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Fünf Sommer mit dir (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman. Every Summer After. Der internationale Bestseller - eine Liebesgeschichte wie ein unvergesslicher Sommer
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
416 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-29046-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fünf Sommer mit dir -  CARLEY FORTUNE
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Fünf Sommer zu zweit am See. Fünf Sommer voller Sehnsucht und Glück. Fünf Sommer, die nie hätten enden sollen.
Eine unwiderstehliche Friends-to-Lovers-Liebesgeschichte an einem funkelnden kanadischen See - der große New-York-Times-Bestseller!

Unendlich viele Erinnerungen verbindet Percy mit Barry's Bay, dem idyllischen Ort in Kanada, an dem sie die Sommer ihrer Jugend in einem Cottage am See verbracht hat. Fünf unvergessliche Sommer, in denen sie und der Nachbarsjunge Sam unzertrennlich waren: Eisessen am Steg, Wettschwimmen und Sternezählen am See. Doch die Sache mit den Erinnerungen ist - sie gehören der Vergangenheit an. Aber als Percy erfährt, dass Sams Mutter gestorben ist, kann sie nicht anders, als sofort nach Barry's Bay zu fahren. Und als sie Sam nach all der Zeit wiederbegegnet, ist plötzlich alles wieder da: das ganze Glück und der ganze Schmerz - über den einen Moment, der eine gemeinsame Zukunft unmöglich machte ...

»Ein Debüt voller Nostalgie und Herz. So wie wir uns an unvergessliche Sommer erinnern, bleibt auch diese Liebesgeschichte weit über die Lektüre hinaus im Herzen.« USA Today

Carley Fortune ist eine preisgekrönte kanadische Journalistin. Ihr Debütroman »Fünf Sommer mit dir« über eine unvergessene Jugendliebe an einem kanadischen See eroberte sofort die Bestsellerlisten der »New York Times«, »Sunday Times«, »Globe and Mail« und des »Toronto Star«. Carley Fortune denkt so gern an die Sommer ihrer Kindheit in dem idyllischen Ort Barry's Bay zurück, dass sie ihn unbedingt zum Schauplatz ihrer wunderschönen Liebesgeschichte machen musste. Sie lebt mit ihrer Familie in Toronto.

1


Jetzt


Den vierten Cocktail habe ich für eine super Idee gehalten. Genau wie meinen neuen Pony, wenn ich so drüber nachdenke. Aber jetzt, da ich mit dem Schloss meiner eigenen Wohnungstür kämpfe, beschleicht mich das Gefühl, dass ich den letzten Aperol Spritz morgen früh bereuen werde. Und den Pony vielleicht auch. June jedenfalls riet mir von einem Trennungspony dringend ab, als ich heute Vormittag zum Haareschneiden auf ihrem Friseurstuhl Platz nahm. Aber June musste am Abend ja auch nicht als frischgebackener ­Single zur Verlobungsfeier ihrer Freundin gehen. Ein Pony war da genau das Richtige.

Nicht, dass ich meinen Ex noch lieben würde; tu ich nicht. Hab ich nie. Sebastian ist ein ziemlicher Snob. Ein aufstrebender Firmenanwalt, und er hätte auf Chantals Party sofort angefangen, an der Getränkeauswahl herumzumäkeln, und auf irgendeinen großspurigen Artikel aus der New York Times verwiesen, in dem Aperol Spritz als passé bezeichnet wird. Stattdessen hätte er demonstrativ die Weinkarte studiert und dem Kellner nervige Fragen nach so Zeug wie dem Terroir oder dem Säuregehalt gestellt. Und dann hätte er sich, ungeachtet der Antworten, einfach ein Glas des teuersten Rotweins bestellt. Nicht, dass er über einen sonderlich guten Geschmack verfügen würde oder auch nur viel Ahnung von Wein hätte – Fehlanzeige. Er kauft einfach nur gern teure Sachen, um sich als Kenner zu profilieren.

Sebastian und ich waren insgesamt sieben Monate zusammen, was es zu der längsten Beziehung macht, die ich bisher hatte. Am Ende meinte er, er wisse nicht wirklich, wer ich sei. Und damit hatte er nicht mal unrecht.

