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Ein Frachtraumschiff auf Reisen 4: Die Kosmografen -  Miguel de Torres

Ein Frachtraumschiff auf Reisen 4: Die Kosmografen (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
130 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7021-0 (ISBN)
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von Miguel de Torres Die Galaxis - und nicht nur diese eine - retten! So lautet der Auftrag der Kosmografen an den genialen Wissenschaftler T. Wabohu, sowie natürlich Abdullah und Tsarong. Die gefährlichen Gerbaschianer sind aber ganz anders als vorausgesehen. Die haarsträubende Reise quer durch die Galaxis ist keine Rettungsmission, eher ein Himmelfahrtskommando.

1.


Neulich, irgendwo in der Galaxis …

Dumpfe Trommelwirbel dröhnten durch das Tal, das bis auf eine große Lichtung dicht bewaldet war. Am Rande dieser Lichtung, hinter einer hölzernen Absperrung, die von einem Dutzend martialisch aussehender Büttel bewacht wurde, und beschienen von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne, drängten sich mehrere Hundert Menschen. Ihre Blicke waren starr auf neun hölzerne Pfähle gerichtet, die gerade in einer Entfernung von zehn Drachenlängen von freiwilligen Helfern mit roten Armbinden aufgerichtet wurden. Jenseits der Absperrung boten einige mit Bauchläden versehene Händler der erwartungsvollen Menge ihre Waren feil.

„Waldnüsse! Zuckerzeug! Spezereien! Faule Eier!“

Eine Kinderstimme erscholl aus der Menge.

„Mami, kommt der Drache jetzt bald?“

„Ja, mein Sohn“, antwortete Mami, eine Matrone, deren Leibesumfang ihrer Körpergröße entsprach. „Sobald die Sonne hinter der Hügelspitze verschwunden ist, kommt der Drache.“

„Mami, wird der Drache dann die Jungfern verbrennen?“

„Ja, mein Sohn, er wird sie mit seinem glühenden Odem ganz und gar verbrennen, bis nur noch Holzkohle von ihnen übrig ist.“

Doch diese Auskunft war dem hoffnungsvollen Sprössling immer noch nicht präzise genug. „Mami, riecht das dann wie Gänsebraten?“

„Ja, mein Sohn, das riecht genau wie Gänsebraten!“

Nun mischte sich zum ersten Mal Papi in die Unterhaltung ein, und er tat es auf die ihm eigene Weise – indem er seiner Frau eine Ohrfeige versetzte, die sie trotz ihrer Körperfülle von den Füßen warf. „Wie kannst du so was zu dem Jungen sagen? Es riecht natürlich wie Entenbraten!“

„Nein, mein Herr!“, ertönte da die Stimme eines neben ihm stehenden Mannes, der etwa einen halben Kopf kleiner war. „Dem kann ich absolut nicht beipflichten! Es riecht wie Gänsebraten!“

Ein wutentbranntes Schnauben entrang sich den breitgeschlagenen Nüstern des ersten Sprechers. „Es mag ja sein, dass eure Jungfern aus Unterhaddeldatz wie Gänsebraten riechen. Das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen! Aber unsere Jungfern aus Oberhaddeldatz riechen wie Entenbraten!“

Im nächsten Moment wälzten sich zwei Gestalten auf dem schlammigen Boden, angefeuert von ihrem jeweiligen Anhang. Doch plötzlich ertönte ein Geräusch, das nicht nur der versammelten Menge einen Laut der hoffnungsfrohen Erwartung und des wohligen Schauderns entlockte, sondern auch die beiden Streithähne ihre Keilerei vergessen ließ.

Ein Brüllen, das trotz seiner offensichtlichen Entfernung den Boden erzittern ließ.

„D-d-d-der Drache!“, stammelte die Menge und rückte noch enger zusammen.

