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Der Paria (eBook)

Der stählerne Bund 1

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
720 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12156-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Paria -  Anthony Ryan
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»Eine mitreißende Geschichte ... ich habe jedes einzelne Wort geliebt.« John Gwynne  Es ist die Zeit des großen Aufruhrs und Alwyn wächst als Gesetzloser heran. Er ist ebenso gewieft im Umgang mit einer scharfen Klinge wie mit seinem scharfen Verstand - und er liebt gleichermaßen die Freiheit der Wälder und die Kameradschaft seiner Diebesbande. Der Auftakt einer neuen sagenhaften Trilogie des Bestsellerautors Anthony Ryan. Ein Verrat trifft den Gesetzlosen Alwyn wie ein Blitz und führt auf einen Pfad voller Blut und Rache. Es dauert nicht lange, da findet er sich als Gefangener und Arbeiter in den Erzminen wieder, wo er unter den verwahrlosten Gefangenen Sihlda kennenlernt, eine Frau,die für diesen Ort seltsam gelehrt ist. Sie bringt Alwyn das Lesen und Schreiben bei. Und dann begegnet er auch noch Evadine, einer Frau, die aus ganz anderem Holz geschnitzt ist und an deren Seite er in den Kampf gegen dunkle Mächte ziehen wird. Beides wird ihn und womöglich das ganze Reich von Albermaine für immer verändern. »Anthony Ryans bestes Buch.« Michael Fletcher

Anthony Ryan ist New York Times-Bestsellerautor. Aus seiner Feder stammen die Rabenschatten-Romane: Das Lied des Blutes, Der Herr des Turmes und Die Königin der Flammen. Außerdem verfasste er die Draconis Memoria-Serie. Anthony Ryan lebt in London, wo er an seinem nächsten Buch arbeitet.

Anthony Ryan ist New York Times-Bestsellerautor. Aus seiner Feder stammen die Rabenschatten-Romane: Das Lied des Blutes, Der Herr des Turmes und Die Königin der Flammen. Außerdem verfasste er die Draconis Memoria-Serie. Anthony Ryan lebt in London, wo er an seinem nächsten Buch arbeitet. Sara Riffel studierte Amerikanistik, Anglistik und Kulturwissenschaft in Berlin. Sie übersetzt u. a. William Gibson, Tim Burton, Peter Watts und Joe Hill. 2009 erhielt sie den Kurd-Laßwitz-Preis.

Zweites Kapitel


Wenn Blut vergossen wurde, war die Feier danach stets umso ausgelassener. Von ständiger Trunkenheit hielt Deckin nicht viel; nach einem erfolgreichen Überfall durften Ale und Brandy jedoch reichlich fließen. Nachdem also die Nacht angebrochen war und von dem gerösteten Schwein am Spieß das Fett nur so herabtropfte, setzten sich die anderen Bandenmitglieder zusammen, um ihrer Freude oder ihrem Ärger Luft zu machen. Im Laufe der Jahre wurde mir klar, dass jeder Gesetzlose solche Gelegenheiten in seinem Leben braucht – einmal freiheraus lachen, streiten und singen zu können, die Zungen gelöst von zu viel Alkohol und anderen Rauschmitteln, die wir uns beschaffen konnten.

Oft frage ich mich, wie dieser Haufen verkommener Gestalten eine derart liebevolle Wehmut in mir wecken kann. Denn genau das verspüre ich, wenn ich mir ein Gesicht nach dem anderen ins Gedächtnis zurückhole. Da war Gerthe – als Objekt meiner Begierde nur von Lorine übertroffen –, deren Apfelbäckchen sich rundeten, wenn sie lächelte und mit fliegenden Röcken tanzte. Neben ihr tanzten Justan und Yelk, der Fälscher und der Schlossknacker, das innigste Liebespaar, das ich je gekannt habe. Die alte, runzlige Hulbeth, die den Wert von Gold und Silber allein dadurch bestimmen konnte, dass sie mit ihren gelben Zähnen daraufbiss oder mit der Zunge dagegen tippte, teilte sich kichernd eine Pfeife mit Raith. Der Caerither neigte nicht zum Überschwang, bei Gelegenheiten wie dieser gab er sich aber immerhin leutselig und gelassen. Er paffte seine mit Schnitzereien verzierte Pfeife und reichte sie großzügig an die Banditen in seinem Umkreis weiter. Je fortgeschrittener die Stunde, desto tiefer versanken alle in dem benebelten Zustand des Vergessens, den das Kraut erzeugte.

