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Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Erlkönig (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
640 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-30438-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Erlkönig - Jim Butcher
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Die Toten wandeln in Chicago! Der siebte dunkle Fall des Harry Dresden.
Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden, und ich bin ein echter Magier, kein Jahrmarktskünstler. Dieses Mal bekam ich es mit einer wirklich abartigen Magie zu tun. Totenbeschwörer rangen in Chicago, meiner Stadt, um ein mächtiges magisches Buch. Und es scherte sie nicht, was dabei zu Bruch ging. Wenn Sie mir nicht glauben, dass es kaum etwas Erschreckenderes gibt als Totenbeschwörung, dann gehen Sie doch mal ins hiesige Naturhistorische Museum. Vielleicht fällt Ihnen in der Dino-Abteilung etwas auf ...


Die dunklen Fälle des Harry Dresden: spannend, überraschend, mitreißend. Lassen Sie sich kein Abenteuer des besten Magiers von Chicago entgehen!

Jim Butcher ist der Autor der dunklen Fälle des Harry Dresden, des Codex Alera und der Cinder-Spires-Serie. Sein Lebenslauf enthält eine lange Liste von Fähigkeiten, die vor ein paar Jahrhunderten nützlich waren - wie zum Beispiel Kampfsport -, und er spielt ziemlich schlecht Gitarre. Als begeisterter Gamer beschäftigt er sich mit Tabletop-Spielen in verschiedenen Systemen, einer Vielzahl von Videospielen auf PC und Konsole und LARPs, wann immer er Zeit dafür findet. Zurzeit lebt Jim in den Bergen außerhalb von Denver, Colorado.

2. Kapitel


Der Hund und ich gingen zu meinem Grab.

Der Graceland-Friedhof ist berühmt. Man kann ihn in nahezu jedem Touristenführer über Chicago nachschlagen. Er ist der größte Friedhof der Stadt und einer der ältesten, und zudem ranken sich um ihn unzählige Geistergeschichten mitsamt den dazugehörigen Gespenstern. Die Gräber reichen von einfachen Parzellen mit schlichten Grabsteinen bis zu lebensgroßen Repliken griechischer Tempel, ägyptischer Obelisken und gewaltiger Monumente – ja, selbst eine Pyramide war darunter. Er ist das Las Vegas der Begräbnisstätten, und auch mein Grab befindet sich dort.

Nach Einbruch der Dunkelheit ist der Friedhof geschlossen wie die meisten anderen auch, und das aus gutem Grund. Jeder kennt diesen Grund, aber niemand redet darüber. Es geht dabei nicht um die Toten, sondern vielmehr um die nicht so ganz Toten dort. Geister und Schatten verweilen auf Friedhöfen viel eher als an anderen Orten, vor allem in den älteren Städten des Landes, in denen sich die größten und ältesten Friedhöfe mitten im Stadtzentrum befinden. Das ist auch der Grund, warum man Mauern um die letzten Ruhestätten der Toten baut, und seien sie nur einen Meter hoch. Nicht um Menschen draußen, sondern um etwas drinnen zu halten. In der Welt der Gespenster wohnt Mauern eine gewisse Macht inne, und Friedhofsmauern halten die Lebenden und die Toten auf zwei verschiedenen Seiten der gemeinschaftlichen Festtafel.

Das Tor war verschlossen. Es gab jedoch einen Abschnitt weiter nordöstlich, wo ein Trupp Straßenarbeiter einen riesigen Haufen Schotter an der Mauer deponiert hatte, gerade hoch genug, dass ein Mann mit nur einer gesunden Hand und ein großer, unbeholfener Hund die Mauerkrone erreichen konnten.

So gelangten wir auf den Friedhof, Mouse und ich. Mouse war wenig mehr als ein Welpe und hatte immer noch Pfoten, die viel zu groß für seinen hageren Körper waren. Dennoch war er ansonsten von der Größe jener Statuen vor chinesischen Restaurants und wies auch deren Körperbau auf, mit breitem Brustkorb und kräftigem Kiefer. Sein Fell war fast einheitlich grau, mit pechschwarzen Flecken an den Ohrspitzen, am Schwanz und in dem Bereich der Beine um die Pfoten herum. Im Moment wirkte er noch ein wenig tollpatschig und schlaksig, aber wenn er über die kommenden Monate noch weiter an Muskeln zulegte, würde er zu einem wahrhaftigen Ungeheuer heranwachsen.

