One Of Six - Vertrauen (eBook)
478 Seiten
Lyx (Verlag)
978-3-7363-2025-3 (ISBN)
Spannend und romantisch: New-Adult-Suspense bei LYX
Die Tage der Angst sind vorbei. Die sechs College-Studierenden mussten sich in dem abgeschiedenen Luxus Ski Resort in Eagle Creek ihren dunkelsten Geheimnissen stellen und lernen sich zu vertrauen. Denn nur gemeinsam konnten sie dem mysteriösen Unbekannten entkommen, der sie erpresst und bedroht hat. All das hat die Gruppe zusammengeschweißt - und bei einigen auch romantische Gefühle entstehen lassen. Doch nun wird diese Anziehung im beschaulichen Belville erneut auf die Probe gestellt, als sie sich nach einer Reihe von unerklärlichen Ereignissen die Frage stelle müssen, ob sie der Gefahr wirklich entkommen sind ...
Abschlussband der ONE-OF-SIX-Dilogie
<p><strong>Kim Nina Ocker</strong> lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hannover. Am liebsten schreibt sie Liebesgeschichten, realistische ebenso wie fantastische. Wenn sie nicht gerade am Computer sitzt und in die Tasten haut, verbringt sie ihre Zeit mit Familie und Freunden.</p>
49
LUCA
Freitag, 03. November 2023
Ich sitze im Schneidersitz auf meinem Bett und beobachte Riley, die allen möglichen Kram in ihre Handtasche schmeißt.
»Du musst echt nicht abhauen«, sage ich, allerdings aus reiner Höflichkeit. »Wahrscheinlich bleiben wir sowieso nicht die ganze Zeit hier. Wir gehen bestimmt was essen oder …«
Sie winkt so energisch ab, dass es aussieht, als wolle sie eine Fliege verscheuchen. »Ich bin alleine von dem, was du erzählt hast, traumatisiert. Wenn ihr das alles noch einmal durchkaut, will ich sicher nicht danebensitzen.«
Statt einer Antwort verziehe ich nur das Gesicht. Ehrlich gesagt würde ich es ihr gerne gleichtun: meine Sachen packen und abhauen, bevor Ana kommt. Als sie mir vor ein paar Tagen geschrieben und mich gefragt hat, ob sie vorbeikommen kann, habe ich sofort zugestimmt. Aber nicht, weil ich sie sehen will. Im Gegenteil. Unser Versprechen, in Kontakt zu bleiben und uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten, haben wir alle gebrochen. Vielleicht weil wir einander nur noch mehr an das erinnern, was vor vier Wochen dort oben in den Bergen von Colorado geschehen ist. Die Tragweite der ganzen Sache ist mir erst richtig bewusst geworden, als ich wieder zu Hause war. Die knappe Woche, die ich nach Eagle Creek bei meinen Eltern verbracht habe, war die Hölle. Die Geschehnisse sind über mir zusammengebrochen wie eine Sturzflut, haben mich unter sich begraben und mir eine Zeit lang die Luft genommen.
Ich bin mir nicht sicher, welcher Aspekt dieser Geschichte mich mehr belastet hat: Pauls Tod, die Tatsache, eine tiefgefrorene Leiche gefunden zu haben, oder die Erkenntnis, dass wir einem Mörder entkommen sind? Vielleicht war es die Summe der Dinge. Als ich zurück in Portland war, habe ich mich zusammengerissen und meinen Alltag wieder aufgenommen, aber die Angst und die Beklommenheit schwelen noch immer im Hintergrund, als würden sie nur darauf warten, mich in einem schwachen Moment zu erwischen und mir erneut den Boden unter den Füßen wegreißen zu können.
Von Leander, Jacob oder Christine habe ich nichts mehr gehört, dafür aber von Ana. Sie wollte wissen, ob die Polizei sich gemeldet hat, fragte nach Details aus meinem Verhör durch die Polizei im Krankenhaus, nach meinen Theorien. Meine Antworten waren größtenteils einsilbig, was vor allem daran lag, dass die Gespräche meine Erinnerungen mit voller Wucht zurückkehren ließen. Wie die Geister, die ich rief.
