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Der Knochensplitterpalast (eBook)

Der Krieg
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
704 Seiten
Penhaligon (Verlag)
978-3-641-27040-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Knochensplitterpalast -  Andrea Stewart
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Die Zeit der Kaiser ist vorbei, doch wird Lin ihren Platz finden? - Das epische Finale der großen High Fantasy-Saga!
Die Knochensplitterarmee ist besiegt. Aber Lin weiß, dass ihre Verbündeten im Kampf zwar hilfreich waren, aber eine neue Weltordnung fordern. Und darin hat kein Kaiser einen Platz - auch nicht Lin.

Zudem wird der zerbrechliche Frieden von den Alanga ins Wanken gebracht, welche beginnen, die Seite zu wechseln. Einmal mehr hängt die Zukunft des Phönixreichs an Lin und mit Feinden auf allen Seiten und nur wenigen Freunden an ihrer Seite muss sie ein für alle Mal entscheiden, ob sie dem Weg ihrer Vorfahren folgen soll, um die Menschen ihres Reichs zu retten und endlich Frieden zu finden.

Das Finale der fesselnden High-Fantasy-Reihe, in der eine starke Frau über Sieg oder Niederlage eines Reiches entscheiden muss.

Alle Bände der Reihe:
1. Der Knochensplitterpalast - Die Tochter
2. Der Knochensplitterpalast - Der Kaiser
3. Der Knochensplitterpalast - Der Krieg

Andrea Stewart ist die Tochter von Einwanderern und wuchs an verschiedenen Orten in den Vereinigten Staaten auf. Ihre Eltern legten großen Wert auf Wissenschaft und Bildung, so dass sie ihre Kindheit mit Star Trek und alten Büchern aus der Bibliothek verbrachte. Als ihr (zugegebenermaßen ehrgeiziger) Traum, eine Drachentöterin zu werden, nicht in Erfüllung ging, wandte sie sich stattdessen dem Schreiben von Büchern zu. Heute lebt sie im sonnigen Kalifornien, wo sie nicht nur schreibt, sondern auch Katzen hütet, Vögel beobachtet und sich in jedes Abenteuer stürzt, das ihr in den Weg kommt.

Kapitel 1


Nisong


Gaelung


Nisong war an den Tod gewöhnt. Sie war es sogar gewohnt, dass ihr der Tod überallhin folgte, wie ein Welpe, der sich an die Fersen seines Frauchens heftete. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihr an die Gurgel gehen würde.

»Ich habe dir doch gesagt, dass sie hinter mir her sein würden«, zischte Ragan.

Sie packte ihn am Arm und zog ihn dicht an sich heran. »Still«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Leise winselnd zwischen den Ruinen kauerte Lozhi an ihrer anderen Seite.

Ragan schüttelte ihre Hand ab. »Nimm ihn heraus. Du wolltest den richtigen Zeitpunkt abwarten? Na gut. Jetzt ist er gekommen.«

Sie wollte weitergehen, bis sie keine Ahnung mehr hatte, wo sie war oder wo er sich befand – egal, wie verbissen sie ihn nach der Schlacht von Gaelung auch gesucht hatte. Mehrere Monate lang hatte sie sich trotz ihrer Trauer mühsam durchgeschlagen und war häufig selbst nur knapp der Entdeckung entgangen. Als sie ihn schließlich in einer Schänke aufspürte, hatte sie ihn zunächst gar nicht erkannt. Er hatte nach saurem Schweiß gerochen. Seine zuvor kurz geschorenen Haare waren ihm bis über die Ohren gewachsen. Seine Mönchskutte hatte er gegen eine verblichene braun-weiße Bauerntracht und einen Strohhut ausgetauscht, der sein Gesicht verbarg. Es hatte lange gedauert, bis sie sich einig wurden. Ständig hatte er sich gegen sie zur Wehr gesetzt, überzeugt, dass er niemanden brauchte, am allerwenigsten ein Konstrukt. Doch abgesehen von Lin war sie die Einzige, die den Splitter aus seinem Körper entfernen konnte. Und mit dieser Aussicht hatte sie ihn gelockt, wie mit einem Fischköder, den sie so lange vor seiner Nase baumeln ließ, bis er anbiss.

Bisher hatte sie ihn allerdings noch nicht entfernt. Ein paarmal hatte sie zwar schon darüber nachgedacht, es sich dann aber immer wieder anders überlegt. Der Splitter war das Einzige, was sie gegen ihn in der Hand hatte.

Sein Atem wärmte ihr Ohr. »Du hast ihn seit zwei Jahren in mir gelassen. Wenn du ihn jetzt nicht herausnimmst, werden wir beide hier sterben.«

Nisong biss die Zähne zusammen, bis es sich anfühlte, als könnten sie jeden Augenblick zersplittern. Wann würde er endlich aufhören zu sprechen? Sie konzentrierte sich und vernahm wieder das Rascheln, mit dem sie sich durch das Gestrüpp bewegten. Hätte es nicht geregnet, hätte sie den ersten knackenden Zweig gewiss überhört. Dann hätten sie in der zunehmenden Dunkelheit in den Alanga-Ruinen gerastet und miteinander gestritten, bis ihnen die Leute, die sich unbemerkt an sie heranschlichen, die Kehlen aufschlitzten.

