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Dreimal dunkle Zukunft: 3 Science Fiction Romane -  Hendrik M. Bekker,  Alfred Bekker,  Jo Zybell

Dreimal dunkle Zukunft: 3 Science Fiction Romane (eBook)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6759-3 (ISBN)
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Dreimal dunkle Zukunft: 3 Science Fiction Romane von Hendrik M. Bekker, Alfred Bekker, Jo Zybell Dieses Buch enthält folgende Geschichten: Jo Zybell: Lennox und der Kampf um die Domstadt Hendrik M. Bekker: Die neue Dämmerung der Eisriesen Alfred Bekker: Herrschaft der Alten Es ist das Ende der Welt. Schräger Satz, oder? Wenn man ihn das erste Mal denkt, fühlt es sich frevelhaft an. Der Teil in einem, der völlig auf das Überleben ausgerichtet ist, knallt dem rationalen Teil einen vor den Latz und ruft NEIN. Wenn man ihn dann das erste Mal sagt, muss das ähnlich sein. Bisher hab ich's nur gedacht und sogar mal jemanden sagen hören. Aber, ehrlich? Ich glaube es inzwischen. Nur, etwas ist nicht so richtig so, wie man sich das vorstellt. Der Emmerich-Katastrophen-Film ist abgelaufen, einmal walzten die Naturgewalten über die Erde und dann ... Ja, dann waren wir noch da. Wenn es so was gibt wie einen Weltuntergang, dachte ich immer, es ist wie Armageddon in der Bibel. Nicht dass ich das gelesen habe, wer hat es schon? Aber da steht doch, meine ich, dass am Ende, wenn Gericht gehalten wurde, die Tür zum Paradies zugemacht wird und die Schöpfung vorbei ist. Sack zu, Affe tot, irgendwie so. Aber wir sind noch da! Ich starre auf die gefrorene Piste vor mir. Das hier war mal Teil des Hafenbeckens von Emden. Das ist oben in Deutschland, in Ostfriesland. Okay, für das 'oben' wäre mein Erdkundelehrer nun sauer. Halt im Norden. Aber der Reihe nach, das, was hier vor mir ist, ist alles, was noch ist.

Irgendwo südlich von London an der Themse, Ende März 2520

Das Biest zappelte, schlug um sich, warf sich hin und her.

Das Wasser färbte sich schlammig braun, dann rot, schäumte und spritzte. Die Männer brüllten, am lautesten der Druud, obwohl er doch in sicherer Entfernung im seichten Uferwasser stand. Der Lupa neben ihm stemmte seine Vorderläufe ins Wasser und Schlamm und bellte sich die Kehle heiser.

Die Jagdbeute war ein sehr junger Kwötschi, den die Lords im nahen Schilf mit Pfeilen gespickt hatten: Fanlur erkannte es am kleinen Kopf und an der hellgrünen Unterseite.

Ausgewachsene Kwötschis hatten meist einen weißen Bauch.

Selbst nachdem der Grandlord dem Riesenfrosch seinen Spieß in die Flanke gerammt und ihn daran auf den Rücken gedreht hatte, gab das Tier noch nicht auf. Einem Biglord namens Djeymes stieß es den Hinterlauf gegen die Brust, sodass der Arme samt seiner zum Schlag erhobenen Axt im aufgewühlten rotbraunen Wasser verschwand. Ein zweiter Biglord – er bearbeitete den Schädel des Biestes mit einem Kurzschwert – ließ plötzlich die Waffe fallen und griff sich mit beiden Händen an die Kehle: Die Zunge des Kwötschis hatte sich um seinen Hals gewickelt und würgte ihn. Es war Wichaad, der älteste Sohn des Grandlords.

Zwanzig Meter entfernt trieben vier Boote auf dem Fluss.

Sie bildeten einen Halbkreis um die Jäger. Insgesamt acht Bogenschützen standen darin, hatten Pfeile eingelegt und die Sehnen gespannt. Sie zielten auf die Wasseroberfläche, schossen aber nicht. Eine übliche Vorsichtsmaßnahme: Manchmal versuchten Kwötschis einem gefangenen Artgenossen zur Hilfe zu kommen.

