Der Vampir und die Hexe: Vampirfluch (eBook)
342 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7546-8985-1 (ISBN)
Vivi Thea Veloy wuchs in der Schweiz auf und entdeckte schon in frühster Kindheit die Welt der Bücher für sich. Bald reichten ihr die erzählten Geschichten nicht mehr und sie begann, selbst Welten zu erschaffen. Nach einem achtjährigen Aufenthalt in Deutschland, wo sie ihren Mann kennengelernt und geheiratet hat, lebt sie nun wieder in ihrem Heimatland und widmet sich voll und ganz ihrem Autorenleben.
Vivi Thea Veloy wuchs in der Schweiz auf und entdeckte schon in frühster Kindheit die Welt der Bücher für sich. Bald reichten ihr die erzählten Geschichten nicht mehr und sie begann, selbst Welten zu erschaffen. Nach einem achtjährigen Aufenthalt in Deutschland, wo sie ihren Mann kennengelernt und geheiratet hat, lebt sie nun wieder in ihrem Heimatland und widmet sich voll und ganz ihrem Autorenleben.
Kennenlernen
Tarans Blick glitt über die Köpfe seiner neuen Mitschüler. Sie folgten dem Unterricht mehr oder weniger aufmerksam. Manche von ihnen unterhielten sich flüsternd und manch einer spähte hin und wieder zu ihm. Die menschlichen Düfte stiegen ihm in die Nase und regten seine Instinkte an. Er hatte schon so lange kein frisches Blut mehr getrunken, dass es ihn einiges an Überwindung kostete, ruhig auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben. Doch wenn er nicht nach wenigen Tagen ausziehen wollte, musste er sich beherrschen und nacheinander das Vertrauen dieser Schüler erschleichen.
Ein Lächeln trat auf seine Lippen und er richtete den Blick auf den Lehrer. Er hatte ihn bei seiner Anmeldung hier schon flüchtig gesehen. Für einen Lehrer des Gymnasiums schien er ganz okay zu sein und sich vor allem für das Wohl seiner Schüler zu interessieren. Was sehr selten der Fall war, wie Taran festgestellt hatte.
Dennoch hörte er dem organisatorischen Gefasel nur mit halbem Ohr zu. Er würde früher oder später erfahren, wann welche Ereignisse stattfanden. Außerdem bot Unwissen immer Interaktionsmöglichkeiten mit seinen Mitschülern, was die Beziehung zu ihnen verbesserte. Natürlich durfte er nicht übertreiben, um nicht zu nerven oder dümmlich zu wirken.
Die Schulglocke bimmelte und mehr als ein Schüler stöhnte auf. Das übliche Verhalten von denen, die den Unterricht als Qual ansahen. Dabei wussten sie gar nicht, wie gut sie es hatten. Als er in ihrem Alter gewesen war, hatten zwar theoretisch alle Zugang zu grundlegender Bildung gehabt, doch gerade ärmere Familien, hatten dieser modernen Entwicklung namens Bildung entsagen müssen. Nur die wenigsten hatten es sich leisten können, eine billige Arbeitskraft zu verlieren, wenn auch nur für einen halben Tag.