„Waldnüsse! Zuckerzeug! Spezereien! Faule Eier!“

„Papi“, ertönte erneut die bereits bekannte Kinderstimme, „warum sind es denn diesmal neun Pfähle?“

Papi kratzte sich an seinem Schädel, über den jeder terranische Anthropologe in Ekstase geraten wäre, dann hielt er kurz inne. Er führte seine Hand vor das Gesicht und musterte das, was sich zwischen seinem Daumen und seinem Zeigefinger wand und vergeblich zu entkommen versuchte. Es knackte, als er die beiden Finger zusammenpresste. „Nun“, erklärte er mit rapide nachlassender Geduld, „sieben für die Jungfern, die wie jedes Jahr dem Drachen geopfert werden, und zwei für die beiden Dämonen, die gestern vom Himmel gefallen sind! – Ah, da kommen sie ja!“

In der Tat erschien in diesem Moment eine seltsame Prozession, die gemessenen Schrittes aus dem Wald auf die Lichtung trat. Die Trommeln hielten kurz inne und setzten dann erneut ein, diesmal im Rhythmus der Schreitenden.

Voraus ging ein alter Mann mit einem weißen Bart, der ihm bis zu dem Taillenstrick reichte, mit dem sein härenes Gewand zusammengehalten wurde. In der Rechten hielt er einen langen Stock, dessen Spitze durch die künstlerisch durchaus wertvolle Nachahmung eines Drachenkopfes mit böse funkelnden Augen gekrönt wurde. Hinter ihm schritten im Gänse- oder vielleicht auch Entenmarsch sieben in lange, weiße Gewänder gekleidete Mädchen, die mit silbernen Ketten aneinander geschmiedet waren. Sicherheitshalber ging neben jedem von ihnen ein bis an die Zähne bewaffneter Büttel in einer zeremoniellen Lederrüstung.

Und hinter diesen sieben jungen Mädchen, jeweils bewacht von vier Bütteln …

„Die beiden Dämonen!“

Die ersten faulen Eier flogen.

Eigentlich sahen die beiden Dämonen auch nicht viel anders aus als die Bewohner des Tals. Der eine war sehr lang und hager, seine Backenknochen standen etwas hervor und sein bartloses Haupt zierte mittellanges, schwarzes Haar. Seine braunen Augen musterten die Menschenmenge.

Der andere Dämon war von der Statur her das genaue Gegenteil: Beinahe einen Kopf kleiner, dafür jedoch von etwa doppeltem Gewicht. Sein vollmondförmiger Schädel war absolut haarlos, und seine wasserblauen Augen stierten in dumpfer Verzweiflung auf die Büttel, deren zeremonielle, aber nadelspitze Lanzen sein überdimensioniertes Hinterteil bedrohten.

Als die Prozession die Pfähle erreicht hatte, hielt sie inne. Während der sich alte Mann an der Spitze auf die Erde warf und Beschwörungsformeln murmelte, machten sich die Wachen daran, zunächst die sieben Jungfern mit ihren silbernen Ketten an den Pfählen zu befestigen.

Wieder ertönte das Brüllen, das dieses Mal bereits deutlich näher schien. Ein erwartungsvoller Aufschrei ging durch die Menge.

Der hoffnungsvolle Sprössling, der unmittelbar an der Absperrung stand, zupfte seinen Erzeuger an dessen vor Dreck starrender Felljacke.

„Papi, wenn der Drache die Jungfern mit seinem, äh, glühenden Odin verbrennt, dann müssten doch zuerst ihre Kleider verbrennen?“

„Ja, mein Sohn, zuerst verbrennen ihre Kleider und fallen herunter!“

„Papi, sind sie dann ganz nackt?“

„Ja“, bestätigte Papi. Ein entrückter Schimmer trat in seine Augen und Geifer tropfte von seinen Lefzen. „Ganz und gar splitterfasernackt!“

„Au fein!“

Nun war es die Mami, die dem Papi eine Ohrfeige verpasste, dass dieser sich mit dem Hintern auf den Boden setzte.