Zwei weitere Lords sprangen mit erhobenen Schwertern in die Themse. Einer hieb die Kwötschizunge durch, und Bigload Wichaad taumelte rücklings ins Uferwasser. Die Kinder und Frauen in der Böschung klatschten in die Hände und stampften mit den Füßen auf, um die Jäger anzufeuern. Der Druud brüllte, Wulf bellte, Grandlord Paacival fluchte, und Biglord Djeymes tauchte wieder aus den Fluten auf. Er heulte vor Wut.

Fanlur langte nach einem Ast und schob die Glut unter dem Swaan zusammen; in größter Ruhe tat er das. Was sollte auch er sich in die Jagdszene einmischen? Die Lords waren zähe Burschen, zäher sogar als diese Bestien von Mammutkröten.

Der Albino stand auf, nahm das Tongefäß vom Stein am Rand der Glut und fasste den Spieß. Während er den schon braun gebratenen Schwanenvogel drehte, übergoss er ihn mit dem Sud aus Wasser, Steinsalz, Waldkräutern und Honig.

Zischend verdampfte Flüssigkeit in der Glut. Ein Stück Hals und der Kopf des Swaans lösten sich aus der Schlinge, mit der sie am Körper festgebunden waren, und baumelten in die Glut hinunter. Fanlur stellte den Krug ab. Mit dem Brateisen hielt er den Kopf fest, mit einem Schwert schnitt er ihn ab. Er fiel in die Glut.

Der Applaus am Ufer schwoll an, Druud Alizan und Paacival brüllten nicht mehr, sondern lachten jetzt. Fanlur sah, wie sie den Kwötschi aus dem Wasser zerrten. Dessen Rachen öffnete und schloss sich nach letzten vergeblichen Atemzügen schnappend, seine Vorderläufe zuckten noch ein wenig, doch er hatte schon aufgegeben. Na also. Im Schneidersitz ließ Fanlur sich wieder am Rande der Glut nieder.

Die Luft war mild und feucht. Fanlur trug einen langen Mantel aus dunkelbraunem Wakudaleder, dessen Kragen und Säume mit anthrazitfarbenem Taratzenfell besetzt waren; ein Geschenk seines Vaters. Ebenfalls neu und ein Geschenk von Sir Leonard waren die pelzbesetzten schwarzen Stiefel. Sein langes, fast weißes Haar hatte Fanlur sich mit einem schwarzen Tuch aus der Stirn gebunden.

Seit er wieder ein freier Mann und in Britana war, fühlte er sich manchmal auch innerlich wie neu; manchmal.

Fanlur gehörte zu den Männern, denen es schwer fiel, sich von vertrauten Waffen, Werkzeugen oder Kleidern zu trennen.

Doch die Monate am Kratersee, die Kämpfe auf dem Rückzug nach Westen und vor allem die mörderischen letzten Wochen in der Sklaverei hatten seine Ausrüstung und seine Kleidung verschlissen; und beinahe auch ihn selbst.

Er beugte sich nach vorn, streckte den Arm nach dem Spieß aus, wendete den Swaanenbraten um eine viertel Drehung. Der Bratenduft trieb ihm das Wasser auf den Gaumen. Am Themseufer standen Paacival und seine Leute um den erbeuteten Kwötschi herum und palaverten. Wahrscheinlich stritten sie, ob sie ihn schon hier oder erst im Lager schlachten und essen sollten. Im Lager gab es erheblich mehr hungrige Mäuler; ein Argument für die erste Variante.

Fanlur verzog das Gesicht. Krötenfleisch – widerlich!

Ja, länger als ein Jahr war es her, dass er London verlassen hatte, um Timothy Lennox‘ Hilferuf zu folgen und mit Dave Mulroney und den beiden Fischmenschen Lotraque und Lorem in den fernen Osten an den Kratersee zu reisen, an den Einschlagort des Kometen. Er rechnete nach: vierzehn Monate waren es genau; vierzehn harte Monate.

Die Lords schienen sich geeinigt zu haben. An Seilen schleiften sie den Kwötschi zu einer der knorrigen Weiden am Rande des Schilfs. Der Lupa sprang zwischen ihren Beinen herum, kläffte und schnappte nach den Schwimmfüßen des Riesenfrosches. Von den Verletzungen, die er sich als rettender Bote nach Salisbury zugezogen hatte, war nichts mehr zu bemerken.

Biglord Djeymes warf ein Seil über einen Ast, daran zogen sie das Tier hoch. Also doch: Schlachtung an Ort und Stelle.