»Hi, ich bin Saskia.« Das Mädchen, das vor ihm saß, drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
»Und ich Nicole«, ergänzte die Schülerin direkt daneben. »Du bist übrigens ziemlich mutig, dich dahin zu setzen.«
»Warum?« Verwundert sah Taran auf den Tisch und daran herunter, konnte jedoch nichts Außergewöhnliches feststellen. »Ist der verflucht?«
Saskia lachte. »So etwas in der Art.« Mit dem Daumen deutete sie zum Fenster und senkte ihre Stimme. »Das Geistermädchen sitzt immer hier.«
Unwillkürlich glitt sein Blick in die entsprechende Richtung. Dort sassen zwei weitere Mädchen, ein schlankes und ein etwas rundlicheres. Letzteres begegnete seinem Blick interessiert, das andere hatte den Kopf auf die Tischplatte gelegt. »Geistermädchen?«, fragte er an die beiden Schülerinnen vor ihm gewandt. »Warum nennt ihr sie so?«
»Na, weil sie im Geisterhaus oben auf dem Berg wohnt. Ganz allein mit ihrer Tante.« Nicole rieb sich über die Arme. »Das ist richtig gruselig dort. Man sagt, dass man nachts unheimliche Schreie hört oder vom überwucherten Garten verschlungen wird.«
»Ach, hör auf.« Saskia schlug ihrer Freundin mit der flachen Hand gegen die Schulter. »Agathe lässt den Garten nur so wachsen, weil die Kräuter, die sie dort angebaut hat, dann besser wirken.« Sie wandte sich an Taran. »Du musst wissen, sie ist eine Naturheilkundige und versorgt meine Oma mit heilsamen Tees. Aber ich muss zugeben, das Haus ist wirklich irgendwie unheimlich. Ich frage mich, wie es sich dort lebt.«
»Du meinst, mit all den Geistern und anderen gruseligen Dingern dort?«
»Oh, ihr redet über das Geisterhaus?« Ein schlanker Junge mit schulterlangen, braunen Haaren trat zu ihnen. »Da kann ich dir ganz viele, gruselige Geschichten erzählen!« Er setzte sich verkehrt herum auf den freien Stuhl neben Taran, obwohl das nicht sein Platz war. »Wusstest du, dass mein Großvater mütterlicherseits dort verschwunden ist?«
»Was meinst du mit verschwunden?«, fragte Taran nach. Neugier und Unbehagen breitete sich aus und unwillkürlich glitt sein Blick zu den beiden Mädchen. Welches von den beiden wohnte wohl dort?
»Verschwunden. Dorthin gegangen und nie wiedergekommen. Das ist in der Geschichte wohl häufiger passiert. Dieses Geisterhaus wird immer von Frauen bewohnt. Seit es gebaut wurde, hat nie ein Mann dort gelebt. Jeder, der einen Fuß über die Schwelle gesetzt hat, ist nie wieder gesehen worden.«
»Und woher sollen sie dann eine Tochter haben?«, erkundigte sich Saskia und verschränkte die Arme.
»Vielleicht werden die Männer nur für das Eine benutzt.« Der Junge zuckte mit den Schultern.
Sie verdrehte die Augen und wandte sich wieder an Taran. »Hör nicht auf ihn. Er ist ein Idiot, der an Schauermärchen glaubt. Aber du kommst aus England, ja? Wo hast du da gelebt?«
»In London«, antwortete er und nur zögernd wandte er sich wieder seinen Gesprächspartnern zu. »Mitten in der Hauptstadt.«
»Oh, wie toll! Du musst uns unbedingt mal Fotos davon zeigen, ja?«
»Ich hab welche dabei, wenn du sie sehen willst.« Taran holte das Handy aus seiner Tasche und legte es vor sich auf den Tisch. »Hier gilt doch kein Verbot, oder?«
Saskia lachte. »Nein, voll nicht. Die Schule ist da recht großzügig. Im Unterricht solltest du es nur verstecken. Aber das sollte klar sein.«
»Natürlich.« Er öffnete seinen Ordner mit den Fotos und suchte die Bilder von London heraus. Die moderne Technik hatte dafür gesorgt, dass er wie ein gewöhnlicher Mensch auf den Bildern abgebildet wurde. Wahrscheinlich war das der Grund, warum der Glaube an übernatürliche Wesen wie ihn nach und nach verblasste. Es gab keine direkten Beweise mehr, dass Vampire existierten.
Immer mehr seiner Klassenkameraden versammelten sich um Taran und starrten auf sein Handy, während er von den Ereignissen erzählte, die Leute beschrieb oder die besten Plätze in London pries. Zufrieden registrierte er, wie die Schüler an seinen Lippen hingen und immer wieder Fragen stellten. Wer das bei ihm auf dem Foto sei oder wie es gewesen war, dort zu leben.
Bereitwillig erzählte er von seiner unspektakulären Geschichte, die er sich erdacht hatte.
»Wo ist denn deine Mutter?«, fragte ein zierliches Mädchen irgendwann. »Warum sieht man immer nur deinen Vater?«
»Ich habe nur ihn«, antwortete er schulterzuckend. »Meine Mutter starb, als ich noch klein war.« Das war eine glatte Lüge. Seine Mutter hatte ein langes, ärmliches Leben geführt, nachdem sie ihren Sohn verloren hatte, als dieser gerade zwanzig Jahre alt gewesen war. Taran hatte sie hin und wieder beobachtet, aus dem Schatten heraus, um sie nicht zu erschrecken. Ein Leben bei ihr wäre zu gefährlich gewesen. Für ihn und für sie. Er alterte nicht mehr und damals hatte er sich noch nicht so gut unter Kontrolle gehabt, dass er sich hätte sicher sein können, sie nicht irgendwann anzufallen.