„Pass gefälligst auf, wo du hin denkst!“

Ein erneutes Brüllen ertönte, und über den Bäumen auf der anderen Seite der Lichtung stand plötzlich eine dunkle Rauchwolke. Die an die Pfähle geketteten Mädchen schrien auf; einige fielen in Ohnmacht. Die Büttel, die ihre Arbeit als getan betrachteten, brachten eiligst einen Sicherheitsabstand zwischen sich und die Pfähle, während der weißbärtige Alte erschrocken sein Haupt erhob und dann mit einer Geschwindigkeit, die ihm niemand zugetraut hätte, bis hinter die Absperrung rannte.

Aller Augen waren nun auf jene Stelle des Waldes gerichtet, über der gerade eine neue Rauchwolke aufstieg, begleitet von jenem unirdischen Brüllen, das den Zuschauern durch Mark und Bein fuhr. Die Trommeln waren längst verstummt, denn mit dem Geräusch von tonnenschweren Füßen, die auf den Waldboden niederfuhren, konnten und wollten sie nicht konkurrieren. Äste splitterten und kleinere Bäume fielen, als plötzlich ein gigantischer, dunkelgrüner Kopf am Rande der Lichtung erschien! Flammen sprühten aus einem gewaltigen und mit einer Unzahl messerscharfer Zähne bewehrten Maul, und tellergroße Augen rollten hin und her.

Die Menschenmenge, die stundenlang gierig auf das Spektakel gewartet hatte, warf sich wie ein einziger Mann herum und flüchtete in den angrenzenden Wald. Sekunden später befanden sich nur noch einige in den matschigen Boden Getrampelte auf der Lichtung.

Und natürlich die Hauptdarsteller dieses Spektakels: Die sieben Jungfern und die beiden vom Himmel gefallenen Dämonen.

„Hilfääääää!“, schrie nun einer der beiden Dämonen – der dickere – und rüttelte an seinen Ketten, während der Drache mit riesigen Schritten geifernd auf ihn zu dröhnte. „Mein Name ist Hadschi Abdullah Ibrahim ben Hadschi Muhammad Marib ibn Hadschi Selim Omar und das ist alles ein schrecklicher Irrtum! Wir sind Raumschiffbrüchige und haben mit dieser internen Planetenangelegenheit nichts zu tun! Versteht ihr mich? Wir wollen hier weg!“

„Und mein Name“, ergriff nun der lange, hagere Dämon das Wort, „ist Tsarong, und ich kann die Worte meine Partners in allen Punkten bestätigen! Wir sind nur durch ein unglückliches Missgeschick auf diesem Planeten notgelandet und …“

Eine neue Feuersäule schoss aus dem Maul des Drachens hervor, versengte eine Strähne seines Haars und ließ ihn verstummen. Er hustete.

„Zu spät“, jammerte nun wieder der Dicke. „Alles aus! Unser Weg ist hier zu Ende! Welche Tragödie! Und dabei sind erst drei von unseren Abenteuern erschienen! [1]

Der Drache, dessen Körper vom Maul bis zur Schwanzspitze wohl an die fünfzehn Meter maß, hatte nun die Unglücklichen erreicht. Er stand zwischen den beiden Pfählen, an die die Dämonen gefesselt waren, und hielt einen Moment inne. Wahrscheinlich konnte er sich nicht entscheiden, ob er den lecker aussehenden Dicken als Appetitanreger oder als Hauptgericht zu sich nehmen sollte. Wie dem auch sei – er überlegte einen Augenblick zu lange.

Plötzlich machte es „Plopp!“, und die silbernen Ketten, die die beiden Dämonen festgehalten hatten, fielen mit einem Klirren zu...

Erscheint lt. Verlag 28.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-7021-5 / 3738970215
ISBN-13 978-3-7389-7021-0 / 9783738970210
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