Am Rand des Feuerscheins tauschten Baker und Twine, unsere besten Bogenschützen, finstere Blicke und begannen, sich herumzuschubsen. Offenbar drohte eine Prügelei. Wenn der Alkohol die Zungen lockerte, kam es zwangsläufig zu Gewalt. Allerdings hatte Deckin angeordnet, dass Messer und andere Waffen bei den Schlafplätzen zurückgelassen werden mussten, sodass nur selten jemand ernsthaft verletzt oder gar getötet wurde. Die Bogenschützen zeigten mit Fingern aufeinander, und ihre Stimmen wurden immer lauter. Der Faustkampf zwischen ihnen würde kurz, aber heftig sein. Eine Zeitlang würden sie sich am Boden wälzen, bis der Aufruhr Raith oder ein anderes ranghohes Bandenmitglied auf den Plan rief, das die Streithähne trennte. Am nächsten Morgen wären Baker und Twine dann wieder beste Freunde und würden sich lachend ihre Blutergüsse zeigen.

Der hitzige Streit hatte bereits die Aufmerksamkeit eines stämmigen Mannes mit kurz rasierten Haaren erregt, der zu einer Glatze neigte, was er dadurch wettmachte, dass er sich einen umso üppigeren Bart stehen ließ. Todman stand in der Hierarchie der Bande einige Stufen über mir. Deckin schätzte ihn seiner Brutalität wegen, die ihn zu einem guten Kämpfer machte und noch besser als Vollstrecker von Strafen. Er war recht großgewachsen, wie es für Ordnungshüter typisch war, an Raiths oder Deckins Statur reichte er aber nicht ganz heran. Als zwischen Baker und Twine die ersten Faustschläge fielen, leuchtete Vorfreude in seinen Augen. Vermutlich hoffte er, dass bei der Prügelei jemand zu Tode käme, was eine grausame Hinrichtung verhieß. Warum man jemanden hasst, ist nicht immer leicht zu erklären, in Todmans Fall war es aber offensichtlich. Wie Erchel genoss auch er die Grausamkeit zu sehr. Allerdings verbarg sich hinter seinen sadistischen Augen noch dazu ein scharfer Verstand.

Sein Instinkt musste ihn wohl gewarnt haben, dass ich ihn ansah, denn plötzlich schaute er zu mir herüber, und seine Augen verengten sich. Es gehört zum Wesen des Hasses, dass ihn der Gehasste meist auch erwidert. Jetzt sah ich in Todmans Augen ein interessiertes Funkeln. Ich hätte den Blick senken sollen wie bei Raith, aber ich tat es nicht. Vielleicht hatte der halbe Becher Brandy, den ich getrunken hatte, mich leichtsinnig gemacht. Vermutlich hing meine Waghalsigkeit aber eher damit zusammen, dass ich schon seit geraumer Zeit überzeugt war, Todman notfalls umbringen zu können, wenn er mich angriff. Zwar hatte er mir an Kraft und Körpergröße einiges voraus, ich war jedoch schneller, und am Ende reichte ein gezielter Messerstich.

In Todmans Gesicht zuckte es, als er meine Furchtlosigkeit bemerkte. Er machte einen Schritt auf mich zu, und ich stand auf. Deckins Gesetz folgend hatte ich kein Messer bei mir, aber in dem halb verzehrten Schwein am Spieß steckte eines. Ich wusste, dass ich dorthin gelangen konnte, bevor Todman bei mir wäre. Allerdings wäre es ein Wagnis. Ich hatte keine Ahnung, ob Deckin mir verzeihen würde, wenn ich ein derart nützliches Bandenmitglied tötete. Der Gedanke brachte mich wieder zu Verstand. Ich biss die Zähne zusammen und senkte den Blick. Todmans Zorn würde ich damit wohl nicht besänftigen können, und mein vom Brandy angeheizter Stolz mochte mir an diesem Abend noch eine Tracht Prügel einbringen. Bevor Todman aber einen weiteren Schritt auf mich zu machen konnte, versuchte zum Glück Twine, Baker ein Auge auszustechen. Beide wälzten sich in der Feuergrube, dass die Funken nur so stoben.