Vor Sebastian waren die Typen, die ich mir aussuchte, hauptsächlich für eine gute Zeit zu haben und hatten nichts dagegen, es locker angehen zu lassen. Als ich ihn dann kennenlernte, war ich inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass ich mir, falls ich irgendwann als seriöse Erwachsene durchgehen wollte, jemanden suchen sollte, mit dem ich eine ernsthafte Beziehung eingehen könnte. Da passte Sebastian genau ins Bild. Er sah gut aus, war belesen und erfolgreich, und obwohl er oft ein bisschen aufgeblasen rüberkam, konnte er mit jedem über fast alles reden. Dennoch fiel es mir schwer, zu viel von mir preiszugeben. Meine Tendenz, all meine Gedanken ungefiltert zu teilen, hatte ich mir schon vor langer Zeit abgewöhnt. Doch insgesamt fand ich, dass es mir eigentlich recht gut gelang, der Beziehung mit Sebastian eine echte Chance zu geben. Aber er spürte letztendlich meine Teilnahmslosigkeit, und er hatte recht. Er bedeutete mir nicht wirklich etwas. Keiner von ihnen hat mir wirklich etwas bedeutet.

Nur der eine.

Und der ist längst Geschichte.

Also, ich bin schon gerne mit Männern zusammen, und ich mag es auch, wie Sex mir kleine Fluchten aus meinen Gedanken beschert. Ich bringe Männer gerne zum Lachen, ich habe gerne Gesellschaft, und hin und wieder brauche ich etwas Abwechslung von meinem Vibrator, aber ich lasse mich nie ernsthaft auf jemanden ein, gehe nicht zu sehr in die Tiefe.

Ich stochere noch immer mit meinem Wohnungsschlüssel herum – Komm schon, da stimmt doch irgendwas mit dem Schloss nicht, oder? –, als in meiner Handtasche das Handy zu summen anfängt. Was ungewöhnlich ist. So spät ruft mich eigentlich niemand an. Genau genommen ruft mich nie jemand an, abgesehen von Chantal und meinen Eltern. Aber Chantal ist noch auf ihrer Party, und meine Eltern sind gerade in Prag und um diese Zeit bestimmt noch nicht wach. In dem Moment, als ich endlich die Tür aufbekomme und in mein kleines Ein-Zimmer-Apartment stolpere, verstummt das Handysummen. Ich werfe einen Blick in den Spiegel am Eingang und stelle fest, dass zwar mein Lippenstift verschmiert ist, aber mein Pony ziemlich phänomenal aussieht. Da hast du’s, June.

Als ich versuche, die Riemchen meiner goldenen Sandalen aufzumachen, fällt mir ein Vorhang aus dunklen Haaren vors Gesicht. Mein Handy fängt erneut an zu summen. Ich wühle es aus meiner Handtasche und humple mit nur noch einem Schuh Richtung Couch. Stirnrunzelnd betrachte ich den Schriftzug »Unbekannt« auf dem Display. Vermutlich falsch verbunden.

»Hallo?«, frage ich hinein und beuge mich vor, um die zweite Sandale auszuziehen.

»Ist da Percy?«

Ich springe so schnell auf, dass ich mich an der Sofalehne abstützen muss, um das Gleichgewicht zu behalten. Percy. So nennt mich niemand mehr. Mittlerweile bin ich für alle eigentlich nur Persephone. Manchmal vielleicht auch P. Aber nie Percy. Percy bin ich schon seit Jahren nicht mehr gewesen.

»Hallo … Percy?« Die Stimme klingt tief und sanft. Ich habe sie bestimmt schon über zehn Jahre nicht mehr gehört, und trotzdem ist sie mir so vertraut. Plötzlich bin ich wieder dreizehn, dick mit LSF 45 eingeschmiert und schmökere am Steg in Taschenbüchern. Bin sechzehn und reiße mir die Klamotten vom Leib, um nach einer Schicht im Restaurant nackt und klebrig in den See zu springen. Bin siebzehn, liege in einem noch feuchten Badeanzug auf Sams Bett und beobachte, wie seine Finger über ein Anatomiebuch gleiten, das er zu meinen Füßen studiert.

Rauschend und heiß schießt mir das Blut in die Wangen, und das hartnäckige Pumpen meines Herzens dringt in meine Ohren. Ich hole zitternd Luft und setze mich mit verkrampften Bauchmuskeln wieder auf die Couch.

»Ja …«, bekomme ich heraus, und er stößt einen lang ge­zogenen, erleichterten Laut aus.

»Hier ist Charlie.«

Charlie.

Nicht Sam.

Charlie, der falsche Bruder.

»Charles Florek«, stellt Charlie klar und erklärt umständlich, wie er an meine Nummer gekommen ist – irgendwas vom Freund eines Freundes und einem Kontakt bei dem Magazin, bei dem ich arbeite –, aber ich höre kaum zu.

