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Vampyria - Der Hof der Finsternis (eBook)

Roman - Vampire in Versailles: Der Auftakt der großen romantischen Fantasy-Saga

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
528 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-29204-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vampyria - Der Hof der Finsternis - Victor Dixen
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Traust du dich, mich zu lieben? Der Auftakt der großen Vampir-Saga »Vampyria« aus Frankreich.
Jeanne Froidelac wird sterben. Denn sie befindet sich gegen ihren Willen in der Kutsche eines in sie verliebten adeligen Vampirs auf dem Weg nach Versailles. Am Hof der Finsternis herrscht nämlich seit 300 Jahren Ludwig der Unwandelbare als König der Vampire. Während die Adeligen nichts mehr begehren, als durch die Gunst des einstigen Sonnenkönigs unsterblich zu werden, müssen einfache Menschen wie Jeanne ihr Blut als Steuer abgeben. Doch zum Glück wird sie für eine Adelige gehalten, die nach ihrer Ausbildung in eine Vampirin verwandelt werden soll, falls sie die gefährlichen Prüfungen besteht. Doch Jeanne hat andere Pläne: Sie wird dem König nicht dienen, sondern ihn stürzen! Denn sie kennt nur ein Ziel: Rache.

Lass dich von Victor Dixen in seine opulente Vampyria-Welt entführen:
1. Der Hof der Finsternis
2. Der Hof der Wunder
3. Der Hof der Stürme

Victor Dixen, zweimaliger Gewinner des »Grand Prix de l'Imaginaire«, wurde als Sohn einer französischen Mutter und eines dänischen Vaters geboren. Er hat in Paris, Dublin und Singapur gelebt und wohnt aktuell in New York. Nachts schläft er eher wenig und widmet sich in den dunklen Stunden der Erschaffung phantastischer Welten.

1

Besuch


Im Namen des Königs, sofort aufmachen!«, befiehlt eine dröhnende Stimme.

Meine Eltern wechseln über den Tisch hinweg einen panischen Blick. Gerade haben wir uns alle fünf zum Abendessen hingesetzt. Mein ältester Bruder Valère erstarrt. Der Jüngste, Bastien, lässt seinen Löffel zu Boden fallen. Ich, die jüngste Tochter, hebe ihn wieder auf – denn ich bin immer diejenige, die hinter Bastien herräumt.

»Wer kann das denn sein, sonntags, um diese Uhrzeit?«, fragt meine Mutter.

Sie schaut auf die alte Wanduhr. Es ist kurz nach sieben. Daneben hängt der Kalender und zeigt das heutige Datum. Es ist der 31. August im 299. Jahr der Finsternis.

Statt einer Antwort hämmert eine Faust gegen die Eingangstür, sodass die Fasanenbouillon erzittert, die in unseren Tellern dampft. Mein Herz pocht mit einem Mal viel heftiger. »Im Namen des Königs«, hat der abendliche Besucher gerufen. Genauso gut hätte er sagen können: »Im Namen des Teufels selbst!«

Ich werfe einen flehenden Blick auf den gerahmten Stich von Ludwig, dem Unwandelbaren, der wie in jedem französischen Haushalt auch über unserem Kamin prangt. Die langen Locken des Souveräns haben schon seit einiger Zeit ihre braune Farbe verloren – oder vielmehr ist das Papier im Lauf der Jahre verblasst, denn der Stich ist lang vor meiner Geburt gedruckt worden. Das Gesicht auf dem Bild ist hinter einer glatten goldenen Maske verborgen, alters- und ausdruckslos, aus deren Mitte zwei schwarze Augen hervorstechen, die streng jeden einzelnen Bürger des Landes überwachen. Die metallenen Lippen sind geschlossen, wirken rätselhaft und noch schauriger, als wenn sie die spitzen Eckzähne entblößen würden, die darunter verborgen liegen.

Ich unterdrücke ein Frösteln, laufe zum Esszimmerfenster und versuche einen Blick auf das zu erhaschen, was draußen vor sich geht. Durch die dicken Butzenscheiben sehe ich die in ein gleißend goldenes Licht getauchte Hauptstraße von Butte-aux-Rats: Der Sommer neigt sich dem Ende zu, und die Tage auf den Hochebenen der Auvergne sind noch lang, die Sonne geht erst nach acht Uhr unter … Um diese Zeit erheben sich die Vampire erst sehr spät. Es ist die glücklichste Zeit des Jahres, die wenigen Wochen, in denen es gerade schön genug ist, um ohne Mantel vor die Tür zu gehen. Um diese Jahreszeit vergisst die Dorfbevölkerung beinahe die Ordnung der Sterblichen, die seit mehreren Generationen auf Magna Vampyria lastet, einem großen Staatenbund bestehend aus dem Königreich Frankreich und zahlreichen Vizekönigreichen.