Zugegebenermaßen hatte sie ihm erst nicht geglaubt, dass irgendjemand Jagd auf die Alanga machte. Als sie dann aber vom zehnten toten Alanga hörten, hatte er gebettelt und sie angefleht. »Hinter mir werden sie als Nächstes her sein«, hatte er mit Tränen in den Augen gesagt und ihr betrunken die Hände entgegengereckt. »Willst du diese Schuld auf dich nehmen? Wie soll ich mich denn verteidigen, wenn ich diejenigen, die mich umbringen wollen, nicht töten kann?«

Damals hatte sie sich ihren Irrtum eingestehen müssen: Irgendjemand brachte tatsächlich Alanga um. Sie wusste nur nicht, wer das war. Dennoch zögerte sie, den Splitter zu entfernen, den Lin in Ragans Körper gesteckt hatte. Inzwischen wusste sie, wie schnell seine Freundlichkeit in Wut umschlug, wenn sie ihm nicht gab, was er wollte. Nisong konnte noch immer seine Finger um ihren Hals spüren, als er nach ihrer ersten Weigerung versucht hatte, ihr seinen Willen aufzuzwingen. Sie hatte bloß gelacht. Er hatte lediglich leicht zudrücken können. Er wollte grundsätzlich töten, niemals nur verletzen – in dieser Hinsicht war er ausgesprochen berechenbar. Der Befehl, den Lin ihm eingepflanzt hatte, hielt ihn jedoch stets davon ab.

Lozhi drückte sich an Nisong. Vielleicht würde der Ossalen sich so weit beruhigen, dass er ihnen helfen konnte, dachte sie, während sie seine Wange kraulte. Mittlerweile war er so groß wie ein Pony und sah ziemlich furchterregend aus, doch er hatte noch immer Angst vor Männern. Insbesondere vor Ragan.

Nisong musste nachdenken. In einem Kampf wäre Ragan nutzlos. Er hatte nie gelernt, seine Gefühle zu zügeln. Er würde die Angreifer umbringen wollen und deswegen außerstande sein, ihnen auch nur den geringsten Schaden zuzufügen. Doch er konnte auch noch andere Dinge tun als kämpfen. Sie betrachtete die Ruinen um sich herum, das im Wind flackernde kleine Feuer und auch das Wasser, das sich zwischen den zerbrochenen Fliesen sammelte. Auf allen Seiten schien der Dschungel bis in die verfallenen Gebäude vorzudringen. Sie konnte sich dieses Terrain zunutze machen. Sie beide konnten es.

»Wir werden nicht hier sterben, wenn du gut auf mich hörst«, sagte sie und griff nach der Keule in ihrem Gürtel. »Wir stellen uns mit dem Rücken zur Wand in diese Ecke. Versuch gar nicht erst, dein Schwert zu benutzen. Da, da und da.« Sie zeigte auf rissige Mauern, die bei der geringsten Erschütterung einzustürzen drohten. »Lozhi und ich werden sie in diesen Bereich treiben. Aber beobachte den Kampf nicht. Wenn ich dich dazu auffordere, bringst du die Erde zum Beben.« Sie hielt ihm eine Hand hin. »Gib mir Lozhis Splitter.«

Er starrte sie finster an. Sie starrte zurück.

Einen Augenblick lang glaubte sie, dass er sich weigern würde. Er händigte sie ihr nur aus, wenn er ganz genau wusste, was sie damit tun würde, und er sie überwachen konnte. Da Lin ihn mit einem Splitter aus den Hörnern ihres Ossalens gezähmt hatte, fragte er sich bestimmt, was Nisong alles damit anstellen konnte. Doch schließlich löste er den Beutel von seinem Gürtel.

Die Knochenstücke darin klapperten, als er ihn ihr auf die Handfläche legte. Es waren nicht mehr viele. Ihr Gravierwerkzeug befand sich in ihrer Schärpentasche.

Während sie den Beutel an ihrem Gürtel festband, kamen die Angreifer aus dem Gebüsch hervor. Sie trugen dunkle Kleidung, ihre Klingen funkelten im Feuerschein. Nisong zog die Keule und trat ihnen entgegen. Sie spürte, dass Lozhi ihr folgte. Als sie sich eingestanden hatte, dass irgendjemand Alanga umbrachte, war sie davon ausgegangen, dass aufgebrachte Untertanen des Reichs dahinterstecken mussten. Egal, wie sehr Lin sich auch bemühte, diese neuen Alanga in die Gesellschaft einzugliedern, ihre Vorgänger hatten sie viele Jahre lang als Feinde gebrandmarkt und sich selbst als die Retter der Menschheit dargestellt und damit Vorurteile geschürt, die sich nur schwer beseitigen ließen. Als Nisong ihre fünf Gegner von Kopf bis Fuß musterte, erkannte sie jedoch, dass es nicht irgendwelche Leute waren, sondern professionelle Meuchelmörder.