Jedenfalls hatte ich gegen die Begleitung meines persönlichen Monsters nichts auszusetzen, da ich drauf und dran war, mich mit einer Vampirin an meinem eigenen Grab zu treffen.

Es befand sich nicht weit entfernt vom recht berühmten Grabmal eines kleinen Mädchens namens Inez, das seit über hundert Jahren tot war. Auf dem Grab des Mädchens prangte eine Statue, die der ursprünglichen Alice von Lewis Carroll sehr ähnlich sah – ein Engelchen in einem pedantisch schicklichen viktorianischen Kleidchen. Angeblich belebte der Geist des Kindes hie und da die Statue, um zwischen den Gräbern und den Stadtvierteln in der Nähe des Friedhofs herumzutollen und zu spielen. Ich hatte das noch nie mit eigenen Augen gesehen.

Aber – he, die Statue war nicht da!

Mein Grab ist eines der bescheideneren vor Ort, und es ist nach wie vor offen. Die adlige Vampirin, die es für mich gekauft hatte, wollte es so. Sie hatte mir auch einen Sarg besorgt, der rund um die Uhr auf mich wartete. Irgendwie wie die Air Force One für den Präsidenten. Für mich war es Dead Force One.

Der Grabstein war aus einfachem weißem Marmor, eine senkrechte Steinplatte, auf der fett eingravierte Buchstaben prangten, mit Gold ausgelegt: HARRY DRESDEN. Dann die Einlegearbeit eines goldenen Pentagramms, ein fünfzackiger Stern in einem Kreis, das Symbol der Kräfte der Magie, umfasst vom menschlichen Geist. Darunter befanden sich weitere Buchstaben: ER STARB, ALS ER DAS RICHTIGE TAT.

Irgendwie war es immer wieder ziemlich desillusionierend, diesen Ort aufzusuchen. Ich meine, wir werden alle sterben. Auf intellektueller Ebene ist uns das bewusst. Es wird uns klar, wenn wir noch ziemlich jung sind, und es jagt uns einen Höllenschrecken ein, also reden wir uns danach mehr als zehn Jahre lang ein, eigentlich unsterblich zu sein.

Der Tod ist nicht das, worüber man gerne nachdenkt, aber wie man es auch dreht und wendet, man entkommt ihm nicht. Egal, was auch immer man anstellt, wie verbissen man sich in Form hält, wie fanatisch man Diät hält, wie sehr man meditiert, betet oder wie viel Geld auch immer man der Kirche spendet. Am Ende bleibt dennoch nur diese einzige, kalte Gewissheit, der sich jeder auf Erden stellen muss: Eines Tages ist alles aus. Eines Tages wird die Sonne aufgehen, die Welt wird sich weiterdrehen, die Leute werden ihrem täglichen Trott nachgehen – aber man selbst wird nicht mehr dabei sein. Man wird ganz still und leise und kalt sein.

Trotz aller möglichen Religionen, trotz aller Berichte von Leuten, die Nahtoderfahrungen hatten, und der Vorstellungskraft von Geschichtenerzählern im gesamten Verlauf der Geschichte bleibt der Tod das letzte Mysterium. Niemand weiß mit unerschütterlicher Sicherheit, was danach passiert, und wir taumeln alle blind auf das zu, was im Dunkel jenseits der Schwelle auf uns wartet.

Der Tod.

Man kann ihm nicht entkommen.

Man.

Wird.

Sterben.

Das ist eine verdammt bittere, grässlich greifbare Tatsache, die man erst einmal ertragen muss – und glauben Sie mir, sie bekommt eine ganz neue Palette an Farben und Texturen, wenn Sie an Ihrem eigenen offenen Grab stehen.

Ich hielt inne zwischen all den stillen Grabsteinen und Gedenkstätten, die von nüchtern bis bizarr reichten, und der Mond schien auf mich herab. Es war Ende Oktober und zu kalt für Grillen, aber der Verkehrslärm, Sirenen, Alarmanlagen, Flugzeuge hoch über mir, weit entfernte laute Musik, kurz, der Puls Chicagos leistete mir Gesellschaft. Nebel war wie in so vielen Nächten aus dem Lake Michigan hervorgekrochen, Schwaden waberten zwischen den Gräbern und um die Gedenksteine. In der Luft lag eine stille, fast elektrische Spannung, eine Art gedämpfte Energie, wie man sie im Spätherbst so oft spürte. Halloween war fast da, und die Grenzen zwischen Chicago und der Geisterwelt, dem Niemalsland, waren so schwach wie zu keiner anderen Zeit.