»Jeanne, weg vom Fenster!«, ermahnt mich meine Mutter. »Bring dich nicht unnötig in Gefahr.«

Nervös streicht sie sich eine Strähne ihres langen braunen Haares hinters Ohr. Meine eigenen schulterlangen Haare sind schon seit meiner Geburt grau. Nur Mama findet diese Anomalie bezaubernd.

»Die Sonnenstrahlen verbrennen mir schon nicht die Haut, ich bin ja keine Blutsaugerin«, sage ich mit einem Schulterzucken.

»Benutz nicht solche Ausdrücke!«, schimpft mein Vater und schlägt mit der Faust auf den Tisch.

Er ist stets der Erste, der sich darüber empört, wenn irgendjemand den Vampiren nicht den nötigen Respekt zollt – ganz der brave, regimetreue Bürger, der er immer gewesen ist. Gewissenhaft hat er unter dem königlichen Bildnis getrocknete Chrysanthemen aufgestellt, die Blumen der Untoten. Im nächsten Jahr feiert das ganze Land das Jubiläum des Despoten. Fast drei Jahrhunderte sind seit seiner Transmutation im Jahr 1715 der alten Zeitrechnung vergangen, seit der Nacht, in der er eigentlich an Altersschwäche hätte sterben sollen, Schlusspunkt einer sich schier unendlich hinziehenden Regentschaft, geprägt von Krieg und Hunger. Doch statt sich für immer zur Ruhe zu begeben, hat der Sonnenkönig ein furchtbares medizinisches Geheimritual an sich vollzogen, das ihm zwar Unsterblichkeit geschenkt, sein Gesicht allerdings auch für immer entstellt hat. Ludwig XIV. ist zu Ludwig, dem Unwandelbaren, dem König der Finsternis geworden, zum ersten Vampir der Geschichte. Rasch haben ihm sämtliche Monarchen des Kontinents Gefolgschaft geschworen, um sich dann selbst der Verwandlung in Unsterbliche zu unterziehen. Europa wird unter einem eisernen Joch zu Boden gedrückt, und auch das Klima selbst ist erstarrt: Eine Eiszeit hat sich über sämtliche Länder gesenkt. Das Zeitalter der Finsternis.

»Sofort aufmachen, oder wir brechen die Tür auf!«, brüllt die Stimme draußen inzwischen.

Die Faust fängt wieder an, gegen die Tür der Apotheke zu trommeln, die sich an unsere Wohnung anschließt und deren Eingang auf den Dorfplatz hinausgeht.

Nun erheben sich meine Brüder. Valère eilt zum Büfett und holt daraus das lange Messer hervor, mit dem Papa den Fasan zerteilt hat, den ich an diesem Morgen im Wald gewildert habe. Bastien begnügt sich damit, aufgeregt um sich zu blicken. Tibert, der alte Hauskater, rappelt sich von seinem Platz am Teller mit den Fleischresten hoch und verzieht sich dann in eine Ecke. Ich selbst suche instinktiv einen festen Stand, die Schenkel spannen sich unter meiner schafsledernen Hose an. Vielleicht bin ich klein für meine siebzehn Jahre, aber mein Körper ist geschmeidig und durch das viele Laufen gut trainiert.

»Das sind die Methoden der Geheimpolizei«, murmelt Valère und blinzelt hinter den Gläsern seiner Brille, die ihn alt macht – er ist schon immer das nervöseste Familienmitglied gewesen.

»Beruhige dich, Valère«, weist Mama ihn in einem zugleich sanften und strengen Tonfall an. »Und leg das Messer weg. Uns passiert schon nichts.«

Er leistet ihrer Aufforderung Folge. Unserer Mutter fügen sich meine großen Brüder ohne Widerrede. Im Geschäft verwaltet sie das Geld, und zu Hause ist sie diejenige, die stets das letzte Wort hat.

»Mama hat recht, uns passiert schon nichts«, pflichte ich ihr bei. »Schon allein, weil hier nie etwas passiert – oder, Bastien?«