Was bedeutete, dass sie in großen Schwierigkeiten steckte.

Als sich der Erste ihr näherte, gab sie sich ängstlich und schwach. Sobald er sich mit vorgereckter Klinge auf sie stürzte, schlug sie ihm jedoch die Keule seitlich an den Kopf. Damit waren nur noch vier übrig, von denen aber gewiss keiner mehr auf denselben Trick reinfallen würde. Sie wurden langsamer und umkreisten Nisong wie hungrige Wölfe, mit grimmig entschlossenen Gesichtern, in denen weder Mitleid noch Nervosität zu erkennen waren.

Hinter ihr wimmerte Lozhi. Drei der verbliebenen Attentäter waren Männer.

Zum ersten Mal seit Langem empfand Nisong Furcht. Sie hatte sich mit Ragan herumschlagen müssen und war mit ihren Plänen nicht recht vorangekommen. Ein paarmal hatten sie mit den Ioph Carn zusammengearbeitet und dabei so viel verdient, dass sie fast ein Jahr lang bequem davon leben konnten. Aus den Hörnern, die Lozhi zwischenzeitlich abgefallen waren, hatten sie insgesamt vierzig Splitter gewonnen. Viel zu wenig für eine Armee, aber immerhin hatte sie ein paarmal Gelegenheit gehabt, mit ihnen zu experimentieren, und einige winzige Konstrukte geschaffen. Darunter waren zwei kleine Spione gewesen – die sich allerdings beide gerade nicht in ihrer Nähe befanden.

Das Reich zurückerobern? Lin und ihre Liebsten leiden lassen? Diese Ziele erschienen ihr mittlerweile lächerlich, doch sie brannte dafür. Sie musste es tun. Dafür würde sie am Leben bleiben, weil es das Einzige war, das den Tod ihrer Freunde zumindest ein wenig aufwiegen würde.

Nisong sah hektisch hin und her, um keinen ihrer vier Gegner aus den Augen zu lassen. Sie spürte Lozhis Wärme nicht mehr hinter sich und ging im Schutz eines teilweise eingestürzten Daches in Deckung. Die stickige Abendluft fühlte sich wie ein feuchtes Tuch über Nase und Mund an. Eine Mücke schwirrte an ihrem Ohr vorbei.

Alle vier Mörder stürzten sich gleichzeitig auf sie.

In einem großen Halbkreis schwang sie die Keule und drängte zwei von ihnen zurück. Einer der anderen beiden versuchte, sie seitlich zu treffen, verfehlte sie jedoch. Fast im selben Augenblick spürte sie ein Brennen an der Wade und wusste sogleich, dass der letzte Gegner mehr Erfolg gehabt hatte. Die Wunde schien nicht besonders tief zu sein. Wenn sie es schaffte, wenigstens zwei der beiden zu einer der Wände zurückzudrängen, würde sie nur noch hoffen müssen, dass sie zur richtigen Seite umkippte …

»Jetzt!«, rief sie.

Der Boden bebte unter ihren Füßen. Obwohl Nisong damit gerechnet hatte, verlor sie beinahe den Halt. Fliesen splitterten, Steine barsten. Sie hielt den Atem an, als die Wand, an die sie die Angreifer gedrängt hatte, zu kippen begann.

Sie fiel von ihnen weg. Die Steine und der Gips rollten den Hang hinab und verschwanden im hohen Gras. Nisong wich zurück und fuhr herum, als ihr die anderen zwei Gegner einfielen, die noch hinter ihr lauerten. Die...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2023
Reihe/Serie Drowning Empire
Drowning Empire
Übersetzer Urban Hofstetter
Sprache deutsch
Original-Titel Bone Shard War
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Alix E. Harrow • All Age Neuerscheinungen 2023 • Alle Age • Asia Fantasy • Bone Shard Daughter • crescent city • Das Reich der Asche • diverse fantasy • Drowning Empire • eBooks • epische Fantasy • Fantasy • fantasybooktok • Fantasy für Erwachsene • Fantasy Neuerscheinung 2023 • Fantasy-Trilogie • forced proximity • High Fantasy • Iron Widow • Kevin Hearne • Magie • Monster • Neuerscheinung • Pageturner • Pageturner USA • Realm Breaker • Sarah J. Maas • starke Heldin • tyrannischer Herrscher • Vater-Tochter-Beziehung • Victoria Aveyard
ISBN-10 3-641-27040-5 / 3641270405
ISBN-13 978-3-641-27040-7 / 9783641270407
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