»Charlie?«, unterbreche ich ihn. Meine Stimme klingt schrill und angespannt, ein bisschen vom Spritz und sehr viel vor Schock. Oder vielleicht ist es auch pure Enttäuschung. Weil diese Stimme nicht Sam gehört.

Natürlich nicht.

»Ich weiß, ich weiß, lange her. Wahnsinn, ich weiß nicht mal mehr, wie lange«, sagt er, und es klingt wie eine Entschuldigung.

Aber ich weiß es. Weiß genau, wie lange. Weil ich mitzähle.

Es ist jetzt zwölf Jahre her, seit ich Charlie gesehen habe. Zwölf Jahre seit dem verhängnisvollen Thanksgiving-Wochenende, als das zwischen mir und Sam in die Brüche ging. Als ich alles kaputtmachte.

Ich zählte immer die Tage, bis meine Familie und ich in unser Cottage fuhren und ich Sam wiedersehen konnte. Jetzt ist er nur noch eine schmerzvolle Erinnerung, die ich tief in mir drinnen vergraben habe.

Mir ist auch klar, dass es nun schon mehr Jahre ohne Sam sind, als ich mit ihm verbracht habe. Sieben Jahre nachdem ich ihn zuletzt gesprochen hatte, bekam ich eine Panikattacke, die erste seit Langem, pünktlich zu Thanksgiving, und dann kippte ich eineinhalb Flaschen Rosé. Es fühlte sich an wie ein Meilenstein: Jetzt war ich offiziell länger ohne ihn, als wir Jahre zusammen am See verbracht hatten. Ich heulte schlimme, würgende Schluchzer auf den Badfliesen, bis ich erschöpft einschlief. Am nächsten Tag kam Chantal mit fettigem Take-away-Essen und hielt mir die Haare aus dem Gesicht, während ich heulend kotzte und ihr schließlich alles erzählte.

»Ist ’ne Ewigkeit her«, sage ich zu Charlie.

»Ich weiß. Und es tut mir leid, dass ich dich so spät noch anrufe«, meint er. Seine Stimme ähnelt der von Sam so sehr, dass es wehtut; als säße mir ein dicker Klumpen im Hals. Ich weiß noch, dass man die beiden auch früher, als Sam und ich vierzehn waren, am Telefon fast unmöglich auseinanderhalten konnte. Ich erinnere mich, dass mir in dem Jahr auch noch andere Dinge an Sam auffielen.

»Hör mal, Pers. Ich ruf an, weil ich Neuigkeiten habe«, erklärt er und sagt zwar den Namen von früher, klingt aber viel ernster als der Charlie, den ich von damals kenne. Ich höre, wie er tief durch die Nase Luft holt. »Mom ist vor ein paar Tagen gestorben, und ich … na ja, ich dachte, das würdest du wissen wollen.«

Seine Worte treffen mich wie ein Tsunami, und ich habe Schwierigkeiten, sie wirklich zu verstehen. Sue ist tot? Sue war noch jung.

Alles, was ich herausbekomme, ist ein krächzendes »Was?«.

Charlie klingt erschöpft, als er antwortet. »Krebs. Sie hat schon seit ein paar Jahren damit gekämpft. Wir sind am Boden zerstört, aber sie hatte das Kranksein so satt, weißt du?«

Und nicht zum ersten Mal fühlt es sich so an, als hätte jemand das Drehbuch meines Lebens gestohlen und alles total falsch umgeschrieben. Dass Sue krank sein könnte, erschien mir irgendwie ausgeschlossen. Sue, mit ihrem strahlenden Lächeln, in ihrer abgeschnittenen Jeans und mit dem weißblonden Pferdeschwanz. Sue, die die besten Piroggen der Welt machte. Sue, die mich immer wie eine Tochter behandelte. Sue, von der ich mir gewünscht hätte, dass sie eines Tages meine Schwiegermutter geworden wäre. Sue, die seit Jahren schwer krank gewesen war, ohne dass ich davon wusste. Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte dort sein sollen.

»Es tut mir so leid«, setze ich an. »Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll. Deine Mom war … sie war …« Ich klinge panisch, das kann ich hören.

Reiß dich zusammen, sage ich zu mir selbst. Du hast dein Anrecht auf Sue schon vor langer Zeit verloren. Da wäre es unangebracht, jetzt total aufgelöst zu sein.

Ich muss daran denken, wie Sue alleine zwei Jungs großgezogen und dabei die Taverne geführt hat, und...

Erscheint lt. Verlag 12.4.2023
Übersetzer Carolin Müller
Sprache deutsch
Original-Titel Every Summer After
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-641-29046-5 / 3641290465
ISBN-13 978-3-641-29046-7 / 9783641290467
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