Trotz des scherzhaften Tons, den ich anschlage, um meinem Lieblingsbruder ein Lächeln abzuringen, spüre ich eine düstere Unruhe. Und dennoch: Wer könnte schon etwas gegen die Froidelacs haben, das ehrbare Apothekerehepaar in einem Dorf im hintersten Winkel einer der abgelegensten Provinzen Frankreichs, zwanzig Meilen von Clermont, der nächsten Stadt, entfernt? Meine Eltern haben immer ihre Steuern gezahlt, in Blut genauso wie in Gold. Zwölfmal im Jahr hilft mein Vater sogar Doktor Bonifatius beim Aderlass an allen Dorfbewohnern. Er selbst, seine Frau und wir Kinder sind dabei immer die Ersten in der Reihe. Gemäß der Ordnung der Sterblichen ist es für ihn als Apotheker nicht nur seine Aufgabe, den Leuten Medizin zur Verfügung zu stellen, er hat auch die Pflicht, ihnen den kostbaren Lebenssaft abzuzapfen. So funktioniert der Zehnt, der von der hämatischen Fakultät erhoben wird – das kommt von haima, dem griechischen Wort für Blut. Dieser religiöse Orden wurde von den Priesterärzten gegründet, die den König selbst transmutiert haben. Wir Bürger müssen jede und jeder ein Zehntel unseres Blutes opfern, um unsere Herren und Meister zu ernähren. Jeden Monat schickt Doktor Bonifatius zweihundert volle Phiolen an seinen Vorgesetzten, den Archiater von Clermont, so nennt man die Würdenträger, die die einstigen Bischöfe ersetzt haben.

»Wir haben uns doch nichts vorzuwerfen, oder? Davon, dass wir stinklangweilig sind, einmal abgesehen?«, sage ich mit einem neuerlichen Augenzwinkern in Bastiens Richtung, das einzige Familienmitglied, das meinen schwarzen Humor zu schätzen weiß.

Mein Vater nickt mit dem Kopf, wie er es üblicherweise tut, um Kranke zu beruhigen. Aber die Angst zieht tiefe Furchen durch seine Stirn. So habe ich ihn noch nie gesehen – oder vielmehr habe ich das doch: Es ist genau der gleiche Gesichtsausdruck wie in jener eisigen Dezembernacht vor fünf Jahren. Die Männer des Vogts hatten einen seltsamen Reisenden in einem schneebedeckten Mantel bis zu unserer Apotheke geschleppt. Der arme Kerl hatte die Sperrstunde missachtet, die es allen Mitgliedern des vierten Standes verbietet, sich nach Sonnenuntergang noch auf den Straßen aufzuhalten. Er war einem vorbeiziehenden Vampir zum Opfer gefallen, dessen Namen wir nie erfahren haben. Die Herren der Nacht haben das Recht, sich nach Belieben an denjenigen gütlich zu tun, die nach dem Läuten der Glocken noch das Haus verlassen. Als einzigen Hinweis auf das, was geschehen war, hatte der Jäger zwei bläuliche Wundmale am Hals seiner Beute hinterlassen und diese fast vollständig ausgesaugt. Ich war damals zwölf und sah zum ersten Mal einen Vampirbiss. Seitdem habe ich keinen mehr zu Gesicht bekommen. Hier, im hintersten Winkel der Auvergne, wo es doppelt so viele Schafe wie Menschen und zehnmal so viele Ratten gibt, lassen sich die Herren der Nacht nur selten blicken.

Ich atme tief ein und versuche, meine Gedanken zu ordnen.

In dieser längst vergangenen Winternacht, in der ein steifgefrorener Mann in seinen Armen mit dem Tod rang, hatte auf dem Gesicht meines Vaters die reine Verzweiflung gestanden. Doch was konnte ihn heute, mitten im Sommer, noch dazu bei Tageslicht, in so einen Zustand versetzen?

»Apotheker, hör gut zu: Das ist jetzt meine letzte Aufforderung!«, warnt die wütende Stimme vom Dorfplatz her.

Meine Eltern wechseln einen weiteren alarmierten Blick.

Dann geht mein Vater zur Tür zwischen Esszimmer und Verkaufsraum.

Im Nebenraum sind in den Regalen ordentlich aufgereihte Steingutgefäße zu sehen, die Bastien mit den Namen verschiedener Salben und Tinkturen beschriftet hat. Der Glanz der...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2023
Reihe/Serie Die Vampyria-Saga
Die Vampyria-Saga
Übersetzer Bernd Stratthaus
Sprache deutsch
Original-Titel Vampyria 1. La Cour des Ténèbres
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Abenteuerroman • Akademie • Anne Rice • Christelle Dabos • crave • Das Reich der Vampire • Dracula • eBooks • Fantasy • Fantasy Neuerscheinung 2023 • Frankreich • Französische Fantasy • Holly Black • Interview mit einem Vampir • Jay Kristoff • Jennifer Armentrout • Katmere Academy • Kerri Maniscalco • Märchenbuch • Neuerscheinung • Paris • Renée Ahdieh • Romantasy • Scarlett St. Clair • Sexy Vampire • Tarot • the beautiful • Tracy Wolff • Vampir • Vampyria • Versailles
ISBN-10 3-641-29204-2 / 3641292042
ISBN-13 978-3-641-29204-1 / 9783641292041
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