Ich reiße mich selbst aus meinen Gedanken, bevor ich mal wieder in den Strudel aus Erinnerungen gezogen werden kann. Riley schultert gerade ihre Handtasche, dann dreht sie sich zu mir um und mustert mich kurz. »Ich kann auch bleiben«, sagt sie ernst. »Du musst es nur sagen, falls du emotionale Unterstützung brauchst.«
Energisch schüttle ich den Kopf. Trotz des ganzen Chaos, das in mir tobt, habe ich nie so richtig mit Riley darüber gesprochen, wie es mir geht. Gegen welche Dämonen ich seit dieser Nacht kämpfen muss. Und das soll auch so bleiben. »Es ist okay, wirklich. Ich mag Ana. Du kannst gehen, wenn du willst.«
Sie nickt noch einmal, dann zwinkert sie mir zu, weist mich an, sie anzurufen, sollte ich sie brauchen, und verschwindet anschließend durch die Tür auf den Flur unseres Wohnheimes.
Geräuschvoll atme ich aus, sobald die Tür hinter ihr ins Schloss fällt. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. In zwanzig Minuten sollte Ana hier sein, das ist einfach nicht genug Zeit, um mich emotional darauf vorzubereiten. Während ich bei Jacob, Devan und mir das Gefühl habe, wir alle wollen die Ereignisse dieser Nacht so weit wie möglich von uns wegschieben, scheint Ana genau das Gegenteil zu tun. Sie lässt die Sache einfach nicht ruhen, hinterfragt jedes Detail und verbeißt sich in die kleinsten Vermutungen und Spekulationen. Sie hat mir nicht genau gesagt, warum sie mich besuchen will. Aber ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend ist sich sicher, dass es nicht um ein einfaches Kaffee-Date geht.
Ich greife nach meinem Handy, das neben mir auf der Bettdecke liegt, und öffne die Seite einer Nachrichtenagentur. Das Telefon ist neu, genau wie sämtliche Social-Media-Profile, die darauf angemeldet sind. Nach allem, was in Colorado passiert ist, wurde jeder von uns regelrecht gestalkt: Es kamen unzählige Interviewanfragen von der Presse, Freunde wollten unsere Version der Geschichte hören, und irgendwelche Leute, die uns höchstens vom Sehen kannten, haben versucht, Tratsch aus erster Hand zu ergattern. Nachdem unsere Namen bekannt wurden, haben wir uns alle von Instagram und Co. zurückgezogen, wenig später wurden auch unsere Handynummern geleakt. Keine Ahnung, von wem, aber es spielt eigentlich auch keine Rolle.
Vor einer Woche war Christine bei The Late Show zu Gast und hat ein Interview gegeben. Das hat mich nicht wirklich überrascht. Wir hatten keinen Pakt oder etwas in der Art, aber ich bin von Anfang an davon ausgegangen, dass Jacob, Devan und Leander nicht mit den Medien sprechen oder Interviews geben wollen. Bei Christine habe ich allerdings mit so was gerechnet. Danach war die Aufmerksamkeit noch einmal deutlich größer, doch zum Glück ist sie gerade dabei, wieder abzuflachen. Irgendwo auf der Welt gibt es sicher einen neuen Skandal, ein neues, grausameres Verbrechen, und die Aufmerksamkeit der Menschen richtet sich auf jemand anderen.
Zum Glück. Je schneller Gras über diese ganze Geschichte wächst, desto besser. Matthew Ismar sitzt hinter Gittern. Es gibt keinen Grund, alles immer und immer wieder zu durchleben. Paul ist tot, und das ist furchtbar. Er hat Vergeltung und Aufklärung verdient. Aber wir anderen leben, und man sollte uns zumindest die Chance geben, zurück zur Normalität zu finden.
Mit zusammengebissenen Zähnen rutsche ich vom Bett und halte den Atem an, als ich mich aufrichte. Die verdammte Prellung an meinem Oberschenkel und meiner Hüfte tut immer noch ziemlich weh. Meine ganze linke Seite sah bestimmt drei Wochen lang so aus, als hätte ein Kind mit grünen und gelben Filzstiften darauf herumgemalt. Die Ärzte haben mich vorgewarnt, dass eine solche Verletzung locker bis zu acht Wochen lang schmerzen kann, trotzdem bin ich jedes Mal sauer, wenn mein Bein unter meinem Gewicht protestiert. Ich bin vor einem Mörder geflohen, und die einzige Verletzung, die ich davongetragen habe, ist eine Prellung von einem Sturz auf eine verdammte Laterne. Das ist doch ein Witz.
