Fragmente einer echten Ikone
Sandra Burkhardt, 1992 geboren, studierte Kunstgeschichte und Literarisches Schreiben in Karlsruhe, Leipzig und Berlin. 2016 war sie Preisträgerin für Lyrik beim 24. Open Mike in Berlin, 2018 erschien ihr Debütband "Wer A sagt" im Gutleut Verlag, mit dem sie bei 2019 bei den Lyrikempfehlungen zur Leipziger Buchmesse vertreten war. Seit 2020 ist sie Mitglied des arabisch-deutschen Literatur- und Übersetzungskollektivs مرج Wiese / wie es ist, auf der neben experimentellen und kollektiven Literaturübersetzungen auch performative Lesetexte entstehen.
Sandra Burkhardt … beeindruckte die Jury mit Gedichten zu Natur und Selbstfindung, die zeitgenössisch-drängende Themen und Fragestellungen behandelten und gleichzeitig von formaler Sicherheit zeugten. Insbesondere in ihrem Anspielen auf die Traditionen der Hymne wendet sich die Autorin mutig vom modernen Paradigma der poetischen Verdichtung und Verknappung ab und zeigt ihr Sprachgefühl in weit schwingenden, poetischen Bögen.
— Jury zum Zwei-Raben-Literaturstipendium
Formbewusst, sicher im Sprachgebrauch und mit großer Leichtigkeit gelingt es den Gedichten Sandra Burkhardts dem hohen Ton Petrarcas das Eigene abzulauschen und es zu beleuchten mit der Intimität des eigenen Leselichts.
— Inger-Maria Mahlke, Laudatio zum Open-Mike-Preis
Hört in ausgestreuten Reimen den Klang der Seufzer mit denen ich mein Herz nährte, den unbeständigen Stil, in dem ich weinte und wütete, meine frühen Jugendsünden. Hört vom Liebesversuch und -beweis eines Einsamen, der auf etwas Mitleid hofft, wenn nicht Vergebung, und nicht ergebnislos vergessen werden will. Ich meine mich: Ein Körnchen war ich selbst zu großer Zeit und für das Volk bin ich nichts als Geschichte. Ach, wie lange es her ist, als ob es ein Märchen wäre. Ich schäme mich oft vor mir. Ihr werdet verstehen, wofür all die Scham und all das Faseln war, und ihr müsst wissen, dass, wie sehr du auch der Welt gefällst, es ist ein kurzer Traum. Da! Die Almhütte, dieser Schnörkel, den ich so liebe. Welch Schwindel im schönen Wohnzimmer. Du liebtest zuerst. Ohne Beispiel war danach der Schmuck, den man zuerst in Adam sah. Wir sind nicht hier, um ihn anzuziehen, los, bewundern wir ihn. Ich bitte dich nur und rufe: O Sonne! Aber er macht wieder einmal das Umkehrerlein, lässt die Umgebung die Anhöhe in den Schatten stellen, und du nimmst dir den Tag und alles, was ich am festesten umarme. Wer beschattet jetzt wen? Wer den erbärmlichen Hügel, vor dem mein sanftes Feuer funkelt? Wo der große Lorbeer kleiner Stock-Stiel, dann Stab-Stange war, wachsend, während ich dies sprach. Zu den Augen zieht nun dieser beglückte Ort, in den ich mit Euch einkehrte.
Erscheinungsdatum | 31.05.2023 |
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Reihe/Serie | Reihe Lyrik ; 83 |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 170 x 240 mm |
Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Lyrik / Gedichte |
Schlagworte | fehlerhafte Übersetzung • Identität • Liebesgedichte • Petrarca |
ISBN-10 | 3-948336-19-9 / 3948336199 |
ISBN-13 | 978-3-948336-19-6 / 9783948336196 |
Zustand | Neuware |
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