Fanlur pfiff durch die Zähne. Wulf warf sich herum, stellte die Ohren auf, hörte auf zu kläffen und lauschte. Ein zweiter Pfiff, und in großen Sprüngen setzte der Lupa durch das Ufergras. Am Feuer neben seinem Herrn ließ er sich nieder.

»Nichts für dich, dieses ekelhafte Krötenfleisch.« Mit der Linken kraulte Fanlur seinen vierbeinigen Gefährten im Nacken, mit der Rechten deutete er auf den Braten. »Hab noch ein Weilchen Geduld, mein Freund, dann teile ich den Swaan mit dir.«

Der Lupa raunzte, als verstünde er, und es klang so tief und rau wie das Blöken eines jungen Wakudastieres. Fanlurs Blick fiel auf Wulfs Ohr. Ein Mediziner der Community Salisbury hatte die Tätowierung wieder entfernt, die Botschaft, die ihm und Mulroney das Leben gerettet und die Freiheit beschert hatte. »Mein kluger, mutiger Freund.« Er klopfte dem Lupa gegen die Flanken. Ohne ihn hätten Dave Mulroney und er noch immer auf der verdammten Meera-Insel festgesessen.

»Überlass das stinkende Fleisch diesen struppigen Barbaren.«

Er blickte hinüber zu der Weide, wo sich eine Menschentraube um das kopfüber aufgehängte Tier drängte.

Fanlur mochte die Lords, vor allem den Clan des Biglords Paacival. Seit die Communities und die Barbaren ein Bündnis geschlossen hatten und zusammen arbeiteten, bewegten sie sich wie selbstverständlich am Themseufer, in den Ruinen Londons, sogar in der Gegend der Houses of Parliament und auf den vielen Baustellen, die es dort seit einigen Wochen gab. Er schätzte ihren Mut, ihren derben Humor und ihre Kampfkraft.

Nur ihre Essgewohnheiten und ihre religiösen Sitten – sie pflegten Orguudoo Menschen zu opfern – stießen ihn ab.

Er hörte den greisen Druud schreien und sah die Leute zurückweichen. Eine Schwertklinge blitzte kurz über den Köpfen auf, dann folgte das hässliche Geräusch zerreißenden Fleisches, und gleich darauf klatschte etwas Schweres auf den Grasboden. Wulf sprang auf und bellte. Fanlur rümpfte die Nase und drückte seinen weißen Gefährten zurück auf den Boden.

Acht Wochen war es nun her, dass sie zurückgekehrt waren.

Lennox und Marrela hatte er kaum gesehen seitdem. Irgendwo auf dem Festland waren sie mit einer EWAT-Crew der Community London unterwegs, auf der Suche nach Verbündeten. Alles stand im Zeichen des bevorstehenden Krieges gegen die Yandamaaren.

Auch der Amerikaner, Mr. Darker, war nicht mehr in London. Vor einigen Tagen war er mit neuen Forschungsergebnissen rund um das Immunserum nach Prag aufgebrochen. Von dort sollte es weiter nach Moskau gehen.

Darker war die treibende Kraft hinter den Bemühungen, die auf lange Sicht sterilisierende Wirkung des Serums zu tilgen.

Vermutlich, weil es aus seinem Blut gewonnen wurde. Wer trug schon gern die Schuld daran, dass die Bunkerleute zwar wieder ungefilterte Luft atmen konnten, dafür aber mit der nächsten Generation aussterben würden?

Der Weltrat in Washington, der das Serum seit über dreißig Jahren nutzte, stand bereits dicht davor. Denen zu helfen war allerdings nicht Mr. Darkers Bestreben, hatte er doch über lange Jahre mit seiner Rebellengruppe, den »Running Men«, gegen die amerikanische Regierung gekämpft.

Und Dave? Der Astrophysiker aus der Vergangenheit hielt sich die meiste Zeit in der Community London auf – die Queen beanspruchte ihn, und das nicht nur als Berater für zahlreiche Bauprojekte.

Er selbst, Fanlur, streifte meistens zwischen Salisbury und London durch die Wälder oder am Ufer der Themse entlang.

Wohin gehörte er nun? Nach Salisbury? Schon möglich.

Nach London? Seit wann das? Oder in die Wildnis? Schon eher....

Erscheint lt. Verlag 19.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-6759-1 / 3738967591
ISBN-13 978-3-7389-6759-3 / 9783738967593
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