Leise vor mich hin fluchend schlurfe ich ins Bad, um meine Haare zu kämmen und mir die Zähne zu putzen. Mir ist bewusst, dass ich mich ein wenig gehen lasse. Ich tue das Nötigste: besuche meine Kurse, erledige meine Aufgaben, esse, trinke … ich überlebe. Aber meine Haare sind stumpf, weil ich sie nicht richtig pflege, und ich müsste ganz dringend Wäsche waschen. Ich habe das Gefühl, ein bisschen die Kontrolle verloren zu haben, was womöglich daran liegt, dass mir der Alltag auf einmal unfassbar belanglos vorkommt.
Als ich fertig bin, ziehe ich mich schnell um. Gerade schließe ich den Knopf meiner Jeans, da klopft es laut an der Tür. Ich zucke zusammen, und ein paar Sekunden lang schlägt mein Herz viel zu schnell. Ich atme tief ein, durchquere den Raum und öffne die Tür.
Ana steht mit einem breiten Grinsen im Flur und schaut auf mich herunter. Im ersten Moment bin ich verwirrt, weil sie so anders aussieht, dann fällt mir auf, dass ihre Haare deutlich kürzer sind als noch vor ein paar Wochen und eine andere Farbe haben. Vermutlich ist das ihre ganz persönliche Reaktion auf das, was wir erlebt haben. Ihr Anblick löst eine Lawine an Erinnerungen aus und befeuert das ungute Gefühl, das sich seit meinem Aufenthalt in Eagle Creek in meiner Magengegend eingenistet hat. Aber Anas Veränderung hilft, die Gefühle im Zaum zu halten. Als hätte mein Verstand Schwierigkeiten damit, die Verbindung zwischen dieser neuen Ana und der aus Colorado zu ziehen.
»Du siehst heiß aus«, sage ich, während sie mich in eine kurze Umarmung zieht. »Komm rein.«
Ana macht ein paar Schritte in mein Wohnheimzimmer und sieht sich um. »Nett hier.« Sie deutet auf die Seite, auf der sich Rileys Habseligkeiten befinden, und wirft mir einen amüsierten Blick zu. »Warum weiß ich, dass das nicht deine Seite ist?«
Riley ist ein bunter Mensch: Batik-Bettwäsche, ein Kunstdruck von Roy Lichtenstein an der Wand, ein Regal voll mit einer wilden Mischung aus Funko Pops, Büchern und einer beeindruckenden Kotztütensammlung. Ihre Seite sieht nach Spaß aus, meine nach Klosterschule.
Ich zucke mit den Schultern und lasse mich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch fallen. »Die Zimmer hier werden teilweise jedes Semester neu vergeben. Irgendwie habe ich es nie eingesehen, mir für so kurze Zeit so viel Mühe zu machen.«
»Sympathisch«, kommentiert Ana, dann setzt sie sich auf mein Bett. »Ich habe auf dem Weg hierher übrigens Kaffee bestellt. Wusstest du, dass dein Campus einen Kaffee-Lieferservice hat?«
»Ja«, lache ich. »Das wusste ich. Haben ein paar Studierende letztes Jahr gegründet.«
»Verrückt.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich habe zwei Latte bestellt, ich hoffe, das ist okay.«
»Klar.« Ich lege den Kopf schief und mustere sie. Ana wirkt irgendwie nervös. Als wüsste sie nicht so richtig, was sie mit ihren Händen anfangen soll oder was sie normalerweise mit ihren Füßen tut. Die schlägt die Beine übereinander, stellt sie dann aber wieder auf, streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, schiebt sich die Ärmel ihres Hoodies hoch, nur um sie dann wieder herunterzuziehen.
»Was ist los?«, frage ich, als ihr Herumgezappel...
Erscheint lt. Verlag | 29.2.2024 |
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Reihe/Serie | One Of Six | One Of Six |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Devan • dramatisch • Emotional • Every little lie • Every little secret • follow me back • forced proximity • Große Gefühle • Leidenschaft • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Luca Murphy • Luxus • Nähe • New Adult • new adult suspense • one bed • Pretty Little Liars • Rivals to Lovers • riverdale • Romance • Romantik • romantisch • Secret Legacy • She falls first • Ski Ort • Spannung • Stellenausschreibung |
ISBN-10 | 3-7363-2025-6 / 3736320256 |
ISBN-13 | 978-3-7363-2025-3 / 9783736320253 |
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