Ich spürte die ruhelosen Gespenster des Friedhofs, die sich im wallenden Nebel regten und die energiegeladene Luft kosteten, die meisten viel zu schwach, um sich vor den Augen Sterblicher zu manifestieren.

Mouse saß neben mir, die Ohren aufmerksam nach vorn gerichtet, und ließ den Blick in regelmäßigen Abständen schweifen, und das so konzentriert, als könne er die Dinge, die ich nur ganz vage fühlte, tatsächlich sehen. Aber was auch immer sich da draußen befand, schien ihm keine Sorgen zu bereiten. Er saß ganz ruhig neben mir, meine behandschuhte Hand auf seinem Kopf.

Ich trug meinen langen Staubmantel aus Leder, dessen Pelerine mir fast bis zu den Ellbogen fiel, und darunter einen Pulli, eine schwarze Arbeitshose und alte Springerstiefel. Ich hielt meinen Magierstab in der rechten Hand. Er bestand aus solidem Eichenholz, in das ich eigenhändig von einem Ende zum anderen fließende Runen und Sigille geschnitzt hatte. Der silberne Drudenfuß meiner Mutter hing an einer Kette um meinen Hals. Aufgrund der Narben auf meiner Haut spürte ich das ebenfalls silberne, mit winzigen Schilden behangene Armband kaum, das an meinem linken Handgelenk baumelte, aber es war da. Einige Knoblauchzehen, die ich zusammengebunden hatte, ruhten in einer Tasche meines Staubmantels. Die Ansammlung seltsamer Gegenstände stellte ein ziemlich magisches Arsenal dar, das mich schon aus so manchen haarigen Situationen gerettet hatte.

Mavra hatte mir ihr Ehrenwort gegeben, doch ich hatte genug andere Feinde, die mir nur zu gern eins auswischen wollten. Also gab ich kein leichtes Ziel ab, aber im Dunkeln auf einem Friedhof herumzustehen, auf dem es spukte, war selbst mir nach einer Weile unangenehm.

»Komm schon«, brummte ich nach ein paar Minuten. »Was braucht sie denn so lange?«

Mouse stieß ein Knurren aus, das so tief und leise war, dass ich es kaum hörte – aber ich spürte die plötzliche Anspannung und Wachsamkeit meines Hundes, die meinen Arm von meiner verstümmelten Hand bis zum Ellbogen hinauf zum Erbeben brachte.

Ich umfasste meinen Stab fester und sah mich um. Mouse folgte meinem Beispiel, bis der Blick seiner dunklen Augen etwas folgte, das ich nicht sah. Was auch immer es war, es kam offenbar näher. Dann hörte ich ein leises Rascheln, und Mouse kauerte sich mit gefletschten Zähnen hin, wobei seine Schnauze auf mein offenes Grab gerichtet war.

Ich trat näher daran heran. Nebelschwaden waberten vom grünen Rasen hinein. Ich murmelte halblaut ein paar Worte, nahm mein Amulett ab und ließ einen Teil meines Willens in den fünfzackigen Stern fließen, wodurch er in einem gedämpften blauen Licht aufstrahlte. Ich legte das Amulett über die Finger meiner linken Hand, während ich mit meiner rechten den Stock umklammerte und ins Grab hinuntersah.

Der Nebel darin sammelte sich plötzlich, verdichtete sich und bildete die Gestalt einer dürren Leiche, die einer Frau, ausgemergelt und ausgetrocknet, als hätte sie Jahre in der Erde gelegen. Die Leiche hatte ein grünes Kleid an und darüber eine schwarze Tunika, wie man sie wohl im Mittelalter getragen hatte. Der Stoff war aus einfacher Baumwolle – also moderne Fabrikate und kein tatsächlich historisches Gewand.

Das...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2023
Reihe/Serie Die Harry-Dresden-Serie
Die Harry-Dresden-Serie
Übersetzer Dominik Heinrici
Sprache deutsch
Original-Titel Dead Beat (The Dresden Files 7)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Ben Aaronovitch • benedict jacka • Bestsellersserie • Chicago • Denarier • Dresden Files • eBooks • Fantasy • Fantasy Bestseller • Harry Blackstone Copperfield Dresden • Kevin Hearne • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Magier • Neuerscheinung • New York Times Bestseller • Paul Blackthorne • Privatdetektiv • Serie • Totenbeschwörung • Untote • Urban Fantasy • Wandelnde Tote • Zombies
ISBN-10 3-641-30438-5 / 3641304385
ISBN-13 978-3-641-30438-6 / 9783641304386
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