Raith fluchte verärgert auf Caerithisch, stand auf und zerrte die Streithähne auseinander. Als Hüter der Bandengesetze war es Todmans Pflicht, ihm zu helfen. Er zerrte Baker weg, während Raith seinen fleischigen Arm um Twines Hals schlang. Aller Augen waren auf das Schauspiel gerichtet, was mir die günstige Gelegenheit bot, mich davonzuschleichen. Ich wollte Todman nicht noch mehr auf mich aufmerksam machen, außerdem verfolgte ich eigene Ziele.

• • •

Bei Winteranbruch hatte Deckins Bande in den überwucherten Ruinen im dunklen Herzen des Shavine ihr Lager aufgeschlagen. Die verwitterten Trümmer waren so stark mit Moos bewachsen, dass sie von einfachen Felsbrocken kaum zu unterscheiden waren. Nur hier und da ragten noch erkennbare Formen aus dem Gestrüpp der Büsche, Wurzeln und Äste. Die halb eingestürzten, aber robusten Mauern boten anderen Lagerplätzen gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Wenn der Regen kälter wurde und im Morgenlicht der erste Raureif funkelte, ließen sie sich leicht in Unterschlupfe und Verstecke für Beute und Vorräte umwandeln.

Manche in der Bande waren der Ansicht, dass es sich bei den Ruinen einst um eine mächtige Stadt gehandelt hatte, die zu bedeutender Größe aufgestiegen war, nur um dem Wüten der ersten großen Plage zum Opfer zu fallen. Wenn dem so war, dann fand ich kaum Hinweise auf einen solchen Aufstieg, geschweige denn überhaupt auf eine Zivilisation. In einer mächtigen Stadt hätte es doch die ein oder andere Statue geben müssen, vielleicht sogar ein Schimmern uralter Schätze inmitten des graugrünen Gerölls. Aber davon war nichts zu entdecken. Lediglich ein paar verwaschene Einkerbungen mochten einst Schriftzeichen gewesen sein, waren jedoch zu stark verwittert, als dass man sie hätte entziffern können. Außerdem gab es in der Bande ohnehin niemanden, der sie hätte übersetzen können, schon gar nicht ich, ungebildet, wie ich damals war.

Natürlich hatten Deckin und Lorine den größten Unterschlupf bezogen, eine nahezu vollständig erhaltene Behausung, die aus vier verfallenen, aber dicken Mauern bestand und ein Dach aus geflochtenen Zweigen und darüber gehäuften Farnen besaß. Nicht weit davon entfernt lagen die moosbedeckten Überreste einer umgestürzten Säule, die vermutlich einmal ein einhundert Fuß hohes Monument gebildet hatte. Für wen oder was sie errichtet worden war, würde auf ewig ein Geheimnis bleiben. Beim Aufprall waren die Segmente teilweise zerbrochen, und unter einem der Granitblöcke hatte ich vor einigen Wochen einen schmalen Hohlraum entdeckt. Den nutzte ich seither als Versteck für wertvolle Beute. In der Bande war es strengstens verboten zu stehlen, dennoch neigte alles, was ich an Münzen oder sonstigen Wertgegenständen ergatterte, ärgerlicherweise zum Verschwinden. Was vor allem daran lag, dass ich meinen Lohn ebenso schnell wieder ausgab, wie er seinen Weg in meine Geldbörse fand. Dennoch war ich mir sicher, dass ein kleiner Teil auch in die Taschen meiner wenig vertrauenswürdigen Bandengefährten wanderte. Überdies hatte ich von meinem Versteck eine gute Aussicht auf den Eingang zu Deckins und Lorines Unterschlupf und konnte zugleich jedes Wort verstehen, das sie sprachen.

»›… bestehend aus insgesamt zwölf Kompanien‹«, vernahm ich soeben Lorines weiche Stimme. Sie hatte die Augen geschlossen und gab – wie immer wortgetreu – die Nachricht an den König wieder. Sie und Deckin saßen zu beiden Seiten eines lodernden Feuers. Er ...

Erscheint lt. Verlag 18.2.2023
Übersetzer Sara Riffel
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte action • Assassin's Creed • Bestseller • Buch • Fantasy • Gesetzlose • Helden • Hexe • High Fantasy • Kampf • Krieg • Kriegerin • Magie • Räuber • Roman • Schwerter • Trilogie
ISBN-10 3-608-12156-0 / 3608121560
ISBN-13 978-3-608-12156-8 / 9783608121568
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