Jetzt hingegen konnte er die verschiedenen Gerüche einsortieren, die ihn umgaben. Wie er schon längst bemerkt hatte, sagten ihm die Düfte der männlichen Zeitgenossen weniger zu. Er bevorzugte weibliches Blut, dessen Geschmack sich im Geruch widerspiegelte. Und hier waren ein paar Leckerbissen dabei. Einmal war da Saskia. Sie hatte etwas Herzhaftes an sich, das an den guten Auflauf einer Oma erinnerte. Schräg hinter ihr das Mädchen mit dem langen, geflochtenen Zopf. Sie roch wie Weihnachten: nach Zimt und Vanille.
Ein weiterer Duft wehte ihm an die Nase. Er war süßlich, wie Schokolade, und doch wieder nicht. Etwas war dabei, das er nicht zuordnen konnte, das jedoch sein Interesse weckte. Entstammte der Geruch dem Mädchen mit den schwarzen Haaren, das neben dem kräftigen Burschen stand? Nein, die roch nach Kamille.
»Sag, hast du Geschwister?«, fragte ebenjener Junge.
Taran schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin ein Einzelkind.«
»Oh je. Dann bist du bestimmt oft allein.« Der Schüler klopfte sich gegen die Brust. »Keine Sorge, wenn du dich einsam fühlst, kannst du jederzeit zu mir kommen. Wo wohnst du überhaupt?«
»In der Lindenstraße. Paps hat das Haus ganz am Ende gekauft. Das, was etwas abgeschieden ist, mit dem viel zu überwucherten Garten.«
»Ach! Das, was auch seit Ewigkeiten leer stand?«, rief Nicole aus. »Ich wusste nicht, dass da inzwischen wieder jemand eingezogen ist.«
Taran grinste schief. »Diesen Sommer, hab ich mir sagen lassen.«
»Oh, das wusste ich!«, rief ein strohblondes Mädchen dazwischen. Ihr Geruch war auch gar nicht so schlecht … »Mein Onkel hat das Grundstück in den letzten Jahren verwaltet und hat sich immer über die Aufgaben im Garten beschwert.« Es kicherte. »Meine Cousins und ich fanden es immer toll, dort zu spielen. Zwischen all den Bäumen, den wilden Blumen … Bitte versprich mir, dass ihr das alles genauso lasst!«
Er schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. »Tut mir leid, das kann ich nicht. Mein Vater ist ein leidenschaftlicher Hobbygärtner. Er hat schon damit angefangen, das alles bewohnbar zu machen.«
»Ach, manno. Ich hätte das Haus doch kaufen sollen.«
Taran schüttelte innerlich den Kopf. Das Mädchen hätte die entsprechenden Finanzen wohl kaum aufbringen können.
»Liebe Schüler, bitte nehmt wieder eure Plätze ein!«
Unwillig zerstreuten sich seine Klassenkameraden, während Taran verwirrt seinen Blick gleiten ließ. Hatte er tatsächlich über die Gespräche hinweg die Schulglocke überhört?
Mit einem zufriedenen Gefühl verließ Taran nach dem Unterricht die Schule. Obwohl für ihn jegliches, menschliches Essen nach nichts schmeckte und von seinem Körper zwar verarbeitet, aber nicht verwertet wurde, hatte er sich in die Kantine gesetzt und sich mit einigen seiner Klassenkameraden unterhalten. Er war sich relativ sicher, dass er mit den meisten recht gut klarkommen würde und das eine oder andere Opfer hatte er...
Erscheint lt. Verlag | 27.10.2022 |
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Reihe/Serie | Der Vampir und die Hexe | Der Vampir und die Hexe |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Fantasy • Geheimnis • Hexe • Liebe • Romance • Urban Fantasy • Vergangenheit |
ISBN-10 | 3-7546-8985-1 / 3754689851 |
ISBN-13 | 978-3-7546-8985-1 / 9783754689851 |
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