. Sie hatte das Maul weit geöffnet und ein weiterer Schrei tönte über die Stadt.
Die Händler rafften ihre Sachen so gut es ging zusammen und jeder versuchte in ein Gebäude zu kommen.
Die Bogenschützen begannen zu feuern, einigen Pfeilen wich die Kreatur gekonnt aus, doch geriet sie dabei unter Feuer der Shogras der Stadt. Einer der unterarmlangen Bolzen bohrte sich in die Brust der Kreatur, die mit einem Krächzen tiefer sank. Sie verlor die Kontrolle und schlug mitten auf dem Marktplatz auf, wobei sie mehrere Stände mitnahm und niederriss.
„Das ist eine Eisbestie?“, murmelte Grogarda vor sich hin. Er erkannte die Kreatur, er hatte sie unzählige Male im Traum gesehen. Wie ein gigantischer Bär mit Flügeln mutete sie an.
„Bleibt weg von ihr!“, brüllte Borial und schob einige Zuschauer, die aus ihren Verstecken kamen, zur Seite.
„Ach was, sie wurde direkt getroffen, sie ...“, erwiderte ein hochgewachsener Mann mit heller Haut, doch weiter kam er nicht. Die Kreatur zuckte und erhob sich brüllend. Sie biss in den aus ihrer Brust ragenden Bolzen und zog ihn mit einem Schwung heraus. Blut tropfte dabei aus der Wunde, doch Grogarda ahnte, dass es zu wenig war für einen derartigen Treffer. Es war nur eine Fleischwunde, nichts, was die Kreatur töten würde.
Borial zog seine Klinge und blickte Grogarda an.
„Fremde, wenn Ihr auch nicht von hier seid, so verspreche ich Euch meinen halben Monatssold, wenn Ihr mir helft dieses Wesens Herr zu werden“, erklärte er. Grogarda sah Trojus an und nickte dann Drengir und Einar zu.
„Gib auf ihn Acht“, raunte Trojus zu Einar.
„Ihr bleibt hier“, befahl Grogarda.
Mit erhobenen Klingen rannten sie auf die Eisbestie zu und teilten sich auf. Während Grogarda und Borial von links und rechts auf sie zuliefen, schlich Trojus hinter einen Stand und nutzte ihn als Sichtschutz, um sich der Bestie von hinten zu nähern.
Grogarda musste sich zur Seite werfen, um einem mächtigen Prankenhieb der Kreatur auszuweichen. Borial versuchte einen Biss der Kreatur mit seinem Schwert abzublocken. Die Kreatur biss in sein Schwert und riss es ihm aus der Hand.
Einem Hieb musste er ausweichen und fiel dabei mehr als dass er zur Seite sprang. Überall auf dem Boden lagen Reste der Marktstände herum, die die Kreatur niedergerissen hatte. Während Grogarda mehrere Hiebe austeilen konnte und die Kreatur damit zurückdrängte, schaffte er es aber nicht, ihr mehr als ein paar kleine handkantenlange Wunden zuzufügen.
„Hey“, rief Borial, der sich eine ehemalige Zeltstange geschnappt hatte und diese nun, da sie vorne abgebrochen und entsprechend spitz war, als Speer nach der Bestie warf. Diese fing den Speer mit erstaunlicher Schnelligkeit und brüllte dabei gleichzeitig auf, weswegen er ihr wieder aus dem Maul fiel. Grogarda sah, wie erneut Blut aus der Wunde durch den Shogra-Bolzen sickerte. Sie schien der Kreatur langsam sehr zu schaffen zu machen. Immer mehr Blut verfärbte ihren hellen Pelz.
„Stirb“, rief Trojus, während er von hinten seine Klinge in die sich aufbäumende Eisbestie rammte.
Sein Anderthalbhänder, den er sonst wegen der großen Länge auf den Rücken geschnallt trug, bohrte sich so weit durch die Eisbestie, dass Grogarda auf seiner Seite die Spitze herausstechen sah. Die Kreatur wankte, brummte dabei seltsam und brach dann mit einem letzten erleichterten Atemzug zusammen. Grogarda erinnerte es an den letzten Atemzug, den er oft gehört hatte, wenn ein Mensch starb.
„Es ist geschafft“, stellte Borial fest und hielt sich dabei den verletzten Fuß.
Auf Grogardas fragenden Blick erklärte Borial: „Ich denke, verstaucht, beim Ausweichen umgeknickt.“
Während sie ihre Klingen...
Erscheint lt. Verlag | 8.2.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
ISBN-10 | 3-7389-7096-7 / 3738970967 |
ISBN-13 | 978-3-7389-7096-8 / 9783738970968 |
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Größe: 934 KB
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